Varianten des Nazi-Okkultismus
Offener Brief an Herrn Dieter Rüggeberg
Dieter Rüggeberg
ist Verfasser verschiedener Weltverschwörungsbücher. Er sieht, ebenso wie
viele Nationalsozialisten, in den
vielfach als Fälschung nachgewiesenen Protokollen
der Weisen von Zion eine primäre literarische Quelle für die
Weltherrschaftspläne des okkulten Judentums. Seine Schriften sind deswegen
dem Nazi-Okkultismus zuzurechnen. Dennoch setzt er sich entschieden gegen
das Hitlerregime ab, jedoch mit der überdrehten These, Adolf Hitler habe
als das gefügige Instrument eines von zionistischen Juden geleiteten
Geheimbundes gedient, um die mitteleuropäischen Juden zu zwingen, nach
Palästina auszuwandern. Wir haben
uns kurz in unserem Buch „Hitler-Buddha-Krishna“ mit Rüggeberg
auseinandergesetzt, weil er jedenfalls Pate gestanden ist bei der jüngeren
Literatur des „SS-Mystizismus“ (Jan van Helsing) und weil bei ihm die
„Nazi-Tibet-Connection“ einen gewissen Raum einnimmt. Er hat uns mit einer
einstweiligen Verfügung gedroht,
weil wir die Inhalte seiner Texte
als „rassistisch“ bezeichnet haben. Hier unsere Antwort:
2002-11-21
Sehr geehrter Herr Rüggeberg!
In Ihrem Brief vom 10. 10.
2002 werfen Sie uns vor, wir hätten in unserem Buch Hitler-Buddha-Krishna verschiedene „Unwahrheiten“ und „Verleumdungen“
über Sie verbreitet. Konkret betrifft Ihr Vorwurf die folgenden vier
Punkte:
- Sie hätten sich in Ihren Büchern nie
„antisemitisch“ geäußert.
- Sie hätten sich nie zur „Rassenmischung“
geäußert.
- Sie hätten kein offenes Bekenntnis zum Chefmythologen
der Nazis (Alfred Rosenberg) abgelegt.
- Sie hätten keine negative Haltung gegenüber dem
Lamaismus
Wir möchten detailliert zu
diesen einzelnen Punkten Stellung beziehen.
Der Antisemitismus in Ihren Büchern
In Ihren beiden Büchern Geheimpolitik und Geheimpolitik-2 gehen Sie davon aus,
dass hinter der Weltgeschichte okkulte Logen die Fäden ziehen und ihre
Macht ausüben. Die eigentlichen Drahtzieher werden jedoch in Ihren
Schriften nicht benannt, sondern von Ihnen als „unsichtbar“ bezeichnet. In
der „sichtbaren“ Welt grenzen Sie die Geheimgesellschaften ein auf
angloamerikanische Kapitalfamilien, Freimaurer, Jesuiten (bzw. den Vatikan)
und tibetische Lamas. Eine zentrale Rolle spielen in Ihrem „okkulten
Welttheater“ jedoch die „Juden“, insbesondere weil Ihnen als primäre
Grundlage für Ihre Geschichtsinterpretation eine Schrift mit dem Titel Die Protokolle der Weisen von Zion
dient. Dieses angeblich von Juden verfasste Dokument, spricht von einer
jüdischen Welteroberung und empfiehlt teuflische, politische Taktiken und
Strategien, wie dieses Ziel zu erreichen sei. Im 20. Jh. haben die Protokolle der Weisen von Zion
deswegen als die wirkungsvollste ideologische Waffe des weltweiten
Antisemitismus gedient, durch sie wurde der Rassenhass bis zum Exzess
aufgestachelt.
„Antisemitisch“ ist es, Herr Rüggeberg,
wenn Sie die Protokolle der Weisen
von Zion, bei denen es sich, wie vielfach nachgewiesen, um eine
eindeutige Fälschung handelt, ebenso wie die Nazis zur Grundlage einer
okkultistischen Geschichtsinterpretation machen. (Siehe zur Geschichte der Protokolle James Webb – The occult establishment – La Salle
1976, Kapitel 4 „Conspiracy against the world“, S. 213 ff.; siehe auch:
Brockhaus-Enzyklopädie Bd. 17 – Mannheim, 1992 - S. 556) In den gefälschten Protokollen von Zion sind die
angeblichen Akteure „macht- und geldbesessene Juden“, und das bleiben sie
auch in Ihren Büchern, selbst wenn Sie zuweilen von „unsichtbaren“ Mächten
sprechen, die sich hinter diesen „Juden“ verbergen sollen oder an anderer
Stelle versuchen, sich abzusichern, indem Sie von sich behaupten, Sie wären
kein „Antisemit“ . Ihrer Meinung nach wurde im Jahre 1890 der „Jude Lord Rotschild“ damit
beauftragt, „jüdische
Kreise für eine Mitarbeit bei diesem Plan [zur Erringung der Weltherrschaft] zu gewinnen, was ja auch in erheblichem Umfang gelungen ist, wie
die geschichtlichen Daten beweisen. Dazu waren die Juden deshalb besonders prädestiniert, weil sie
international in vielen Völkern verbreitet sind.“ (Geheimpolitik S. 9) Von
nun an brechen in Ihren Schriften die jüdischen Protagonisten als die
eigentlichen Vollstrecker der Protokolle
der Weisen von Zion nicht mehr
ab: J. P. Warburg, Karl Liebknecht, Bela Kuhn, Chaim Weizmann, Henry
Morgenthau, Bernhard M. Baruch,
Henri Kissinger u. v. a., dahinter als Geheimbund der jüdische B’nai B’rith Orden.
„Antisemitisch“, Herr Rüggeberg, ist Ihre
Behauptung von der Unterwanderung der Freimaurerlogen durch jüdische
Hintermänner, eine Behauptung, die Sie wieder aus den Protokollen der Weisen von Zion (§ 11) entnehmen und selber zitieren. Dort sagen die Juden, die sich
in der geheimen Freimaurerei
organisiert haben sollen: „Die
nichtjüdische Freimaurerei dient uns blindlings als Kulisse für uns und
unsere Ziele. […] Das war der
Grund für unsere Organisation der geheimen Freimaurerei, welche den
Nichtjuden nicht bekannt ist, wie jene Ziele, die nicht so redlich sind,
wie man vermutet. Wir haben diese Narren von Nichtjuden angelockt durch die
Repräsentations-Armee der freimaurerischen Logen, damit sie ihren
Stammesbrüdern Sand in die Augen streuen.“ (Geheimpolitik 23) In Ihrem anschließenden Kommentar, Herr
Rüggeberg, halten Sie dieses Zitat für eine korrekte Beschreibung der
Vorgänge, wie sie sich in Freimaurer-Logen schon seit dem 18. Jahrhundert
abgespielt haben sollen. (Geheimpolitik
24) Gerade solche Verschwörungstheorien über die Unterwanderung der
Freimaurer durch angebliche jüdische Hintermänner war eine von der SS
ständig beschworene „Tatsache“. Das brutale Vorgehen gegen die
Freimaurer-Logen wurde dadurch in der Nazi-Zeit noch mehr potenziert und
kostete Hunderte von Freimaurern in den Konzentrationslagern das Leben.
(Siehe hierzu aus Hitler-Buddha-Krishna Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich
bis heute das Kapitel „Jean Marquès-Rivière kollaboriert mit der SS“ S.
282 ff.)
„Antisemitisch“, Herr Rüggeberg, ist Ihre
Behauptung, dass die Zionisten im 20. Jahrhundert den Antisemitismus und
die Judenvernichtung selber gezielt entfesselt und gefördert hätten, um
dadurch die überlebenden Juden zu zwingen, nach Palästina zu emigrieren. Diese ungeheure und zynische
Unterstellung ist eine der Hauptthesen Ihrer beiden Verschwörungsbücher. In
Geheimpolitik-2 schreiben Sie: „Wenn man den Judenstaat von Theodor
Herzl, die Balfour-Deklaration und
die Tagebücher von Herzl studiert hat, dann weiß man, dass es damals nur
eine einzige Gruppe gab, welche an einem weltweiten Antisemitismus
Interesse hatte, und das waren diejenigen, die mit aller Macht die Gründung
eines israelischen Staates
anstrebten – eben die Priester des Zionismus. […] Die zionistischen Führer
wussten nämlich ganz genau, dass kein in geordneten Verhältnissen lebender
Jude, von den Assimilierungswilligen ganz zu schweigen, jemals in der Wüste
Palästinas freiwillige Pionierarbeit leisten würde. Da konnte nur helfen –
ein militanter Antisemitismus, egal durch wen.“ (Siehe auch: Ihre
Stellungnahme vom 09. 10. 02) Speziell auf Deutschland bezogen, machen Sie
damit nicht die Nazis und die Deutschen, sondern die Zionisten als
Vollstrecker der Protokolle der
Weisen von Zion für die Judenverfolgungen im Dritten Reich
verantwortlich. Sie behaupten glatt, diese hätten Hitler bewusst zum
Antisemitismus gereizt, indem sie Deutschland 1933 den „totalen“
Wirtschaftsboykott erklärten. „Hing
diese Maßnahme vielleicht mit der von gewissen jüdischen Gruppen geplanten
Vertreibung der mitteleuropäischen Juden und der Gründung des jüdischen
Staates zusammen? Ein anderer Grund wird sich schwerlich nicht finden
lassen.“ – schreiben Sie in Geheimpolitik
(S. 91) Somit werden in Ihrem abstrusen Weltbild die wirklichen Täter
Hitler und Himmler, die zwei Architekten des Massenmordes, zu
Erfüllungsgehilfen machtbesessener
Zionisten heruntergespielt.
„Antisemitisch“ ist es, Herr Rüggeberg,
wenn sie eine ganz besondere Betonung darauf legen, dass der Gründungsvater
des von Ihnen zutiefst verhassten Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, „jüdischer Abstammung“ gewesen sein
soll, ebenso „wie alle drei ersten
Ordensgenerale“. (Geheimpolitik, 85)
Anschließend behaupten sie, die Societas Jesu (S.J.) habe „das Vorbild für die Errichtung der SS
und der NSDAP [abgeben], wobei
die straffe, militärähnliche Organisation der Jesuiten besonders bewundert
wurde – und zwar von Männern, die
großteils durch eine streng katholische Erziehung gegangen waren, wie
Hitler und Himmler, oder wie Goebbels und Strasser, selbst ehemalige Jesuitenschüler.“ (ebenda). Mit diesen Sätzen
suggerieren Sie, Herr Rüggeberg, unmissverständlich, dass sich die Gründer
der SS in letzter Instanz an den Ideen von Katholiken jüdischer (!)
Abstammung (Ignatio Loyola) orientiert hätten.
„Antisemitisch“ ist es auch, Herr
Rüggeberg, wenn Sie sich in die unwürdige Debatte der extremen Rechten über
die „genaue“ Zahl der jüdischen Holocaust-Opfer einschalten. Dabei berufen Sie sich auf
die Argumentation international bekannter Holocaustleugner wie den höchst
umstrittenen englischen Historiker David Irving. Durch Recherchen Irvings und seines Kollegen, des französischen
Holocaustleugners Robert Faurisson, sei „die Behauptung, dass die meisten der geschätzten 5,7 Millionen
jüdischen Kriegsopfer von den Nazis absichtlich ermordet wurden, sehr ins
Wanken geraten.“ (Geheimpolitik,
110) Auch wenn Sie im nächsten Satz behaupten, Sie wollten mit dieser
Aussage die „Verbrechen und
Massenmorde während der Nazi-Diktatur nicht beschönigen“, so ist allein
schon die Bezeichnung der in den Konzentrationslagern umgekommenen Juden
als „jüdisches Kriegsopfer“
schlimmer als eine „Beschönigung“. Es handelt sich dabei um die bewusste
Verharmlosung des grauenhaftesten und gezielt organisierten Staatsterrors.
Der Kulminationspunkt Ihres
„Antisemitismus“ besteht jedoch darin, Herr Rüggeberg, wenn Sie die abstruse
Behauptung des Okkult-Schriftstellers Dietrich Bronder übernehmen, dass die
führenden Nazis „selbst jüdischer
Abkunft bzw. mit jüdischen Familien verwandt waren“. (Geheimpolitik S. 90) Die von Ihnen
und Bronder aufgeführte Liste enthält die bedeutendsten Namen des
Nazi-Regimes: Adolf Hitler, Rudolf Hess, Hermann Göring, Gregor Strasser,
Joseph Goebbels, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Heinrich Himmler,
Reichsminister von Ribbentrop, Reinhard Heydrich und andere. Ihre
Stigmatisierung der Nazi-Elite zu „Juden“ ist ein in der Geschichte der
Judenverachtung kaum erreichter Zynismus, Herr Rüggeberg! Sie besagt
nämlich, dass die Nazis nicht nur (wie Sie vorher behauptet haben) als
Erfüllungsgehilfen der hinter den Protokollen
der Weisen von Zion agierenden Zionisten handelten, sondern dass sie
selber „wahnwitzige Juden“ waren und als solche einen rasenden Antisemitismus
entfesselten sowie die Massenvernichtung ihrer Glaubensgenossen eigenhändig
durchführten!
Die „guten, ehrlichen und
charakterfesten Deutschen“ schauten - Ihrer Meinung nach - diesem
grauenhaften „jüdischen Selbstzerfleischungs-Spektakel“ hilflos zu und
wurden sogar am Ende des Krieges vom Rest der Welt noch als die
„Schuldigen“ angeklagt, obgleich sie doch mit der „ganzen Sache“ nichts zu
schaffen hatten. Antisemitischer, rassistischer und zynischer geht es kaum
noch und Sie verdanken es nur dem unfassbaren Phantasma Ihres bizarren
Geschichtsbildes, dass Ihr Buch noch nicht von den Gerichten verboten
wurde!
Ihre Befürwortung der Rassentrennung und
Ihr Bekenntnis zu Alfred Rosenberg
Die Behauptung in unserem Buch
„Hitler-Buddha-Krishna“, dass Sie
die Rassentrennung befürworten und ein Bekenntnis zu Alfred Rosenberg
abgegeben haben, leitet sich ab von einem Zitat des Nazi-Mythologen, welches
sich auf Seite 27 Ihrer Geheimpolitik-2
befindet. Dort zitieren Sie: „Der
Staat Adolf Hitlers hat einen Kampf aufgenommen, der sich nicht nur die
Befreiung des Menschen von zersetzenden jüdischen Einflüssen zum Ziel hat,
sondern der darüber hinaus ein Vorbild schaffen will, wie die unselige
Verquickung der Völker mit dem Judentum einer reinen Scheidung
entgegengeführt werden kann. Ist es dem Judentum Ernst mit seinem
Palästina-Ideal, dann sollte die Entwicklung in Deutschland nicht nur der
Zionismus, sondern das gesamte Judentum begrüßen.“
In Ihrer Stellungnahme vom 09.
10. 2002 sagen Sie, Herr Rüggeberg, dass diese Sätze Alfred Rosenbergs
nicht nur Ihre „Sympathie“ genießen, sondern dass sie auch der „Wahrheit“ entsprechen. Damit würde
Alfred Rosenbergs und Ihre „Wahrheit“
konkret bedeuten:
- Die Menschheit litt unter „zersetzenden jüdischen Einflüssen“.
- Das Dritte Reich und Hitler hatten sich zur
Aufgabe gestellt, die „Befreiung
des Menschen“ von diesen „zersetzenden
jüdischen Einflüssen“ durchzuführen.
- Die „Verquickung
der Völker mit dem Judentum“ ist „unselig“. Verquickung
kann bei Rosenberg nur als „Rassenmischung“ verstanden werden.
- Die „reine
Scheidung“ von den Juden bringt den Völkern Seligkeit. Unter Scheidung kann bei Rosenberg nur
„Rassentrennung“ verstanden werden.
Sollten Sie Rosenbergs
Meinung, so nicht teilen, dann müssen Sie, Herr Rüggeberg, es nicht so in
Ihrem Buch Geheimpolitik-2 so
schreiben und in Ihrer Stellungsnahme vom 09. 10. 02 wiederholen. Da Sie
die schlimmsten Dokumente und Mitverursacher des europäischen
Antisemitismus, Die Protokolle der
Weisen von Zion, zur primären Grundlage Ihres Geschichtsverständnisses
machen, lässt sich jedoch rückschließen, dass Sie Rosenbergs Zitat durchaus
so verstehen, wie es von Ihnen aufgeschrieben wurde.
Einige andere Stellungnahmen zu Ihren
Büchern
Nachdem Sie uns in Ihrem Brief
vom 10. Oktober wegen der Verbreitung von „verschiedenen Unwahrheiten“ und
wegen „Verleumdungen“ attackieren und mit einer einstweiligen Verfügung
gegen unser Buch „Hitler-Buddha-Krishna“ drohen, sehen wir uns gezwungen,
auf einige der öffentlichen Medien
hinzuweisen, in denen Ihnen, Herr Rüggeberg, und Ihren Büchern
Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus vorgeworfen wird:
- Eduard Gugenberger, Franko Petri, Roman
Schweidlenka – „Weltverschwörungstheorien
– Die neue Gefahr von Rechts“ - Wien 1998 - In dem Kapitel „Dieter
Rüggeberg: Die graue Eminenz“ (S.167 – 169)
- Neue Zeit vom 14. 03. 2000:
„Rechtsextreme Bücher aus dem Verkehr gezogen“
- Kurier vom 14.
03. 2000: „Rechtsextreme Literatur bei der Gesundheitsmesse“
- Jürgen Langowski auf der
Internetseite Holocaust-Referenz –
Argumente gegen Auschwitzleugner: „Dieter Rüggeberg –Geheimpolitik“. Dort ist zu ihren Ausführungen, führende Nazis
wären von jüdischer Herkunft, Folgendes zu lesen: „An ihnen ist nichts Wahres, und
alle sind sie getragen vom Bedürfnis, ‚den Juden’ die Verbrechen der
Nazis unterzuschieben, was im Umkehrschluss sofort bedeutet, dass, wir
Deutschen’ nichts damit zu tun hätten. Die perfide Umkehrung der
Täter/Opfer-Rollen gipfelt schließlich in der dreisten Unterstellung,
die Zionisten hätten die Nazis für ihre Zwecke eingespannt.“ http://www.h-ref.de/lit/r/rueggeberg/geheimpolitik.shtml
- Sie werden auch als ein Vertreter
rechtsextremer Ideen im
Informationsdienst gegen den Rechtsextremismus genannt:
http://www.idgr.de/lexikon/bio/r/rueggeberg-d/rueggeberg.html
Ihre negative Haltung gegenüber dem
Lamaismus
Dass Sie gegenüber dem
Lamaismus eine negative Haltung zum Ausdruck bringen, ergibt sich aus
mehreren Passagen Ihres Buches Geheimpolitik.
Dort zitieren Sie auf S. 60 den
Asienreisenden und Schriftsteller
Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau. Dieser behauptet, die tibetischen Lamas
wüssten vom Sterben der westlichen, materialistischen Kultur und
betrachteten die vom Westen geführten Kriege nur als ein „Vorspiel zum entscheidenden Kampf um die
Herrschaft der Erde“. Daraus schließen Sie, Herr Rüggeberg: „Die Priester Asiens haben ihre Lektionen
schnell gelernt, und werden es dem Westen ganz bestimmt voll zurückzahlen,
dass dieser versuchte, ihre Länder mit einem geistlosen Atheismus und
Agnostizismus zu verderben.“ (Geheimpolitik,
61) Wenn es dem Westen nicht schnell gelinge, so führen Sie fort, eine „wissenschaftliche Religion“ zu
entwickeln, „dann möge ihm Gott
gnädig sein, denn die negativen Priester asiatischen Logen und Religionen
stehen ihren Priesterkollegen im Westen bezüglich unmenschlicher Brutalität
und Grausamkeit in nichts nach.“ (Geheimpolitik,
62) Auf Seite 196 von Geheimpolitik
sprechen Sie anschließend von den Lamas, die sich seit dem Exodus aus
Tibet (1959) über die ganze Welt
verstreuen: „Was weiß z. B. ein
westeuropäischer Politiker über die politischen Pläne dieser tibetischen
Mönche? Sofern er sich nicht mit okkulter Machtpolitik befasst, weiß er
nichts darüber, und das ist eben viel zu wenig.“ (S. 196) Aus all dem
müssen wir schließen, dass Sie ein negatives Verhältnis gegenüber dem
Lamaismus haben – oder? Dazu kommt,
dass Ihre Äußerungen und Behauptungen weder durch fundierte
kulturhistorische Beispiele und Textanalysen der Original-Tantras noch
durch die Auseinansetzung mit den Dogmen, Mythen und Riten aus dem
tibetischen Buddhismus begründet werden und daher wieder in der für Sie so
typischen Verschwörungswahns enden.
Unsere grundsätzliche Ablehnung des von
Ihnen vertretenen Okkultismus
Das Gemeinsame zwischen Ihnen,
Herr Rüggeberg, und den religiösen Faschisten und Neofaschisten besteht
darin, dass sie alle drei im „Okkultismus“ und in wilden
Verschwörungstheorien mit gefährlichen Konsequenzen verfangen sind. Zu den
gemeinsamen Problemfeldern zählt auch das aus dem indischen Kulturkreis
übernommene Karmagesetz, welches Sie ebenfalls für die Erklärung und
Legitimation von historischen Abläufen hernehmen.
Haben Sie sich einmal Gedanken
darüber gemacht, was der folgende von Ihnen zitierte Satz für Konsequenzen
hat? „Der Okkultist weiß, dass sich
das Blut der Ermordeten in Eisen verwandeln wird, und wenn sie sich in
spätesten 800 Jahren wieder verkörpern, dann werden sie aus diesem Eisen
die Schwerter schmieden, um diejenigen bei der Arbeit zu beaufsichtigen,
von denen die früher gefoltert und ermordet wurden.“ (Geheimpolitik S. 203) Das heißt
doch, ausgehend von Ihren sonstigen Ausführungen, Herr Rüggeber: Die in
NS-Vernichtungslagern ermordeten Juden werden sich nach ihrer Wiedergeburt
an den Nazis, die ihnen ihr schreckliches Leid angetan haben, in der
gleichen Art und Weise rächen und das wird sich dann umgekehrt wiederholen,
so wie es seit Urzeiten immer schon war. Denn die in Auschwitz vergasten
jüdischen Opfer müssen ja - nach Ihrer „Karma-Lehre“ - in ihrem früheren
Leben den Vorinkarnationen ihrer Nazi-Schlächter schon etwas Ähnliches
angetan haben. Da aber – nach Ihrer und Dietrich Bronders These – durch die
Adern der Nazis jüdisches Blut geflossen sei, werden sich die Juden bis in
alle Ewigkeit selbst zerfleischen! In Ihrem okkultistischen System gibt es
kein Verzeihen, keine Barmherzigkeit, keine Gnade und keine Sühne – sondern
Rache wechselt über zu Gegenrache und dies gilt noch als ein unabwendbares
karmisches Gesetz. Was für eine
aussichtslose, grauenhafte Perspektive für die Menschheit.
Solche und viele andere
Denkansätze, die in Ihren verschiedenen Büchern vertreten werden, sind es,
weshalb wir Ihr Weltbild strikt ablehnen. Ihr okkultistischer Ansatz
verhindert eine wirklich sachlich-fundierte und offene Kulturdebatte über
die Inhalte der Religionen, weil er überall Verschwörer und Verschwörungen
wittert. Die Bilder, die Dogmen, Heiligen Texte und die Riten, nach denen
sich aber die jeweiligen
„Verschwörer“ richten, werden von Ihnen nicht hinterfragt. Wer weiß
denn, ob die von Ihnen so hoch verehrten „blauen Mönche aus Shambhala“ nicht die selben Machtinteressen
und –methoden haben und sich nach den selben Inhalten und Visionen richten,
wie die von Ihnen kritisierten „gelben Mönche“ aus dem Shambhala des Dalai
Lama?

Der Shambhala-Tempel der „Blauen
Mönche“. Dieser
phantasmatische Sakralbau aus allen architektonischen
Stilrichtungen soll andeuten, dass die
„blauen Mönche“
in letzter Instanz die Hochkulturen der
Welt beeinflussen.
(Quelle: Franz Bardon – Frabato – autobiographischer
Roman – Rüggeberg Verlag 1997)
Man löst nicht die
Problemfelder in den Religionen, Weltbildern und Ideologien, indem den man
den einen Geheimorden durch einen anderen ersetzt, sondern indem man das
Geheimordenssystem als solches auflöst und den Okkultismus durch Aufklärung
(auch im spirituellen Sinne) aus der Welt schafft.
© Victor und Victoria Trimondi
LITERATUR ZUM
NAZI-OKKULTISMUS:
Goodrick-Clark, Nicholas – Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus – Graz 2000
Goodrick-Clark,
Nicholas – Black
Sun – Aryan Cults, Esoteric Fascism, and the Politics of Identity – New
York, London 2002
Gugenberger, Eduard – Petri, Franko – Schweidlenka, Roman – Weltverschwörungstheorien – Die
neue Gefahr von Rechts – Wien 1998
Gugenberger, Eduard – Hitlers Visionäre – Die okkulten Wegbereiter des Dritten Reichs
– Wien 2001
Gugenberger, Eduard – Boten der Apokalypse – Visionäre und Vollstrecker des Dritten
Reichs – Wien 2002
Sünner, Rüdiger – Schwarze Sonne – Entfesselung und Missbrauch der Mythen in
Nationalsozialismus und rechter Esoterik – Freiburg 1999
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