MEDIEN (02)
Zum Dialog
bereit, aber die Verbreitung kritischer Stimmen ist entbehrlich!
Antwort
auf den Brief von Manfred Klell (03. 08. 2002)
Am 3. August 2001 verschickte der Vorsitzende des Kalachakra Komitees Graz 2002, Dr. Manfred Klell, an mehrere Organisationen eine
"Entgegnung" auf einen Artikel mit dem Titel: "Graz 2002:
Einweihung in die buddhistische Dämonenwelt.",
der am 23. 05 2001 in der evangelischen Zeitschrift
"Faktum-Magazin" (Schweiz) publiziert wurde. Dieser Artikel wurde
am 27. 06. 2001 aus dem Kreis der Österreichischen Evangelischen Allianz an
den Grazer Bürgermeister Alfred Stingl übergeben. Da wir in Klells Entgegnungsschreiben namentlich genannt sind,
halten wir es für notwendig, auf die dort aufgeführten Argumente zu
antworten, um damit den Dialog über das Grazer Kalachakra
Ritual zu erweitern. Wir haben die Original-Aussagen aus Herrn Klells Brief in fetter Kursivschrift abgedruckt und
darauf geantwortet. Quellenverweise auf unsere beiden Bücher "Der
Schatten des Dalai Lama Sexualität Magie und Politik im tibetischen
Buddhismus" und "Hitler – Buddha – Krishna – Eine
unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute" sind mit
"S.D.L." respektive "H-B-K" plus der Seitenzahl
aufgeführt.
Brief von Manfred Klell:
Kalachakra for World Peace
Entgegnung
Als Vorsitzender
der Buddhistischen Gemeinde Österreich–Süd und verantwortlicher Organisator
der Kalachakra for
World Peace Graz 2002 nehme ich nachfolgend
Stellung zu dem Papier “Graz 2002: Einweihung in die buddhistische Dämonenwelt”. Dieser 2–seitige Text wurde am 23.05.2001
im “Factum-Magazin” (Schweiz) publiziert und u. a. am 27.06.2001 aus dem
Kreis der Österreichischen Evangelischen Allianz an Herrn Bürgermeister
Stingl übergeben.
Der Text stellt
eine auf Ignoranz und Spekulationen beruhende Diffamierung der
buddhistischen Religion im Allgemeinen und Seiner Heiligkeit des Dalai Lama
im Besonderen dar. Die herabwürdigende Diktion des Textes widerspricht den
Prinzipien des Dialogs und der Toleranz, der Inhalt zeugt von grobem
Unverständnis der buddhistischen Weltanschauung. Obwohl dadurch ein
konstruktiver Dialog behindert wird, soll der Versuch der Richtigstellung
einiger Punkte unternommen werden:
Der Buddhismus
kennt keine “Dämonenverehrung” oder Einweihungen
in die “Dämonenwelt”. Kalachakra
stellt einen Buddhaaspekt dar, eine Manifestation
des erleuchteten Bewusstseins, die zum Wohle aller Wesen tätig ist.
Das Kalachakra Ritual steht für die Verbreitung von Frieden
und Toleranz. Die Motivation Seiner Heiligkeit des Dalai Lama eine Kalachakra Einweihung im Westen durchzuführen, besteht
darin, Menschen verschiedener Nationen und Glaubensrichtungen
zusammenzubringen, um in einer friedvollen Atmosphäre über grundsätzliche
menschliche Werte wie Liebe und Mitgefühl zu meditieren. So stellt das Kalachakra–Ritual für die Mehrzahl der Besucherinnen
und Besucher einen besonderen Segen dar, der die Entwicklung einer Ethik
des Friedens und der Harmonie im Einzelnen und innerhalb der Menschheit
fördern soll. Für einen geringen Anteil buddhistischer Praktizierender bedeutet das Ritual die
Ermächtigung, sich dem Studium und der Praxis des Systems des Kalachakra Tantra widmen zu können.
Um die komplexe
Symbolik des Tantra, die sexuelle und kriegerische Elemente enthält,
richtig zu interpretieren, sind entsprechende Kenntnisse erforderlich, die
u. a. in Einweihungen vermittelt werden. So hat der auf dem Kalachakra Tantra basierende Shambala
Mythos zahlreiche Interpretationen und Spekulationen erfahren. Der Kampf,
der in diesem Mythos beschrieben wird, richtet sich weder gegen den Islam
noch gegen das Christentum, sondern gegen jede Form des
fundamentalistischen Extremismus; letztlich handelt es sich um einen
inneren Kampf gegen hinderliche Verblendungen.
Zum Vorwurf der “Buddhisierung” darf ich feststellen, dass der
Buddhismus eine der wenigen Weltreligionen ohne Missionierungsauftrag ist
und Seine Heiligkeit der Dalai Lama immer wieder betont, dass sich jeder
Mensch im Rahmen seiner eigenen Tradition entwickeln soll.
Besagter Text
beruft sich direkt oder indirekt auf Veröffentlichungen von Colin Goldner
und dem unter dem Pseudonym Victor und Victoria Trimondi
schreibenden Ehepaar Mariana und Herbert Röttgen.
Diese wohl durch persönliche Ängste oder aus Geltungs–
und Gewinnsucht motivierten Autoren versuchen unter dem Deckmantel der Buddhismuskritik dem Ansehen Seiner Heiligkeit des
Dalai Lama und des Buddhismus zu schaden.
Der Buddhismus
ist eine der ältesten Weltreligionen und eine in Österreich anerkannte
Religionsgemeinschaft, und als solche sollte sie auch behandelt werden. Im
Geist der Toleranz und des friedvollen Miteinander bin ich zu einem
konstruktiven Dialog jederzeit gerne bereit, halte die Verbreitung besagten
Textes aber für entbehrlich.
Näher
Informationen zur Kalachakra entnehmen Sie bitte unseren
Printmedien oder besuchen Sie unsere Web–Site: www.kalachakragraz.at
Mit freundlichen
Grüßen
Dr. Manfred Klell
Vorsitzender der
Buddhistischen Gemeinde Österreich – Süd
Vorsitzender des Kalachakra Komitees Graz 2002
Kalachakra for World Peace
Antwort auf den Brief von Manfred Klell
"Der Buddhismus kennt
keine 'Dämonenverehrung' oder Einweihungen in die
'Dämonenwelt'."
Der tantrische
Buddhismus unterscheidet sehr wohl zwischen Göttern und Dämonen (Asura) und das schon in seinem Ursprungsland Indien. Es
ist jedoch ein Spezifikum dieser nach Tibet importierten Religion, dass sie
dort bestimmte lokale Dämonen, die ihr einmal feindlich gegenüber gestanden
sind, in das eigene System integriert hat. Dazu rechnet zum Beispiel das
Staatsorakel des Dalai Lama (Nechung), das
ursprünglich ein mongolischer "Kriegsgott" gewesen ist, und dann
durch magische Bannformeln in den Dienst des tibetischen Staates gestellt
wurde. (S.D.L. 543 ff.) Die Dämonen wurden nach ihrer
"Zwangsbekehrung" zum Buddhismus nicht – wie man annehmen könnte
- pazifiziert. Sie dürfen jetzt als "Hüter
der Lehre" (Dharmapala) sie ihre
ursprüngliche Aggressivität weiter ausleben, ja diese wird noch potenziert.
(S. D. L. 128 ff.) Es ist richtig, dass die "Dharmapala"
oder andere aggressive Wesenheiten nach ihrer Integration in den Buddhismus
nicht mehr als "Dämonen" bezeichnet werden. Ihr zornvolles
Äußeres, ihre Aggressivität, ihre Vernichtungswut, – all das chrakterisiert
sie nach europäischen Kriterien zu "Dämonen". Der bedeutendste
westliche Forscher der tibetischen "Schutzgeister" (Dhamapala), der österreichische Tibetologe
und Ethnologe René de Nebesky-Wojkowitz betitelte
sein 666 Seiten umfangreiches englischsprachiges Standardwerk Oracles and Demons of Tibet
("Orakel und Dämonen Tibets") Unter die "Dämonen" zählt
Nebesky-Wojkowitz auch die Schutzgöttin des Dalai
Lama, ein blutrünstiges Wesen, das den Namen Palden
Lhamo trägt. Aber nicht nur die in das System
integrierte Schutzgötter, sondern auch die Buddhas und Bodhisattvas
des tibetischen Buddhismus haben ihre "Dämonenseite".
Man nennt sie dann "Herukas". Der Zeitgott ("Kalachakra")
und die Zeitgöttin ("Vishvamata"), die
im Zentrum des Grazer Rituals stehen, zählen beispielsweise zum aggressiven
Heruka-Typ. Ein Blick auf die ikonographische
Darstellung der beiden Götter genügt, um das zu erkennen. Sie zeigen nicht
nur aggressive Gesichtzüge, sondern zertrampeln
auch die Gottheiten anderer Religionen unter ihren Füßen. Von den insgesamt
32 Symbolgegenständen, die Kalachakra und Vishvamata in
ihren vielen Händen halten, sind 24 von morbider und kriegerischer Natur
(abgeschlagene Menschenköpfe, Hackmesser, Schwert, Schädelschale mit heißem
Blut usw.) – nur acht davon sind friedfertig. (S. D. L. 132 ff.)
Das Kalachakra-Ritual
erlebt auch die Außenwelt als von Dämonen belebt und versucht diese
wiederum mit Dämonen zu bändigen. Bevor das Kalachakra
Sandmandala errichtet wird, werden die Dämonen des Ortes (sprich in diesem
Fall die Dämonen von Graz) durch Dolche an die Erde genagelt. (S. D. L. 251
ff.) Bei der Bezwingung der Ortsdämonen erscheint die Gottheit Kalachakra in
einer noch schrecklicheren Gestalt als "Vajravega".
Von ihm heißt es: "Auf dem Kopf trägt Vajravega
ein Rad mit acht Speichen. Am Ende der Radspeichen befinden sich fünf
menschliche Schädel. Die Augenhöhlen sind sehr groß, im Mund gibt es
Fangzähne. Auf jedem dieser Schädel befindet sich eine Art Auswuchs aus dem
die fünf Buddha-Klassen hervorgehen. Zwei Ketten aus Knochenperlen hängen
von Mund zu Mund zwischen den menschlichen Schädeln. Hinzukommt, dass drei Gehänge aus Knochen von oberhalb der Augenbrauen der
Schädel herabhängen." Der Körper Vajravegas
selber ist aufgefüllt mit Scharen von Zornesgöttern, die selbst aus seinen
Fußsohlen hervorstürzen um das Kalachakra Mandala
zu schützen.
"Kalachakra
stellt einen Buddhaaspekt dar, eine Manifestation
des erleuchteten Bewusstseins, die zum Wohle aller Wesen tätig ist."
Das Kalachakra-Tantra beinhaltet aber ebenso
die Idee einer apokalyptischen und meditativ vorgestellten
"Weltvernichtung". Es geht davon aus, dass wir in einem dunklen
Zeitalter (Kali Yuga) der Dekadenz und des
Unterganges leben und dass diese unsere Welt zerstört werden muss, damit
eine andere "paradiesische" Welt unter dem Gesetz des Dharma, d. h. der buddhistischen Lehre, entstehen kann.
(S.D.L. 222 ff.) "Was ist Kalachakrayana [der "Weg des Kalachakra]?"
- fragt deswegen einer der bedeutendsten Experten auf dem Gebiet der
Tantrismus, der Inder Shashi Bhusan
Dasgupta, und antwortet ohne Beschönigung:
"Das Wort Kala bedeutet Zeit, Tod und Zerstörung. Kala-chakra
ist das Rad der Zerstörung." Die in diesem Tantra prophezeiten Kriege
gehen nur zum Wohle der Buddhisten gut aus und nicht zum Wohle aller Wesen.
"Das Kalachakra
Ritual steht für die Verbreitung Frieden und Toleranz."
Das Gegenteil ist – ausgehend von dem Originaltext - der Fall.
Das Kalachakra-Tantra und der dort
aufgeschriebene Shambhala-Mythos ist geprägt von Kriegsvisionen und Intoleranz. Es wird
dort zu einer Endschlacht zwischen Buddhisten und Moslems prophezeit. Wir
haben es im Kalachakra-Tantra mit einer
buddhistischen Version des islamischen Djihad zu
tun, deswegen kann der vom XIV. Dalai Lama designierte Interpret des
Tantras, Alexander Berzin, sagen: "Die Kalachakra
Darstellung des Shambhala Krieges und die
islamische Diskussion über den Djihad zeigen
bemerkenswerte Ähnlichkeiten." In einem großen Kapitel des Tantras
werden die Superwaffen, die in diesem Krieg zum Einsatz kommen, ausführlich beschrieben. (H-B-K 478 ff.)
"Die Motivation Seiner
Heiligkeit des Dalai Lama eine Kalachakra
Einweihung im Westen durchzuführen, besteht darin, Menschen verschiedener
Nationen und Glaubensrichtungen zusammenzubringen, um in einer friedvollen
Atmosphäre über grundsätzlich menschliche Werte wie Liebe und Mitgefühl zu
meditieren."
Der berühmte Vers I. 154 des Kalachakra
Tantra benennt als Hauptgegner des Buddhismus die "Führer" der
drei monotheistischen Weltreligionen: "Adam, Henoch,
Abraham, Moses, Jesus, der im weißen Gewand [Mani], Mohammed und Mathani [der Mahdi]" (Shri Kalachakra I. 154) Das Tantra
bezeichnet sie als "die Familie der dämonischen Schlangen"
(ebenda) Deswegen ist der Text kein Beitrag zum interreligiösen Dialog in
"friedvoller Atmosphäre über grundsätzliche menschliche Werte",
sondern im Gegenteil, er annonciert die Bereitschaft zum "Krieg der
Religionen".
"So stellt das Kalachakra Ritual für die Mehrzahl der Besucherrinnen
und Besucher einen besonderen Segen dar, der die Entwicklung einer Ethik
des Friedens und der Harmonie im Einzelnen und innerhalb der Menschheit
fördern soll."
Viele Lamas
betonen, dass das Ziel des Kalachakra Rituals
darin besteht, dass die Teilnehmer als "Shambhala
Krieger" wiedergeboren werden, um in der Endschlacht gegen die Moslems
zu kämpfen. Die "Wiedergebornen"
kämpfen dann in dem prophezeiten Weltenkrieg als Soldaten Buddhas gegen die
Feinde der wahren Lehre. Sie bilden wahrscheinlich das Fußvolk einer Armee,
die nach traditionellen Kommentaren sechs Millionen Infanteristen aufweist.
Im Offizierkorps finden sich die höheren Lamaränge wieder: "Dem Heer von Shambhala werden auch die Reinkarnationen vieler
tibetischer Lamas als befehlsführende Offiziere angehören. [....] Einige
von ihnen wissen bereits jetzt ihren zukünftigen Namen und kennen den Rang,
den sie innehaben werden. " – heißt es in einer modernen
Interpretation des Shambhala Experten Edwin Bernbaum, die sich auf
tibetische Quellen beruft
"Für einen geringen Anteil
buddhistischer Praktizierender bedeutet das Ritual die Ermächtigung, sich
dem Studium des Systems des Kalachakra Tantra
widmen zu können."
Das ist richtig. Die Adepten bereiten sich auf die acht
höheren Einweihungsstufen vor. (Das öffentlich – in Graz – durchgeführte Kalachakra Ritual beinhaltet nur die sieben unteren
Initiationsstufen) In den höheren und höchsten Einweihungen spielen höchst
problematische sexualmagische Geheimriten die zentrale Rolle. (H- B-K 171
ff.)
"Um die komplexe Symbolik
des Tantra, die sexuelle und kriegerische Elemente enthält, richtig zu
interpretieren, sind entsprechende Kenntnisse erforderlich, die u. a. in
Einweihungen vermittelt werden."
Hier gesteht Klell auf einmal offen und klar zu, dass das Kalachakra Tantra, das er vorher als großes
"Friedensritual" angepriesen hat,
"kriegerische und sexuelle Elemente enthält". Genau diese
Elemente, die das gesamte Tantra beherrschen, sind es, die von den Kritikern
als höchst problematisch angesehen werden und die zumindest den Verdacht
aufkommen lassen, dass es sich hierbei um fundamentalistische Aspekte in
diesem Tantra handelt. Es ist eine charakteristische Haltung von Sekten,
dass sie eine offene Diskussion über die Inhalte ihres Glaubens verweigern und
darauf bestehen, ihre Rituale
könnten nur von denen verstanden werden, die darin
"initiiert" wurden. Da das Kalachakra
Ritual sehr viele unhumane und ethisch nicht mehr
vertretbare Lehrsätze aufweist, ist eine solche Abschottung nicht legitim. Auch die
Geheimriten müssen offen diskutiert werden können. Im übrigen erhalten alle Partizipanten
an den sieben niederen Einweihungen, wie sie in Graz zur Aufführung kommen,
keinerlei Einsicht in die Inhalte und die Intentionen des Gesamtrituals. Es
gibt nicht einmal eine vollständige deutsche Übersetzung des Kalachakra Tantras in eine westliche Sprache.
"So hat der auf dem Kalachakra Tantra basierende Shambhala
Mythos zahlreiche Interpretation und Spekulationen erfahren."
Das ist richtig: Faschisten, Neonazis und Terroristen - sie
alle haben sich auf den "Shambhala
Mythos" berufen und sich daran orientiert. Unter ihnen ragen hervor
der Begründer des "Esoterischen Hitlerismus", der berüchtigte
Chilene Miguel Serrano, und der japanische Sektenguru Shoko Asahara, der
als erster die Tore für den Massenterror geöffnet hat, als er einen
Giftgasanschlag in der Tokioer U-Bahn verüben ließ (12 Tote über 5000
Verletzte). Zu beiden Personen (Miguel Serrano und Shoko Asahara)
unterhielt der XIV. Dalai Lama freundschaftliche Kontakte. Welche eminente Faszination das Kalachakra-Tantra und der darin
enthaltene Shambhala-Mythos auf die Ideenbildung
des religiösen Faschismus gehabt hat, behandeln wir ausführlich in unserem
Buch Hitler – Buddha – Krishna – Eine unheilige Allianz vom Dritten reich bis heute.
"Der Kampf, der in
diesem Mythos beschrieben wird, richtet sich weder gegen den Islam noch
gegen das Christen, sondern gegen jede Form des fundamentalistischen
Extremismus."
Das ist falsch.
Das Kalachakra-Tantra stammt aus dem
10. Jahrhundert. Damals geriet der Buddhismus in Indien und Zentralasien
unter starken islamischen Druck. Deswegen werden die Muslime (Mlecchas) als Hauptfeinde genannt, die es zu
bekämpfen gilt. Das Original spricht davon, dass "das machtvolle,
gnadenlose Idol der Barbaren, die
dämonische Inkarnation" in Mekka "lebt".(Shri
Kalachakra I 154) Von den Hauptgegnern Rudra Chakrins erfahren wir,
dass sie mleccha
heißen, das bedeutet sowohl "Barbaren" als auch die
"Einwohner Mekkas" oder ganz allgemein Muslime.
"Letztlich handelt es sich um einen inneren
Kampf gegen hinderliche Verblendungen"
Das Kalachakra Tantra geht wie der
tantrische Buddhismus insgesamt davon aus, dass Innen und Außen nicht
voneinander getrennt sind. In dem dort herrschenden magischen Denken ist
jedes Symbol auch real und jegliche Realität hat auch einen Symbolwert. Den
äußeren Kämpfen entsprechen die innerlichen Kämpfe – aber auch umgekehrt,
den innerlichen Kämpfen entsprechen auch äußerliche Kämpfe. Weshalb werden
die Religionsführer der monotheistischen Religionen (Moses, Jesus, Mohammed
....) im Kalachakra Tantra mit ihren Namen
genannt? Sollen diese vielleicht innere Kräfte darstellen. Wenn ja, dann
verlangt das Tantra, dass man mit Gewalt seine innerlichen muslimischen und
christlichen Überzeugungen zerstört. Auch das kann wohl kaum ein Ausdruck
der Toleranz sein. Es besteht jedoch bei fast allen traditionellen und
modernen Kommentatoren des Tantras die Vorstellung, dass der dort
beschriebene Shambhala-Krieg auch in der Realität
stattfindet.
"Zum Vorwurf der "Buddhisierung" darf ich feststellen, dass der
Buddhismus eine der wenigen Weltreligionen ohne Missionierungsauftrag ist
und seine Heiligkeit der Dalai Lama immer wieder betont, dass sich jeder
Mensch im Rahmen seiner eigenen Tradition entwickeln soll."
Der erste Teil des Satzes ist falsch. Die buddhistische Lehre
(das Dharma) wurde durch Missionierung von Indien
nach Tibet importiert und Mönche des tibetischen Buddhismus (Lamaismus)
haben ganz Innerasien und die Mongolei missioniert. Der Lamaismus ist eine
Missionsreligion wie jede andere auch. Der zweite Teil des Satzes stimmt.
In der Tat fordert der Dalai Lama ständig Gläubige anderer Religionen auf,
nicht zum Buddhismus zu konvertieren. Tatsache ist aber, dass er damit einen
gegenteiligen Effekt auslöst. Viele finden den Lamaismus wegen solcher
Worte als die Toleranteste und Attraktivste aller Religionen und wechseln
deswegen ihren ursprünglichen Glauben.
"Besagter Text beruft sich
direkt oder indirekt auf Veröffentlichungen von Colin Goldner und dem unter
dem Pseudonym Victor und Victoria Trimondi
schreibenden Ehepaar Mariana und Herbert Röttgen.
Diese wohl durch persönliche Ängste oder aus Geltungs- und Gewinnsucht
motivierten Autoren versuchen unter dem Deckmantel der Buddhismuskritik
dem Ansehen seiner Heiligkeit des Dalai Lama und des Buddhismus zu schaden.
Kritiker des Dalai Lama, des Lamaismus und des Kalachakra Tantra werden von tibetisch-buddhistischer
Seite beleidigt, diffamiert und attackiert. Sie werden beschimpft als
"Nazis", als "Faschisten", als "Anstifter zum
Völkermord", als "Handlanger des Papstes", als
"evangelikale Fundamentalisten", als "Maoisten", als
"sinophile Tibethasser",
als "Weltverschwörungstheoretiker", als "rachsüchtige
Renegaten", als "geltungssüchtig" und als
"gewinnsüchtig". Auch Klell glaubt
durch seine Beschimpfungen einer offen geführten Diskussion über die – wie
er selber schreibt – "sexuellen und kriegerischen Elemente" des Kalachakra-Tantra aus dem Wege gehen zu
können. Er weiß weshalb, denn eine offene Debatte würde Dinge zu Sprache
bringen, die den Dalai Lama und sein Ritual in einem anderen Licht
erscheinen lassen würde.
"Der Buddhismus ist eine der
ältesten Weltreligionen und eine Österreich anerkannte
Religionsgemeinschaft, und als solche sollte sie auch behandelt
werden."
Unsere Kritik richtet sich nicht gegen den Buddhismus als
solchen, sondern ausschließlich gegen eine spezifische Ausdrucksform des
Lamaismus, das Kalachakra-Tantra.
In diesem Fall bestehen größte Bedenken, ob es sich hierbei um einen
Religionsentwurf handelt, der mit unserem westlichen Wertekodex
übereinstimmt. Eine solche Fragestellung muss in einer Demokratie legitim
sein. Da der Lamaismus im Westen mit der Unterstützung öffentlicher Stellen
und der Verwendung von Steuergeldern
spektakuläre Rituale veranstaltet, wie die Kalachakra
Einweihung im Oktober 2002 in Graz, ist eine offene Diskussion über die
Inhalte, die Form, die Zielrichtung, die Ethik dieses Rituals berechtigt.
"Im Geist der Toleranz und
des friedvollen Miteinander bin ich zu einem konstruktiven Dialog jederzeit
gerne bereit, halte die Verbreitung besagten Textes aber für
entbehrlich."
Ein Dialog, bei dem die Verbreitung der Andersmeinung
"entbehrlich" ist, kann doch weder als "konstruktiv"
noch als "tolerant" bezeichnet werden. Er fördert durch die
bewusste Unterdrückung andersartiger Meinungen keineswegs das
"friedvolle Miteinander".
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