Nazi-Tibet-Connection
© Victor
und Victoria Trimondi
Was
interessierte die Nazis an Tibet und am tibetischen Buddhismus?
Kapitel 3
Ernst Schäfer und
Tibets Regent Reting Rinpoche: "Treffen des westlichen und östlichen
Hakenkreuzes in Freundschaft und Frieden"
Die Erlebnisse der
SS-Expedition hat Schäfer 1943 in einem Reisebericht publizieren
lassen. (1) Der Text endet jedoch
mit dem Zeitpunkt, als er und seine "Kameraden" die Erlaubnis
erhielten, Lhasa zu betreten. Was in den folgenden Monaten geschehen wird,
darauf macht der Autor den Leser äußerst neugierig. Es gab - so schreibt er
– ein "Spinnenweb" der Intrigen. Insbesondere kam es zu mehreren
Zusammenstößen mit dem englischen Repräsentanten Hugh Richardson. Aber bald
- so führt der Text fort - "verbindet uns ein Band inniger und
herzlicher Freundschaft mit den 'lebenden Göttern' und den Häuptern der
tibetischen Regierung. Die Zeit in Lhasa ist das größte Forschererlebnis,
das ich je auskosten durfte." (2) Was in Lhasa wirklich vor sich ging,
sollte jedoch erst viele Jahre nach dem Kriege publiziert werden. Die
Ereignisse waren jetzt von jeglichem nationalsozialistischen Gedankengut
gereinigt. (3)
Die SS-Tibetexpedition feiert das "Julfestritual" auf dem
Dach der Welt
Als Schäfer vom Kashag,
der tibetischen Regierung, am 3.
Tage des 10. Monats der Feuer-Tiger Jahres (Dezember 1938) die Erlaubnis
erhielt, Lhasa zu betreten, feierte er dies als einen "großen
Sieg" und besiegelte diesen mit einem Fest, das zu den wichtigsten
Ereignissen der SS-Ritualistik zählte, mit einer Wintersonnenwendfeier:
"Es lässt sich so einrichten," - schreibt er - "dass wir die Sonnenwendfeier am
21. Dezember 1938 nur wenige Meilen von der tibetischen Grenze entfernt, an
einem 4000 m hohen, idyllisch gelegenen Bergsee begehen können. Das ist ein
großer Tag für uns, da wir im stillen Kreis um unseren kleinen Radioapparat
sitzen, um den Worten des Reichsführers-SS, H. Himmler, der unser
Schirmherr ist, zu lauschen. Von irgendwo aus dem Sudetengau klingt seine
ruhige Stimme durch die Ätherwellen zu uns herüber. Dann ergreifen wir
schweigend die Fackeln und begeben uns, gefolgt von unsrer treuen
Eingeborenen-Mannschaft, hinunter zum Seeufer, wo wir uns im Widerschein
des lodernden Feuers geloben, weiterhin auf Gedeih und Verderb
zusammenzuhalten und unsere schöne Aufgabe zu lösen. Hier stehen wir zu
Beginn eines neuen Lichtjahres an der Schwelle des großen geheimnisvollen
Landes. Die Wintersorgen sind vergessen. Neues, Großes und Wunderbares
steht uns bevor." (4)
An der Wintersonnenwendfeier
sollten - nach einem Erlass Himmlers - die Ahnen geehrt werden. Es war der
Tag, wo sich die Angehörigen der Schutz-Staffel (SS) ihrer Vorfahren
erinnerten und an die Zukunft ihrer Nachfahren dachten: "So sind wir
angetreten und marschieren nach unabänderlichen Gesetzen als ein
nationalistischer, soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer und als
eine geschworene Gemeinschaft ihrer Sippen, den Weg in eine ferne Zukunft
und wünschen und glauben, wir möchten nicht nur sein die Enkel, die es
besser ausfochten, sondern darüber hinaus die Ahnen spätester, für das
ewige Leben des deutschen Volkes notwendiger Geschlechter." – hatte
der Reichsführer-SS 1936 proklamiert. (5)
Auch der
"NS-Märtyrer" vom 9. November wurde an diesem Datum gedacht. Man
deklamierte von Himmler selbst abgesegnete Weihesprüche. Zum Beispiel:
"In das Dunkel der Welt trugen die Arier das Licht. Vom Norden her kam
der große Glanz. Wir gedenken ihrer, die Brüder unseres Blutes waren und
sind." Oder: "Wir sind dem Führer verschworen und verpflichtet.
Wir glauben an ihn, weil er Deutschland, weil er Germanien ist. Sein Licht
soll leuchten." (6) Oder das "SS-Treuelied", das mit der
Strophe beginnt: "Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu,
dass immer noch auf Erden für Euch ein Fähnlein sei." (7) Oder:
"Stets hat vor Gott und der Welt der Stärkere das Recht, seinen Willen
durchzusetzen." (8) Die hohe kultische Bedeutung der Wintersonnenwende
zeigte sich auch dadurch, dass Himmler den Versuch machte, sie anstelle der traditionellen Weihnacht
zu setzen.
Der Expeditionsteilnehmer
Bruno Beger beschreibt das SS-Wintersonnenwendefest in Bergen des Himalaja,
welches sich auch in sein Gedächtnis tief eingeprägt hat, noch plastischer
als Schäfer: Für teures Geld wurden fünf Zentner trockenes Holz gekauft.
Dann zündete man den mitgebrachten Julleuchter an, ein für den Schwarzen
Orden entwickelter Ritualgegenstand. (9) Dieser gab das Feuer weiter an die
Fackeln, mit denen man den "petroliumgetränkten" Holzstoß in
Brand setzte. Beger sprach feierlich die Worte: "Sonnenverwandte
heilige Flamme schlage empor!". Schäfers "Ansprache aus bewegtem
Herzen" ergriff alle und sie sangen: "Flamme empor ...." und
"Hohe Nacht der klaren Sterne, die wie weite Brücken steh'n..."
(10)
In einer "modernen"
Fassung dieser Sonnenwendszene hat Schäfer 1989 alle NS-Assoziationen
ausgemerzt. Sie zeigt jedoch deutlich, wie magisch-mystisch der
Naturwissenschaftler diese Nacht am Changgu See in Sikkim erlebt hat.
"Man weiß nicht, ob der See den Himmel oder der Himmel den See im
letzten Schein der Strahlen widerspiegelt." – schreibt er in seiner
Erinnerung, die Genien des Ortes hätten mit ihrem Geistertanz begonnen:
"Grellgelb und brandrot flackert das Abendrot, die Wolkenstimmungen
wechseln von Minute zu Minute immer eindrucksvoller und gewaltiger. Mählich
schwimmen die düsteren Silhouetten der Berge, und seltsame Fabelwesen,
Riesen und Zwerge, Gnome, Trolle, Nixen und Elfen werden lebendig. Je
dunkler es wird, desto traumhafter und unergründlicher wird der lang
gestreckte Kessel des Sees. Nebelbänke senken sich, bilden dichte Vorhänge
trennen uns von der übrigen Welt." (11) Solche Szenarien sollten nicht
als reine literarische Phantasie abgetan werden, sondern entsprachen einer
neuheidnisch-animistischen Orientierung in der NS-Ideologie, welche die
Geister der Natur wiedererwecken wollte.
Reting
Rinpoches Botschaft an den deutschen Reichskanzler: "Dem trefflichen
Herrn Hitler (König) der Deutschen, der erlangt hat die Macht über die weite Erde!"
Die Begegnung Ernst Schäfers
mit dem damaligen tibetischen Regenten Reting Rinpoche zeigt, dass sich die
Vertreter der zwei Systeme persönlich "sympathisch" fanden. Das Verhältnis des tragischen
Priesterfürsten (12) zu dem Expeditionsleiter gestaltete sich äußerst
herzlich und ihre Beziehung wurde so intim, dass Reting bei den gemeinsamen
Treffen dem Deutschen den Bart zu kraulen pflegte. Auch dieser ist von dem
Herrscher über Tibet, "dessen wundersamen Zauberkräften es gelang, die
Wiedergeburt des XIV. Dalai Lamas ausfindig zu machen", hellauf
begeistert. (13)
Die "Ausstrahlung"
des Regenten ruft bei Schäfer ein
mystisches Erlebnis hervor: "Aber beim Nachdenken, beim Grübeln,
Meditieren und in der Abwehr verändern sich die Züge des göttlichen
Herrschers ganz und gar. Dann wirkt das Antlitz konzentriert und
harmonisch. Die großen dunklen Augen erhalten einen eigenartigen Glanz und
auf der gefalteten Stirn über den Brauenwülsten treten zwei Protuberanzen
hervor, regelrechte Hauthörnchen. Das sind die göttlichen Zeichen des
lebenden Buddhas, die mystischen Antennen, mit denen er die Wunder wirkt.
Um ihretwillen wurde er als kleines Kind gewählt und als lebende Gottheit in
das Reting-Kloster gebracht, nachdem seine Fußspuren schon als Säugling in
den granitenen Fels gegraben hatten, als wenn es lockerer Sand gewesen
wäre." (14) Der "exakte" Naturwissenschaftler, der das
gesamte SS-Ahnenerbe nach dem Kriege als eine "okkulte Akademie"
denunzierte, scheint dem mysteriösen Tibet erlegen zu sein: "Woher sie
kamen, wer sie sind und wohin sie gehen, die geheimnisvollen Priester vom
Potala, alles steigt dunkel aus dem Reich des Glaubens und des Mythos
auf." (15)
Aber gleich darauf hören wir
wieder den nüchternen Beobachter sprechen: "Ich selbst habe, solange
ich in Lhasa weilte, weder einen Beweis, noch sonst ein wahrnehmbares
Zeichen von okkulten oder 'übersinnlichen' Fähigkeiten des Regenten und
Königs erhalten." (16) War Ernst Schäfer also doch ein Mann der
exakten Wissenschaften und ein Skeptiker? Nein - dieser Satz sollte – nur
eine erneute Bestätigung okkulter Phänomene einleiten: Der Regent hatte
sich von Schäfer bereitwillig fotografieren lassen, nur filmen lassen
wollte er sich nicht. So machte der Kameramann Ernst Krause Aufnahmen von
ihm aus dem Verborgenen - doch nachdem die Filme entwickelt wurden,
erschien die Gestalt des Regenten völlig verwaschen und war nicht mehr zu
erkennen. "Wir stehen vor einem Rätsel." - so Schäfer voller
Erstaunen – "Wir haben einen Tatbestand vor uns, ein echtes Phänomen,
das wir, so scheint es, mit den Mitteln der Naturwissenschaft nicht ohne
weiteres erklären können." (17) Der Zoologe holte sich Rat bei einem
Religionspsychologen, der ihm erklärte, dass Heilige und Könige unbekannte
Strahlen aussenden, die fotografisch nicht festgehalten werden könnten, die
aber die Chromschicht eines Films zersetzen würden. Schäfer fand diese
Erklärung ganz plausibel. (18)
Der SS-Mann gab den
Ereignissen in Lhasa auch einen symbolpolitischen Hintersinn. Anlässlich
einer Geschenkübergabe an den tibetischen Regenten, der die
Expeditionsteilnehmer "als erste Deutsche in der heiligen Stadt
willkommen" hieß, sprach Schäfer die folgenden Worte: "Die Götter
und Dämonen waren uns während der langen Reise wohlgesonnen, denn wir kamen
als Sendboten gegenseitigen Verstehens und nicht zuletzt, um die reine
Philosophie der großen Religion in der heiligen Stadt zu studieren. [!] Da
das Hakenkreuz auch uns Deutschen höchstes und heiligstes Sinnbild
bedeutet, so stehe unser Besuch unter dem Leitspruch: Treffen des
westlichen und östlichen Hakenkreuzes in Freundschaft und Frieden. Möge
sich die hochherzige Freundschaft, die nun zum ersten Mal in der Geschichte
angebahnt wird, uns allen zum gegenseitigen Nutzen gereichen." (19)
Dieser Satz erfährt seine pathetische Steigerung, wenn man bedenkt, dass
Reting Rinpoche während des Empfangs auf einem erhöhten Thron saß, dessen
teppichartiger Untersatz einen vierteiligen Vajra (Donnerkeil) und vier
Swastika [Hakenkreuze] abbildete. Ein Foto mit dem Regenten auf seinem
"Hakenkreuzthron" ging später durch die gesamte deutsche Presse:
"Auf seinem Gebetsteppich sind die Embleme der Macht des
buddhistischen Staates dargestellt: der gekreuzte Donnerkeil mit der
Sonnenspirale, das Hakenkreuz und die Lotusblume." – hieß es 1942 in
der Berliner Illustrierten. (20) Hinzu kam, dass die
Expeditionsteilnehmer mit einem Wimpel durch das Schneeland reisten, auf
dem demonstrativ das Hauptsymbol des Nationalsozialismus mitflatterte. (21)
Andere Wimpel trugen die beiden SS-Runen.
Schäfer hatte ganz bewusst
die Gesamtexpedition unter das Motto "Treffen des westlichen und
östlichen Hakenkreuzes" gestellt und diese Namenswahl zahlte sich voll
aus: "Die Tibeter, denen das alte indo-arische Zeichen des
Hakenkreuzes ebenfalls als höchstes Symbol des Glücks gilt," – so der
Tibetforscher – "legten uns daher keine Schwierigkeiten in den Weg und
da meine Verhandlungsbasis weiterhin darauf aufgebaut war, dass wir
Deutsche die erste weiße Nation waren, die einer asiatischen, nämlich der
japanischen, die Hand gereicht hatten, so öffneten sich uns während unseres
zweimonatigen Besuches in der tibetische Hauptstadt die geheimsten Kammern
der tibetischen Paläste und Tempel, ebenso wie jene der tibetischen
Volkseele." (22)
Reting Rinpoche dankte für
Schäfers "Hakenkreuzrede", kraulte dem Deutschen den Bart und
übergab ihm zwei versiegelte Sendschreiben, eines an Adolf Hitler,
"den Führer und Reichskanzler und ein weiteres für den Reichsführer-SS
H. Himmler". (23) Über den
Inhalt des Schreibens an Himmler ist nichts bekannt, dasjenige an Hitler
wurde später von den Tibetologen des SS-Ahnenerbes übersetzt: "Dem
trefflichen Herrn Hitler (König) der Deutschen," – war darin zu lesen
– "der erlangt hat die Macht über die weite Erde! (24) - Möge Ihnen
miteinander körperliches Wohlbefinden, friedliche Ruhe und gute Taten
beschieden sein! Gegenwärtig bemühen Sie sich um das Werden eines
dauerhaften Reiches in friedlicher Ruhe und Wohlstand, auf rassischer
Grundlage [!]. Deshalb erstrebt jetzt der Leiter der deutschen
Tibetexpedition, der Sahib Schäfer (She-par), zumal keine Schwierigkeiten
im Wege stehen, bis zu einem unmittelbaren Verkehr mit Tibet nicht nur das Ziel
der Festigung der (persönlichen) freundschaftlichen Beziehungen, sondern
hegt darüber hinaus auch den Wunsch einer künftigen Ausdehnung des
vorgenannten gegenseitigen freundschaftlichen Verkehrs auf (unsere beiderseitigen) Regierungen.
Nehmen Sie nun, Euere Exzellenz, Führer (wörtlich König) Herr Hitler, zu
diesem Verlangen nach gegenseitiger Freundschaft, wie sie von Ihrer Seite
ausgesprochen wurde, unsere Zustimmung. Dies gestatte ich Ihnen zur
Bestätigung mitzuteilen. Gegeben am 18. Tag des ersten tibetischen Monats,
(im Jahr) Erde-Hase (= 1939) vom Qutuqtu von Rva-sgren, dem Reichsverweser
und Regenten von Tibet." (25) Dann wurden Geschenke verteilt. Der
"König von Deutschland", Herr Hitler, erhielt eine silberne
Teekanne, einen weißen Seidenschal (Kathag) und einen Lhasa Apso Hund.
Später soll der deutsche Diktator dieses Präsent mit einer gewissen
Verachtung entgegen genommen haben. (26) Auch an den Reichsführer-SS wurden
Geschenke mitgegeben. (27) Dem persönlichen Referenten Himmlers,
SS-Hauptsturmführer Dr. Brandt – Reichsführung-SS – Persönlicher Stab,
schickte Schäfer "einen Gebetsteppich aus Lhasa mit
Hakenkreuzmustern". (28)
Die Botschaft des Panchen Lama an Hitler: "Ich weiß, dass mir
Hsi Talé [Hitler] dabei helfen wird"
Schäfer hatte den Eindruck,
die Tibeter seien an den politischen Ereignissen in Deutschland besonders
interessiert gewesen. In ihm entstand das "glückliche Gefühl, dass die
Macht des deutschen Reiches unter Adolf Hitler bis an die entlegensten und
weltabgeschiedensten Teile Asiens ihren [hier fehlt ein Wort] entsendet und
ich war stolz darauf, dass die tibetische Regierung, die ihr Land allen
Vertretern weißer Nationen auf Anraten der Engländer eifersüchtig
verschließt, gerade uns Deutschen den Engländern zum Trotz zum aller ersten
Mal ihre Geheimnisse offenbarte und das packende Leben in der Hauptstadt
und die faszinierenden Geschehnisse in der riesigen Klosterstadt zur
Offenbarung gewillt war." (29)
Das Interesse tibetischer
Kirchenfürsten an Adolf Hitler ist auch durch eine weitere Grußadresse
dokumentiert. In den 30er Jahren besuchte der deutsche Geschäftsmann Edmund
Fürholzer von China kommend Tibet. Er wurde vom IX. Panchen Lama empfangen.
Einen Tag vor seiner Audienz nahm er an einer großen öffentlichen Zeremonie
teil: "An der Spitze einer Offiziersabordnung marschiert der
Militär-Buddha." - so bezeichnet Fürholzer den amtierenden
Provinzgeneral Tsang Se Lin. Dann folgten ältere Lamas, dahinter
selbstbewusste Khampas in chinesischer Mandarinentracht. Hunderte von Klosterschülern
beendeten den Zug. "Mit einem Reisigpinsel zeichnet in Abständen von
vielleicht zehn Metern ein junger
Mönch in hastender Eile das
segenbringende Zeichen des Hakenkreuzes glänzend weiß auf den Grund, über
welches der Heilige [der Panchen Lama] seinen Weg nehmen wird." (30)
Im Reisebericht Fürholzers ist das Photo eines dieser Swastika abgedruckt.
Am nächsten Morgen wird der
Deutsche beim Panchen Lama vorgelassen. "Ich betonte" - schreibt
Fürholzer - "dass in Deutschland großes Interesse für Tibet vorhanden
sei. Sofort lenkte der Panchen Lama das Gespräch auf den Führer des
deutschen Reiches und sagte, dass er die Taten des Hsi Talé aufs tiefste
bewundere. Hsi Talé ist der tibetanische Name für Hitler, wobei das Wort
Talé getrennt betont wird und sowohl dem Klang wie der Bedeutung nach dem
Talé im Worte Dalai Lama entspricht und 'Alles Umfassender' heißt. Der
Panchen Lama war außerordentlich gut über europäische und Weltvorgänge
unterrichtet" (31)
Man weiß nicht, ob Fürholzer
die folgende "Deutschlandhymne" dem Kirchenfürsten in den Mund
gelegt hat, außergewöhnlich ist sie allemal: "Es gab immer in der
Weltgeschichte große Reiche;" - sagte der Panchen Lama - "das
wiedererstandene Deutschland aber ist das eindruckvollste. Es erobert die
Welt nicht durch Waffen, sondern durch seine Gelehrten und Erfinder. Es
schickt nicht Armeen, sondern Lehrer des Fortschritts. Als die ganze Welt
gegen Deutschland kämpfte, lagen Hoffnung und Wünsche der kleinen Völker
nur beim Deutschen Reich, dessen Sieg auch für sie Befreiung bedeutet
hätte. Als Deutschland unterlag, glaubten wir trotzdem unvermindert an
seine kommende Mission. Deutschlands Niederlage nach so vielen Heldentaten
seiner Heere wurde überall mit Schmerz empfunden. Doch die Gewalten über
uns haben es gut mit Deutschland gemeint. Nach innerer Läuterung steht es
heute größer und herrlicher da als je zuvor. Aufs Neue ist es zum Führer,
Lehrer und Befreier unterdrückter Völker geworden. [ .... ] Wenn ich erst
einmal die Regierung des ganzen Landes wieder übernommen habe, entsende ich
einen Vertreter zu Hsi Talé [Hitler], um den Führer des deutschen Volkes
meiner Achtung und Freundschaft zu versichern. Dann kann ich auch an
Reformen denken, die mein Land dringend braucht. Ich weiß, dass Hsi Talé
[Hitler] mir dabei helfen wird. Überbringen sie meine Grüße dem Führer der
Deutschen." (32) Das Interesse des Panchen Lama an Deutschland war
sicher echt. Tibet, seit jeher ein Spielball zwischen China, Russland und
England, suchte nach möglichen Bündnispartnern. So mussten den
lamaistischen Kirchenfürsten die Kontakte zu den NS-Deutschen (im Übrigen
auch zu den Japanern) sehr wertvoll erscheinen.
(2) Ernst Schäfer - Geheimnis
Tibet - Erster Bericht der Deutschen Tibet-Expedition Ernst Schäfer 1938/39
- Schirmherr Reichsführer SS - München 1943, 178
(3) 1988 erschien hierzu
im Windpferd Verlag das Schäfer-Buch: Das
Fest der weißen Schleier - Begegnungen mit Mönchen und Magiern in Tibet.
Der Text ist eine sehr lehrreiche und detaillierte Schilderung tibetischer
Ritualfeste. Historische und politische Fragen, die der Besuch aufgeworfen
hat kommen ebenso wenig zur Sprache, wie die Rassenforschung oder mögliche
okkulte Interessen Himmlers.
(5) Heinrich Himmler - Die
Schutzstaffel als antibolschewistische Kampforganisation - München
1936, 31
(6) Institut für Zeitgeschichte
- München: Sprüche z. Julfeier - MA 306 - 59 3279 – 81
(8) Bundesarchiv Berlin:
NS 021 / 000189 - Chef des SS-Hauptamtes – IA/O Az. 10 c10/31.5.37
(10) Bruno Beger - Mit
der deutschen Tibetexpedition Ernst Schäfer 1938/39 nach Lhasa -
Wiesbaden 1998, 112
(11) Ernst Schäfer -
Über den Himalaya ins Land der Götter - Tibetexpedition in den dreißiger
Jahren von Indien nach Lhasa, in die "verbotene Stadt" -
Durach 1989, 155
(12) Reting Rinpoche
hatte das Regierungsamt im Jahre 1933 übernommen. Obgleich er 1941 die
Regierungsgeschäfte an seinen Nachfolger Taktra Rinpoche übertragen hatte,
wollte er später die verlorene Macht für sich zurückgewinnen. Seit 1945 kam
es deswegen zu immer schärfer werdenden Dissonanzen zwischen der
tibetischen Regierung und dem Ex-Regenten. Man klagte später Reting wegen
Hochverrats an, erklärte ihn für schuldig und warf ihn in die berüchtigten
Kerker des Potala. Er soll grausam gefoltert und später erdrosselt worden
sein. Andere berichten, man habe ihn vergiftet.
(13) Ernst Schäfer -
Auf einsamen Wechseln und Wegen - Jagd und Forschung in drei Erdteilen
- Hamburg 1961, 37
(14) Ernst Schäfer - Das
Fest der weißen Schleier - Begegnungen mit Menschen, Mönchen und Magiern in
Tibet - Durach 1988, 32
(19) Bundesarchiv
Berlin: R – 135 / 30 –
"Gespräch bei der Geschenkübergabe", 23. Im Schäfers Reisebericht nach dem Kriege
ist der Satz nicht erwähnt. Da kommt das Swastika-Symbol unseres Wissens
nur einmal vor, als er beobachtet wie es von Menschen als Glückszeichen an
ihren Türen befestigt wird. (Ernst Schäfer - Das Fest der weißen
Schleier - Begegnungen mit Menschen, Mönchen und Magiern in Tibet -
Durach 1988, 135)
(21) Bruno Beger - Mit
der deutschen Tibetexpedition Ernst Schäfer 1938/39 nach Lhasa -
Wiesbaden 1998, 158
(22) Bundesarchiv Berlin:
R 135 / 65 – 165635. An mehreren
Stellen in seinen Aufzeichnungen kommt Schäfer darauf zu sprechen, dass
ihnen das deutsche Hakenkreuzsymbol die Tore geöffnet habe. Es sei ein
"untrügliches Glückszeichen [....], welches immer von links nach
Rechts verläuft." - bestätigten
tibetische Würdenträger. (Bundesarchiv Berlin: R 135 / 57 – 151360)
"Wie mir ein einflussreicher Tibeter trefflich sagte, war es das
erstemal in der Geschichte Tibets, dass sich das westliche und östliche
Hakenkreuz unter dem Zeichen des Friedens auf der Basis kulturellen
Austausches und wissenschaftlicher Erkenntnis treffen." – schreibt
Schäfer in einem Zeitschriftenartikel.
(Bundesarchiv Berlin: R 135 / 75 – "Zum Film der deutschen
Tibet-Expedition Ernst Schäfer – Schirmherr: Reichsführer-SS")
(23) Bundesarchiv Berlin:
R 135 / 75 – 166321
(24) In den Akten des Sven
Hedin Institut liegt auch eine andere, ungezeichnete Übersetzung vor,
in welcher der Einleitungssatz folgendermaßen lautet: "An Herrn
Hitler, den deutschen König, der auf der breiten Erde Macht erlangt
hat" (Bundesarchiv Berlin: R 135 / 51 - 162385)
(25) Reinhard Greve -
"Tibetforschung im SS-Ahnenerbe" in Thomas Hauschild - Lebenslust und Fremdenfurcht -
Ethnologie im Dritten Reich - Frankfurt 1995, 175, Übers. v. Schubert
(28) Bundesarchiv Berlin:
R 135 / 27 – 151105
(29) Bundesarchiv Berlin:
R 135 / 75 – "Zum Film der deutschen Tibet-Expedition Ernst Schäfer –
Schirmherr: Reichführer SS". Bei den Treffen mit lamaistischen
Würdenträgern erzählte Schäfer immer wieder "von Deutschland, unserem
Führer, unserem Reichsführer, unserer Politik, unserer weltpolitischen Lage
im Vergleich zu Tibet und unseren großen deutschen Erfindungen." (Bundesarchiv
Berlin: R 135 / 75 – 166183)
(30) Edmund Fürholzer - Arro! Arro! - So sah ich Tibet -
Berlin 1942, 320
(32) Ebenda: 346. Solche
Aussagen sind sicher mit Vorsicht zu betrachten. Fürholzers Buch wurde im
Jahre 1942 publiziert. Das trifft zeitlich mit dem Plan Himmlers zusammen,
das Schneeland gegen die Engländer zu mobilisieren. Die Aussage des Panchen
Lama könnte also als propagandistische Äußerung dem Buch später beigefügt
worden sein. (Die Szene muss im Jahre 1935 stattgefunden haben.) Aber sie
kann ebenso der Wahrheit entsprechen, denn es ist bekannt, dass der Panchen
Lama England feindlich gegenüber gesinnt war und deswegen in Hitler und den
Deutschen eine politische Gegenkraft vermutete.
Kapitel 4
Bruno Beger
– Rassenspezialist der SS-Tibetexpedition – zwischen Tibet und
Auschwitz
Index: Die Nazi-Tibet-Connection
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