Kriege, Endzeitschlachten und Weltuntergänge im Lamaismus
Lamaistische Doomsday-Prophezeiungen als
Inspirationsquelle für Nazis und Terroristen
Der Kalachakra-Text
eignet sich auch dazu, von der extremen Rechten „antisemitisch“
interpretiert zu werden, da als Gegner des Buddhismus die Führer der drei
monotheistischen Weltreligionen, die alle einen semitischen Ursprung haben,
genannt werden: „Adam, Henoch,
Abraham, Moses, Jesus, der im weißen Gewand [Mani], Mohammed und Mathani
[der Mahdi]“. (Shri Kalachakra I 154). (1) Das Tantra bezeichnet sie
als „die Familie der dämonischen
Schlangen“, die mit „tamas“ ausgestattet sind, das heißt mit
Eigenschaften der Finsternis, der Täuschung und der Unwissenheit. (2)
Nach Aussage des indischen
Gelehrten B. Bhattacharya soll das Tantra in den 40er Jahren, „von einer
besonderen Sekte eingesetzt [worden sein], die die Einigung der Hindus und
Buddhisten unter dem gemeinsamen nicht-sektiererischen Banner des
Zeitgottes Kalachakra wünschten, um eine geeignete Front gegen die
Beeinflussung durch semitische Völker zu bilden, die bereits in
Zentralasien und in den Iran eingedrungen waren.“ (3) Diese antisemitische
Interpretation wird von dem Religionsforscher Sandro Consolato erneut
aufgegriffen. Der Italiener, der extrem rechten Kreisen nahe steht, lobt
das Kalachakra-Tantra als das „lichte“ Gegenmodell zu den „dunklen
Kräften“ der nicht-arischen Religionen: „Seltsamerweise“ – so Consolato –
„werden im Kalachakra-Tantra die Lehrern der semitischen Propheten,
die alle ganz klar mit Abraham, Moses, Jesus und Mohammed genannt sind -
als Ausdruck der kosmisch dunklen Kräfte (tamas) aufgezeigt.“ (4)
In unserem Buch Hitler – Buddha – Krishna sind wir
ausführlich auf das Interesse das SS-Ahnenerbe und neonazistischer Zirkeln
am Kalachakra Tantra eingegangen.
(Siehe hierzu: Einsatz der Tibetologen
für den Nachweis einer verschollenen ur-arischen Hochkultur in Tibet)
Nicht erwähnt wurde von uns ein Aufsatz des ehemaligen Leiters der
spanischen Nationalsozialisten Ernesto Milà, der behauptet, die
SS-Tibetexpedition habe ein ausführliches Dossier zum Kalachakra-Tantra aus
dem Himalaja mitgebracht. Milà gibt keine Quellen dafür an und wir haben
bei unseren ausführlichen Recherchen nichts Derartiges gefunden. Aber auf
jeden Fall meldet Milà ein aktuelles neonazistisches Interesse an dem
Ritual an und zwar mit der folgenden Begründung: „Welche Bedeutung hat das
Ritual? Das Kalachakra Tantra und die damit verbundene Initiation ist nicht
irgendein Ritual inmitten des blühenden Angebots im tibetischen Buddhismus.
Es handelt sich dabei um die ‚höchste Initiation’, diejenige, die
‚Renaissance von Shambhala sicherstellt’ am Ende der letzten Schlacht gegen
die Kräfte des Bösen. Ein ganz ähnliches Thema findet sich in der
Geschichte von Ragnarök aus der germanischen Mythologie: Odin befindet sich
an der Spitze seiner Truppen, die aus den Seelen der heroischsten Krieger,
die auf dem Schlachtfeld gefallen sind, und marschiert mit ihnen in die
letzte Schlacht. Das was wirklich am Fall des Kalachakra Tantra interessant
ist, ist, dass es sich um die höchste Initiation des buddhistischen
Tantrismus handelt, es kann jedem übertragen werden, selbst an einen, der
vorher nicht in diese traditionelle Schule initiiert wurde: Es ist eine
Initiation für Profane. Aber das ist nicht alles, es handelt sich um eine
eigentliche Initiation der Kriegerkaste.“ (5)
Shoko Asahara: Das Phantasma eines buddhistischen Armageddon
Der mittlerweile zum Tode verurteilte
japanische Sektenführer Shoko Asahara hatte Mitgliedern seiner Organisation
(AUM-Shinrikyo = AUM-Höchste Wahrheit) Befehl gegeben, am 20. März 1995 in
Tokios U-Bahnen einen koordinierten Giftgasanschlag durchzuführen, dem
mehrere Tote und circa 5.500 Verletzte zum Opfer fielen. Die Jahre vorher
verübte die Sekte mindestens 13 unterschiedliche chemische und biologische
Attentate. In Russland zog sie Erkundigungen über die Möglichkeit ein,
Kernwaffen zu produzieren oder zu kaufen. Es war eine Obsession Asaharas,
alle nur denkbaren Arten von Superwaffen einzusetzen, um den Endzeitkrieg
zu entfesseln.
Asaharas Apokalyptik ist eine
synkretistische Mischung mit Anleihen aus verschiedenen Religionen, aus den
Prophezeiungen des Nostradamus und aus der Science-Fiction Literatur. Er
benutzte gern und häufig den biblischen Begriff „Armageddon“. Aus dem
hinduistischen Kulturkreis übernahm er den Mythos von dem Zerstörergott
Shiva. Im Frühjahr 1985 soll ihm dieser als „der Gott des Lichtes, der die
Armeen der Götter befehligt“, erschienen sein und damit beauftragt haben,
„eine ideale Gesellschaft aufzubauen mit Hilfe derjenigen, die
übernatürliche Kräfte erlangt hätten, eine Gesellschaft, die das Königreich
von Shambhala genannt wird.“ (6) Mit gewaltiger Stimme offenbarte
ihm Shiva: „Du bist auserwählt, die Armee Gottes zu führen.“ (7) –
„Asaharas Strand Epiphanie“ - kommentiert der amerikanische Schriftsteller
D. W. Bracket diese Vision - „war der Auslöser für seinen Glauben, der
Messias zu sein und im Armageddon oder im Endkrieg, in dem Japan zerstört
werden sollte, die Führerrolle zu spielen“ (8) Der indische Gott sagte
weiterhin: „Jetzt ist die Zeit gekommen, das Buch der Offenbarung zu
entschlüsseln, seine Botschaft zu empfangen und das Erlösungswerk von AUM
zu beginnen.“ Als der Guru in der Johannes Apokalypse die Stelle
über das göttliche Wesen, das auf dem Throne sitzt und das dem
‚Menschensohne’ gleicht, las, stellte er mit Überraschung fest, „dass
dieser ‚Menschensohn’ genau dem Gott Shiva gleicht, dem ich in der Astralwelt
begegnet bin.“ (9)
Die Beschleunigung von Armageddon
war der Motor, der alle AUM Anhänger zu extremen Leistungen antrieb.
Waffenlager wurden angelegt, Milzbrandbakterien wurden gezüchtet, Saringas
wurde hergestellt, die Laser-Technik wurde auf ihre Kriegstauglichkeit hin
untersucht. Die Vorstellung, der Untergang der Welt ereigne sich in den
nächsten Jahren, ergriff alle Sektenmitglieder wie eine Wahnidee. „Asahara
hatte dieses tiefe Gefühl von einem Armageddon, und von allem, was
geschah, behauptete er, er habe es vorher gesehen. […] Mein Gefühl, dass
uns ein Armageddon bevorstehe, hielt sich hartnäckig weiter, selbst
nachdem ich AUM verlassen hatte.“ – schrieb einer seiner ehemaligen
Schüler. (10) Für Asahara war das Weltende unausweichlich und außerdem zu
begrüßen, da es für ihn entsprechend der apokalyptischen Matrix die
einzige Bedingung für eine radikale Änderung der gesellschaftlichen
Verhältnisse darstellte. „Ich bin froh“ – sagte er – „dass der Dritte
Weltkrieg kommen wird, denn so steht es in den buddhistischen Schriften und
der Bibel.“ (11) In seiner ausführlichen Studie zum Endzeitwahn Asaharas
kommt der amerikanische Sozialpsychologe Robert Jay Lifton zu dem Schluss:
„Armageddon wurde nach und nach zum Fundament aller Bestrebungen von
AUM – ob theokratischer, mystischer, politischer oder militärischer Natur.“
(12)
Trotz ihres Synkretismus ist
die Religionskonstruktion des Doomsday-Gurus im Kern und auch dem Umfang
nach von tibetisch-buddhistischen Bildern und Übungen bestimmt. „Im Grunde
war AUM-Höchste Wahrheit eine populäre New-Age-Mischung aus östlicher
Religion und Mystik. Ihre Rituale und Anschauungen entsprachen stark dem
tibetischen Buddhismus, ihr physischer Rigorismus dem Yoga.“ – schreiben
die Journalisten David E. Kaplan und Andrew Marshall (13) Asahara selbst
bezeichnete sein Ritualwesen als „tibetischen Buddhismus“. (14) Er will
seine tieferen Erkenntnisse auf einer Reise im Himalaja und von tibetischen
Lamas erfahren haben. Erkenntnistheoretische Lehren des Buddhismus wie die
Doktrin von der Nichtigkeit alles Seienden spielten eine ebenso große Rolle
im Weltbild Asaharas wie Handlungsanweisungen aus dem Tibetischen
Totenbuch. Der Guru ließ sich auch als eine Ausstrahlung des Buddhas
feiern. Er war zeitweise fest davon überzeugt, dass sein Sohn eine
Reinkarnation des Panchen Lama sei. Aus den Tantra-Texten des Lamaismus
übernahm er zudem seine sexualmagischen Praktiken, die Verwendung von
Körperausscheidungen (Urin, Sperma) und von seinem Blut als Pannacea, aber
auch die Legitimation, aus „Mitgefühl zu töten“, die sogenannte
Phowa-Praxis.
„Wenn euer
Guru euch befiehlt, das Leben von jemandem zu nehmen, ist es ein Anzeichen
dafür, dass die Zeit dieses Menschen bereits abgelaufen ist.“ – sagte
Asahara zu seinen Anhängern – „Mit anderen Worten, ihr tötet diese Person
genau zur rechten Zeit und ermöglicht das Phowa dieser Person. [...]
Der Zweck rechtfertigt die Mittel. Beispielsweise gibt es einen Menschen,
der dermaßen viel Laster hat, dass er bestimmt in die Hölle kommt, wenn er
stirbt. Wenn eine erleuchtete Person entscheidet, dass es das Beste ist,
seinem Leben ein Ende zu bereiten und ihn wirklich tötet, würde diese Tat
allgemein von der Gesellschaft schlicht als Mord angesehen werden. Aber im
Lichte unserer Lehre läuft das Töten darauf hinaus, diesem Menschen sein Phowa
zu ermöglichen. Jede erleuchtete Person wird sofort sehen, dass sowohl der
Mörder wie der Ermordete durch die Tat Gewinn haben.“ (15) Nach tibetischer
Sicht versteht man unter der Phowa Praxis das bewusste Hinführen
einer „unreinen“ Seele auf eine höhere spirituelle Ebene, damit diese von
dem an ihr haftenden, schädlichen Karma in ihrem jetzigen Leben befreit
werden kann. Diese spirituelle Intention kann auch die Tötung eines
Menschen rechtfertigen.
Durch ein
Schwurgebet mit dem Titel Das Vajrayana Gelübde wurde die Phowa-Praxis
von Asahara mit dem Endzeit-Krieg in einen Zusammenhang gestellt. Der
Refrain des Gebetes lautete: „Ich werde Vajrayana praktizieren, -
ohne mir Gedanken zu machen – Jetzt, wie es in der Bibel steht, kommt
endlich der Tag Armageddons. – Ich werde mich der Heiligen Armee
anschließen, - um allen Missetätern phowa zu geben. – Ich werde ein,
zwei, vielen bösen Menschen phowa geben. – Phowa ist die Erlösung der Welt. –
Phowa ist verdienstvoll. Das Praktizieren von phowa wird mich
in die höchste Welt führen.“ (16) Asahara forderte diesen Aufruf zum
Massenmord „ein Tausend, ein Millionen, ein Milliarden Mal“ wie ein Mantra
aufzusagen. „Deshalb müssen wir so bald wie möglich alle töten, die der Höchsten
Wahrheit [AUM = Höchste Wahrheit] ablehnend gegenüberstehen.“ –
predigte er 1994 und ein Jahr später forderte er: „Wir müssen siebzig
Tonnen Sarin versprühen.“ (17) Religiös legitimierte Normübertretungen
waren in Asaharas Sekte an der Tagesordnung. Die AUM-Nonne Harada
kolportierte die Botschaft ihres Gurus mit fast denselben Worten, die wir
oben aus dem Kalachakra-Tantra zitiert haben: „Es ist in Ordnung,
einige Menschen zu opfern, zu stehlen, zu töten, Ehebruch zu begehen oder
zu lügen, weil das eine Abkürzung zur Erlösung sein kann.“ (18)
Shoko Asahara vor einem tibetischen Thangka
Immer wieder kehrt Asahara in
seinen Schriften und Predigten zu der im Kalachakra-Tantra
aufgeschriebenen Shambhala-Prophezeiung zurück: „Es wird eine letzte Schlacht zwischen Rudra Chakrin, dem König von Shambhala, und einem Narren namens Vemacitta [im Original ist von
Krinmati die Rede] geben. Der Krieg am Ende dieses Jahrhunderts ist das
letzte Ereignis, das von vielen Propheten aus den vergangenen Jahrtausenden
vorausgesehen wurde. Wenn es passiert, dann möchte ich mutig mitkämpfen.“ –
erklärte Asahara am 4. Dezember 1994, vier
Monate vor den Tokioer Attentaten. (19) Zuvor hatte er noch einen „Shambalisierungsplan für Japan“ vorgelegt.
Dieser sei „der erste Schritt zur Shambhalisierung der Welt. Wenn Sie daran
teilnehmen,“ - klärte er seine Leser auf - „werden Sie große Tugend
erreichen und in eine höhere Dimension aufsteigen“. (20)
Ein Pamphlet der Sekte sprach
sogar davon, Asahara stamme selber aus Shambhala und sei von dort
aus in die Welt hinabgestiegen sei: „Dieses Königreich (Shambhala),
das von dem Gott Shiva [Rudra Chakrin] regiert wird, ist eine Welt, die nur
von denjenigen Seelen betreten werden darf, welche die vollständige
Wahrheit des Universums erreicht haben. In Shambhala haben die
asketischen Praktiken messianischer Personen große Fortschritte gemacht, um
die Seelen in den gedatsu (in die Befreiung) zu führen. Meister
Asahara wurde von dort [Shambhala] aus in der menschlichen Welt
wiedergeboren, damit er die Mission eines Messias erfüllen kann.“ (21)
Auch die buddhistische
Doktrin vom Weltenherrscher (Chakravartin) inspirierte ihn und die
Besetzung des Weltenthrons war das Fernziel seines apokalyptischen Wahns:
„Ich beabsichtige, ein spiritueller Diktator zu werden, ein
Weltbeherrscher!“ - rief der Doomsday-Guru pathetisch aus. (22) Er nannte
seinen buddhokratischen Entwurf den „Höchsten Staat“. Kaplan und Marschall
kommentieren die Metapher mit folgenden Worten: „... diese Bezeichnung
erlaubt keinerlei Zweifel, wer die Welt erben soll. Über dem Imperium, den
ganzen Kosmos regierend, thront Shoko Asahara, der per Gesetz zum 'Kaiser
der Heiligen Mönche' ernannt wurde.“ (23) In jener Zeit sahen ihn seine
Anhänger als einen „Übermensch“, „größer als Gott, jenseits von Gott“, ein
vollkommenes Wesen, das „die Geschichte lenkt“. (24)
Asahara gelang es, einen Stab
fanatisierter Wissenschaftler um sich sammeln, die sich nicht nur Gedanken darüber
machten, wie man sich Nuklearwaffen beschaffen könne, sondern wie man mit
elektromagnetischen Experimenten Erdbeben erzeugen, Städte verschwinden und
Flutwellen produzieren könne. Der Sozialpsychologe Robert Jay Lifton
schreibt zu den apokalyptischen Obsessionen, die diese Menschen ergriffen
hat: „Im Zentrum der Gewalt von AUM – und ihrer Gewaltphantasien von einem
Weltuntergang – stand die Wechselwirkung zwischen einem größenwahnsinnigen
Guru und extremsten Massenvernichtungswaffen. Solche Waffen waren höchst
attraktiv, gerade weil sie ihm das Gefühl vermitteln konnten, die Welt zu
vernichten.“ (25)
Die Sekte propagierte
ebenfalls ein positives Hitlerbild und die bekannten antisemitischen
Klischees. In dem von AUM
herausgegebenen „Handbuch der Furcht“ (manual of fear) wird
die sooft beschworene Verschwörung von Juden und Freimaurern wiederholt.
Als Quelle gelten die als Fälschung erwiesenen Protokolle der Weisen von
Sion und ähnliche rassistische Traktate. AUM-Anhänger glaubten, Juden
seien schuld an den Massakern in Kambodscha, Bosnien und Ruanda gewesen und
stünden kur davor, die Macht in Japan zu übernehmen. Asahara rief nach den
Waffen, um die „Juden“ zu bekämpfen. (26) 1999 werde das Verbot von Hitlers
Mein Kampf in Deutschland wieder aufgehoben, prophezeite der Guru, dass sei
ein Zeichen für den kommenden Weltuntergang. „Ich halte es nicht für
abwegig zu behaupten,“ – fügte er hinzu – „dass die Nazis nach Armageddon
wie ein Phönix aus der Asche wieder auferstehen werden.“ (27)
Auch für Asahara war der
Mittlere Osten die Hauptbühne in seinen Weltvernichtungsphantasien. „Kurz
wir steuern auf Armageddon zu.“ – stellt Asahara fest – „das wird besonders
klar, wenn man die Situation im Mittleren Osten analysiert. [...] Und was
wird nach dem Armageddon geschehen? Nach Armageddon werden alle Lebewesen
in zwei Kategorien geteilt: diejenigen die ins Abhasvara (den Himmel
aus Licht und Tönen) eingehen, und denjenigen, die in die Hölle geworfen
werden. [...] Nuklear-Kriege, bakteriologische Waffen, chemische Waffen,
mit welcher Art von Waffen wir auch immer angegriffen werden mögen, wir
müssen uns selbst verteidigen und einen Platz für unsere spirituellen
Praktiken finden.“ (28)
Der XIV. Dalai Lama und Shoko Asahara
Der Doomsday-Guru genoss vor
seinen Terrorakten den Respekt bedeutender Lamas. Er traf Kalu Rinpoche, den Kalachakra Meister des
Kagyü-pa Ordens. Der tibetische Gelehrte Khamtul Rinpoche nannte ihn „einen
erfahrenen und qualifizierten Meditations-, Tantra- und Jogalehrer“. (29)
Internationales Aufsehen erregten seine fünf Begegnungen mit dem XIV. Dalai
Lama. „Lieber Freund“ – soll der Kirchenfürst nach der Aussage Asaharas zu
ihm gesagt haben – „betrachte den Buddhismus im modernen Japan. Er ist zu
einem bloßen Zeremoniell verkommen, aus dem die essentielle Wahrheit seiner
Lehre entwichen ist. Wenn dieser Zustand anhält, dann wird der Buddhismus
aus Japan verschwinden. Es muss etwas geschehen. Verbreite den wahren
Buddhismus in Deiner Heimat. Du bist für diese Aufgabe genau der Richtige,
denn Du hast die Gesinnung eines Buddha. Wenn Du dies tust, werde ich sehr
glücklich sein, denn Du wirst damit meiner Mission helfen.“ (30) Diesem
Inhalt des Gesprächs wurde nach dem Attentat von offizieller Seite
widersprochen. Wie auch immer - nach einem Bericht der deutschen
Illustrierten Stern – nannte der
Dalai Lama, nachdem die Verbrechen Asaharas schon bekannt waren, diesen
einen „Freund, wenn auch nicht unbedingt einen vollkommenen.“ (31)
Die AUM-Sekte war ideologisch
und praktisch eine schlüssige Ausdrucksform der apokalyptischen Matrix. Asahara erlebte die Welt als
hoffnungslos beschmutzt und war von dem Wahn besessen, dass nur eine
radikale Feuerreinigung den gegenwärtigen Zustand verändern könne. „Im
Grunde war sogar die Wirklichkeit selbst unrein. Materie und Realität, ja
die ganze menschliche Existenz, waren derart verworfen, dass Reinigung
letztlich nur durch einen planetarischen Holocaust zu erreichen war.“ –
schreibt Robert Lifton. (32)
© Victor und
Victoria Trimondi
Gesamtübersicht
Vorangegangenes Kapitel:
Das
Verhältnis des XIV. Dalai Lama zur Religiösen Rechten Indiens
Die englische
Version des Buches “Der Schatten des Dalai Lama“ finden Sie unter:
The
Shadow of the Dalai Lama – Sexuality, Magic and Politics in Tibetan
Buddhism
Empfehlung abschicken
(3) Agehananda Bharati - Die Tantra-Tradition - Freiburg
1977, 23
(4) Sandro Consolato - Julius
Evola e il Buddhismo - Bolzano 1995, 214
(5) Ernesto Milà „Les envoyés de Hitler au Tibet“ in: http://www.voxnr.com/cc/d_allemagne/EpAFupppEATMdqcsdu.shtml
Dieser Artikel ist ein Kapitel in
einem Buch von Ernesto Milà mit dem Titel „Ariosofia, Teosofia, Nazismo“,
Eine etwas unterschiedliche Version findet sich in der französischen
Ausgabe mit dem Titel „Nazisme et ésotérisme“, éditions Pardès, 1990
(6) D. W. Brackett - Holy
Terror: Armageddon in Tokyo - New York, 1996, 66
(12) Robert J. Lifton – Terror
für die Unsterblichkeit – Erlösungssekten proben den Weltuntergang –
München 1999, 69
(15) Martin Repp - Aum
Shinrikyo - Ein Kapitel
krimineller Religionsgeschichte - Marburg 1997, 33
(25) Robert J. Lifton – Terror
für die Unsterblichkeit – Erlösungssekten proben den Weltuntergang –
München 1999, 15
(28) Shoko Asahara – The
Teachings of the Truth – (5 Bände) Fujinomiya 1991-1193, Band 2, 103
(31) Stern -
36/95, 126
(32) Robert J. Lifton – Terror
für die Unsterblichkeit – Erlösungssekten proben den Weltuntergang –
München 1999, 223
Empfehlung abschicken
|