KRIEG DER RELIGIONEN

Politik, Glaube und Terror

im Zeichen der Apokalypse

 

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REZENSIONEN – 4


 

Aufklärung und Kritik

Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie 1/ 2006

 

Durch ihre beiden umfangreichen Werke „Hitler-Buddha-Krishna“ und „Der Schatten des Dalai Lama“ haben die beiden Kulturwissenschaftler schon vor einigen Jahren auf sich aufmerksam gemacht, indem sie u. a. aufzeigten, dass der Buddhismus und die ostasiatischen Religionen in der Geschichte keineswegs das friedliche Bild abgeben, das man ihnen bei ihren westlichen Bewunderern andichtet. Der neue Band über den Krieg der Religionen knüpft sozusagen daran an, wenngleich die ostasiatischen Religionen nur gestreift werden. Stattdessen werden hier die drei monotheistischen Religionen, Christentum, Judentum und Islam analysiert. Der Untertitel „Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse“ verdeutlicht bereits, dass die Autoren keineswegs den Islam als einzige gefährliche, „faschistische“ und terroristische Religion, d. h. auch Ideologie, des 21. Jahrhunderts ansehen, zumal sie den größten Teil des Buches dem Christentum widmen und über eine knappe Behandlung des fundamentalistischen Judentums eine Brücke zum terroristischen Islam schlagen. Eine Kriminalgeschichte des Islam, das erhellt aus dem umfangreichen Islamteil des Bandes immer deutlicher, ist noch nicht geschrieben worden und es täte Not, ähnlich Deschners bislang achtbändiger Kriminalgeschichte des Christentums, eine solche des Islams vorzulegen, wenn nicht eine noch umfangreichere Kriminalgeschichte der Religionen überhaupt.

 

Kennzeichnend für den religiösen Fundamentalismus ist nach Ansicht der Autoren der Gedanke der Apokalypse. Man glaubt in einer Endzeit zu leben, wo der Antichrist oder der Weltuntergang nahe ist (und damit auch das Paradies), wo der große Kampf des Guten gegen das Böse, Armageddon, kurz bevorsteht und alles in den Abgrund reißen wird. Kristallisationspunkt ist für die fundamentalistischen Teile der drei Religionen Palästina, genauer Jerusalem, wo der Endkampf stattfinden wird, wobei die Christen zum großen Teil, im Gegensatz zu früher, auf der Seite der Juden stehen, islamistische Fundamentalisten diese Christen aber zu sich herüberziehen und einen gemeinsamen Endkampf gegen den Teufel „Juda“ führen wollen, die Endlösung der Judenfrage ganz offen propagieren, und immer deutlicher öffentlich fordern, wie kürzlich der iranische Staatspräsident.

 

Verschwörungstheoretiker werden ihre reinste Freude daran haben, wenn sie die an Wahnvorstellungen grenzenden Phantasien christlicher, islamischer und zum Teil jüdischer Fundamentalisten lesen. 59% der US-Bürger glauben bereits, dass wir in einer Endzeit leben. Noch vor 10 Jahren hatte Francis Fukuyama mit seinem Buch „Das Ende der Geschichte“ einen eher positiven Ausblick nach dem Sieg über den real existierenden Sozialismus gegeben. Dann kam der pessimistischere Samuel Huntington, der einen Kampf der Kulturen herannahen sah. Dieser scheint nun zum Krieg der Religionen auszuarten. In diesen Kriegsvorstellungen ist tatsächlich das Ende der Zivilisation gekommen, der Untergang ist nahe.

 

Der ideologische Kitt, der die Fundamentlisten aller Länder zusammenhält, ist heute nach Ansicht der beiden Trimondis die Vorstellung der Apokalypse, eine Heils- und Endzeiterwartung, wo der Messias kommen wird, vorher aber vielleicht noch viele Antimessiasse und der Antichrist. Der Krieg gegen Andersgläubige hat mehr als krankhafte Züge angenommen. Man denke nur an die unbarmherzigen Halsabschneider im Irak. Wer jemals Filmaufnahmen von deren Taten gesehen hat, weiß, was er unter Multikulturalismus zu erwarten hat. An Grausamkeit wird der fundamentalistische Islam den Faschismus noch allemal überbieten.

 

Dass auch Politiker des westlichen Länder von fundamentalistischen Vorstellungen geprägt sind, sich als wiedererweckte Christen vermuten und eine Endzeit herannahen sehen, macht die Sache für den Normalbürger fast schon lebensgefährlich. Als frei Geister müssen wir alle aggressiven Theologien fürchten, die je schlechter die Zeiten, desto umbarmherziger mit ihren Gegnern umgehen werden. Und man täusche sich ja nicht, das Christentum sei durch die Aufklärung hindurchgegangen und daher gegen die Exzesse, wie sie im Islam stattfinden, schon gefeit.

 

Georg Batz

 

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