Die Hamas im Kontext
der politischen Apokalyptik
Die fundamentalistische Palästinenserorganisation Hamas trägt nicht
nur die bekannten fundamentalistische Züge des Islamismus, sondern
kultiviert auch einen militanten Endzeitglauben. Der folgende Artikel ist
ein Abdruck aus dem Buch von Victor und Victoria Trimondi
„Krieg der Religionen – Politik, Glaube
und Terror im Zeichen der Apokalypse“ [Die letzte Überprüfung der
Fußnoten-Links fand im Frühjahr 2006 statt.]
Als
einen palästinensischen Ableger der von Hasan al-Banna
gegründeten ägyptischen Moslembruderschaft
baute Scheich Achmed Yassin 1978 die gemeinnützige Organisation Mujam’a auf. Nach Ausbruch der Intifada im Dezember 1987 änderte
die Gruppierung ihren Namen und nannte sich fortan Hamas, was soviel wie „Begeisterung“ oder „Eifer“ bedeutet. Die
Bewegung entwickelte sich als militant-islamische Alternative zur
nationalistischen Palästinensischen Befreiungsfront (PLO). Sie ist die
prominenteste und einflussreichste aller Muslim-Bruderschaften und
zahlenmäßig so stark, dass sie in vielen Institutionen innerhalb des
Gazastreifens und den autonomen Gebieten der PLO die Mehrheit streitig
machen kann. Ihr Kernanliegen ist an erster Stelle religiöser Natur und
erst an zweiter Stelle von nationalistischer. „Wir müssen in den
Gedächtnissen von Generationen von Muslimen einprägen, dass das Palästina
Problem ein religiöses Problem ist, was auf dieser Ebene gelöst werden
muss.“ – heißt es in Artikel 15 der Hamas-Charta.
Diese
politische Grundsatzerklärung aus dem Jahre 1988 fordert unter anderem eine
theokratische Staatsform (Scharia) mit dem Koran als der
eigentlichen Verfassung; die Rückkehr zu den wahren Prinzipien der
ursprünglichen Umma,
mit dem Propheten Mohammed als „Modell“; den Dijhad
als religiöse Pflicht für jeden Muslim. Die „Begeisterung“ der Hamas
gilt den Prinzipien des „Heiligen Krieges für Palästina gegen die Juden,
bis der Sieg Allahs verankert ist“. (1) Als edelstes Mittel hierzu dienen
die „Märtyrer-Operationen“. Die Hamas-Charta
fordert auch die Absage an alle internationalen Konferenzen und
Verhandlungen, die sich kompromissbereit mit der Landfrage in Palästina
auseinandersetzen. In Artikel 6 heißt es in erstaunlicher Ähnlichkeit zu
entsprechenden Statements von Gush Emunim, der radikalen jüdischen Siedlerbewegung:
„Das Land von Palästina ist heiliges, islamisches Besitztum, dass für
zukünftige muslimische Generationen bis zum Jüngsten Tag [!] bestimmt ist.
Keiner kann darauf verzichten, auch nicht auf einen Teil davon, oder es abtreten,
auch nicht einen Teil davon.“ (2) Die Erklärung beinhaltet außerdem eine
platte Verschwörungstheorie von der Weltherrschaft der Juden, die sich expressis
verbis auf die Protokolle der Weisen von Zion bezieht, und eine
Missbilligung der säkularen Politik der PLO. (3)
Einen
endzeitlichen Bezug findet sich in Artikel 34 der Hamas-Charta, wo gesagt wird, dass die Organisation den Djihad bis
zum Jüngsten Tag fortsetzen wird.
Grundlage hierfür bildet das folgende in der Charta aufgeführte Hadith,
wonach Mohammed seinem Gefährten Ma’adh ibn Jabi prophezeit haben
soll: „O Ma’adh, Allah wird euch nach meinem Tod
den Sieg über Syrien geben, von al-Arish bis zum
Euphrat, und eure Männer, Frauen und weibliche Sklaven werden dort bis zum
Tage der Auferstehung wohnen. Diejenigen aber von euch, die sich
entscheiden (in den Ebenen von Syrien und Palästina zu leben), werden sich
im Zustand des Djihad
befinden bis zum Tage der Auferstehung.“ (4) Auch Artikel 7 macht
endzeitliche Andeutungen. Dort ist das von uns schon erwähnte Hadith vom Gharqad
Baum zitiert, welches die Vernichtung der Juden zur Bedingung macht,
damit die Endzeit-Ereignisse überhaupt eintreten können: „Der Prophet
(Gebet und Friede sei mit ihm) sagt: Die Stunde wird nicht kommen bevor die
Muslime die Juden bekämpfen (und die Muslime sie töten), bis sich die Juden
hinter Bäumen und Felsen verstecken und die Bäume und Felsen sagen werden:
‚Oh ihr Muslime, Ihr Diener Gottes,
hier sind die Juden, kommt und tötet sie!’ mit Ausnahme des Gharqad
Baumes (5), denn er ist der Baum der Juden!“ (6) Mit der, sozusagen
verfassungsmäßigen, Verankerung dieses Satzes stellt sich die Hamas expressis verbis in die Tradition
der islamischen Apokalyptik.
Jedenfalls ist die Suggestionskraft des besagten
Hadiths so stark, dass sie zu einer
Legendenbildung aus der jüngsten Zeit geführt hat. Im Gaza-Streifen und in
der Westbank erzählt man sich, dass palästinensische Jugendliche aus der Intifada von „sprechenden Bäumen und
Sträuchern“ auf das Versteck eines Juden aufmerksam gemacht wurden, den sie
dann nach seiner Entdeckung „töten“, d. h. ermorden, konnten. Hamas Scheich Achmed Yassin gab zu
dieser Geschichte folgenden Kommentar ab: „Dass die Bäume in Ramallah
sprechen, ist eines der Zeichen für den kommenden Sieg des Islams. Und es
ist nicht das einzige Zeichen. Vor diesem Ereignis strömte aus den Körpern
einiger Mujaheddin, die in den letzten Schlachten das Martyrium
erlitten, ein angenehmer Duft aus, bevor sie begraben wurden. Wahrlich, die
Prophezeiung unseres geliebten Propheten (Friede sei mit ihm) wurde
erfüllt, weil die Bäume und Steine gesprochen haben und in Zukunft werden
wir Zeuge von weiteren Zeichen Allahs sein. Dieses Ereignis hat unseren
Glauben und unsere Moral gestärkt, und wahrlich, Allahs Hilfe wird kommen. Dieses
Ereignis hat in der Tat die Moral und den Glauben der Mujaheddin, der Löwen des Islams, gestärkt.“ (7)
Auch
in der Ijlin Moschee von Gaza,
einer spirituellen Hochburg der Hamas-Anhänger, werden Predigten
apokalyptischen Inhalts gehalten. „Die Juden erwarten den falschen
jüdischen Messias,“ – ließ dort Scheich Ibrahim Madhi,
einer der populärsten palästinensischen Imame, im April 2002 seine Zuhörer
wissen – „während wir, mit Allahs Hilfe, den Mahdi und Jesus, Friede sei mit
ihnen, erwarten. Mit reinen Händen wird Jesus den falschen jüdischen
Messias [Dajjal]
töten. Wo? In der Stadt Lod, in Palästina.“
Anschließend zitierte der Scheich die Stelle mit dem Gharqad-Baum
und versicherte: „Wir glauben an dieses Hadith!“
(8) Ein anderer Scheich, Bassam Jarrar, Religionslehrer und Hamas Sympathisant aus der Westbank,
prophezeite, der Islam habe in Mekka und Medina begonnen und werde in
Jerusalem enden. (9) Ebenso haben die
beiden Irak-Kriege im Weltbild der Hamas
eine kosmische Bedeutung. Als die
USA 1990 in der saudischen Wüste Truppen stationierte hieß es in einem
Kommuniqué: Dies ist eine „weitere Episode im Kampf zwischen Gut und Böse,
ein abscheulicher christlicher Komplott gegen unsere Religion.“ (10) Es ist
ganz besonders der religiösen Propaganda der Hamas zu verdanken, dass in der gesamten Welt des radikalen
Islams ein theologisch begründetes Dogma verankert wurde, dem keine
extremistische Gruppe zu widersprechen wagt und von dem es im Artikel 14
der Charta heißt: „Die Befreiung
dieses Landes [Palästinas und Jerusalems] ist eine individuelle Pflicht,
die alle Muslime der Welt zusammenbindet. Das ist die Basis, von der aus
alle Muslime das Problem zu sehen haben; das muss von allen Muslimen so
verstanden werden.“ (11) Jerusalem hat auch für die Hamas, wie wir im nächsten Kapitel zeigen werden, eine zentrale
eschatologische Bedeutung.
Im Frühjahr 2004 wurden der
Hamas-Gründer und -Chef Scheich Achmed Yassin und kurz darauf auch sein
Nachfolger Abdul Azis Rantissi von den Israelis
liquidiert. Der 53 Jahre lang gelähmte Yassin galt in der arabischen Welt
als hohe spirituelle Autorität und als ein Beispiel dafür, wie Schwäche in
Stärke umgewandelt werden kann. Er soll kurz vor seinem Ableben gesagt
haben, dass er sich einen Tod als Shahid (Märtyrer) immer gewünscht habe.
Jedenfalls konnten die Israelis mit dem Mordanschlag den religiösen Kopf
der Hamas ausschalten.
Vielen säkular eingestellten Palästinensern mag der apokalyptisch
gefärbte Radikalismus der Hamas
lächerlich und bizarr erscheinen. Es besteht dennoch kein Zweifel daran,
dass auch die PLO das politische Klima im Nahen Osten mit fragwürdigen
religiösen Parolen heftig angeheizt hat. Jassir Arafat ließ sich, obgleich
säkular eingestellt, oft genug zu fundamentalistischen Sprüchen hinreißen,
um die Massen zu mobilisieren. Es gibt eine ganze Anzahl Zitate von ihm,
welche die Vernichtung Israels fordern, die keinen Kompromiss im Falle
Jerusalem zulassen und die das Heilige Martyrium verherrlichen. Nur wenige
Monate nach den Osloer Verträgen skandierte der PLO-Führer: „Sie werden für
Allah kämpfen, sie werden töten und getötet werden, und das ist ein feierlicher
Eid. [...] Unser Blut ist billig, verglichen mit der Sache, die uns
zusammengebracht hat und die uns nur momentan trennen wird, aber bald
werden wir uns im Himmel wieder treffen ... Palästina ist unser Land und
Jerusalem ist unsere Hauptstadt.“ (13) 1996 sagte Arafat: „Wir sind bereit,
als Märtyrer zu sterben bis unsere Fahne über Jerusalem flattert. Keiner
sollte glauben, sie könnten uns mit ihren Waffen erschrecken. Wir haben
stärkere Waffen, die Waffen des Glaubens, die Waffen des Opfers, die Waffen
des Djihad.“ (14) Auch wenn sich der
Palästinenserführer später damit entschuldigte, dass er mit dem Begriff „Djihad“
dessen allgemeine Bedeutung „Anstrengung“ angesprochen habe, so weiß er
sehr wohl, dass Djihad
in den radikalen Milieus der Intifada
ohne wenn und aber als „Heiliger Krieg gegen die Ungläubigen“ verstanden
wird. Der Religionswissenschaftler Richard Landes kommt deswegen zu dem
Schluss: „Arafat benutzte im Arabischen die apokalyptische Sprache des
Martyriums.“ (15) Auch der verstorbene Staatschef der Palästinenser war
(wie heute George W. Bush und Ariel Sharon) ein machtpolitischer Jongleur,
der sich sehr gut darauf verstand, seine Person und seine Politik je nach
Bedarf mit religiösen Metaphern für ein leichtgläubiges Publikum
„schmackhaft“ zu machen.
Endnoten
(1) Raphael Israeli – Muslim Fundamentalism
in Israel – London 1993, 21
Die Hamas und die Vernichtung der Juden
|
Datum des Newsletters: 10. August 2006
Orte des Geschehens: Palästina
Protagonisten: Hamas
Mitspieler
im apokalyptischen Welttheater des Nahen Osten ist die Hamas, auch wenn ihr im Augenblick noch eine Nebenrolle
zukommt. Obgleich sich die gesamte politische Aktivität dieser von den
ägyptischen Muslimbrüdern abstammenden
palästinensischen Organisation in der Auseinandersetzung mit dem Staat
Israel erschöpft, so versteht sie sich doch als Kombattanteneinheit für
eine islamische Weltrevolution und das an exponiertester Front, denn die
„Juden-Frage“ war nicht nur für den Propheten Mohammed, sondern auch für
die prominenten Gründergestalten des radikalen Islamismus ein zentrales,
religionspolitisches Thema. Noch vor dem Sechs Tage Krieg (1967) hatte
einer von ihnen, der Ägypter Seyyed Qutb, der die Ideologie der Hamas mitbeeinflusste, prophezeit:
Die Juden „sind heute in die Verderbnis unter der Gestalt von ‚Israel’
zurückgekehrt, was den Arabern, den Besitzern des Landes, empfindlichen
Schaden zugefügt hat. Gott wird sie [die Juden] jetzt in die Macht von
jemandem legen, der ihnen die schlimmsten aller Torturen auferlegen wird.“
Diese negative Fixierung auf
die Juden kann sich auf mehr als ein Dutzend Stellen aus dem Koran berufen, die zweifelsohne die
ideologische Quelle für den religiös begründeten Judenhass bilden. Aber
ihre direkte Verknüpfung mit der islamischen Eschatologie wird erst aus den
Hadiths
(Sprüchen des Propheten) möglich, allen voran durch die berüchtigte Passage
vom „Gharqad Baum“, die besagt, dass der Endzeit (die „Stunde“, wie sie im Koran genannt wird) unmittelbar die Vernichtung der Juden
vorausgeht. „Die Stunde wird nicht kommen bevor die Muslime die
Juden bekämpfen, bis sich die Juden hinter Bäumen und Felsen verstecken und
die Bäume und Felsen sagen werden: ‚Oh ihr Muslime, Ihr Diener Gottes, hier
sind die Juden, kommt und tötet sie!’ – mit
Ausnahme des Gharqad Baumes, denn er ist
der Baum der Juden!“ – heißt es dort. (Sahih
Muslim, Buch 40, Nr. 6985) Dieser verhängnisvolle Doomsday-Spruch
besitzt heute eine unheimliche Popularität nicht nur in Palästina, sondern
in der gesamten muslimischen Welt und ist drei seit Jahrzehnten der ständig
repetierte Inhalt unzähliger Hasspredigten radikalisierter islamischer
Geistlicher. Aber darüber hinaus ist er Teil der Hamas-Charta von 1988, wo in Artikel
7 diese Aufforderung zur Juden-Vernichtung kodifiziert wurde. Die Erklärung beinhaltet außerdem eine
platte Verschwörungstheorie von der Weltherrschaft der Juden, die sich expressis
verbis auf die Protokolle der Weisen von Zion bezieht.
Auch
der Artikel 6 der Grundsatzerklärung hat einen eschatologischen Inhalt, der
sich auf Palästina als terra sancta beziehen, eine Vorstellung, die eindeutig
von den Christen und Juden übernommen wurde: „Das Land von Palästina ist
heiliges, islamisches Besitztum, dass für zukünftige muslimische
Generationen bis zum Jüngsten Tag [!] bestimmt ist. Keiner kann darauf
verzichten, auch nicht auf einen Teil davon, oder es abtreten, auch nicht
einen Teil davon.“ Ein endzeitlicher
Bezug findet sich ebenfalls in Artikel 34 der Hamas-Charta, wo gesagt wird, dass die Organisation den Djihad bis
zum Jüngsten Tag fortsetzen wird.
Grundlage hierfür bildet der folgende Prophetenspruch (Hadith): „O Ma’adh, Allah wird euch nach meinem Tod den Sieg über
Syrien geben, von al-Arish bis zum Euphrat, und
eure Männer, Frauen und weibliche Sklaven werden dort bis zum Tage der
Auferstehung wohnen. Diejenigen aber von euch, die sich entscheiden (in den
Ebenen von Syrien und Palästina zu leben), werden sich im Zustand des Djihad
befinden bis zum Tage der Auferstehung.“
Die
Sunniten, und damit auch die Hamas,
haben in Details einige unterschiedliche Vorstellungen von den Letzten
Ereignissen wie die Schiiten. In ihren Prophezeiungen erscheinen am Ende
der Tage gleich zwei militante Messiasse: der Mahdi und kurz danach der muslimische Jesus. Beiden steht der Dajjal, das islamische Äquivalent zum Anti-Christen, als oberster Feldherr
der ‚Bösen’ gegenüber. Viele Palästinenser glauben nun fest an die durch
einige Hadiths
(Sprüche des Propheten) verbürgte Vorhersage, dass der Dajjal [Anti-Christ] eine
jüdische Gefolgschaft habe oder selber ein Jude sein werde. Auch diese
Spekulation gibt den Juden im Endzeitdrama eine entscheidende Rolle.
So
gilt auch hier der von uns schon oft wiederholte Satz: „Der Messias der
einen ist der Anti-Messias der anderen!“ Diese Umkehrlogik wird tatsächlich
in antisemitischen
Predigten apokalyptischen Inhalts thematisiert, die in der Ijlin Moschee von Gaza, einer
spirituellen Hochburg der Hamas-Anhänger, zu hören sind: „Die
Juden erwarten den falschen jüdischen Messias,“ – ließ dort Scheich Ibrahim
Madhi, einer der populärsten palästinensischen
Imame, im April 2002 seine Zuhörer wissen – „während wir, mit Allahs Hilfe,
den Mahdi und Jesus, Friede sei mit ihnen, erwarten. Mit reinen Händen wird
Jesus [der islamische Jesus] den falschen jüdischen Messias töten. Wo? In
der Stadt Lod, in Palästina.“ Direkte apokalyptische
Spekulationen verbreitet auch der Hamas-Scheich Bassam Jirrar,
der einen Bestseller mit dem Titel „Das Ende von Israel im Jahre 2022“
verfasst hat.
Eingedenk
dieses Materials kommt der beste westliche Kenner der muslimischen Doomsday-Kultur, der amerikanische
Religionswissenschaftler David Cook, zu dem Schluss: „Bei der Hamas im Westjordanland und im
Gaza-Streifen handelt es sich eindeutig um eine apokalyptische Gruppe, wie
sich aus ihren Pamphleten und ihrer übrigen Literatur ohne weiteres ergibt.
Ihre Ideologen benutzen in ihrer Propaganda gegen die PLO regelmäßig
apokalyptische Motive. Der Beginn der Intifada
1987 stimmt überein mit einer 80 Jahre alten Vorhersage des
Weltuntergangs.“
Der Hamas-WahlSieg und die
Amerikanische Doomsday-Szene
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Datum des Newsletters: 27. Januar 2006
Orte des Geschehens: USA, Israel, Palästina
Protagonisten: Hamas, Hal Lindsey
Der Wahlsieg der radikalen
Hamas und der militante Messianismus Mahmoud Ahmadinedschads
haben Amerikas christlichen Apokalyptikern erneut einen Aufschwung
verliehen. Sie sehen durch beide Ereignisse den eschatologischen Prozess
bestätigt, der im Jahre 1948 mit der Gründung Israels begann. Hal Lindsey,
Autor des Bestsellers „The late planet earth“, prophezeit in
einem Statement zum Hamas-Sieg, abgeleitet aus Bibelzitaten, es werde in
den nächsten Jahren eine islamische Großarmee unter der Führung Russlands
und Persiens (Irans) gegen Israel antreten und das Land beinahe einer
totalen Zerstörung aussetzen. Dann erscheine in letzter Minute Jesus
Christus als übermächtiger Feldherr, um nach der Armageddon-Schlacht die
Juden vor der völligen Vernichtung zu retten. Nicht erwähnt wird in diesem
Statement die Prophezeiung, dass die Kinder Israels, soweit sie überlebt haben,
zum Christentum konvertieren müssen oder, sollten sie sich weigern, getötet
werden.
Gott, so mehrere
Protagonisten der Christlichen Rechten, habe sich an Ariel Scharon gerächt,
weil er entgegen dem göttlichen Willen die road map für den Frieden unterstützte. „Zwei Ereignisse
änderten die gesamte politische Landschaft in Israel, ja in der gesamten
Welt. Zuerst hatte Ariel Scharon seinen tragischen Schlaganfall und dann
wurde die Hamas an die Macht gewählt ….“
schreibt Hal Lindsey. Es sei allein Benjamin Netanjahu, der die
Israelis durch diese prekäre Endzeit-Phase hindurch führen könne. „Ich
glaube Gott wird die Ereignisse so gruppieren, dass ‚Bibi’ Netanjahu
gewählt wird.“ – meint Lindsey.
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