KRIEG DER RELIGIONEN

Politik, Glaube und Terror

im Zeichen der Apokalypse

 

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REZENSIONEN – 5


 

Die Berliner Literaturkritik

 

VER.DI PUBLIK

 


Auf der ersten Seite Ihrer Ausgabe vom 15. März 2006 schreibt die Berliner Literaturkritik: „Die ,SZ’ lobt ,Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse’ von V. und V. Trimondi.

 

 

Berliner Literaturkritik


 

Das Pulverfaß im Nahen Osten
Wie Islam, Judentum und Christentum sich bekriegen


14. März 2006

MÜNCHEN (BLK) – Als ein „wichtiges“, wenn auch zu umfangreiches Werk zum Thema Kampf der Religionen, welcher zunehmend den Weltfrieden bedrohe, wertet die „Süddeutsche Zeitung“ das Buch „Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse“ von Victor und Victoria Trimondi. Hauptverdienst der Autoren sei es, aufzuzeigen, dass am Konflikt im Nahen Osten der Islam, das Judentum und das Christentum gleichermaßen beteiligt seien und „die Todfeinde zusammenpassen wie Schlüssel und Schloss an der Tür zum Abgrund.“ Neben machtpolitischen Interessen seien auch die Heiligen Schriften aller drei Religionen dafür verantwortlich, welchen unabhängig voneinander mitunter sehr martialische Ideen zu Grunde lägen.

Die Hauptthese, so der Rezensent, sei, dass der gegenwärtige Weltkonflikt nicht auf einen „clash of cultures“, einen Krieg der Kulturen also, reduziert werden könne. Vielmehr seien es die Religionen, die einander bekämpften. Zudem müsse erkannt werden, dass die Extremisten nicht mehr nur eine „Randgruppe“ bildeten, sondern „zunehmend den harten, energiegeladenen Kern ihrer jeweiligen Religionen“. Der aufgeklärte, säkulare Westen müsse auf die „apokalyptische Matrix“, mit der er in die Rolle des „Großen Satan“ gedrängt werde, reagieren. Es sei aber auch angezeigt, dass die gemäßigten Religionsvertreter , zum Beispiel die christlichen Kirchen in Deutschland, sich mit den Abschnitten ihrer Heiligen Texte auseinandersetzten, die von Hass und Mord sprechen. Denn die apokalyptischen Vorstellungen der drei monotheistischen Religionen hätten sich, sosehr sie sich auch auf uraltes Schriftgut beriefen, „in einem dynamischen und überaus rasch verlaufenen Prozess ineinander zu genauer Entsprechung verzahnt.“

Das beträfe besonders die Geografie, alle drei seien sich einig, dass der apokalyptische Endkampf im Nahen Osten, speziell im Heiligen Land stattfinden werde. Darum kämpften dort alle um jedes Stück Land. Besonders herausgehoben werde von den Autoren, dass es nicht nur zwei, sondern drei Parteien seien, die dort aufeinander prallten. Denn die christlichen Fundamentalisten, welche die Israelis unterstützten, verfolgten das taktische Ziel der Missionierung. Der „Antagonismus“ gipfele im Jerusalemer Tempelberg: Wie könne ein Weg der Friedens und der Aussöhnung gefunden werden, wenn „alle drei Religionen unversöhnlich exklusiven Anspruch auf diese knapp zwanzig Hektar erheben?“ Drei Gotteshäuser nebeneinander, das klinge wie ein Rezept für Mord und Totschlag. Der Lösungsvorschlag der Autoren, den der Rezensent für den originellsten Beitrag des Buches hält, laute, dort oben einen Garten anzulegen: „Alle drei Religionen sind sich einig, dass der unschuldige Anfang wie das erlöste Ende die Züge eines Gartens tragen.“ (bor/lau)

Literaturangaben:
TRIMONDI, VICTOR und VICTORIA: Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse. Wilhelm Fink Verlag, München 2006: 597 S., 39,90 €.

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VER.DI PUBLIK

02.03.06

 

Die Reiter der Apokalypse

 

Religiöse Fundamentalisten sind ein echtes Problem. In den USA sind es die Evangelikalen oder „wiedergeborenen“ Christen. Sie glauben, dass die Bibel wortwörtlich zu verstehen ist: Nach dem Johannes-Evangelium steht das Ende der Schöpfung ins Haus. So bestialisch es laut biblischem Programm sein wird, die auserwählten Gläubigen beunruhigt das nicht, im Gegenteil. Das apokalyptische Geschehen kann erst wieder ablaufen, wenn das „auserwählte Volk der Juden“ wieder über ganz Israel herrscht. Demnach ist die allerheiligste Unterstützung Israels, durchgeführt mittels Spenden für die israelische Siedlerbewegung und hartnäckige Lobbyarbeit gegen die Road Map. Christliche Rechte und religiöse Zionisten schmieden merkwürdige Koalitionen im Diesseits. Wie diese abstruse Koalition funktioniert, hat die amerikanische Journalistin Barbara Victor in ihrem jahrelang recherchierten, genau und sachlich argumentierenden Buch dargestellt. Beunruhigend ist der Umstand, dass ihr zufolge 80 Millionen Endzeitgläubige eine politische Macht in der USA geworden sind mit direktem Einfluss auf das Weiße Haus. Wirklich brisant wird das fundamentalistische Handeln aber am Schauplatz Naher Osten, denn der reale Krieg um Öl trifft hier auf den irrealen Krieg um den besten Platz im Jenseits.

 

Das Standardwerk der Autorenpaares Trimondi zum Krieg der Religionen geht detailliert auf diese dramatische lokale Zuspitzung und die Endzeitszenarien der drei monotheistischen Religionen ein. Lesenswert sind die gründliche Aufarbeitung der historischen Quellen und die aufwendig recherchierte Gesamtszenerie der apokalyptischen Akteure, nun auch der islamistischen Kräfte. Problematisch ist die isolierte Darstellung der Heiligen Bücher. In dieser sind wiedergeborene Christen, religiöse Zionisten und revolutionäre Islamisten gleichermaßen verstrickt, im Dogma alter Bücher, gegen das neue Bücher wie die von Victor und Victoria Trimondi Argumente liefern.

 

Martin Zähringer

 

© VER.DI PUBLIK

 

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