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HITLER - BUDDHA - KRISHNA

Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute

 

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In diesem Feature des Südwestfunks setzt sich Dr. Anat-Katharina Kalman mit den religiösen und okkulten Weltbild der Nazis auseinander unter besonderer Berücksichtigung der östlichen Religionen. Als Grundlagentext hierzu diente insbesondere auch das Buch: Hitler Buddha Krishna – Eine Unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute

 

 

 

SWR2 vor Mitternacht

Dr. Herbert Antl

 

Sendung: SWR 2 vor Mitternacht (Archivnummer)

Termin: Herbst/Winter 2006 

Länge: max 56:40 mit An-/Absage

Beginn: 23:05 Uhr

Prod.-Nr.1000 127    

 

Technik:         

Regie: Nicole Paulsen

Prod.-Ort: Baden-Baden

Datum:18.-20.09.2006

Studio: Regie 3

 

Esoterischer Rassismus

 

Wurzelrassen, Arier und Samurai

Das religiöse Weltbild. des deutschen Nationalsozialismus

 

Ein Feature von Dr. Anat-Katharina Kalman

 

 

Sprecherin:

Unerschütterlicher Gleichmut und absolute Kontrolle über Seele und Geist - selbst beim Anblick der Leichen jener Menschen, die man kurz vorher selbst umgebracht hat.

O-Ton Heinrich Himmler:    

Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn hundert Leichen beisammen liegen, wenn fünfhundert daliegen oder wenn tausend daliegen. Und dies durchgehalten zu haben. Und dabei abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen anständig geblieben zu sein, hat uns hart gemacht und ist ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt.

 

(ATMO..... scharf einsetzend... Wagner-Oper..... da hinein Zitator  und Musik drunter liegen lassen)

Zitator:

Heil, Hermann ! Heil Dir, Sieger der Kohorten ! // Germaniens Retter, Schirmer und Befreier!” // Vor dieser Mordbrust keine Ruhe, // als bis das Raubnest ganz zerstört, // und nichts, als eine schwarze Fahne,  // vor seinem öden Trümmerhaufen weht!    (Heinrich von Kleist  Auszüge aus: „Hermannsschlacht“ und „Katechismus der Deutschen“)

 

(ATMO.... Musik wieder hochziehen........ es  donnert  da hinein..... Musik wird leiser und verschwindet  langsam..... es regnet.......)

Sprecherin:               

Unerschütterlicher Gleichmut und absolute  Kontrolle über Seele und Geist - selbst beim Anblick der Leichen jener Menschen, die man kurz vorher selbst umgebracht hat. Das erschien dem im Jahr 19oo geborenen SS - Reichsführer Heinrich Himmler als eine der größten Tugenden des zukünftigen  arischen Herrenmenschen. Das leidenschaftslose Töten - das, was die Philosophin Hannah Arendt “die Alltäglichkeit des Bösen” nannte – war für ihn ein nie zu nennendes “Ruhmesblatt”. Eine Übung im Heiligen Krieg der Arier gegen die minderwertigen Rassen.  Und zur Bekräftigung seiner Worte berief sich Heinrich Himmler  auf eine Passage aus der Bhagavad-Gita - der hinduistischen Lehre Krischnas - die aussagt, dass im Sinne der hinduistischen Karmalehre niemand wirklich stirbt und darum auch niemand wirklich tötet. Denn alles “ist” und “lebt” ewig weiter  - im rein Geistigen oder über verschiedene körperliche Inkarnationen hinweg. Wer also “schlechte Inkarnationen” eliminiert, tötet sie nicht. Er “schickt” sie “nur“ in die geistige Welt zurück.  Darum ist er auch kein Mörder.  Das Zerstören von “minderwertigen Rassen“ entsprach in der Weltanschauung des deutschen NS Regimes lediglich dem Ausreißen von Unkraut.

 

Stimme Krischnas:  

Wer tötend, glaubt, dass er tötet / wer getötet, zu sterben glaubt / Irr’ geht dieser, wie jener /Der stirbt nicht, und der tötet nicht. / Wer einen für den Mörder hält /wer einen hier gemordet meint, / der kennt und weiß von beiden nichts. / Denn keiner mordet, keiner stirbt / Wohlan, den Kampf beginne Du !  ( Bhagavad Gita, Zitat aus Victor und Victoria Trimondi, op.cit. S.32)

 

Sprecherin:   

Es heißt, Heinrich Himmler habe die Bhagavad Gita so sehr geschätzt, dass er sie ständig bei sich trug. Und noch mehr. Sein Masseur Felix Kersten berichtet in seinen 1952  erschienen Erinnerungen Totenkopf und Treue  wie erstaunt er war, als Himmler ihm eines Tages daraus folgenden Satz vorlas und meinte, dass  dieser auf den Führer, auf Adolf Hitler zugeschnitten sei.

 

Zitator:

“Sooft der Menschen Sinn für Recht und Wahrheit verschwunden ist und Ungerechtigkeit die Welt regiert, werd’ ich aufs Neue geboren, so will es das Gesetz...” (Bhagavad Gita, Zitat aus Trimondi, op.cit.p.)

 

Sprecher:

Der 1889 im österreichischen Braunau geborene Adolf Hitler als die Inkarnation des indischen Gottes Krischna ! Als großer historischer Erlöser und spiritueller Führer, der in einem Heiligen Krieg die Erde von schlechten und dunklen Volkern befreit und damit den “Edelrassen“ ermöglicht, die Welt zu besiedeln. Diese Vorstellung reichte weit über die landesübliche nationalsozialistische  Propaganda hinaus: über Germanenstämme, Ritterorden im Mittelalter, die preußische Armee und das erlittene Unrecht im Ersten Weltkrieg. Hier ging es nicht nur um den Kampf der tollkühnen Germanen gegen den Rest der Welt. Hier standen spirituelle Zucht und Dressur des Geistes nach asiatischem Vorbild im Mittelpunkt. Eine starre Hierarchie des Lebens. Töten als religiöse Handlung,  Völkermord und  Krieg als kulturstiftendes Gründungsopfer. Das war kein Zufall. Es war auch nicht nur der  Spleen eines einzelnen  illuminierten SS-Reichsführers. Der deutsche Nationalsozialismus  - darüber sprechen leider nur wenige - war nämlich auch eine Art Religion.

 

Sprecherin:

Eine politische Religion, die sich aus unterschiedlichsten Kulten zusammensetzte und die doch eine in sich klar strukturierte Kosmologie besaß. Nach dem geplanten Endsieg sollte sie zur alleinigen Weltanschauung der siegreichen Arier ernannt werden  - erklärt der Münchner Kulturwissenschaftler Herbert Röttgen.

 

O-Ton Herbert Röttgen (Victor Trimondi):                    

Diese Konstruktion eines religiösen Modells, die belief sich nur über eine Zeit von ungefähr vier Jahren von 1935 von der Gründung des Ahnenerbes der SS bis 1939. Beim Ausbruch des Krieges war das zu Ende und wurde ad acta gelegt. Und sollte dann de facto nach dem Ende des Krieges, also nach dem Endsieg wieder hervorgeholt werden.

 

Zitatorin:      

Für sie ist das Universum ein endloser Prozess der materiellen Transformation. Geburt, Leben, Tod, Wiedergeburt. Die Rotation der Planeten, der jahreszeitliche Zyklus, das Wachsen und Vergehen jedes lebenden Organismus war für sie das “Natur-Ur-Gesetz”, woraus die starke Identifikation mit der eigenen Rasse die logische Konsequenz dieser Naturverbundenheit ist. Die Natur ist das Heiligtum, das Prinzip “reiner” Gegensätze: wie männlich und weiblich, materiell und spirituell, aufbauend und zerstörerisch. Und diese Polarität kennzeichnet auch die Völker, die in ihr leben und die darum nie vermischt werden dürfen.

 

Sprecher:      

„Sie“ - das waren einerseits: die Mitglieder des deutschen und österreichischen Adels, wie der Wiener Reichsrat Georg Ritter von Schönerer, der Großherzog Johann Albrecht von Mecklenburg oder der Brandenburger Eberhard von Brockhausen- und andererseits: okkulte Kreise, wie der 1912 gegründete Reichshammerbund, der Germanenorden  und die 1905 in Wien gegründete ariosophische List-Gesellschaft . Sie alle waren schon zu Zeiten des Deutschen Kaiserreiches  damit beschäftigt, den Grundstein für die Herrschaft der Arier zu legen. In Österreich wurde 1907 unter Jörg Lanz von Liebenfels der neue Templerorden  Ordo Novi Templi - ONT  ins Leben gerufen. Von Liebenfels, aber auch Georg List und der spätere SS- Oberführer Karl-Maria von Wiligut, den man den “Rasputin Himmlers“ nannte, waren hierfür wichtige Ideologen.

 

Sprecherin:

Diese deutschnationalen Kreise betrieben okkulte Geschichtsforschung, versetzten sich in Trance und gingen so auf „Zeitreisen“, um heilige teutonische Stätte zu besuchen. Sie studierten magische Bildschriftzeichen – die mittelalterlichen nordischen Runen und heraldischen Symbole. Sie glaubten an eine germanische Urreligion und gründeten so den Wotanismus,  eine  Religion der kraftspendenden Selbstmarterung und  des Schmerzes, benannt nach Wotan, dem alten Kriegsgott und Hauptfigur des germanischen Pantheon.

 

Zitator:

Wotan wird von einem Speer verwundet und hängt neun Tage und Nächte ohne Essen und Trinken an einem windgepeitschten Baum. Am Gipfel seiner Leiden werden ihm die Geheimnisse und die Bedeutung der Runen offenbart. 

 

Sprecher:

Und jene Ideologen entwarfen die Vorstellung eines “alldeutschen tausendjährigen Reiches”, an dessen Spitze ein Ehrfurcht gebietender messianischer Retter und Führer steht. (Denn)

 

(Sphärische Klänge..)

 

Zitator:

Es wird kommen ein Reicher zum Ringe der Rater  - Ein Starker von Oben beendet den Streit – Mit schlichtenden Schlüssen entscheidet er alles – Bleibe soll ewig was er „gebeut“….

 

Sprecherin:

Was sie damals auf ihren Burgen, wie der Burg Werfenstein zelebrierten, beschreibt der englische Historiker Nicholas Goodrick-Clarke in seinem Buch Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus  als eine obskure Mischung aus freimaurerischer und wagnerianischer Kultinszenierung

 

Zitator:

Während der Meister wartet, versammeln sich die Brüder im Zeremoniensaal. Der Meister nimmt seinen Platz auf der Stirnseite des Raumes unter einem Baldachin ein, der von zwei Rittern flankiert wird. Sie tragen weiße Roben und Helme mit Hörnern und stützen sich auf ihre Schwerter. Vor diesen sitzen der Schatzmeister und Schriftführer, während der Herold in der Mitte des Raumes steht.  Am Ende des Raumes befinden sich der Barde und der Weihemeister. Die anderen Brüder stehen im Halbkreis  um den Weihemeister herum, und ganz am Ende des Saals  gibt es den kleinen “Chor der Waldelfen”  - ganz in hellblaue, wallende Gewänder gehüllt. 

 

(ATMO….leise einspielen …. Der Pilgerchor aus Wagners  Tannhäuser) Da hinein Zitatorin:

 

Zitator:

Die Zeremonie beginnt und leise stimmen die Logenbrüder den Pilgerchor aus Richard Wagners Oper Tannhäuser an Pilgerchor…..singen lassen ….. Kerzen werden entzündet, die Brüder machen das Zeichen der Swastika –   das Hakenkreuzzeichen und der Meister erwidert dieses. Dann werden die Novizen hereingeführt. Mit verbundenen Augen, Pilgermäntel tragend, bringt man sie vor den Meister, der nun zu ihnen über die ario-germanische und aristokratische Weltanschauung spricht. Über die edlen “Armanen” – die “Arier” und “Germanen”, über die drohende  Kulturzerstörung durch die Mondvölker und  rassenfremden Juden …  bis dann der Barde mit einem Fläschchen Kiefernadelessenz das Heilige Feuer entzündet und den Novizen Mäntel und Augenbinden abgenommen werden… Pilgerchor zu Ende…..

 

Sprecher:

Zu diesen germanischen Zeremonien gesellte sich ein Interesse an  Hinduismus und Buddhismus, das zunächst aus der Wissenschaft kam-  so Herbert Röttgen. Er hat sich lange Jahre mit dem buddhistischen und hinduistischen Einfluss auf das nationalsozialistische Denken auseinandergesetzt. Im bekannten Wiener Kaffee Griensteidl – dort, wo sich an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert nicht nur die großen österreichischen Schriftsteller wie Stefan Zweig und Hugo von Hofmannsthal, sondern auch die Vertreter der deutsch-nationalen Geheimbünde trafen – erklärt er:

 

O-Ton Herbert Röttgen (Victor Trimondi):

Ja, die Wissenschaftler haben bei der Konstruktion einer NS-Religion eine ganz wesentliche Rolle gespielt. Vor allem auch die Orientalisten. Das lag daran, dass der Chef des SS-Ahnenerbes Walter Wüst war. Er war selber ein sehr bekannter Indologe und später Rektor der Münchner Universität. Und er hatte ein ganz besonderes Interesse daran, den Nationalsozialismus mit östlichem Gedankengut aufzufüllen und ganz eng im Kontext mit der SS eine Kriegerreligion zu entwickeln, eine “Kshatriya“-Religion, wie man das in Indien nennt. Und hat dort vielmehr als im Germanischen die Wurzeln in den asiatischen Religionen gesucht. Das ist nicht in der  Bevölkerung verbreitet worden. Mit Ausnahme - aber das war während des Krieges - nachdem Japan als Bündnispartner in den Krieg eingetreten ist, also der so genannten Achsenmächte Italien-Deutschland, da hat es ein wirkliches Interesse am Samurai-Kult gegeben. Es sind mehrere Filme gezeigt worden. Es gab Vorträge, es gab Theaterstücke über die Samurais und die ganze Samurai-Philosophie hat eine große Attraktivität gehabt. - Nicht nur innerhalb der SS.

 

(Zuspiel aus einem NS-Samurai-Film…..) da hinein Sprecherin:

 

Sprecherin:

Der 1868 geborene Georg Grimm, der damals namhafteste deutsche Spezialist für buddhistische Religion, glaubte, einen arischen Urbuddhismus entdeckt zu haben, den er mit den ebenfalls „arischen“ Ideen der Geheimbünde verknüpfte. Schon in seinem 1915 erschienenen Buch Die Lehre des Buddha - die Religion der Vernunft und der Meditation -  schrieb er in seinem Vorwort:

 

Zitator:

Wir dürfen daher hoffen, dass einst auch Europa von aller jüdischer Mythologie gereinigt sein wird. Das Jahrhundert ist vielleicht herangerückt, in welchem die aus Asien stammenden Völker Japhetischen Sprachstammes - die Indoeuropäer - auch die heiligen Religionen der Heimat wieder erhalten werden: denn sie sind, nach langer Verirrung für dieselben wieder reif geworden.

 

Sprecher:

Die Nazis, die mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler  am 30.1. 1933 an die Macht kamen, setzten all diese Ideen dann lediglich in die Praxis um.  Dass sie aus diesen Kreisen kamen, zeigt die Tatsache, dass auch für sie asiatische und germanische Kulte gleichen “arischen“ Ursprungs waren. Das 1944 von Heinz Corazza herausgegebene  Bändchen “Die Samurai” spricht hier eine deutliche Sprache.  Es richtet sich an die Mitglieder der SS und erzählt die Geschichten der heldenhaften Samurai Kusunoki Masachige und Hideyoschi. Zweier Krieger, die ihr Leben der Reinheit ihrer Kultur und ihr Sterben ihrem Reich opferten. Die mit Würde zu sterben wussten, als es darum ging, die eigenen hohen Ideale nicht aufzugeben.

 

(ATMO... Japanische Musik ....) da  hinein die Stimme des Zitators:

 

Zitator:

Am 16. Mai 1336 zog Kusunoki Masaschige nach der Provinz Hyogo. In der Ahnung, daß dies seine letzte Schlacht sei. Und als er sah, dass seine Niederlage unausweichlich war, sprach er mit ruhiger Stimme zu seinen Kampfgefährten: “lasst uns diesen Tag als unseren letzten betrachten und alle Gedanken an eine Flucht verbannen. Und mit 13 Angehörigen seiner Sippe und 6o seiner Mannen setzte er sich zum Harakiri nieder. Masaschige saß am Ehrenplatz, und nachdem er sich das tödliche Eisen in die Eingeweide gestoßen hatte, sprach er, den Schmerz verbeißend, zu seinem Bruder gewendet: es heißt, eines Menschen letzter Gedanke entscheide über Wohl und Wehe in seinem künftigen Leben. Was ist Dein Wunsch für weitere, neue Welten? - Der Bruder sagte: mindestens noch siebenmal hoffe ich, ins gleiche Menschenleben geboren zu werden, um siebenmal Samurai zu sein. Lächelnd legten sich die beiden Brüder auf demselben Kissen nieder, um lächelnd zu sterben. (Auszug: Heinz Carozza, „Die Samurai“, 1944, S.6)

 

Sprecherin:

Heinrich Himmler schrieb die Einleitung zu diesem Büchlein.  Er,  der sich dann ganz in dieser Tradition und auf die gleiche Weise wie Adolf Hitler, Joseph Göbbels und Hermann Göring - 1945 selbst das Leben nahm. Nicht als Flucht oder aus Furcht vor dem Feind, sondern vielmehr als ehrenrettender erster Schritt hin zur eigenen Wiedergeburt. (Denn, so schrieb er )

 

Zitator:

Es ist kein Zufall, daß das “Schwarze Korps”, die Zeitung der Schutzstaffeln Adolf Hitlers eine Aufsatzreihe “Die Samurai, Ritter des Reiches in Ehre und Treue” gebracht hat. Die Gesetze, nach denen die Völker groß werden, gelten für alle ebenso wie die Gesetze, nach denen die Völker verfallen. Aus dieser kurzen Geschichte der Samurai wollen wir uns längst Vergessenes ins Gedächtnis zurückrufen: die Tatsache, daß schon in frühen Zeiten dieses Volk im Fernen Osten dieselben Ehrgesetze hatte, wie unsere Väter sie hatten. (Auszug aus: Heinz Carozza,  “Die Samurai“, 1944, Einleitung)

 

Sprecher:

Im positivistischen Geschichtsbild erscheint der Nationalsozialismus bis heute lediglich als die radikalste der faschistischen Ideologien, die sich seit den 1900-zwanziger Jahren in Ländern wie Ungarn,  Italien, Spanien und Japan etabliert hatten.  Der deutsche Nationalsozialismus, so wird weithin gelehrt, sei nach 1918 als Gegenbewegung zur Russischen Revolution und zum parlamentarisch-demokratischen System entstanden. Seine geistigen Wurzeln seien “uneinheitlich” und seine Rassentheorie geprägt von sozialdarwinistischen Vorstellungen. Die Nationalsozialisten zelebrierten  sich selbst immer wieder in massenpsychologisch wirksamen Großkundgebungen, in endlosen Fackelaufzügen und Aufmärschen und monumental angelegten Parteitagen. Und Parolen wie: ”Führer befiehl, wir folgen” oder “Du bist nichts, dein Volk ist alles” verbanden Gemeinschaftsromantik mit der totalen Unterwerfung unter eine absolute Autorität.

 

Sprecherin:

Der Motor dieses Regimes soll Adolf Hitler selbst gewesen sein. So heißt es. Das meiste sei von ihm alleine ausgegangen, denn er habe schon 1924, während seiner Inhaftierung in der Festung Landsberg in seinem Buch Mein Kampf  Punkt für Punkt entworfen, was seine Vollstrecker zwischen 1933 und 1945 ausgeführt haben. Die Verteidigung von Blut und Boden die Idee vom Lebensraum und selbst der extreme Antisemitismus, der sich in superlativen Bildern vom “jüdischen Weltsatanenreich” kundtut. Darum sei er, Adolf Hitler, letztendlich die Hauptantriebskraft des deutschen Nationalsozialismus gewesen.  Dieser Meinung ist auch der deutsche Historiker Ernst Nolte. Adolf Hitler – so sagt er - hatte weniger religiöse, als viel mehr pragmatische Gründe für seine Politik. Etwa die Angst vor dem angeblich “jüdischen” Bolschewismus.

 

O-Ton Ernst Nolte:

Wenn man, wie ich es getan habe, die frühen Schriften und Artikel Adolf Hitlers liest und denen doch einen besonderen Rang zuschreibt, dann sieht man, wie stark er doch ständig auf den Bolschewismus eingeht und wie ernst er ihn nimmt. Die Hitlersche These ist: die Juden sind die Urheber des Bolschewismus. Das konnte ihn mit der Hoffnung erfüllen, wenn er die Juden ausschaltet, hat er auch den ganzen Sozialismus, ja im Grunde die Revolution ausgeschaltet. Was ich für eine glaubwürdige Aussage in Mein Kampf  halte ist: eines Tages sah ich den unendlich langen Menschenwurm, der da demonstrierte in Wien und ich war erschrocken. Am nächsten Tag las ich die sozialdemokratische Zeitung und guckte oben auf das Impressum. Und da sah ich, wie die Namen von den Redakteuren waren: Ellenbogen usw… da wusste ich: da ging mir ein Licht auf. Und dieses Licht ist ihm nicht allzu weit von 14’ entfernt schon in Wien aufgegangen.

 

Sprecher:

Tatsächlich haben in Deutschland während der Novemberrevolution von 1918 und in der Zeit der Münchner Räterepublik, neben deutschen auch namhafte jüdische Kommunisten agiert.  Zu ihnen zählten Erich Mühsam, Gustav Landauer und Ernst Toller. Als am 30. April 1919 sieben Vertreter der nationalistisch-rassistisch gesonnenen Thule-Gesellschaft von Revolutionären erschossen wurden, nutzten diese deutschnationalen Kreise dieses Ereignis, um in Europa das Bild eines jüdisch dominierten Terrorismus, einer jüdisch-kommunistischen Terrorherrschaft zu schüren.

 

Sprecherin:

Doch zunächst macht sich Adolf Hitler in Mein Kampf  fast ausnahmslos über die okkulten ariosophischen und germanenbegeisterten Wanderprediger und Geheimbünde lustig. Er bezeichnet sie als völlig ineffektive Kämpfer in der Schlacht um Deutschlands Errettung. Trotzdem stand er seit 1909 mit genau diesen Kreisen in enger Verbindung.  Nach Aussagen von Jörg Lanz von Liebenfels soll er sogar einmal in das Verlagsbüro der ariosophisch deutsch-nationalen  Zeitschrift  “Ostara” gekommen sein.

 

Zitator:

Am 11. Mai 1951 erzählte Lanz von Liebenfels  in einem Interview, dass Hitler ihn 1909 im “Ostara-Büro in Rodaun besucht hätte. Lanz erinnerte sich, dass Hitler seine Wohnung in der Felbergstraße erwähnte, in deren Nähe eine Tabak-Trafik war, von der er die “Ostara” beziehe. Er habe von seinem Interesse an Lanzens Rassentheorien gesprochen und wollte einige alte Nummern kaufen, um seine Sammlung zu vervollständigen. Lanz bemerkte, dass Hitler sehr ärmlich ausgesehen hätte und dass er ihm die gewünschten Nummern kostenlos gegeben habe - sowie zusätzlich zwei Kronen für die Rückfahrt ins Stadtzentrum. (Nicholas Goodrick-Clarke, “Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus,” Graz 2ooo, S.169)

 

Sprecher:

Ende Mai 1913 verließ Adolf Hitler dann Wien und zog nordwestwärts in das “Land seiner Träume” - nach Deutschland. Wo er sich in München niederließ und im August 1914  freiwillig in die deutsche Armee eintrat. Der britische Historiker Nicholas Goodrick-Clarke meint, dass es keine Beweise dafür gebe, dass Hitler dort Kontakte zu deutschnationalen okkulten Gesellschaften unterhielt. Denn erst im September 1919 besuchte er eine Veranstaltung der Deutschen Arbeiterpartei - DAP. Als Spitzel der deutschen Reichswehr. Doch eben diese Partei stand unter Beobachtung, weil sie nichts anderes war, als der verlängerte politische Arm der  ariosophisch  deutsch-nationalen, rassistischen Geheimloge - der Thule-Gesellschaft. - Benannt nach der mythenumsponnenen Hauptstadt Thule des angeblich im Atlantik versunkenen Kontinents Atlantis. - Darum schrieb der Thule-Bruder Rudolf von Sebottendorff schon 1933, wenige Monate nach der Machtübernahme der NSDAP

 

Zitator:

Thule-Leute waren es, zu denen Hitler zuerst kam und Thule-Leute waren es, die sich mit Hitler zuerst verbanden. Die Rüstung des kommenden Führers bestand aus dem in der Thule-Gesellschaft von dem Bruder Karl Harrer gegründeten Deutschen Arbeiterverein und der von Hans Georg Grassinger geleiteten Deutsch-Sozialistischen Partei, deren Organ der Münchner und später der Völkische Beobachter war. Aus diesen drei Quellen schuf Hitler die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. (Goodrick-Clarke, S. 129)

 

Sprecherin:

Der Spitzel Adolf Hitler wurde dann unter der Anleitung des völkischen Dichters Dietrich Eckart als sein Mentor/Tutor sehr schnell zum aktiven DAP-Parteimitglied. – Eckart war ebenfalls ein gern gesehener Gast der Thule-Gesellschaft. Auch fanden sich in der DAP viele andere Namen, die später unter Hitlers Regie eine bedeutende Rolle im NS-Staat spielten und ebenfalls alle Mitglieder der Thule-Gesellschaft gewesen waren: Julius Streicher, der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes “Der Stürmer”, Alfred Rosenberger, der NSDAP-Parteiideologe und ab 1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Hans Frank, der Generalgouverneur von Polen und Rudolf Hess, der Stellvertreter des Führers. In diesen Kreisen und nirgendwo anders wuchs und gedieh die Weltanschauung Adolf Hitlers, aufgrund der er dann bis ins letzte die totale Reinigung und Arisierung der Welt verfolgte.

 

Sprecher:

Bis heute ist jedoch nicht klar,  weshalb diese Gruppen gerade in dem arbeitslosen kleinen Spitzel Adolf Hitler ihren  „ großen Erretter“ sahen, der den Kampf der „reinen Götterrasse“ gegen ein schmutziges Gesindel von Untermenschen führen sollte. Lange kursierte die Theorie, dass er besondere mediale Fähigkeiten besaß, die von den Mitgliedern der Thule-Gesellschaft leicht instrumentalisiert werden konnten. Insbesondere Professor Karl Haushofer und Dietrich Eckart bemühten sich darum.

 

Zitator:

Dietrich Eckart plante, Die Zentren im Astralkörper Adolf Hitlers zu entwickeln und zu öffnen, ihm die Schau des Makrokosmos  zu ermöglichen und ihm die Mittel zur Kommunikation mit den  Mächten der Finsternis zu geben, indem sie Erinnerungen an seine frühere Inkarnation im 9. Jahrhundert als Landulf von Capua verwendeten. (aus: Goodrick-Clarke, S.191)

 

Sprecherin:

Interessanterweise ist Adolf Hitler in der okkult-mythischen Literatur so gut wie nie der „große Führer“, also derjenige, der als Machtmensch die okkulten Fäden zieht, sondern ganz im Gegenteil: der „Verführte“ – der, der von „geheimen Mächten“ und „schwarzen Personen“ aus diesen okkulten Kreisen  wie ein Werkzeug „benutzt“ wird. Sicher ist, dass aus Hitler ganz gezielt eine mythologische Figur gemacht wurde: Das Dunkel seiner Herkunft, sein messianisches Auftreten mit dem Versprechen eines Tausendjährigen Reiches, sein kometenhafter Aufstieg und seine Darstellung als großer „Einsamer“ ohne Frauen und ohne Freunde“  verweisen auf eine Figur aus der „Götterdämmerung“ ganz im wagnerschen Sinne.

 

Sprecher:      

Doch wie war es darüber hinaus möglich, dass ein kulturell und wissenschaftlich so hoch entwickeltes und politisch so föderales Land wie Deutschland Wahnvorstellungen vom arischen Herrenrassentum verfallen konnte? Politische oder gar wirtschaftliche Erklärungen reichen nicht aus, um hierauf zufrieden stellende Antworten zu finden - meint  auch der Wiener Kulturphilosoph Michael Ley.

 

O-Ton Michael Ley:

Überhaupt nicht. Also, es gibt überhaupt keine ökonomische Erklärung des Nationalsozialismus. Wenn Sie es von der Arbeitslosigkeit her betrachten, gab es in England, in den Vereinigten Staaten eine ähnlich große Arbeitslosigkeit, wie in Deutschland. Also Arbeitslosigkeit erklärt unter Umständen den politischen Zusammenbruch eines Systems. Aber erklärt nicht ansatzweise einen Messianismus. Natürlich kann man den Nationalsozialismus, die ganzen Utopismen, (die ganzen Messianismen) ohne den inneren Kern des  Messianismus nicht verstehen. Also das ist der innerste Kern, der sich natürlich mit vielen anderen Aspekten amalgiert. Alle diese Bewegungen werden unverständlich, wenn nicht erklärbar, wenn man sie nicht  religions-politisch erklärt. Also mit dem Ausgangspunkt, hier wird eine Erlösung gesucht, an eine Erlösung geglaubt.

 

Sprecherin:   

Der moderne, aufgeklärte und intellektuell interessierte Zeitgenosse will jedoch bis heute nicht über diese religiöse Seite des deutschen Nationalsozialismus  sprechen.  Eine wirklich öffentliche Debatte über diese völkische Religion des 3. Reiches hat es nach 1945 weder in der Bundesrepublik, noch in der DDR gegeben. Warum eigentlich nicht ?

 

O-Ton Michael Ley:

Ich glaube, weil es den Menschen peinlich ist, von Religion zu sprechen. Auf der einen Seite will die moderne Wissenschaft, die Sozialwissenschaft und Geisteswissenschaft eigentlich nachweisen, dass Religion überflüssig ist, dass die Religion etwas Überwundenes ist. Und dass die Moderne mit Religion eigentlich nichts zu tun hat. Und wenn man jetzt sagt, die Moderne war ganz im Gegenteil hoch religiös, politisch religiös, säkular religiös, (und der ganze Nationalismus ist nichts anderes als eine moderne säkulare Religion), verletzt man die Leute in ihrer Identität, in ihrer Selbstsicht. Also der moderne Mensch, der post-moderne Mensch will aufgeklärt sein und will gar nicht einsehen...erst sagen wir, nach dem Zusammenbruch der Totalitarismen wachen die Menschen aus einem Traum auf, der religiös war, der Traum der Erlösung, der Traum des Messianismus. Und wer darauf,  auf diese Wunde den Finger legt, der wird natürlich erst einmal eine Abweisung erleben.

 

(ATMO..... indische Musik.....) da hinein Stimme Blavatskys

 

Stimme von Helena Blavatsky:

Inmitten der Erde wuchsen sie auf und wurden groß. Und vermehrten sich an Zahl. Sieben Könige, Brüder aus derselben Familie. Diese sind die sieben Könige von Edom - die Väter der sieben Weltrassen: die erste Rasse war unvollkommen, da sie geboren war noch bevor die Geschlechter existierten... (Auszug aus: Esoterik von der Antike bis zur Gegenwart, S.346ff)

 

Sprecher:

Sieben ist ihre Zahl - wie die sieben Planeten: sieben Urväter, sieben Könige und sieben Rassen – die Wurzelrassen.

 

Sprecherin:

Diese Theorie der Wurzelrassen war Ende des 19. Jahrhunderts von der Deutschrussin Helena Petrowna Blavatsky in ihrer Geheimlehre  entwickelt worden.

 

Sprecher:      

Jede dieser “Rassen” existiert wie die menschliche Seele zunächst einmal in einer geistigen Welt, bevor sie sich materiell inkarnieren. Jede dieser Wurzelrassen hat wiederum sieben Unterrassen, die alle in einem festgelegten Zyklus seit Urgeschehen die Geschichte unseres Planeten und unseres Sonnensystems durchlaufen. Dadurch bestimmen sie die Entwicklung der gesamten Menschheit. Geleitet werden sie von einem Tutor, dem “Manu“, einem idealtypischen Repräsentanten oder “Gott”. Denn die Menschheit ist letztendlich dazu bestimmt, sich durch verschiedene Zyklen hindurch spirituell zu erheben, um eines Tages im Universum eine wichtige Aufgabe zu übernehmen.

 

Stimme der Helena  Blavatsky:

Wir Menschen sollen in Zukunft unseren Platz als Herren der Planeten einnehmen, als Regenten der Galaxien und als Beweger  von Feuernebeln. (Auszug aus Esoterik von der Antike bis zur Gegenwart, S.346 ff)

 

Sprecherin:

Die erste war die astrale Wurzelrasse. Sie lebte in einer unsichtbaren, paradiesischen, geistigen und heiligen Welt. Die zweite war die hyperboräische Rasse, die auf einem später versunkenen polaren Kontinent wohnte. Die dritte, die lemurische Wurzelrasse, lebte auf einem Kontinent im Indischen Ozean. Mit ihr erreichte die Menschheitsgeschichte ihren Tiefpunkt - denn die Lemurier betrieben Rassenmischung und zeugten eine Nachkommenschaft von Monstern. Die vierte waren die Atlantier, die größtenteils in einer Flut umgekommen waren, welche den heute im Atlantik vermuteten Kontinent Atlantis und seine Hauptstadt Thule zerstört hatte. Die jetzige Menschheit gehört der fünften Wurzelrasse an.  Und das ist die weiße Rasse - die arische Rasse.

 

(ATMO... Musikeinsatz... Wagner Oper.....

 

Sprecher:

Blavatskys Schrift gibt vor, die Schöpfung Gottes von Beginn bis zu Ende beschreiben zu können. Als einen zyklischen Vorgang, der sich bis in alle Ewigkeit wiederholt.  Die ursprüngliche Einheit Gottes fließt in eine Vielfalt von sich entwickelnden Wesen, die nach und nach verschiedene Universen füllen. Und damit Zeit, Raum, Kraft und Materie schaffen. Im ersten Universum war das Leben durch die Vorherrschaft des Feuers gekennzeichnet, im zweiten durch die Luft, im dritten durch das Wasser. Zur Zeit herrscht alles „materielle“ –„erdenhafte“ in unterschiedlichen „Sonnensystemen“ und das Universum der Zukunft wird ätherisch sein.

 

Sprecherin:   

Helena Petrowna Blavatsky lebte von 1831 bis 1891 und war die Gründerin der Theosophischen Gesellschaft - einer okkulten Bewegung, die sich über ganz Europa und Nordamerika verbreitete. Die Theosophische Gesellschaft versuchte, mit ihren “spirituellen” Wissenschaften eine neue innige und bedeutungsvolle Beziehung des Menschen zum Kosmos wiederherzustellen. Im Gegenzug zur raschen Industrialisierung und Verwissenschaftlichung der modernen Gesellschaften – sollten Mensch und Geschichte wieder eine “religiöse” Dimension zugesprochen bekommen. Eine Dimension, die über das scheinbar ziellose Hier und Jetzt des menschlichen Alltags hinausführt. Die in der jüdisch-christlichen  Religion auftretenden Topoi: Reich Gottes, Erlösung von dieser Welt der Verderbnis, Ende der Geschichte bekamen nun ihren zentralen Ort im Kosmos selbst.  Und nicht mehr Gott war der Garant für ein bessere Zukunft, sondern der Mensch selbst.

 

Sprecher:

Das Denken der Theosophin Helena Petrowna Blavatsky war trotz allem nicht antisemitisch oder anti-jüdisch, so wie später das von Adolf Hitler. Ihre theosophische Rassentheorie sah in den Juden keine “minderwertige“ Rasse. Denn jedes Volk und jede Rasse hatte zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt eine für die Menschheitsgeschichte spezifisch wichtige Aufgabe zu erfüllen. Ihr völkischer Elitismus stellte lediglich bestimmte Rassen zu bestimmten  Epochen kulturell über andere. Die Vorstellung von den kosmischen Aufgaben der sieben Weltrassen hatte Helena Blavatsky jedoch aus der hinduistischen Schrift, die auch Heinrich Himmler so gerne las – aus der  Bhagavad Gita. Denn dort  steht geschrieben.

 

Stimme Krischnas im Echo:

Die sieben großen Wesen, die vier Kunaras, sowie die 14 Manus, angeführt von Svayambhuva - der aus dem Selbstexistierenden Geborene - wurden von Brahma geschaffen, dem Schöpfer des Universums, der aus meiner Energie hervor ging. Alle Lebenden des Universums stammen von diesen Urvätern ab. (Bhagavad Gita, Kap.10, Vers 6cit.op.cit.Trimondi)

 

O-Ton Herbert Röttgen (Victor Trimondi):

Die Blavatsky hat mit Sicherheit eine Rolle gespielt bei der Herausbildung der Ariosophie. Und in der Frühphase wird sie auch eine bestimmte Rolle gespielt haben bei der Individualgeschichte einiger dieser Repräsentanten. Also bei Himmler ist anzunehmen, dass er die Blavatsky gelesen hat. Also, er war sehr belesen und hat sich auch für diese Themen intensivst interessiert. Bei Hitler wissen wir es nicht, aber die ariosophischen Kreise, mit denen Hitler hier in Wien in Verbindung stand, die waren eminent beeinflusst von der Blavatsky. Also, die Rassentheorie spielt bei der Blavatsky eine Rolle, die Idee von Atlantis, also einer arischen Urrasse, die dort existiert haben soll. Und unter anderem nach Tibet emigriert sein soll.  

 

Sprecherin:   

Ihre kosmische  “Rassentheorie” stand  im Zentrum der Politik der ariosophischen Geheimbünde, wo sie schließlich den letzten fatalen Schliff erhielt. Denn Geister wie Jörg Lanz von Liebenfels und Georg List entwickelten aus ihr eine elitäre Rassenpsychologie und Rassengeschichte. Sie machten die Rassenmischung fortan für den Untergang der arischen und deutschen Kultur verantwortlich. Und etablierten die Minderwertigkeit der “dunklen Rassen”, die fortan  aus dem “arischen” Volkskörper eliminiert werden sollten.

 

O-Ton Adolf Hitler:            

Nur in den primitivsten Funktionen des Lebens kann eine Gleichheit für alle Menschen angenommen werden. Darüber hinaus aber beginnen sie sofort in ihrem Wesen, ihrer Veranlagung oder ihren Fähigkeiten auseinander zu fallen. Die Differenzen zwischen den einzelnen Rassen können zum Teil äußerlich, als auch ganz selbstverständlich innerlich ganz enorme sein. Und sie sind es auch. Die Spanne, die zwischen dem niedersten, noch so genannten Menschen und unseren höchsten Rassen liegt, ist größer, als zwischen dem niedersten Menschen und dem höchsten Affen.

 

Sprecher:      

Um die “Rasse” drehte sich dann auch die nationalsozialistische Politik Adolf Hitlers. Die Verteidigung von Blut und  Boden, die Kriegspolitik für eine Erweiterung des Lebensraumes, die Verfolgung und systematische Ausrottung so genannter “minderwertiger“ Rassen. Dass selbst Hitler dabei  an “Wurzelrassen” dachte, zeigt ein Auszug aus dem 1945 kurz vor seinem Tod  verfassten  Politischen Testament. Hier schreibt er ganz ausdrücklich, dass  der Begriff  “Rasse” eigentlich keine biologische, sondern ganz im Gegenteil eine geistige “Gemeinschaft” bezeichnet. Und deutet indirekt damit an, dass es für die  NS-Politiker eine “Sprache für das “Volk” und eine Sprache “für  Eingeweihte” gab. Mit dem einfachen biologischen Rassismus instrumentalisierte man die Massen, mit dem esoterischen erfüllte man ein geheim gehaltenes spirituelles Ziel.

 

Zitator:          

Wir reden von jüdischer Rasse nur aus sprachlicher Bequemlichkeit, denn im   eigentlichen Sinn des Wortes und vom genetischen Standpunkt aus gibt es keine jüdische Rasse... Die jüdische Rasse ist vor allem eine Gemeinschaft des  Geistes. Wenn ihr auch die hebräische Religion zugrunde liegt und wenn sie auch teilweise durch diese geformt wurde, so ist sie in ihrem Wesen nicht rein religiöser Art, denn sie umfasst gleichermaßen Gottlose, wie fromme Gläubige. Geistige Rasse ist härter und dauerhafter als natürliche Rasse. ( Hitlers Politisches Testament, Hamburg 1981 S.68)

 

Sprecherin:   

Für Adolf Hitler und seine Vollstrecker waren die Arier die geistig wie materiell höchstentwickelte Rasse. Sie allein hatte in ihren Augen eine kosmische Aufgabe.  Sie hatten  von den überlebenden Atlantiern über Tibet das Erbe der  “Lichtmenschen” übertragen bekommen. Wobei die helläugigen und blonden Germanen das Zentrum dieses Lichtes waren,  das sich überall dort verbreitet hatte, wo das Symbol des Hakenkreuzes in der NS-Drehrichtung zu finden war. Denn man fand es tatsächlich an den unter-schiedlichsten Orten. Etwa in der Hagia Sophia in Konstantinopel  in der Marienkirche in Lübeck, auf antiken Vasen in Tibet und Kleinasien.

 

Sprecher:      

Die Slawen waren zwar auch noch arischer Herkunft, standen aber unter den Germanen. Wesentlich edler waren dagegen die asiatischen Völker, wie die Inder und Japaner - die diesem Verständnis nach geistig als “Arier” betrachtet wurden oder zumindest als von “arischem Geistesgut” beeinflusste Überlebende einer vorhergehenden höheren Wurzelrasse.

 

O-Ton Herbert Röttgen:                 

Man ging davon aus dass, also die indische Klassik vor allem, die Puranas und die Veden, insbesondere die Bhagavad Gita altes arisches Geistesgut wären, was man aufbereiten müsste und was eigentlich der arischen Rasse als Eigentum zugehöre. Und daneben gab es solche Spekulationen, die auch aus dem Umkreis der Ariosophie und vorher aus dem Umkreis der Blavatsky gekommen sind. Und die die Atlantis-These zu beweisen suchten. Also, man wollte Ausgrabungen machen, nicht nur in Tibet, sondern auch in den Anden, bzw. in Abesinien, um den Nachweis zu führen, dass es dort kleine Einheiten von Kulturgründern gegeben hätte, die aus der arischen Rasse sich über die ganze Welt zerstreut hätten nach dem Untergang von Atlantis. Und dort eigentlich alles, was wir als Kulturwerte, nämlich Schrift oder zum Teil auch Sprache oder Architektur (oder sonst was) - das den Völkern gebracht hätten, in der Vorstellung also jeder Kulturwert hatte einen arischen Ursprung.

 

Sprecherin:   

Selbst das Christentum - das Urchristentum soll dieser Anschauung nach ursprünglich arisch gewesen sein. Es war – so erklärt Helena Petrowna Blavatsky in ihrer Geheimlehre - von indischen Buddhisten an die Sekte der Essener weitergegeben worden. Und Christus war eigentlich ein Arier, der sich in das jüdische Volk “hinein inkarniert“ hatte, um die negative jüdische Religion in eine Lichtreligion“ umzuwandeln und der arischen Wurzelrassen-Menschheit zukommen zu lassen. In diesem Sinne ist es dann auch verständlich, weshalb sich Adolf Hitler überhaupt  als Nachfolger Christi betrachten konnte.  Was er in einer Rede aus dem Jahre 1926 ganz deutlich zum Ausdruck brachte.

 

Zitator:          

Christus war der größte Pionier im Kampf gegen den jüdischen Weltfeind. Christus war die größte Kämpfernatur, die es je auf Erden gegeben hat. Die Aufgabe, mit der Christus begann, die er aber nicht zu Ende führte, werde ich vollenden. (Zitat aus Michael Ley, op.cit. S. 117)

 

(Sphärische Klänge….)

 

Zitatorin & Zitator gemeinsam:  

Lasst uns sprechen das Vater-Unsar: Vater unsar, der Du bist der AitharGibor ist Hagal, des Aithars und der Irda  ! – Gib uns Deinen Geist und Deine Kraft im Stoffe – und forme unsere Skould also gleich dem Werdandi. Den Geist sei auch in Urd – Von Ewigkeit zu Ewigkeit – Om !

 

Sprecher:      

Gemäß dieser rassistisch-pseudoreligiösen Auslegung auch des Christentums, war es natürlich erlaubt, sich gegen die “dunklen” Rassen sozusagen “zur Wehr” zu setzen. Gegen die den Lichtmenschen gegenüberstehenden “Mondvölkern”. Sie waren aus einer unnatürlichen Mischung der vierten und fünften Wurzelrasse hervorgegangen. Zu ihnen gehörten Schwarzafrikaner, Eskimos, Indianer, Zigeuner. Die Juden waren die heimtückischsten Vertreter dieser Mondvölker. Sie zu “entfernen” schien die Grundvoraussetzung dafür zu sein, dass die Menschheit der fünften Wurzelrasse ihrer wahren Bestimmung entgegengehen konnte. - Genau diese phantastisch anmutende Eschatologie machte den Völkermord der Nationalsozialisten zu einem Wahnsinn mit perfider pseudoreligiöser Logik.

 

(ATMO...... Nr 6.-3:3o - 4:12 -  grollender Donner... leise Musik anspielen ….) Da hinein Zitatorin:

 

Zitatorin:       

Einsam in der Menschenwelt, / sind vom Herrn sie auserkoren, /das zu tun, was Gott gefällt, / Reinheit haben sie geschworen. // Reinheit in des Leibes Blut /Reinheit in des Geistes Streben. / Reinheit heißt ihr Edelgut, /Reinheit wird zu Gott sie heben. // Geh’, und wahre dieses Wort: /Reinheit in des Herzens Schreine. /Mach’ Dein Herz zum Felsenhort, /Machs zur Burg von Werfensteine!  (Auszug aus „Ostara“, I,88 Templeisen Brevier, ein Andachtsbuch für wissende und innerliche Ariosophen, 2. Teil, 1916, S.5)

 

 Sprecherin:  

Kosmisch politische Erlösungsvorstellungen aus dem Templeisen Brevier, einem „Andachtsbuch für wissende und innerliche Ariosophen“. Die Arier als die Vorfahren Europas. Die Deutschen als die Erlöser der arischen Menschheit. Und schließlich: Runenkulte, Buddhismus und Hinduismus als ursprünglich arische Glaubensformen. Michael Ley:

 

O-Ton Michael Ley:

Diese Erlösungsvorstellungen nehmen Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker zu. Vor allen Dingen in der Kunst, in der Literatur, in der Malerei, in der Musik. Also mit dem Übergang vom Symbolismus zum Impressionismus, Expressionismus. Da entstehen in der Kunst diese Vorstellungen. Auch wenn Sie sich gerade Wien anschauen. Die Kunst um die Jahrhundertwende. Klimt ist eine religiöse, von Lanz von Liebenfels beeinflusste Kunst. Auch hier in Wien, in München sind so die Orte, wo eine Kunstreligion in Anschluss an Wagner passiert (und ich denke, das kulminiert natürlich mit dem Niedergang des Bürgertums).

 

Sprecher:

Richard Wagners Opern brachten diese Erlösungsmythen auf die Bühne/alt: Mit Richard Wagners Opern fanden diese Erlösungsmythen ihren Weg auf die Bühne. Die Welt der  Götter, der germanischen Heroen, der ersten Wurzelrasse - der  Riesen, des arischen Siegfried und des hässlichen, dunkelhaarigen und zwerghaften Mischling Alberich, der - wie sollte es für eine Missgestalt auch anders sein - nur dem Geld nachjagt. Gefolgt vom Traum des  Gralkönigs, dem Hüter des arischen Christentums. All die mythischen Gestalten und Figuren des  theosophisch – ariosophischen Weltbildes ließen die Kunst zur Religion werden und ihre Aufführung zum Ritual.

 

O-Ton Michael Ley:

Also Hitler lebte in einer Traumwelt. Und diese Traumwelt war die Erlösungswelt Richard Wagners. Das beschreibt er auch in seinem Buch “Mein Kampf”, als er zum ersten Mal als Jugendlicher in Linz eine Wagneroper hörte. Und das war sein Coming out gleichsam. Da hat er gemerkt. Das ist die Welt, in der er leben will. Das ist die Welt, die er schaffen will. Also, wenn es jemand gab, der Hitler am nachhaltigsten beeinflusst hat, war es Richard Wagner mit seinen Opern. Hitler lebte in dieser Welt bis wenige Stunden vor seinem Tod, als er noch Wagner-Opern hörte, nur in der Welt Richard Wagners. Für ihn war Richard Wagner der Messias. Beziehungsweise dann war er selbst der Messias (nachdem Chamberlain ihn gleichsam geoutet hat als wagnerianischen Messias). Man kann wahrscheinlich Hitler ohne Wagner gar nicht verstehen. Das Geniale an Hitler war, dass er trotz dieser irrealen Welt, in der er gelebt hat, politisch höchst realistisch war.

 

(ATMO……. Musikklänge aus Tannhäuser…..Aufmarsch-Stimmung – evtl. Heil-Hitler-Rufe)

 

Sprecherin:

Doch nicht nur in okkulten deutsch-nationalen Kreisen kursierten Ideen von Ariertum und von den indischen Wurzeln Europas. Das  19. Jahrhundert war allgemein hin das Zeitalter neuer – auch geisteswissenschaftlicher und historischer Entdeckungen und Spekulationen. Die Sozialwissenschaften wurden ins Leben gerufen und man interessierte sich für alles, was mit “dem Menschen” und der Menschheitsgeschichte zu tun hatte: den verschiedenen Ethnien, Religionen und Lebensformen. Afrika, Ägypten, die Pyramiden, die Sphinxen und die Prachtbauten des alten Indiens inspirierten Bücher und Romane des polnischen Schriftstellers Boleslav Pruss ebenso, wie die Geschichten von Karl May und Gustav Meyrink oder die Erzählungen der französischen Schriftstellerin George Sand.  Damals wurden alle traditionell-kirchlichen Grenzen einfach gesprengt. Man begann, sich für andere Religionen zu interessieren und schaffte einen in Europa bis dahin nie gekannten Religions -und Kultursynkretismus.       

 

Sprecher:      

Die europäischen Nationen waren außerdem auf der Suche nach ihren (eigenen) “Wurzeln” – nach ihrer historischen Herkunft. Unterstützt wurden sie dabei von den Sprachwissenschaftlern, die die Wissenschaft von der gemeinsamen Herkunft der “indogermanischen” Sprachen begründeten. Basierend auf einer weitgehenden Übereinstimung in Laut -und Formenstruktur, Syntax und Wortschatz. Bis nach Russland hinein lehrte man darum seit Beginn des 19. Jahrhunderts: die Urheimat der “Indogermanen“ und  Arier liege im Osten. Darum galt Indien fortan als Wiege der europäischen Zivilisation und als ihr geistiges Zentrum. 

 

Sprecherin:   

Die Litauer entdeckten in diesen Jahren, daß ihre Sprache von allen  indogermanischen Sprachen dem Sanskrit am ähnlichsten war. Und der litauische Schriftsteller Liudas Gira berichtet sogar von einem Gespräch mit dem 1875 geborenen litauischen Maler und Komponisten Mikalojus Konstantinas Ciurlionis über den zukünftigen Bau des “Hauses des Volkes” in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Ciurlionis soll damals gesagt haben.

 

Stimme von Ciurlionis:       

Sie haben doch unsere Kirchen gesehen, wie ähnlich sind deren Firste und Dächer doch denen der indischen und chinesischen Tempel. Es scheint, als  ob sie aus den entferntesten Ländern Asiens genommen und hierher gebracht worden sind. (Zitat aus: Mikalojus Konstantinas Ciurlionis, die Welt als grosse Symphonie, S.43)

 

Sprecher:      

Und die Deutschen träumten zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit ihrem Philosophen  Georg Friedrich Wilhelm Hegel davon, als das “neue auserwählte Volk” die Entwicklung des “Weltgeistes” vorantreiben zu können. In einem “geordneten und gut durchorganisierten sakralen – ja sogar “gottgleichen” Staat. (Michael Ley)

 

O-Ton Michael Ley:            

Die ganze Moderne, die wir ab 1770 vielleicht rechnen können, ist nichts anderes als die Vorstellung der Erlösung, die aber nun vorgetragen wird im Duktus der Wissenschaftlichkeit. Es gibt eine so genannte wissenschaftliche Rassenlehre. Es gibt die Vorstellung, dass man die Gesetzmäßigkeit in der Geschichte entdeckt habe. (Aber diese ganze Religion wird in der Sprache der Wissenschaftlichkeit vorgetragen, ist aber nichts anderes als eine verweltlichte Form von Erlösung). Ein Hegel war dabei für Mitteleuropa von entscheidender Bedeutung. Hier wird die Form der Gesetzmäßigkeit, die zur Erlösung führt, die zur Einsicht führt, den höchsten Punkt der Menschheitsgeschichte erreicht zu haben …. Das ist in Mitteleuropa, in Deutschland wesentlich stärker, als in Frankreich, als in England, als in den USA, wo eben dann die Aufklärung sich doch auch verbindet mit Pragmatismus, also mit sehr reduzierten Formen von Erlösung, Also die höchste Form der Messianismen haben wir in diesem mitteleuropäischen Raum, mit Zentrum Deutschland, Österreich, Ungarn.

 

Sprecherin:   

Hier liegt wohl ein ganz wichtiger Grund für den Erfolg des NS-Regimes. Es brauchte nichts Neues zu schaffen, es musste  sich nur all dieser theosophischen, philosophischen und halb wissenschaftlichen  Geistesströmungen  bedienen. Die Elemente waren vorgegeben und bewegten die Menschen bereits.  Was fehlte war lediglich der zündende Funke: -  die Radikalisierung - und die ultimative Alptraumwelt des Dritten Reiches setzte sich in Bewegung

 

(ATMO.... die Kantate von Ciurlionis anspielen....... da hinein  Sirenengeheul und Fliegeralarm)

 

Zitator:          

Denn es wird nicht mehr lange dauern, da wird im Land des heiligen Grals ein neues  Priestergeschlecht erstehen. Große Fürsten, starke Krieger, gottbegeisterte Priester, Sänger mit beredter Zunge, Weltweise mit hellen Augen werden aus Deutschlands urheiliger Göttererde entstehen, den Sodomsäfflingen wieder die Ketten anlegen, die Kirche des Heiligen Geistes aufrichten und die Erde zu einer Insel der Glückseligkeit machen. (Lanz von Liebenfels – „Theozoologie, Wien 1905, S.112)

 

Sprecher:      

Der deutsche Nationalsozialismus war der erste Versuch in der Menschheitsgeschichte, eine okkult-kosmische Staatsutopie  realpolitisch  umzusetzen. Wäre die Ausrottung und Unterwerfung der so genannten “Nicht-Arier” gelungen, wäre aus Deutschland vor allem ein kultischer Staat geworden, indem die Deutschen „gottgleich“ über das Leben und Wohl anderer Völker entschieden hätten. Der “Armanen-Orden”,  Mitglieder der reinsten “arischen” und “germanischsten” Geschlechter, hätte die Kaste der Priester, Fürsten, Richter und Gelehrten gestellt.  Germanische Götterkulte, hinduistische Wiedergeburtstheorien,  Selbstkasteiungen, sadistische Schmerzspiele mit dem Leid anderer,  Runen-Okkultismus, Yoga, Astrologie, Atemübungen und weihevolle Rituale auf Burgen hätten zu den Praktiken der neuen arischen Staatsreligion gehört.

 

O-Ton Herbert Röttgen (Victor Trimondi):

Wobei man auch sehen muss, Ziel ist nicht unbedingt der Frieden nach dieser Weltherrschaft. Es gibt die Aussage, die dort oft diskutiert wurde. Wenn jetzt alles faschistisch wäre, müssten die einzelnen faschistischen Clans miteinander kämpfen, damit die Kriegertugenden weiterhin aufrechterhalten bleiben. Also, das ist ein interessantes Bild, das dort auftritt. Das heisst, man glorifiziert den Krieg als Prinzip der Männlichwerdung so stark, dass man de facto ihn als Bestandteil auch einer Utopie nimmt. (Also es ist nicht so, dass der Krieg mal aufhören sollte).

 

Sprecherin:   

So Herbert Röttgen. - Es war also kein Zufall, dass Adolf Hitler von “geistiger Rasse” sprach, sich selbst als “arischen Christus” verstand und als „Messias“ verehren ließ.  Dass er Heinrich Himmler erlaubte, den Auf - und ideologischen Ausbau der SS nach dem Modell der „Samurai“ zu gestalten und dass er bis ins letzte die totale „Reinigung“ und „Arisierung“ der Welt verfolgte. Dabei ging es ihm um mehr, als nur um die Befriedigung einer rein persönlichen Antipathie. Er war eben nicht nur der immer wieder beschriebene materialistische Machtmensch und “Zyniker”, der die Mythen und Weltanschauungen der Ariosophen und der Thule-Gesellschaft nur für seine politischen Zwecke nutzte, ohne sie wirklich ernst zu nehmen. Denn ganz gleich, ob er selbst Magier oder nur Medium war - eines steht fest: Adolf Hitler besaß eine theosophisch-okkulte Weltanschauung. Und die lieferte ihm  die pseudo-moralische und pseudo-spirituelle Rechtfertigung für eines der größten Verbrechen der Menschheit.

 

(ATMO….. Wagner-Musik zum Ausklang…..)

 

 

© Dr. Anat-Katharina Kalman

 

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