Kommentierte Literatur zum Kalachakra-Tantra
und zum Shambhala-Mythos
Hier werden Bücher und Aufsätze zum Kalachakra-Tantra
und zum Shambhala-Mythos kurz und kritisch vorgestellt. Da es sich bei diesem Tantra um einen
synkretistischen Kulturentwurf handelt, der zahlreiche Themata aus den
verschiedensten religiösen Strömungen Indiens und anderer Länder
integriert, ist für ein tieferes Verständnis dieses Religionssystems das
Studium heterodoxer Quellen notwendig: Neben Lehren aus den Sutras
(Reden des Buddha) die Kosmologie des Abhidharmakosha, die
Eschatologie des Vishnu Purana, die praktischen Anleitungen des Sadanga
Yoga, die verschiedenen Texte des tantrischen Buddhismus, insbesondere
das Guhyasamaya Tantra, die Lehren vom Adi-Buddha und vom Chakravartin
(Weltenherrscher) und anderes mehr. Dazu kommen persische, manichäische,
islamische Einflüsse und Parallelen zur vorbuddhistischen Bon-Kultur. Weiterhin enthält das Kalachakra-Tantra
medizinische, alchemistische und astrologische Anleitungen. Da es sich
im Falle dieses Textes nicht nur um einen religiösen Entwurf, sondern
ebenfalls um eine "Okkultlehre" handelt, haben wir auch einige
der wichtigsten okkultistischen Texte zu diesem Themenkomplex besprochen.
Eine weitere, sehr ausführliche
Literaturliste insbesondere zum Shambhala-Mythos finden Sie im Internet
unter:
http://www.angelfire.com/vt/OkarResearch/ALauthors.html
http://www.angelfire.com/vt/OkarResearch/GLauthors.html
http://www.angelfire.com/vt/OkarResearch/NZauthors.html
Banerjee, Biswanath - Über das Lokadhatu Patala - I. Kapitel des
Laghu-Kalacakra-Tantra-Raja - München 1959
Übersetzungen aus dem ersten Kapitel des Shri Kalachakra in
sehr schlechtes Deutsch.
Bernbaum, Edwin Marshall – Der Weg nach Shambhala
– Auf der Suche nach dem sagenhaften Königreich im Himalaya – Hamburg
1982
Das Buch des Tibetologen E. Bernbaum ist der populärste westliche
Text zum Shambhala-Mythos. Es wurde in einer anschaulichen,
unakademischen aber dennoch fundierten Art verfasst und kommt auch häufig
auf die Problemfelder zu sprechen, ohne diese jedoch als solche
wahrzunehmen. Das erste Kapitel schildert verschiedene Varianten des Mythos
vom "Königreich hinter den Gebirgsketten", in dem Frieden und
Harmonie herrschen sollen. Seitenlang werden Theorien über Lokalität des
Mythenreiches vorgestellt. Schließlich erfahren wir, dass Shambhala sich
sowohl in uns, als auch außerhalb von uns befinde. Shambhala ist nicht nur
ein Ort, sondern auch ein geistiger Zustand. Erst wenn wir das
"innere" Shambhala entdeckt hätten, könnten wir das
"äußere" Shambhala finden. (44 f.) Shambhala ist eine
Buddhokratie mit einem absoluten Monarchen an der Spitze des Staates, der
die weltliche und geistige Macht in Personalunion vereinigt. Nach Bernbaum
entspricht die hierarchische Rangordnung Shambhala Staates den
unterschiedlichen Graden in der Einweihung des Kalachakra-Tantra.
(53) Die Teilnahme an einem
Kalachakra-Ritual garantiert die Wiedergeburt im Königreich Shambhala (33)
Das Ehrliche an Bernbaums Studie ist, dass sie die gewaltigen und
aggressiven Aspekte des prophezeiten Shambhala Krieges nicht verschweigt:
Das Kriegsszenario beginnt mit einen "Schlachtenlied" des dritten
Panchen Lama, in dem es heißt: "Deine Fürsten werden die anderen Fürsten
vernichten. – Wenn all dies geschehen ist, wird das Geschlecht – der
Barbaren für immer ausgerottet sein." (30) Mit der Initiation in das Kalachakra-Tantra
ist sichergestellt, dass der Eingeweihte während der letzten Schlacht gegen
die Mächte der Finsternis wiedergeboren wird. (52/53) Die hohen Lamas von
heute nehmen dann Offiziers- bzw. Generalsposten ein. (35) Gegner des
Shambhala-Heeres sind die drei monotheistischen Religionen, insbesondere
jedoch der Islam. Verbündete dagegen die indischen Götter. (89) Bernbaum
verweist auch auf die politische Benutzung des Shambhala-Mythos bei den
Mongolen zu sprechen. (25)
Bernbaum spricht zwar in einem Abschnitt sehr allgemein über die
Riten des Kalachakra-Tantra (111 ff.) aber viel Konkretes erfahren wir
nicht darüber, denn die Mysterien dieses Tantras sind geheim. Wer sie
ausplaudert, wird in buddhistische Höllen verbannt. "Es gibt nur
wenige Lamas, die von allen diesen Gottheiten [des Kalachakra-Tantra]
wissen, und noch wenigere verstehen ihre Bedeutung. [....] Die Tibetologen
betrachten das Kalachakra im Allgemeinen als das schwierigste alle
tibetischen Systeme, besonders aufgrund seiner komplizierten Rituale und
seines vielschichtigen Symbolismus. Damit wird es wahrscheinlich die
unbekannteste und unzugänglichste aller tantrischen Lehren bleiben."
(129) Die Zehntausenden, die an den öffentlichen Kalachakra-Einweihungen
teilnehmen, haben also gar keine Ahnung davon, worum es hierbei geht. Es
ist aber weniger die Komplexität des Tantras, die dem Geheimnisgebot zugrunde
liegt, sondern es sind dessen inhumane Inhalte. (Siehe Auszüge in: Archiv 01)
2. - Berzin, Alexander – Zwischen
Freiheit und Unterwerfung – Chancen und Gefahren spiritueller Lehrer und
Schülerbeziehungen – Berlin 2002
3. - Berzin, Alexander – Kalachakra
Tantra – Das Rad der Zeit – Geschichte, Wesen und Parxis des bedeutendsten
tantrischen Initiationsrituale des tibetischen Buddhismus – Bern,
München, Wien 2002
Berzin ist derjenige Westler, der offensichtlich damit beauftragt
ist, das Kalachakra-Tantra zu psychologisieren und es als eine Art Therapie
darzustellen. Das gleiche gilt für seine Abhandlung des Schüler-Meister
Verhältnisses. In seinen Büchern werden bewusste Entschärfungen
vorgenommen, auf die wir in einer noch zu erstellenden Besprechung
hinweisen werden.
Bharati, Agehananda - Die Tantra-Tradition – Freiburg 1977
Agehananda Bharati geht in seinem Klassiker zur Genesis des
Tantrismus mehrmals auf das Kalachakra-Tantra ein. (23, 184 f, 246)
Von ihm stammt die Information, dass dieses Tantra vor 1945 als ein
arisches Bollwerk gegen die semitischen Religionen interpretiert wurde. (23)
Bishop, Peter - The Myth of Shangri-La - Tibet, Travel
writing and the Western creation of sacred Landscape - London 1989
Bishop, Peter - Dreams of Power - Tibetan Buddhism in
the Western Imagination - London 1993
Peter Bishop (University of South Australia) beschreibt in seinen beiden
Büchern die virtuelle Welt, die im Westen seit dem 17. Jahrhundert den
"Mythos Tibet" hervorgebracht hat. Dabei spielte die
"Shambhala-Vision" von Beginn an eine zentrale Rolle. Tibet war
und ist bis heute ein Ort der Mysterien und der okkulten Spekulationen. Es
wird in zahlreichen Büchern als "Sehnsuchtsland" dargestellt, wo
Menschen glauben sich von den zivilisatorischen Krankheiten des
materialistischen und technoiden Westens heilen zu können. Das literarische
Material, das Bishop über die westlichen Imaginationen vorlegt, ist
beachtlich und zeigt, wie tief sich der "Tibet-Mythos" in das
Utopie-Verständnis des Abendlandes eingenistet hat. Bishop verweist aber
nicht nur darauf (im Gegensatz zu Martin Brauen), dass diese frommen
Fiktionen der historischen Wirklichkeit des Lamaismus widersprechen,
sondern dass sie sogar dankbar von tibetischen Lamas aufgenommen und weiter
gesponnen werden, um sie als wirkungsvolle Orientierungsbilder des
tibetischen Buddhismus weltweit zu verbreiten. Bishops Bücher wurden noch
bevor die beiden Kultfilme "Sieben Jahre Tibet" und
"Kundun" erschienen waren, publiziert. In diesen
Hollywood-Streifen, die beide vom XIV. Dalai Lama abgesegnet wurden,
erreichte der Tibet-Mythos seinen bisherigen Höhepunkt.
Blavatsky, Helena Petrovna - Die Geheimlehre Bd. I - III - Den
Haag, o. J.
Die Gründerin der Theosophie hat im 19. Jahrhundert den Shambhala-Mythos
in den Westen importiert und mit ihrer Doktrin von den geheimen Meistern
aus dem Himalaja verknüpft. Über ihren bestimmenden Einfluss auf die Nazi-Tibet-Connection
innerhalb des SS-Ahnenerbes siehe ausführlich in V. & V. Trimondi – Hitler
– Buddha – Krishna S. 96-115
Brauen, Martin - Das Mandala - Der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus -
Köln 1992 – Für Graz 2002 wurde das Buch neu herausgegeben.
Ein mit vielen Bildern und Grafiken ausgestattetes Buch, das die
Mikro-Makrokosmos Theorie des Kalachakra-Tantra ins Zentrum stellt.
Das Tantra unterstellt eine Korrespondenz zwischen dem Zeitfluss im
Universum und den "Energieströmen" des menschlichen Körpers.
Durch die Kontrolle seiner inneren Vitalströme, gewinnt der Adept die
Kontrolle über die Zeit und andere kosmische Abläufe. Er bringt die Zeit
zum Stillstand, um deren Herr zu werden. Martin Brauen beschreibt nicht nur
diese Entsprechungen zwischen dem "Energiekörper" des Adepten,
dem Kalachakra Tempel und dem gesamten Kosmos, sondern er stellt diese auch
in Grafiken dar. Das ist sehr anschaulich gemacht. Die Mikro-
Makrokosmostheorie beinhaltet jedoch nicht nur Gutes, sondern ebenso die
Logik, dass grauenhafte Dinge, die im "Inneren" des Yogis
geschehen, auch grauenhafte Auswirkungen auf das "Äußere", auf
den gesamten Kosmos, haben können. Da der Adept in der Meditation seine
inneren "Aggregat-Zustände", die Entsprechungen im Universum mit
seinen Sonnen, Monden und Planeten haben, verbrennt, vernichtet er dadurch
auch – das ist die hier zum Ausdruck kommende Logik – den gesamten Kosmos.
Während in der christlichen Johannesapokalypse der Untergang der Welt dem
Beschluss Gottes unterliegt, wird er im Kalachkra-Tantra bewusst
durch die Vorgänge im Energiekörper des Kalachakra Meisters simuliert.
Einige der Problemfälle aus dem Tantra kommen auch hier zur Sprache. Brauen
hat auch Video-Filme verfasst, die in einer dreidimensionalen
Computeranimation den Aufbau des Kalachakra Tempels zeigen. (Zur
Kalachakra-Mandala-Politik siehe: V. & V.
Trimondi - Der Schatten des Dalai Lama - 236 ff.)
Brauen, Martin - Traumwelt Tibet - westliche Trugbilder – Zürich 2000
Dieses Buch wurde als Reaktion auf den Text von V. & V. Trimondi
– Der Schatten des Dalai Lama – Sexualität, Magie und Politik im
tibetischen Buddhismus geschrieben. Es ist einerseits eine
beachtliche, gut dokumentierte Sammlung der phantasmatischen
Tibet-Rezeption im Westen, andererseits der geschickte Versuch, die
tibetischen Seite von einem Einfluss auf die westlichen Imaginationen
völlig frei zu sprechen. Insofern zeigt Brauens Buch nur die eine Hälfte
der Wahrheit und verschweigt die Ursachenfelder, aus denen der westliche
"Tibet-Mythos" überhaupt erst entstehen konnte. Brauen macht den
unehrlichen und schlitzohrigen Versuch, die Diskussion über die
Problemfelder des Lamaismus, insbesondere das Kalachakra-Tantra und
den darin enthaltenen Shambhala-Mythos zu unterbinden. In Zürich und
2002 in Graz wird eine Ausstellung zu dem Text gezeigt. Auf die Analyse von
Buch und Ausstellung gehen wir sehr ausführlich ein unter: www.trimondi.de/med19 . Unsere Kritik ist betitelt –
"Traumwelt Tibet – östliche [!] Trugbilder".
Brück, Michael von – Religion und
Politik im tibetischen Buddhismus – München 1999
Professor Michael von Brück kommt in seiner kritisch gefärbten,
jedoch weitgehend apologetischen Geschichte des tibetischen Lamaismus auch
auf das Kalachakra-Tantra zu sprechen. In diesem Punkt lässt er sich
sogar zu einer Rüge hinreißen und bemängelt, dass der XIV. Dalai Lama
dieses früher geheimgehaltene Ritual öffentlich aufführt. "Die Folge
davon war allerdings, dass Missverständnisse und Fehlinterpretationen des
tibetischen Buddhismus aufkommen konnten." (97) Aber anstatt über
diese " Missverständnisse und Fehlinterpretationen" eine
Diskussion zu eröffnen, geht er darüber stillschweigend hinweg. Man spürt
geradezu das krampfhafte Bemühen des evangelischen Theologen und Dalai Lama
Anhängers, die "Problemfelder" des Kalachakra-Tantra
herunterzuspielen. Dies trifft auch auf den dort verankerten Shambhala-Mythos
zu, dessen kriegerischen Charakter der Autor jedoch zugestehen muss. Er
erwähnt in diesem Zusammenhang den "krassen Dualismus", nach dem
sich die Kräfte des Guten und des Bösen in der prophezeiten
Shambhala-Schlacht gegenüberstehen: "In einer Endzeit wird ein
einziger Gewaltherrscher die ganze Welt mit Ausnahme Shambhalas erobert
haben und zornig, dass ihm noch nicht alles gehört, eine mächtige
Streitmacht gegen Shambhala aufbringen; doch der letzte Shambhala-König
Rudrachakrin wird mit einer gewaltigen Armee aus Shambhala hervorbrechen
und alle Feinde des Dharma vernichten, so dass endgültig Frieden in der
Welt sein wird und der Buddha-Dharma wieder blühen kann. Die mächtigen
Feinde der Gerechtigkeit, die in einer großen Schlacht am Ende der Zeiten
vernichtet werden, sind historisiert und als Heerscharen des Islam
identifiziert worden. Dies ist der einzige historische Charakterzug dieses
utopischen Reiches, das ansonsten ganz in den Mythos gehört." (156)
Doch – wider besseres Wissen – behauptet Brück vom Shambhala-Mythos:
"Es hat in der Geschichte der Dalai Lamas mit ihrer durchaus auf Macht
und Gewalt beruhenden Politik nie einen Bezug auf diesen Mythos
gegeben." (98) Ein Beispiel
dafür, wie stark der Shambhala-Mythos, das Denken und die
"Realpolitik" des XIII. Dalai Lama bestimmte, zeigt das unten
besprochene Buch von John Snelling - Buddhism in Russia - The Story of Agvan
Dorzhiev. Immerhin war es der Shambhala-Mythos, der den
Vertrauten des XIII. Dalai Lama, den Burjaten Agvan Dorzhiev, dazu
veranlasste den berühmten Kalachakra-Tempel in St. Petersburg aufzubauen.
Weshalb Intellektuelle aus dem SS-Ahnenerbe ein Interesse daran hatten,
diesen Tempel zu untersuchen, haben wir in unserem Buch Hitler-Buddha-Krishna –bis heute beschrieben.
Von Brück spricht offen über
die legitimiert der Autor die in den
sexualmagischen Riten des Kalachakra-Tantra empfohlene Verwendung
von 11. bzw. 12-jährigen Mädchen: "Wenn in einigen Tantras die
sexuelle Vereinigung mit einer Zwölfjährigen empfohlen wird, so ist zu
bedenken, dass zu jener Zeit in Indien die Mädchen mit 11 oder 12 Jahren im
Heiratsalter waren." (152, F. 216) Eine ausführliche Rezension
von Religion
und Politik im tibetischen Buddhismus unter: www.trimondi.de/deba02.html . Dort ist auch eine Kritik
des Buches aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die am Rande auf das Kalachakra-Tantra
eingeht, abgedruckt.
Im Jahre 2002 gründeten Michael von Brück und andere
Religionswissenschaftler an der Ludwig Maximilian Universität München ein
"Zentrum für Buddhismusforschung", ein "Modell", - so
der Gründer - das inzwischen in "Deutschland Vorbildfunktion"
haben soll. (Süddeutsche Zeitung 25. 07. 2002) Dass es einmal eine solche
"Vorbildfunktion" der Buddhismusforschung für Nazi-Deutschland an
eben derselben Universität gegeben hat, darauf kommt Brück mit keinem Wort
zu sprechen. Der damalige Rektor der LMU, Walther Wüst, Sanskritist und
Leiter des "Seminar für arische Kultur- und Sprachwissenschaft"
(ab 1948: "Institut für Indologie und Iranistik") gleichzeitig
der ideologische Chef und Kurator von Heinrich Himmlers berüchtigtem
SS-Ahnenerbe. Wie fachkundig Wüst den Buddhismus mit der NS-Ideologie zu
verknüpfen verstand, zeigen wir in unserem Buch Hitler-Buddha-Krishna
auf den Seiten 39 ff.. Es sind
insbesondere bestimmte Inhalte der buddhistischen Lehre, die wir auch im Kalachakra-Tantra
finden, zum Beispiel die Institution des Chakravartin (sakralen
Weltenherrschers), die Wüst zur Grundlage einer NS-Religion machen wollte,
in deren Zentrum die SS als ein heiliger Kriegerorden stand. Eines der
vornehmlichsten Aufgaben des "Zentrums für Buddhismusforschung"
wäre es, sich sowohl kritisch mit der Buddhismusrezeption im Dritten Reich auseinander
zusetzen.
Bryant, Barry - The wheel of Time Sand Mandala: Visual
Scripture of Tibetan Buddhism - New York 1992
Das Buch hat als Hauptthema die Symboldeutung, die
Konstruktionsbeschreibung und die Vernichtung des Kalachakra-Sandmandala.
Dieses komplexe und aufwendige Bildnis wird vor jeder Kalachakra Einweihung
aus buntem Sand hergestellt und symbolisiert den Palast der 722 Zeitgötter.
Daneben behandelt das Buch die Kalachakra Legende und mehrere konkrete
Kalachakra Rituale, die vom XIV. Dalai Lama durchgeführt wurden. Bryant
versucht das Sandmandala geschickt in die Zwielichtzone von Ästhetik und
Magie zu platzieren. Mal ist der "Palast der Zeitgötter" nur ein
Kunstwerk, ein Sujet schöngeistiger Erbauung, ein anderes Mal ist er ein
höchst magischer Strahlkörper, von dem "starke Energien"
ausgehen, die den Betrachter "transformieren". (28, 246) Die
Tatsache, dass ganz allgemein durch die Konstruktion von Mandalas (wie bei
einem mittelalterlichen "Zauberkreis") spirituelle und profane
Macht herbeigerufen werden soll, wird von Bryant ebenso ausgeblendet, wie
der sexualsymbolische Gehalt des Kalachakra Palastes. Von besonderem
Interesse ist das Kapitel "The dismantling of the sandmandala"
(168. ff) Dort zeigt der Autor Fotos, wie der XIV. Dalai Lama das
Sandmandala, welches die Zeit bzw. den Kosmos in der Zeit darstellt,
zerstört. Die 722 Zeitgötter werden symbolisch vernichtet oder besser
"aufgehoben", denn nachdem der Sand in einen Fluss geworfen
wurde, setzt sich der "Gottkönig" am Ende des Zerstörungsrituals
mit seinem Thron auf den Ort des vernichteten Mandalas (175), um seine
Macht über die Zeit und Zeitgötter zu demonstrieren.
Da die Konstruktion des Sandmandalas immer wieder als ein Beitrag
zum Weltfrieden vorgestellt wird, ist es sicher bemerkenswert, dass dieses
"Kunstwerk" 1991, zehn Jahre vor den Ereignissen des 11.
September 2001, in Front des World Trade Center aufgebaut und zerstört wurde. Auf Seite
173 ist bei Bryant zu lesen: "Der Dalai Lama führt an einem speziellen
Altar am Ufer des Hudson River ein Ritual durch, bevor er den Sand ins
Wasser schüttet. Nahe dem World Trade Centre in New York City."
Auch der ehrenwerte Lama Ngawang Choejor soll 1994 ein
Kalachakra-Sandmandala im WTC konstruiert haben. (Zur Kalachakra Mandala
Politik siehe: V. & V. Trimondi - Der
Schatten des Dalai Lama - 236 ff.)
Carelli, Mario E. -
Sekoddesatika of Nadapada (Naropa) -
Being a commentary of the Sekkodesa of the Kalacakra Tantra - Baroda, 1941
Consolato, Sandro - Julius Evola e il Buddhismo -
Borzano 1995
Der Religionswissenschaftler Sandro Consolato ist ein Interpret
faschistischen Kulturphilosophen Julius Evola. Mit seinem Buch legt er eine
detaillierte Studie über die Buddhismusrezeption des Italieners vor.
Unseres Wissens nach hat sich der "Antisemit" und
"Antichrist" Evola nicht speziell mit dem Kalachakra-Tantra
auseinandergesetzt. Dennoch gibt es in seinem umfangreichen Gesamtwerk
verblüffend viele Parallelen zu dem tibetischen System. Dies kommt daher,
weil Evola die gleichen indischen Quellen verarbeitet, die auch dem Kalachakra-Tantra
zugrunde liegen. Dazu zählen insbesondere die Kosmologie des Abhidharmakosha,
verschiedene tantrische Yogapraktiken und der Vishnu Purana.
Consolato ist nun die Verwandtschaft zwischen dem Werk des faschistischen
Philosophen und dem Kalachakra-Tantra aufgefallen. So verweist er in
einer Passage auf den antisemitischen Charakter des Tantras.
"Seltsamerweise", so der Religionswissenschaftler, "werden
im Kalachakra-Tantra die Lehren
der semitischen Propheten, die alle ganz klar mit Abraham, Moses, Jesus und
Mohammed genannt sind – als Ausdruck der kosmisch dunklen Kräfte (tamas) aufgezeigt." (214)
Bemerkenswert sind die zahlreichen Inhalte auf den Shambhala-Mythos
im Gesamtwerk Evolas. Für ihn ist das
mythische Königreich Shambhala ein Symbol für das
Weltenzentrum, in dessen Mitte der Chakravartin (Weltenherrscher)
thront, der das Hakenkreuz (Swastika) als "Rad der Lehre" in seinen
Händen hält. Shambhala ist ebenfalls die höchste Einweihungsstätte
einer "sakralen Kriegerkaste" (Kshatriya). Der letzte Satz
seines für den gesamten europäischen Faschismus und den Neofaschismus
epochalen Werkes Revolte gegen die moderne Welt
(der deutsche Titel lautete in den 30er Jahren: Erhebung wider die moderne Welt) ist dem Königreich Shambhala
gewidmet, dem Zentrum des "hyperboreischen Mysteriums" und der
"Kräfte der Urtradition". (423)
Siehe zu Evola und dem Shambhala Mythos unsere ausführlichen
Darstellungen in Hitler-Buddha-Krishna S. 259 ff.
Campbell, June – Traveller in Space – In
search of Female Identity in Tibetan Buddhism – London 1996 – Deutsch:
– Göttinnen, Dakinis und ganz normale Frauen – Weibliche Identität im
tibetischen Tantra – Berlin 1997
Der ranghohe, tibetische Lama
Kalu Rinpoche (1905-1989) war der Kalachakra-Meister des Kagyüpa Ordens. Er
sah im Kalachakra-Gott, dem Adi-Buddha, "die Essenz aller Buddhas
[....], die höchste Gottheit im Vajrayana [tantrischen Buddhismus]".
Seine westliche Schülerin und jahrelange Übersetzerin June Campbell (University of Edinburgh)
wurde eines Tages von ihm – völlig überraschend – zu sexualmagischen
Praktiken aufgefordert. Nichts davon durfte an die Außenwelt dringen.
"Die Auferlegung der Geheimnispflicht," - schreibt die Autorin –
"durch Drohungen abgesichert, war im tibetischen System eine
machtvolle Waffe, um Frauen davon abzuhalten, selbst jegliche Art von
Eigenbewusstsein zu entwickeln." (103)
Aber June Campbell wagte es nach dem Tode ihres Meisters von ihrem
sexuellen Missbrauch öffentlich zu
sprechen. Das Buch beinhaltet sowohl authentische Berichte über die erniedrigenden
Auswirkungen auf die Autorin, als auch einen philosophisch fundierten
Diskurs über die Rolle der Frau und des Weiblichen im tantrischen Buddhismus
ganz allgemein. Campbells Kritik hat innerhalb der neo-buddhistischen Szene
heftige Debatten ausgelöst. Da Kalu Rinpoche als Kalachakra-Meister tätig
war, gewinnen haben ihre Aussagen auch eine Bedeutung für das Umfeld dieses
Tantras. Einen Artikel über June Campbell aus der englischen Zeitung The
Independant vom 10. Februar 1999 mit dem Titel "I was a Tantric
sex slave" finden Sie unter: www.trimondi.de/EN/deba02.html . Siehe auch das Kapitel:
"Die Karma Mudra und der Westen" aus V. & V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama – S. 82 ff.
Cornu, Philippe – Handbuch der
tibetischen Astrologie – Berlin 1999
Eine detaillierte Darstellung der tibetischen Astrologie, ihrer
Ursprünge und ihrer philosophischen Grundlagen. Dabei spielen die
astrologischen Daten aus dem Kalachakra-Tantra eine besondere Rolle,
da dieser Text die eigentliche Grundlage der tibetischen Zeiterrechung
darstellt. Der zweite, weit umfangreichere Teil Buches ist der praktischen
Astrologie gewidmet (von Seite 64-294)), die unter anderem für die
traditionelle tibetische Medizin, insbesondere bei der Krankheitsdiagnose
eine zentrale Rolle spielt. In einem Anhang stellt Cornu die
indisch/tibetische Kosmologie dar und kommt hier wiederum auf das Kalachakra-Tantra
zu sprechen. (296 ff.) Es gibt in der kosmologischen Struktur des
buddhistischen Universums einige Ähnlichkeiten mit der Kosmologie in Dantes
Divina Commedia, wenn auch die verschiedenen Sphären in beiden
Weltenwürfen mit völlig unterschiedlichen Wesenheiten besetzt sind. Selbst
das Inferno ist den Buddhisten keineswegs unbekannt. Was einem
"Sünder" (der zum Beispiel die Geheimnisse des Kalachakra-Tantra
ausplaudert) in der sogenannten "Vajra-Hölle" erwartet, erscheint
barbarisch und erbarmungslos: "Werde ich in den Höllenwelten
wiedergeboren," – lesen wir bei Cornu – "auf einem Untergrund aus
rotglühendem Eisen, wird mein Kopf mit Waffengewalt vom Körper abgetrennt,
mein Körper von Sicheln zerstückelt und von Hämmern aus glühendheißem
Metall zermalmt. Ich werde erstickend und eingesperrt in einem Haus aus
Eisen ohne Türen, nach Hilfe rufen. Ich werde von brennenden, spitzen
Pfählen durchbohrt und in flüssiger Bronze gekocht. Ich werde in einem
glühend heißen Feuer brennen."
(299)
Dalai Lama I - Selected Works - Bridging the Sutras and the Tantras - (Hrsg.
Glenn H. Mullin) - Ithaka 1985
Ein wichtiger Text, der sehr offen einige der Problemfelder aus
dem Kalachakra-Tantra ans Licht bringt und zeigt, wie die Institution des
Dalai Lama von Beginn an mit diesem Tantra verwoben war.
Dalai Lama XIV. – Kâlachakra-Tantra –
Der Einweihungsritus – Der Ritualtext von Kädrup Geleg Pälsangpo mit
detaillierten Erläuterungen des Vierzehnten Dalai Lama Tenzin Gyatso
- Herausgegeben, aus dem Tibetischen
übersetzt und mit einer Einführung versehen von Jeffrey Hopkins – Berlin
2002. Englische Fassung: Dalai Lama XIV - The Kalachakra-Tantra - Rite of
Initiation for the Stage of Generation - A Commentary on the text of Kay-drup-ge-lek-bel-sang-bo by the
Forteenth Dalai Lama and the text itself - London 1985
Dieses Buch gilt als der offiziellste deutschsprachige Text zum
Thema, weil es teilweise vom XIV. Dalai Lama mitverfasst wurde. Es
beinhaltet sehr ausführlich die Beschreibung der sieben unteren
Einweihungsstufen des Kalachakra-Tantra und ist deswegen das
Standardwerk für die Grazer Kalachakra Ereignisse (2002), da dort diese
sieben Initiationsstufen (Wasser-, Kronen-, Seidenband-, Vajra und
Glocken-, Verhaltens-, Namens- und Erlaubnis-Einweihung) durchgeführt
werden. Diese sind öffentlich, im Gegensatz zu den acht folgenden höheren
und höchsten Einweihungen, obgleich auch hier ein kleiner Teil der
Initianten bevorzugt behandelt wird. Als Grundlage für die sieben unteren
Initiationen dient ein Text des Tsongkhapa Schülers Chökyi Päl (1357 –
1419), der das Original des Kalachakra-Tantra in eine rituelle Form
übersetzt hat. In der von Jeffrey Hopkins geschriebenen Einleitung ist viel
von "Altruismus" und von der "Reinheit des Geistes" die
Rede. Über die problematischen höheren Einweihungsstufen mit ihren
sexualmagischen Riten wird dagegen nur selten ein Wort verloren, ebenso wie
über die kriegerischen Passagen in dem Tantra.
Aber einige unmissverständliche Andeutungen gibt es dennoch, in diesem
vom XIV. Dalai Lama selber redigierten Text. So ist in dem Abschnitt über
"Vier Möglichkeiten, Begierde für den spirituellen Weg nutzbar zu
machen", davon die Rede, dass in den Geheimriten reale Frauen
verwendet werden: "Und im Höchsten Yoga-Tantra wird die mit der
geschlechtlichen Vereinigung einhergehende Begierde für den Weg
genutzt." – heißt es dort. (35 siehe ebenfalls: 37) Auch von der
sexualmagischen "Spermaretention" wird gesprochen: "Bei
einer dieser Methoden macht man sich das Glücksempfinden des Orgasmus
zunutze (ohne allerdings einen Samenerguss zuzulassen)." (36/37; siehe
auch 101) Dass durch solche Techniken die Energie der weiblichen Partnerin
absorbiert werden soll, findet dagegen keinerlei Erwähnung. (Siehe hierzu V. & V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama
– 67 ff.) Der Spermaverlust gilt als eine der höchsten
Regelübertretungen und wird hart bestraft. Selbst Wesen, welche sich im
Bereich der Formlosigkeit aufhalten sollen – so der Text –"Tendenzen
zum Erguss" aufweisen. (271)
Ständig werden im Kalachakra-Tantra solche Wesenheiten wie
"zornvolle Könige", "unterirdische Könige der
Kobraschlangen", "zornvolle Göttinnen der Leichenstätten"
oder Schutzgottheiten angerufen, die in ihren Händen Schwerter, Haken,
Äxte, Hackmesser, Dreizacke, Schädelschalen, Totenkopfzepter und
abgeschlagene Köpfe halten. (41, 90 – 96) Auch in Träumen erscheint das
"Rad der Zeit" als ein aggressives Symbol: Kädrub Geleg Pälsang,
der Kommentator des Kalachakra-Tantra, nach dessen Ausführungen der
XIV. Dalai Lama die öffentlichen Kalachakra-Einweihungen durchführt, sah in
einem Traum das Kalachakra als "ein großes Rad mit Hunderten auf der
Spitze stehenden Schwertern, deren Griffe zu Zentrum des Rades
wiesen." (151) - Nur mit ganz wenigen Sätzen wird in diesem Buch der
Shambhala-Krieg erwähnt, offensichtlich ein Un-Thema, in dem vom XIV. Dalai
Lama mit herausgegebenen Text. (68) - Die Aufgabe des Ichs, die Verwandlung
des Individuums in ein menschliches Gefäß, in das die tibetischen
Gottheiten eintreten, ist dagegen ein ständiges Thema. "Du bist ein
Gefäß für den großen Weg." – sagt der ausführende Lama. (185) Das
"Ich" wird systematisch vernichtet und durch eine Gottheit
ersetzt. Symbolisch wird der Schüler von dem ausführenden Guru "verspeist"
und dann "wiedergeboren". Während des Rituals muss sich das
"Schülergefäß" ständig mit "göttlichem Stolz"
auffüllen. "Je mehr man solch einen Stolz kultivieren kann, umso mehr
leidet die Vorstellung von inhärenter Existenz [des eigenen Ichs] – die
Wurzel des Daseinskreislaufes." (75)
Das Kalachakra-Mandala wird als Wohnsitz tibetischer Gottheiten
dargestellt. (79) Einerseits erfährt man in verschiedenen Schriftstücken
über das Kalachakra-Tantra immer wieder, durch den tantrischen Weg
erlange man schon in diesem Leben Erleuchtung, andererseits wird im
vorliegenden Text das pure Gegenteil behauptet: "Die Betreffenden
sollten nicht den Wunsch hegen, schon in diesem Leben Resultate zu
sehen." (181) Letztendlich läuft das Ritual darauf hinaus, dass der
ausführende Kalachakra-Meister die ganzen Energien für sich nutzbar macht,
denn wie sonst ist dieser Satz zu deuten: "Und kaum jemals findet man
schließlich jemanden, der sich nicht nur aufrichtig für das Geheime Mantra
Fahrzeug [gemeint ist das Kalachakra Ritual] interessiert, sondern im
Streben nach Buddhaschaft die darin enthaltenen Methoden auch angemessen
praktiziert." (206) Die Hundertausenden, an den öffentlichen
Einweihungen stehen also allenfalls im Banne des Tantras, eine Erleuchtung
in diesem Leben findet nicht statt. Es erscheint aber schon als ein sehr
hohes Privileg in der zukünftigen Shambhala Armee des Rudra Chakrin
("Zorniger Raddreher") wiedergeboren zu werden.
Der Kalachakra-Meister muss von dem Schüler in seinem "Vater-
Mutter-Aspekt", d. h. als Androgyn imaginiert werden. (182)
Androgynität gilt im Kalachakra-Tantra als die höchste
Machtakkumulation und als eine conditio sine qua non, um einen
Erleuchtungszustand zu erreichen. Der Lehrer legt dem Schüler einen Vajra
(ein Ritualgegenstand) auf den Kopf, und fordert ihn auf, über die geheimen
Riten zu schweigen: "Er [der Vajra] wird Dir den Kopf spalten, falls
du über diese Methode mit jemandem sprichst, der dafür nicht qualifiziert
ist." (249) Zudem droht der Meister
dem ungehorsamen Schüler mit der Hölle: "Was ich Dir auftrage, das
musst Du tun. Du sollst mich nicht gering schätzen, und falls du es tust,
wird die Zeit des Todes kommen, ohne dass die Angst von Dir weicht, und du
wirst in eine Hölle stürzen." (251) Das sind Worte, die im
vorliegenden Text vom XIV. Dalai Lama artikuliert werden.
Auch wenn sich der Schüler immer wieder verpflichten muss,
bestimmte Gelübde und ethischen
Verhaltensweisen einzuhalten, so kommt doch der Augenblick in der siebten Einweihungsstufe
("Erlaubnis-Einweihung"), wo "Untaten" und Verbrechen
im Namen des Dharmas zu begangen werden sollen. Dazu zählen: töten, lügen,
stehlen, die Ehe brechen, Alkohol trinken, sexuell mit Mädchen aus den
Unterklassen verkehren. (363/364) Der XIV. Dalai Lama selber legitimiert es
in der Kommentierung dieser Stelle, wenn ein Kalachakra-Initiant eine
Person tötet: "Von Mitgefühl motiviert, könnten diejenigen aus der
Buddha-Familie von Akshobhya [die Vajra-Familie] – unter bestimmten
Umständen – Menschen töten, die der Lehre Schaden zufügen [!] beziehungsweise
die empfindende Wesen hassen und sich anschicken, abscheuliche und
unheilvolle Handlungen zu begehen, von denen sie mit anderen Mitteln nicht
abzuhalten sind." (363 – 365) Der Kommentar des XIV. Dalai Lama
versucht nun, diese Untaten und Verbrechen aus dem Mitgefühlsgebot heraus
zu legitimieren. Dies ist eine bewusste Beschönigung. Der gesamte
Tantrismus beruht auf dem Prinzip der Normverletzung, um sich einen
normlosen Zustand zu versetzen. (Siehe hierzu: V.
& V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama – 111 ff.)
Deshalb wirken die Begründungen die der Dalai Lama für Mord, Ehebruch,
Diebstahl, Lüge usw. gibt äußerst bizarr. (364 – 366) Das Kapitel
"Hinweise auf die Läuterungs-Phänomene" (363 – 367) zeigen wohl
am deutlichsten in diesem Buch, worum es bei den "Riten" des Kalachakra-Tantra
im Kern geht, um die Erreichung eines übermenschlichen Zustandes jenseits
humaner Werte. In den geheimen höheren und höchsten Einweihungsstufen, die
in diesem Text nicht beschrieben sind, kommen diese Riten zur Durchführung.
(Siehe hierzu ausführlich: V. & V. Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna
- 484 ff. ) Die gesamte Komplexität
der Riten, die in diesem Buch beschrieben werden, können in ihrer Dimension
nur bei einer Kenntnis der höchsten Einweihungsstufen verstanden werden.
Sie spiegeln sozusagen auf einer unteren Ebene das wider, was auf den
höheren Ebenen stattfindet. Im Kern haben sie alle eine sexualmagische
Bedeutung, die den an den öffentlichen Veranstaltungen Teilnehmenden völlig
verschlüsselt bleibt. (Siehe Auszüge
unter: Archiv 3)
Dánann, Alexandre de – Les Secrets de la Tara Blanche – Lettres
d’un Lama occidental à Jean Reyor – Mailand 2003
Dieses interessante Buch beinhaltet die
ausführlich kommentierte Korrespondenz zwischen zwei Personen aus dem
Umkreis von René Guénon aus den Jahren 1935-45. Zentrales Thema sind der
Shambhala Mythos und das Kalachakra Tantra. Weitere Themen: Die beiden
Kalachakra Meister Agvan Dorzhiev und Piotr A. Badmaev am Zarenhof, die
Mythen von Shambhala und Agharti, der Kalki Avatar, das „Namtchouwandan“,
der Mythos vom Priesterkönig Johannes und der Dalai Lama. Wir werden
versuchen, noch eine längere Besprechung vorzulegen.
Dhargyey, Lharampa
Ngawang - A Commentary on the
Kalachakra Tantra - New Delhi 1985
Obgleich
Dhargyeys Kalachakra Kommentar in den großen öffentlichen Bibliotheken
ausgeliehen werden kann, darf er nur von wenigen "Auserwählten"
gelesen werden, so jedenfalls der Autor im Vorspann. Dort ist steht
geschrieben: "Der Verkauf und die Verbreitung dieses Buches sind
eingeschränkt. Wir weisen dringlich darauf hin, dass nur Eingeweihte in das
Höchste Yoga Tantra, insbesondere in das Kalachakra System selbst, es lesen
dürfen. Diese Vorsicht ist für unsere Tradition bindend, sie zu missachten,
kann nur verhängnisvolle Folgen haben." (iii) Ähnliche Drohgebärden
zählen seit jeher zum okkulten Showgeschäft: Alles, was das Siegel des
Geheimnisses trägt, gilt als gewichtig. Aber im Kalachakra-Tantra
hat diese Geheimnistuerei einen Sinn, denn die Riten sind schwer mit den
humanistischen Normvorstellungen kompatibel. Man hat hier etwas zu
verbergen, deswegen wird demjenigen, der dieses Etwas ausplaudert, "der
Kopf zerspringen" und er wird in der Hölle schmoren – so Dhargyey.
(23)
Dem
Geheimnisgebot des Kalachakra-Tantra unterfallen insbesondere die
sexualmagischen Rituale, die sowohl symbolisch in der Imagination als auch
"real" durchgeführt werden können. (12). In der ersten
Ermächtigung der "vier höheren Einweihungen", übergibt der
Schüler dem ausführenden Guru ein "Mädchen zwischen 12 und 20
Jahren". (8) Dieser Teil des Rituals wird als "Vasenermächtigung"
bezeichnet. Es handelt sich dabei um die 8. der insgesamt 15 Einweihungen.
Unter "Vasen" versteht der Text die "Brüste des
Mädchens", die, nachdem der Meister dem Schüler die Mudra (das
Mädchen) zurückgegeben hat, von diesem berührt werden, wobei er höchste
Glückseligkeit empfindet. (8) In der folgenden "geheimen
Einweihung" stellt sich der
Schüler zumindest vor, dass der Phallus (Vajra) des Kalachakra
Meisters in seinen Mund gelegt wird, so dass er den weißen Samen (bodhicitta)
des Meisters schmecken kann und dadurch große Glückseligkeit und die Erfahrung
von Leerheit erfährt. (9) Dargyey braucht im Text die Worte
"Vajra" und "bodhicitta". Dass es sich hierbei um
"Phallus" und "Samen" handelt bestätigt Naropa in
seinem Kommentar des Sekkodesha. (siehe dort: 188) In der dritten
Ermächtigung der vier höheren Einweihungen vereinigt sich der Schüler mit
dem Mädchen sexuell. Dargyey vermeidet es, hier davon zu sprechen, dass
dabei der Samen des Praktikanten nicht verloren gehen darf, aber dies ist
ein unumstößliches Gesetz. Der Autor erwähnt auch, dass es Frauen möglich
sei, die höheren Kalachakra-Einweihungen zu erhalten. Sie müssen sich aber
dann in der "männlichen" Form des Kalachakra Gottes imaginieren.
(10)
Die
"vier höchsten" Einweihungen werden von Dargyey nur kurz
skizziert. Er geht nicht darauf ein, dass dort die sexualmagischen Riten
mit 10 Frauen durchgeführt werden, im sogenannten "Ganachakra".
Allgemein kann man sagen, dass der Autor seine Zurückhaltung in der Frage,
ob reale Frauen benutzt werden, im Laufe des Textes zunehmend überwindet und
dann sogar behauptet, dass die Weigerung eines Schülers, mit einer realen
Frau rituell zu verkehren, ein Bruch der Grundgelübde beinhaltet. (26)
Mönche, die spirituell weit entwickelt sind, stehen nicht mehr unter dem
Diktat des Zölibatsgelübdes. (159) Dagegen ist der Text aufgefüllt mit
anderen Gelübden, die von einem Initianten des Kalachakra-Tantra
erwartet werden, wobei die absolute Unterwerfung unter den Guru als das
Hauptgelübde angesehen werden muss. Dargyey erwähnt jedoch auch, dass die
Gelübde mit Ausnahme der Unterwerfung unter den Guru von Fall zu Fall zu
durchbrechen sind, damit sich der Initiant in einen Zustand jenseits von
Gut und Böse versetzen kann. Diese Paradoxie zwischen einem strikten
Normverhalten und dessen bewusste Aufhebung wird jedoch nicht diskutiert.
(Über die sexualmagischen Riten im Kalachakra-Tantra siehe: V. & V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama
– 158 bis 183).
Sopa, Lhundop (Geshe) und Jackson, Roger
und Newman, John – The wheel of time, the Kalachakra in context – Madison
1998
Gen Lamrimpa
(Lobsang Jampal Tenzin) – Transcending Time, an Explanation of the
Kalachakra Six-Session Guru Yoga – 1999 (Deutsche Version April 2002)
Dieser Text eines tibetischen Lamas ist von allen modernen
Kommentaren des Kalachakra-Tantras der offenste. Lobsang Jampal
Tenzin erhielt die mündliche Übertragung des Kalachakra-Wurzel-Tantras und
des dazu gehörigen Kommentars (Vimalaprabhâ) vom XIV. Dalai Lama
persönlich. Nur noch zwei weitere Lamas sollen dieses Privileg gehabt
haben. Dem Text nach repräsentierten sie (geistig) bestimmte Regionen
Tibets. Jampal Tenzin war und ist für Zentral- und Südtibet zuständig.
Er stellt in seinem Buch ohne Bedenken die sexualmagischen
Praktiken dar und der Text ist deswegen für eine kritische Analyse des
Kalachakra-Tantras eine wirkliche Bereicherung. Wir erfahren, dass dem Guru
vom Schüler eine "Karma Mudra" (Sexualpartnerin) als geheimes
Opfer (secret offering) übergeben werden muss. Die Qualitäten der bei den Ritualen
benutzten Frauen werden genau beschrieben. (129) Tenzin betont jedoch, dass
im Kalachakra-Tantra neben jungen auch ältere Frauen benutzt werden
können, was bei den anderen Tantras nicht der Fall sei. (130) Hoch
qualifizierte Yogis, die ihre inneren Energieströme zu kontrollieren
wissen, dürfen sogar Frauen ohne besondere Qualifikationen bei der
Durchführung des Rituals einsetzen. (130)
In den vier "höchsten Initiationen" nehmen der Guru, der
Schüler und zehn Weisheitsgefährtinnen teil (Ganachakra). Die
Vorgänge entsprechen weitgehend den vorangegangenen Einweihungen mit einer
einzelnen Karma Mudra (Sexualpartnerin): Zuerst betastet der Schüler
die Brüste der anwesenden Frauen. Ob der Guru dann mit allen zehn Karma
Mudras in sexuelle Vereinigung tritt und der Schüler von den
"heiligen Substanzen", dem männlichen Sperma des Meisters und
weiblichen Samen aller zehn Sexualpartnerinnen kostet, oder ob der Schüler
sich alleine mit den Frauen vereinigt oder ob der Lehrer sich nur mit einer
vereinigt und der Schüler die anderen neun Anwesenden lange betrachtet,
wird – wie Tenzin berichtet – von den tibetischen Kommentatoren
unterschiedlich beantwortet. (135/136) Die 10 Karma Mudras stellen zehn
Machtenergien dar, die der Schüler am Ende des Rituals in sich aufnimmt und
dann beherrschen kann. Man nennt sie auch "Shaktis", ein
Begriff, der eigentlich aus dem indischen Tantrismus stammt, aber hier (im Kalachakra-Tantra)
wie dort "Mächte" bedeutet. (135) In dem überall in Graz
verbreiteten "Kalachakra-Zeichen", auf Sanskrit: Dasakaro Vasi
(Tibetisch: Namtschuwangdan -
auf Deutsch: "Die zehn
Mächtigen") sind die 10 Shaktis symbolisch gebannt. Sie werden
"Winde" genannt, aber ursprünglich handelt sich dabei um die vom
Kalachakra Adepten absorbierten weiblichen Energien der im Ganachakra
rituell bearbeiteten 10 Frauen. (Siehe hierzu: V.
& V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama – 217) Das Ganachakra
wird in den unteren Initiationsstufen in der sogenannten
"Seidenband-Einweihung" symbolisch vorweggenommen. (Eine
ausführliche Beschreibung des geheimen Rituals finden Sie in: V. & V. Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna
– 487 ff. Dort wird auch auf Konvergenzen mit faschistischen
Schulrichtungen hingewiesen)
Tenzin spricht auch davon, dass das Universum im Kalachakra-Tantra
von dem ausführenden Guru meditativ vernichtet und dann wieder neu
geschaffen wird. Damit wird die zyklische Weltsicht der indischen
Mythologie nach innen verlagert. Der Guru simuliert, in dem er innere
Verbrennungsvorgänge in seinem Energiekörper imaginiert, den
apokalyptischen Untergang der Welt.(150/151) Besonders ausführlich
beschäftigt sich der Autor mit einer äußerst aggressiven und morbiden
Erscheinungsform des Zeitgottes "Kalachakra", der den Namen Vajravega
trägt. (180 ff.) Er gibt damit einen besonderen Einblick in den morbiden
Charakter des Rituals. Zentrale Idee des Tantras ist – das ergibt sich klar
aus einer kritischen Lektüre dieses Buches – die Übertragung weiblicher
Energie auf den Tantra Meister zur Machtakkumulation während ihrer
Vereinigung. (185) – (Auszüge siehe unter: Archiv 02)
Grönbold, Günter - Sad-Anga-Yoga - Ravisrijnana's Gunabarani nama Sadangayogatippani
mit Text, Übersetzung und literaturhistorischem Kommentar - München,
1969
Grönbold, Günter - "Materialien zur Geschichte des Sadanga - Yoga I - Der
Sadanga - Yoga im Hinduismus" -
in - Indo - Iranian Journal 25 -
1983, p. 181
Grönbold, Günter - "Materialien zur
Geschichte des Sadanga-Yoga III - Die Guru-Reihen im buddhistischen Sadanga
- Yoga" - in - Zentralasiatische Studien 16 -
1982, p. 337 ff.
Grönbold, Günter - "Materialien zur
Geschichte des Sadanga - Yoga II - Die Offenbarung des Sandanga - Yoga im
Kalacakra-System" - in - Central
Asiatic Journal - Vol. 28, No. 1-2, 1984, p. 43 ff.
Grönbold, Günter - "Das Datum des Buddha nach tantrischen Texten" - in - Heinz Bechert (Hrsg.) - Die Datierung des historischen Buddha -
Part. 1, Göttingen, 1991
Grönbold, Günter - "Heterodoxe Lehren
und ihre Widerlegung im Kalacakra" - Tantra - in - Indo - Iranian
Journal 35 - 1992 I p. 273 ff.
Grönbold, Günter - "Zwei Adibuddha -
Texte" - in - Sanskrit-Texte aus
dem buddhistischen Kanon: Neuentdeckungen und Neueditionen - Göttingen, 1992 II
Grönbold, Günter - "Weitere
Adibuddha-Texte" - in - Wiener Zeitschrift
für die Kunde Südasiens und Archiv für indische Philosophie Vol. XXXIX -
1995, p. 46 ff.
Grönbold, Günter - "Kriegsmaschinen in einem buddhistischen Tantra" -
in - Festschrift Dieter Schlingloff -
(Hrsg. Dieter Schlingloff - Reinbek, 1996, p. 63 ff.
Grönbold, Günter - "Der sechsgliedrige
Yoga des Kalacakra Tantra" - in - Asiatische
Studien - Bd.37, H 1, p. 25 - 45
Günter Grönbold hat bei Helmut Hoffmann (siehe dort) promoviert.
Durch Detailarbeiten zum Kalachakra- Tantra konnte er sich einen internationalen
Namen machen. Alle seine Untersuchungen und Übersetzungen zeigen, dass es
sich bei diesem Tantra um ein synkretistisches System handelt, welches aus
verschiedenen nicht-buddhistischen Kulturen und buddhistischen Schulen
Anleihen gemacht hat, um sie zu einem Ganzen zu formen. Dazu rechnen unter
anderem der sechsgliedrige Sadanga Yoga und das Adi Buddha System. Auch die
delikaten Militärfragen und die Konfrontation zu den monotheistischen
Religionen in diesem sogenannten "Friedensritual" werden von
Grönbold in unterschiedlichen Aufsätzen behandelt. Zu nennen ist hier
insbesondere der Text: "Kriegsmaschinen in einem buddhistischen
Tantra". Es handelt sich dabei um eine Übersetzung und Kommentierung
des Kapitels aus dem Kalachakra-Tantra, das die mörderischen
Wunderwaffen beschreibt, die nach der Shambhala-Prophezeiung gegen die
Gegner der buddhistischen Lehre zum Einsatz kommen. (Siehe hierzu: V. & V. Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna
– 476 – "Der Einsatz von tödlichen Wunderwaffen")
Grünwedel, Albert - Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei - Leipzig,
1900
Grünwedel, Albert - Der Weg nach Shambhala - München, 1915
Grünwedel, Albert - Die Geschichten der vierundachtzig Zauberer (Mahasiddhas) aus dem
Tibetischen übersetzt - in - Baessler-Archiv
- 1916, p. 142
Grünwedel, Albert - Tusca - Leipzig, 1922
Grünwedel, Albert - Die Teufel des Avesta und ihre Beziehung zur Ikonographie des
Buddhismus Zentral-Asiens - Berlin, 1924
Grünwedel, Albert - Die Legenden des Naropa des Hauptvertreters des Nekromanten- und
Hexentums - Leipzig, 1933
Grünwedel, Albert (Originalmanuskript) - Kalacakra-Tantra Raja - Der König der
Magie des Zeitrades (rotae fatalis) - in Sanskrit und Tibetisch hrsg. und
mit deutscher Analyse und Wortindex versehen von A. Grünwedel – München
o. J., Nachlass in der bayerischen Staatsbibliothek
Grünwedel wurde im Jahre 1856 in Bayern geboren und starb 1935. Er
machte sich einen weltweit beachteten Namen als Orientalist durch
umfangreiche Übersetzungen tibetischer Texte und Sanskritmanuskripte und
legte eines der ersten richtungsweisenden Werke über die buddhistische
Mythologie und Kunst vor. Anbetracht des damaligen Standes der Wissenschaft
waren das Pionierleistungen und wurden auch als solche bewertet und
bewundert. Weiterhin war Grünwedel einer breiten Öffentlichkeit als ein
hervorragender Archäologe bekannt. Durch seine Mitorganisation, Teilnahme
und akribische Auswertung der beiden
deutschen Turfan Expeditionen (1. - 1902/03; 2. - 1905/07) nach Zentralasien wurde
seine internationale Position als
wissenschaftliche Koryphäe auf dem Gebiete der Orientalistik endgültig
gefestigt. Während seines Aufenthalt in Ost Turkestan soll er sich eine
schwerwiegende Krankheit zugezogen haben. Der Kunsthistoriker Hartmut
Walravens spricht von einer Syphilis. Sein Charakter wies zunehmend
paranoide Züge auf, die mit euphorischen Siegesgefühlen abwechselten -
Verwandlungen der Persönlichkeit, welche durch die Krankheit hervorgerufen
wurden.
Grünwedels tragische Geschichte ist von Anfang bis Ende mit dem Kalachakra
Tantra verbunden. Er bezeichnete seine Arbeiten an dem, wie er es
nennt, "tiefverruchten Buch", als sein
"Lebenswerk". Schon 1881
hatte er das Kalachakra - Tantra -
Raja in Tibetisch und Sanskrit in Händen, ein Unikat aus der Zeit des
chinesischen Ming Kaisers Wan Li (1573-1620). Er übersetzte die Schrift mit
König der Magie des Zeitrades und verfertigte in mühseliger und
jahrelanger Kleinarbeit eine Abschrift des Originals in schönen und klaren
Lettern.
Aber mit der endgültigen Fertigstellung des
"Hexenwerkes", wie er das Kalachakra-Tantra auch
bezeichnete, ging es nicht so recht vorwärts. "Dunkle Kräfte"
hinderten den Autor nach eigener Vorstellung daran: "Ich bin in großer
Sorge, ob ich es noch fertig bekomme, denn Sie sehen: schreiben kann ich
jetzt nicht. Sobald ich das Buch anfasse, ergreift mich eine Art
Lethargie." - schrieb er an seinen späteren Nachlaßverwalter Ilzhöfer.
Erst einige Monate vor seinem Tode legte er das vollständige Manuskript in
dessen Hände und fügte einen Brief mit den folgenden Worten bei: "Ich
kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich gräme darüber, dass ich Ihnen den
ganzen Kalachakra überlassen
habe. Es ist also doch wahr, was mir einmal ein Mongole in St. Petersburg
sagte: 'Wer von uns dies Buch verstehen will, bedarf einer besonderen
Weihe, die schwer zu ertragen ist. Besonders muss gesagt werden, dass er
dabei dem Tode trotzen muss. Gelingt es einem Russen, so muss er fromm sein
und darf dann hoffen, es nur nach langem Leiden zu vollenden.' Mir ist es
nun gelungen, das Buch zu verstehen, aber ich ließ die Zügel fallen vor
Ermüdung."
Grünwedels Kalachakra Übersetzung ist mit Vorsicht zu lesen, aber
keineswegs verrückt, wie man ihm zu unterstellen sucht. Unsachgemäß sind
nur die paranoiden Schlussfolgerungen, die er aus dem Tantra gezogen hat.
Wir fassen in unserem Buch Der Schatten des Dalai Lama das Kapitel über
Albert Grünwedel (288 – 309) wie folgt zusammen: "Es gibt somit keine
Frage, dass der erste westliche Übersetzer der tibetischen Geheimschrift
besessen war, besessen vom 'Kalachakra-Teufel', dem tibetischen
'Zeitdämon', der aus dem 'schwarzen, tiefverruchten Buch' nach seiner Seele
griff. Die innerliche Pein, die dieser Mann durchlitten haben muss ist nur
zu ahnen. Aber das eigentlich Tragische besteht darin, dass er, ohne es zu
wollen, selbst Teil des kosmischen Theaters wurde, welches im
Kalachakra-Tantra seine Aufführung findet." (308)
Henss, Michael - Kalachakra - Ein tibetisches Einweihungsritual - Zürich 1985
(zweite überarbeitete Auflage 1992 – hier zitiert)
Eine knappe, allgemeinverständliche, sehr offene, wenn auch
unkritische Darstellung des Kalachakra-Tantra. Henss erwähnt in
seinem Kurzkommentar ungeniert mehrere der problematischen Felder: Das
Konzept vom buddhistischen Weltenherrscher (Chakravartin), der mit
seinen 12 Armeen alle Feinde des Buddhismus vernichtet (31), die Rolle des
XIV. Dalai Lama als Herrscher über die Zeit
und als Chakravartin (27/28), die Prophezeiung vom untergehenden
Zeitalter (32), die Entfesslung eines Weltkrieges zwischen Buddhisten und
Moslems (32/33). "Von Shambhala werden am Ende des gegenwärtigen
Zeitalters die apokalyptischen Heerscharen kommen, um die Feinde des
Buddhismus zu vernichten." (33)
Die kriegerisch, fundamentalistischen Prophezeiungen der Shambhala
Vision kommen bei Henss klar zum Ausdruck. (31 – 37) Er spricht auch die
Horroraspekte des Tantras an und glaubt (wohl etwas naiv), dass die
Verbreitung von Schrecken zu Heilung, Einsicht und Bewusstheit führe. (42 –
46) Auch die inneren Vorgänge im Energiekörper des Kalachakra Adepten
werden von Henss knapp und bündig dargestellt, ohne dass er jedoch eine
Symboldeutung der Vorgänge liefert. Er zitiert die Aussage eines
bedeutenden Kalachakra Meisters zur Geheimhaltung: "Wenn die Geheimnisse
[des Kalachakra-Tantra] nicht bewahrt werden, wird einem Kopf und
Herz zerspringen." (70) Einige
wichtige Hinweise erhalten wir auch über die höheren Einweihungen, obgleich
hier die Verschleierungen überwiegen, z. B. wenn es Henss vermeidet, zu
sagen, dass der weiße Bodhicitta des Kalachakra Meisters dessen
Sperma ist. Wenn in der "geheimen Einweihung" dem Schüler der
männliche Samen des Meisters und der "weibliche Samen" von dessen
Sexualpartnerin zum Essen gereicht wird, spricht Henss von "Tee"
und "Yoghurt". (82) Bei
der Darstellung der vier höchsten Einweihungen, die in einem sogenannten
Ganachakra mit zehn Sexualpartnerinnen durchgeführt werden, verschwinden
bei Henss geradezu alle sexuellen Bezüge. (84 ff.)
Weiterhin erfahren wir, wie vor Errichtung des
Kalachakra-Sandmandalas, die lokalen Erdgottheiten [von Graz ?] mit
Ritualdolchen an den Boden genagelt werden. (90) Der Autor spricht auch
aus, dass das Kalachakra Sandmandala als ein Mittel zu verstehen ist,
"um die Welt zu beherrschen" und dass der Dalai Lama die Energien
des am Ende des Rituals zerstörten Mandala in sich aufnimmt und sich
dadurch zum Herrn der Zeit macht. (91/114) Unter dem Kapitel
"Kalachakra für den Weltfrieden" (121 f.) wird nicht beantwortet,
wie sich die kriegerische "Shambhala Vision" eigentlich mit dem
"Weltfrieden" verträgt. Im Gegenteil, wir lesen dort, dass 1976
zwischen einer Kalachakra-Einweihung des Dalai Lama und dem Tode Mao Tse
Tungs offensichtlich ein kausaler Zusammenhang bestand und dass die Teilnehmer
an einem Kalachakra Ritual "am Ende des degenerierten Zeitalters in
der Umgebung des wilden [!] herrschenden Königs von Shambhala wiedergeboren
werden." (122/123) Eine schöne Friedensperspektive!
Dennoch mag jeder, der das kleine Buch mit kritischen Augen liest,
dort einiges finden, was ihm zu Nachdenken bringt. Insofern ist Henss'
Kalachakra Kommentar als Einstiegslektüre zu empfehlen. Aber offensichtlich
sind kritische Augen selten bei Menschen, die sich nur apologetische
Literatur aneignen, denn schon 1985 bei der Kalachakra Einweihung in Rikon
war Henss' Schrift die griffigste deutschsprachige "Einführung"
in das Tantra. Das hat jedoch unter Buddhisten keinerlei Konsequenten für
den kritischen Diskurs gehabt.
Hilton, James – Der verlorene Horizont
– Frankfurt 1992
Zu einem der Bestseller des vergangenen Jahrhunderts zählt James
Hilton's 1933 erschienenen Novelle Lost
Horizon. Sie erzählt von
einem Kloster im Schneelande, dessen Name Shangri-La an das Königreich Shambhala erinnert. Mittlerweile hat sich der Begriff als ein
Synonym für Muße, Kultviertheit und Geschmack zumindest in der
angelsächsischen Welt verbreitet und wird von einer Kette asiatischer
Luxushotels in Anspruch genommen. Die in dem Buch geschilderte Idylle
handelt von Menschen, welche sich aus dem Trubel der modernen Welt in den
Himalaja zurückgezogen haben und sich nun rein geistigen
"Genüssen" hingeben. Es ist jedoch kein tibetischer Tulku sondern
ein katholischer Missionar, der die Zivilisationsmüden in einem verborgenen
Tal des Schneelandes sammelt, um mit
ihnen ein Studium der schönen Künste und ein überlanges Leben zu teilen.
Selbst auf europäische Badewannen -
ansonsten im Tibet der 30er Jahre nicht bekannt - brauchen die
"Mönche" aus dem Westen nicht zu verzichten. Die Essenz des Shangri- La Mythos besteht letztlich
im Transport "echter" europäischer Kultur- und Zivilisationsgüter
auf das "Dach der Welt". Shangri-La hat mit der
traditionellen tibetischen Kultur nichts zu schaffen. Der Mythos wird aber
von pro-lamaistischen Kreisen effektvoll dazu benutzt, die traditionellen
Shambhala-Vision als pazifistisch und zivilisationskritisch darzustellen.
Hoffmann, Helmut - Religionen Tibets - Bon und Lamaismus in ihrer geschichtlichen
Entwicklung - Freiburg u.a. 1956
Hoffmann, Helmut - "Das Kalacakra, die
letzte Phase des Buddhismus in Indien" - in - Saeculum - Bd. 15 - Freiburg 1964
Hoffmann, Helmut -
"Klacakra Studies I -Manichaeism, Christianity and Islam in the
Kalachakra Tantra" - in - Central Asiatic Journal - Vol. XIII, No. 1, Wiesbaden 1969
Hoffmann, Helmut - "Kalacakra Studies I - Addenda et Corrigenda" - in -
Central Asiatic Journal - Vol.
XV, No.4, Wiesbaden 1972
Der Tibetologe Helmut Hoffmann (1912 – 1992) war als junger
Wissenschaftler im SS-Ahnenerbes angestellt, genauer dem dort integrierten Sven Hedin Institut für
Innerasienforschung. Er hatte die Aufgabe, die Visionen Heinrich
Himmlers von einer arischen "Hochkultur" im Himalaja
wissenschaftlich zu begründen, indem er das literarische Material, das von
der SS-Tibetexpedition (1938/39) unter der Leitung von Ernst Schäfer
mitgebracht wurde, sichten und bearbeiten sollte: Eine Ausgabe des Kangyur (das ist eine Schriftenreihe
der Lehren Buddhas in 92 Bänden), Bön Texte, historische Dokumente und
Briefe. Darunter befand sich auch das Kalachakra Tantra. Zeit seines
Lebens sollte sich Hoffmann mit diesem Text auseinandersetzen.
Da es ein primäres Anliegen aller NS-Orientalisten war, Elemente
einer arischen Urkultur in Asien nachzuweisen, spezialisierte sich er sich
besonders auf die Ursprungsgeschichte des Kalachakra-Tantra, dass ja
viele nicht-buddhistische Elemente aufweist. Dieser Schwerpunkt in seiner
Arbeit wurde von ihm nach dem Kriege – ohne ideologische Bindung an das
Nazi-Regime – fortgesetzt. Er war davon überzeugt, dass der Text
manichäische und persische Wurzeln habe. (1956, 41) Seine Ausführungen über
das Tantra in Religionen Tibets - Bon und Lamaismus in ihrer geschichtlichen
Entwicklung sind leicht
verständlich und geben einen guten Überblick über Geschichte, Inhalt und
Absicht des Tantras. Sehr ausführlich setzten wir uns mit dem Interesse des
SS-Ahnenerbes am Kalachakra-Tantra auseinander V.
& V. Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna – 158-163)
Körös, Alexander
Csoma de - Tibetan Studies - Beeing a reprint of the articles
contributed to the journal of the Asiatic Society of Bengal and Asiatic
Researches - Budapest 1984
Der Ungar Csoma de Körös gilt als der erste seriöse westliche
Tibetologe. Neben einem tibetisch-englischen Wörterbuch veröffentlichte er
im Jahre 1833 die Übersetzung jenes gewichtigen Pamphletes, das im 11.
Jahrhundert von dem indischen Großmagier (Maha Siddha) Tilopa (988-1069) an die Pforte der buddhistischen
Universität zu Nalanda geheftet wurde. Dieses Dokument erstaunte die
abendländischen Gelehrten, denn darin wird der "Adi Buddha" als das "Höchste
Eine" vorgestellt, aus dem alles andere (d. h. die gesamte Schöpfung)
hervorgeht. Tilopas Schrift beginnt mit den Worten: "Derjenige, der
nicht den höchsten ersten Buddha (Adi
Buddha) kennt, der kennt nicht das Rad der Zeit (Kalachakra). ....." (21) Unter
anderem hat dieses Pamphlet zu Spekulationen Anlass gegeben, dass es sich
bei dem Kalachakra-Tantra nicht um einen buddhistischen
Religionsentwurf handele.
LePage, Victoria - Shambhala - The Fascinating Truth behind
the Myth of Shangri-La - Wheaton 1996
Von den zahlreichen Shambhala Spekulationen, welche den westlichen
Büchermarkt überfluten, besprechen wir kurz diesen Text, dessen Inhalte con
variatione in der Shambhala-Fiction-Literatur immer wieder auftritt, und auch Anlass
für mehrere Filme gegeben hat. Die Autorin stellt das geheime Königreich
wie eine übergreifende Mysterienschule dar, deren Hohepriester "als
unsichtbare, wissenschaftliche und philosophische Gesellschaft (tätig
seien), die ihren Studien in der majestätischen Isolation des Himalaja
nachgeht." (13) Shambhala
ist für LePage das esoterische Zentrum aller Religionen, der geheime Ort,
aus dem jede bedeutsame okkulte und damit auch religiöse Strömung dieser
Welt hervorgegangen sei. Hier hätten der esoterische Buddhismus ebenso wie
die altägyptischen Priesterschulen, die Pythagoräer, der Sufismus, die
Templer, die Alchemie, die Kabbala, die Freimaurerei, die Theosophie - ja
selbst die Hexenkulte ihren Ursprung. Entsprechend sei das Kalachakra Tantra die übergreifende
"Geheime Doktrin", aus der sich alle anderen Mysterienlehren
ableiten ließen. (8)
Das mythische Königreich, das von einem Sonnenherrscher regiert
werde, befinde sich in Zentralasien, dort wo auch die Achse der Welt, der
Berg Meru, zu suchen sei. Diese unbekümmerte Übernahme der buddhistischen
Kosmologie macht der Autorin keine Schwierigkeiten, da die axis mundi nur für Initiierte
sichtbar sei. Nach dem Mandalaprinzip verteilt sich ihr Shambhala in zahlreichen Kopien über
den gesamten Globus - die Gizeh
Pyramide, das Athos Kloster, der Heilige Berg Kailash. Orte des Grals wie
Glastonbury und Rennes le Chateau seien solche "Ableger" des
verborgenen Imperiums - ebenfalls nur für eingeweihte Augen erkennbar.
Zusammen bilden sie die Akkupunkturstellen eines kosmischen Körpers, der im
mystischen Leib des Kalachakra
Meisters seine Entsprechungen habe (d.h. wörtlich genommen, im
Energiekörper des Dalai Lama). Auch LePage sieht im Kalachakra-Tantra
eine große "mystische Uhr". Die Segmente dieser Zeitmaschine
notieren die zyklischen Perioden des Weltenlaufs. Dafür dass die auf dem
Ziffernblatt der Uhr eingetragenen kosmischen Stunden eingehalten werden,
sorgt ein "verborgenes Direktorat", jene mysteriöse Bruderschaft
unsterblicher Weisen im Himalaja.
Mullin, Glenn H. - The Practice of Kalachakra - Ithaca
1991
Dieses Buch geht ausführlich auf die innere Physiologie des
Energiekörpers ein.
Namgyal Monastery - Kalachakra – 1996/1999
Naropa (a cura di Ranieri
Gnoli e Giacomella Orofino) - Iniziazione
- Kalacakra - o. O. 1994
Diese italienische Übersetzung und Analyse eines traditionellen
Kalachakra-Kommentars, verfasst von dem indischen Tantra Meister Naropa
(1016-1100) ist wohl das wichtigste in einer westlichen Sprache zugängliche
Dokument, welches über den detaillierten Ablauf der sexualmagischen
Praktiken in den acht höchsten Einweihungsstufen berichtet. Die in den
Riten benutzten Frauen stellen bestimmte Energieformen dar, wobei das Alter
eine wichtige Rolle spielt. Man beginnt mit 11- jährigen Mädchen. Bis zum
20. Lebensjahr repräsentieren die Sexualpartnerinnen positive
Eigenschaften. Sind sie älter, dann gelten sie als negative Energieträger
von Zorn, Wut, Hass usw. und als "Dämoninnen". (196) In der 8.
bis 11. Einweihungsstufe des Kalachakra-Tantra wird nur mit
"einer" Frau sexualmagisch experimentiert, in der 12. bis 15.
Einweihungsstufe, dem sogenannten Ganachakra, nehmen neben dem
Meister und dem Initianten insgesamt 10 Frauen an dem Ritual teil. Es ist die Pflicht des Schülers, seinem
Lama die Frauen als "Geschenk" anzubieten. "Laien", die in das Ritual
angeweiht werden, sollen ihre weiblichen Verwandten (Mutter, Schwester,
Ehefrau, Tochter, Tanten usw.) darbringen. "Die Karma Mudra [Sexualpertnerin]
hat eine rein pragmatische und instrumentale Bedeutung und ist am Ende
überflüssig." – schreibt Raniero Gnoli in der Einleitung zum Sekkodesha.
(82)
Newman, John Ronald - The outer wheel of time: Vajrayana buddhist cosmology in the
Kalacakra Tantra - Madison 1987 – Übersetzungen des Shri Kalachakra und
Pundarika – Vimalaprabhā –
nāmamūlatantrānusāriņī-dvādaśasāhasrikālagukālacakratantrarājaţīkā
in: John Ronald Newman - The outer
wheel of time: Vajrayana buddhist cosmology in the Kalacakra Tantra -
Madison 1987
Newmans Übersetzung von Teilen des Kalachakra-Tantras und
des ersten Kommentars von Pundarika Vimalaprabhā
sowie seine aus tibetischen Quellen zusammengestellte
Kommentierung ist bisher die beste und vollständigste Darstellung auf
diesem Gebiet. Es handelt sich um eine sehr korrekte wissenschaftliche
Arbeit, die sich ohne irgendwelche Beschönigungen und Verdrehungen an das
Original hält. Wer sich die Mühe macht, diesen recht komplizierten Text
durchzuarbeiten, der kann sich einen klaren und unmissverständlichen
Überblick über die Inhalte und Absichten des Tantras verschaffen.
Newman beginnt mit der Ursprungsgeschichte des Rituals und stellt
die verschiedenen östlichen Schulen und dann die westlichen Übersetzer und
Interpreten des Tantras vor. Längere Passagen widmet er der Diskussion über
die nicht-buddhistischen Elemente (indische, persische, manichäische und
islamische) des wahrscheinlich erst im 10. Jahrhundert konzipierten Tantras.
Übersetzt werden von ihm das erste Kapitel aus dem Shri Kalachakra
und der erste Kommentar des Shambhala Königs Pundarika mit dem Titel Vimalaprabhā. Bei der Übersetzung hat er
weitere Kommentare bedeutender tibetischer Gelehrter miteinbezogen.
Auf S. 237 ist die Rede von den die paranormalen Fähigkeiten und
Superkräften, mit denen das Kalachakra-Tantra seine Adepten durch
entsprechende Übungen ausstattet, darunter auch die, seine Feinde zu
vernichten, nicht nur transzendentale Fähigkeiten, sondern auch
weltlich-magische Kräfte (worldly siddhis) können durch das Tantra
erworben werden. (247) – Die Benutzung von tabuisierten Ritualsubstanzen
wie Kuh- Hunde- und Menschenfleisch wird hier detailliert beschrieben.
(265) – Über Herkunft und verschiedene Arten des verwendeten
Menschenfleischs (maha mamsa) gibt es in den Kommentaren längere
Ausführungen. (266) Es folgen Darlegungen über die Struktur des Tantras.
Newman berichtet, dass der Shambhala König Yashas die
Kastenstruktur aufhob und alle Einwohner Shambhalas in einer Art sakraler
Kriegerkaste zusammenfasste. (299) (In unserem Buch Hitler-Buddha-Krishna zeigen wir, dass es
sich hierbei um die Errichtung einer umfassenden sakralen Kriegerkaste
gehandelt haben muss - 481) Yashas zwang eine Gruppe von Brahmanen, die
Shambhala verlassen wollten, durch einen magischen Trick zur Rückkehr. (306
ff.) Pundarika beschreibt in seinem Kommentar auch das Geschenk einer Frau
an den Guru, das als "geheimes Opfer" (secret offering)
bezeichnet wird: "Schüler sollten ständig begehrenswerte Dinge –
Frauen, Töchter und geliebte Söhne – den Buddhas und Gurus darbringen.
[....] Nachdem er die Mudra [Sexualpartnerin] ständig mit Parfums,
Weihrauch, Lampen und so weiter, mit Speisen, Getränken, Kleidern und so
weiter verehrt hat, übergibt sie der edle Sohn dem Guru." (315) Wir
erfahren von dem nicht-dualen Weltbild des Tantras mit dem Adi-Buddha als
der alles umfassenden göttlichen Instanz. (368 ff.) Der Aufbau des
Energiekörpers wird ausführlich beschrieben (385 ff.) ebenso wie seine
Korrespondenzen zu den verschiedenen Elementen, Buchstaben, Lauten
(Konsonanten und Vokalen), Farben und Himmelskörpern (456 ff.) - Die
Mikro-Makrokosmostheorie (472) – Die Relativität aller Kosmologien (475) –
Die Darstellung des buddhistischen Kosmos mit seinen zahlreichen Höllen
(477 ff.) – Die Beschreibung des untergehenden Zeitalters, des Kali Yuga,
und die Zerstörung der Welt durch den "Großen Chakrin" (514 ff.)
– Die Verbindung kosmischer Vorgänge und der Zeit mit der Atemtechnik des
Yogis (519 ff.)
Der Angriff auf die heterodoxen Textbücher, die eine andere
Kosmogonie als das Kalachakra-Tantra aufweisen (534 ff.) – Mohammed
als Lehrer einer barbarischen Kosmogonie (540) – Die verschiedenen
Kriegsmaschinen, die bei der Shambhala Schlacht zum Einsatz kommen. Der
Umfang dieses Kapitels zeigt schon, wie wichtig dieser Aspekt des
Kriegsbuddhismus im Kalachakra-Tantra genommen wird. (543 – 577) -
Die Vernichtung des barbarischen Dharmas (d. h. der monotheistischen
Religionen) durch den "Großen Chakravartin" und die weltweite
Errichtung des Buddhadharmas (der buddhistischen Religion) (578) – Der
Auftritt des "grausamen" Shambhala Königs Rudra Chakrin (586 ff.)
– Die Inkarnationen des Gottes Vishnu als Vorläufer des Rudra Chakrin (590)
– Die Vertreter der monotheistischen Religionen als Hauptfeinde der
buddhistischen Lehre: "Adam, Henoch, Abraham, Moses, Jesus, der im
weißen Gewand [Mani], Mohammed und Mathani [der Mahdi]". Das Tantra
bezeichnet sie als "die Familie der dämonischen Schlangen". (594)
– Die Anhänger Mohammeds als der Hauptgegner des Buddhismus (615) – Der
Buddha als Lehrer der Veden (619) – Zusammen mit indischen
Gottheiten wird der Kalki (Rudra Chakrin) die "Familien der
Dämonen" (d. h. die monotheistischen Religionen) mit "einem kurzen
Speer in der Hand" in Terror versetzen. (623) – Die angekündigte
Endschlacht mit den Moslems (628) – Der Schulterschluss des Kalki (Rudra
Chakrin) mit den militanten indischen Göttern (darunter Shiva und Vishnu)
gegen die Moslems (630) – Beschreibung der ungeheueren Streitmacht des
Rudra Chakrin (633 - 638) – Schilderung anschließender
Paradiesvorstellungen (647)
Das intensive Studium der Newman-Übersetzung und Kommentierung
genügt, um sich einen allgemeinen Überblick über den metapolitischen
Charakter des Kalachakra-Tantras zu verschaffen, das weder etwas mit
"Frieden" noch mit dem "Erleuchtungsweg" eines
einzelnen Initiaten etwas zu tun hat.
Ossendowski, Ferdinand - Tiere, Menschen und Götter -
Frankfurt 1924
Der Pole Ossendowski verarbeitet in seinem Bestseller den
tibetischen Shambhala-Mythos, auch wenn er statt von "Shambhala"
von "Agarthi" spricht. Dieses in den 1920er Jahren erschienene
Buch hatte einen eminenten Einfluss auf die gesamte Nazi-Tibet-Connection.
Heinrich Himmler las diesen Text mit großem Interesse. Ohne Ossendowski
sind die "Nazi-Mysterien", der "SS-Mystizismus" und der
"esoterische Hitlerismus", diese pseudoreligiösen Strömungen, auf
die wir in Hitler-Buddha-Krishna
ausführlich zu sprechen kommen, nicht denkbar. (Speziell zu Ossendowski
siehe: V. & V. Trimondi –
Hitler-Buddha-Krishna – Seiten 366-370)
Petri, Winfried - Indo-tibetische Astronomie - München 1966
Der promovierte Münchner Astronom Winfried Petri zeigt wie eng
sich die indisch-hinduistische Kosmologie mit dem Kalachakra-Tantra decken.
Er setzt sich detailliert mit dem Rahu-Mythos, der "Schwarzen
Sonne", des Kalachakra-Tantra auseinander.
Rivière, Jean M. [Jean
Marquès-Rivière] - Kalachakra -
Initiation tantric du Dalai Lama - Paris 1985
Eine Sonderrolle in der westlichen Kalachakra-Interpretation nimmt
Jean Marquès-Rivière ein, von seinen Fachkollegen hoch geschätzter
französischer Orientalist und Indienreisende, ehemaliges Mitglied der
okkulten Gruppe Les Polaires (denen der SS-Gralsforscher Otto Rahn
nahe stand), fanatischer Antisemit zu Zeiten der Vichy-Regierung,
Polizeichef des berüchtigten S.S.S.
(Service des Sociétés Secrètes), "Spürhund" der SS, nach
dem Krieg in Frankreich wegen der Auslieferung von Freimaurern und Juden an
die Gestapo zum Tode verurteilt. 1985 publizierte er bei Laffont in Paris
ein Buch mit dem Titel. 1985 erschien von ihm bei dem französischen Verlag
Laffont der Titel: "Kalachakra – Tanrische Initiation des Dalai
Lama". Ausführlich berichtet Hitler-Buddha-Krishna
über die abenteuerliche Geschichte Jean Marquès-Rivières: Über seine
Initiationen in die tibetischen Geheimkulte, über seine Kooperation mit der
SS, über seine Beziehungen zum XIV. Dalai Lama und vor allem über seine
Beziehungen zum Kalachakra-Tantra. (V. & V.
Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna – Seiten 277-289 und 517-519)
Roerich, Nicholas - Shambhala- Das geheime Weltenzentrum im Herzen Asiens -
Freiburg 1988
Der Russe Nicholas Roerich, der die Fenster des Kalachakra Tempels
in St. Petersburg entwarf war neben Madame Blavatsky, die ihn sehr
beeinflusst hat, ein weiterer westlicher Vorreiter der Shambhala-Idee. In
den 1920er Jahren machte er sich auf, das Königreich Shambhala in
Innerasien zu suchen. Dieses Buch beschreibt diese "Mythenreise"
und auch zahlreiche Begegnungen mit
tibetischen Lamas, die sich zu der Shambhala-Vision, die immer sehr
kriegerisch dargestellt wird, äußeren. Roerich schwelgt geradezu in
Kriegsfantasien. Später gründete er mit seiner Frau eine Mysterien-Schule
(Agni-Yoga), die wesentlich auf Ideen aus dem Kalachakra-Tantra
aufbaute und die stark apokalyptische Züge trug. Siehe hierzu ausführlich: V. & V. Trimondi – Der Schatten des Dalai Lama
– Seiten 624-632. Über den Einfluss
Roerichs auf die Nazi-Tibet-Connection in V.
& V. Trimondi – Hitler-Buddha-Krishna – S. 370. In der Nazi-Szene wird Roerich als
"Wolgadeutscher" verehrt.
Snelling, John - Buddhism in Russia - The Story of Agvan Dorzhiev - Shaftesbury
u. a. 1993
Snellings Buch weist anhand der russischen Geschichte nach, welch
eminent politische und metapolitische Bedeutung dem Shambhala-Mythos und
dem Kalachakra Tantra zukommt. Das Buch ist gleichzeitig die Biografie des
Burjaten Agvan Dorzhiev, einem engen Vertrauten des XIII. Dalai Lama, der
den Kalachakra-Tempel in St. Petersburg bauen ließ. Bei Snelling ist auch
das Zitat des späteren Mitarbeiters des SS-Ahnenerbes Unkrig zu finden,
dass den Missionsauftrag Dorzhievs
beschreibt: "Meiner Meinung nach war der religiös fundierte Vorschlag
von Agvan Dorzhiev die Gründung eines lamaistisch ausgerichteten
Königreichs von Tibetern und Mongolen als einer Theokratie unter der
Leitung des Dalai Lama ... und dem Schutz des zaristischen Russland. ...
Hinzukam, dass zwischen den lamaistischen Gruppen die religiös begründete
Hoffnung auf die Hilfe von einem messianischen Königreich aus dem Norden,
das als nördliches Shambhala
bezeichnet wurde, bestand." (Siehe zu Agvan Dorzhiev in Hitler-Buddha-Krishna S. 500-502)
Stril-Rever, Sofia - Tantra de Kalachakra – Le Livre
du Corps subtil – Paris 2000
Dabei handelt es sich um eine ganz und gar auf den Westen
präparierte Übersetzung des Kalachakra-Tantra Textes, der alle verfänglichen
Stellen auslässt, beziehungsweise beschönigt. Der vom XIV. Dalai Lama mit
einer Einleitung versehene Text, in dem katholischen Traditionsverlag
Desclée de Brouwer publiziert wurde, ist eindeutig ein euphemistisches Konstrukt, um das Tantra purifiziert und
mit den Wertvorstellungen des abendländischen Humanismus kompatibel darzustellen.
Er konzentriert sich vor allem, wie schon der Titel sagt, auf die subtilen
inneren Vorgänge im Energiekörper des Yogis. Die aggressiven Textstellen
des Tantras, die sich gegen die monotheistischen Religionen richten und die
den Einsatz von Superwaffen fordern, werden ebenso unterschlagen wie die
detaillierten Beschreibungen der sexualmagischen Praktiken und die
apokalyptischen Implikationen. Um den äußeren Frieden zu wahren,
transportiert diese erste „Gesamtübersetzung“ des Originaltexts in eine
westliche Sprache die eschatologischen Schlachtenszenarien des Shambhala
Krieges ins Innere des Menschen. So verwandeln sich die im Kalachakra-Tantra
als "grausam" und "erbarmungslos" dargestellten
Kriegsarmeen in "die unermesslichen Kräfte des Mitgefühls, die das
negative Karma reinigen sollen, das sich in unserem dunklen Zeitalter
angesammelt hat." (169) Der mitleidslose Endzeitherrscher Rudra
Chakrin kämpft nicht gegen die Moslems, sondern gegen die inneren Dämonen
und gegen Trugbilder. Aber dann heißt es plötzlich: "Im externen Zeitrad
und nach den Vorhersagen der Kalachakra Eschatologie, wird der Krieg
zwischen dem Chakravartin und dem Prinz der Mleccha im Jahre 2424
stattfinden." (170) Wie auch immer - gekämpft wird auch in dieser Kalachakra
Version auf allen Ebenen.
Der traditionalistische Autor Alexandre Dánann ist der Meinung,
dass diese gefälschte Übersetzung, die der XIV. Dalai Lama mit einem seiner
lobenden Vorworten versehen und abgesegnet hat, eine Reaktion auf unser
Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ gewesen sei. (Il s’agit de la première édition
mondiale, qui n’est, à notre avis, qu’une sorte de réponse à la parution,
en 1999 en Allemagne, de l’ouvrage Der Schatten des Dalai Lama par Victor
et Victoria Trimondi – in : Alexandre de Dánann – Les Secrets de la Tara Blanche – Lettres d’un Lama occidental à
Jean Reyor – Mailand 2003, p.12)
Tayé, Jamgön Kongtrul Lodrö - Myriads Worlds - Buddhist Cosmology in
Abhidharma, Kalacakra and Dzog-chen - Ithaca u.a. 1995
Das Buch beschäftigt sich vor allem mit der Kosmologie des Abhidharmakosha,
die dem Kalachakra-Tantra zugrunde liegt. Das buddhistische
Universum und seine Entwicklungsgeschichte widersprechen sowohl dem
Weltbild der semitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam), als
auch demjenigen der modernen Wissenschaft. Im Zentrum des Universums
befindet sich nach traditioneller Sicht der Buddhisten der Berg Meru als
Achse, der vertikal verschiedene und von unterschiedlichen Wesenheiten
bewohnte Sphären aufweist. Um den Weltenberg gruppieren sich horizontal
mehrere Kontinente. Unsere Erde (Jambudvipa) ist einer davon.
Insbesondere ist die zyklische Lehre vom Entstehen und Untergang des
Universums Inhalt dieses Textes. Das Kalachakra-Tantra vertritt eine
apokalyptische Weltsicht, welche einen "Aufstieg der Menschheit"
grundsätzlich verneint. Es ist das unabdingbare Schicksal des Zeit-Rades,
welches die Menschen immer mehr in den Nieder- und Untergang treibt. Erst
wenn alles Bestehende vernichtet ist, kann ein neuer Weltenzyklus beginnen
kann.
The Blue Annals - (Übersetzung George N. Roerich) - Delhi
1995
Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Grundlagenwerk über die
Geschichte des Lamaismus (der Autor der Blauen Annalen ist der
Übersetzer von Gö, Shönnu-Päl) berichtet ausführlich über die verschiedenen
"Übertragungslinien" des Kalachakra-Tantra in Indien und
Tibet. (753 ff.) Darunter versteht man die Einweihungskette der Meister,
welche die Kalachakra-Lehre an ihre Schüler weitergegeben haben. Insgesamt
ist von dreien die Rede, die Dro-, Tsami- und Ra-Linie.
The Blue Annals zählen seitenlang die Namen der Lamas auf, die in
die Geheimnisse des Tantras eingeweiht wurden. Diese Namensakkumulation
macht das Buch schwer lesbar, sie zeigt jedoch, welch wichtige Bedeutung
dem Tantra in der Geschichte des tibetischen Lamaismus zukam. Zwischen den
verschiedenen Kalachakra Linien gibt es Konkurrenzen, die bis heute nicht
beigelegt sind. So zerstörte der V. Dalai Lama im 17. Jahrhundert die Sekte
der Jonangpa, deren geistiger Führer sein eigener Lehrer Taranatha war. Die
Jonangpa galten, was die Durchführung des Kalachakra-Tantra
anbelangt, als große Spezialisten. Heute werden sie von einem Westler mit
dem Namen Geir Smith im Internet vertreten. Das Internet, insbesondere
verschiedene News-Groups, sind voll mit Attacken Smiths gegen die
Gelugpa-Schule, von denen er behauptet, sie hätten den Jonangpa die
Mysterien des Kalachakra-Tantras geraubt.
Thurman, Robert – Revolution von Innen –
Die Lehren des Buddhismus oder das vollkommene Glück – München 1999
Dies ist eine wichtige programmatische Schrift von Robert A.
Thurman (dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den USA" – Time-Magazine),
die einen buddhokratischen Weltenplan für den Westen entwirft, welcher in
seinen Grundsätzen auf dem Kalachakra-Tantra basiert. Das Tantra
wird zwar von Thurman nicht explizit genannt, aber einem Kenner bleibt es
nicht verborgen, dass es sich bei
seinem metapolitischen Entwurf um eine moderne Variante des traditionellen
Textes handelt. Thurman selber wurde in das Kalachakra-Tantra
eingeweiht und gilt als ein Adept dieses geheimnisvollen Ritus. Im
September 1979 hatte er folgende Vision: "In der Nacht vor seiner
Landung in New York träumte ich, [der Dalai Lama] manifestiere sich ganz
oben auf der Spitze des Waldorf Astoria im Mandala-Himmelspalast des
Kalachakra Buddha. Die große Schar der Honoratioren - Bürgermeister,
Senatoren, Firmenvorstände und Könige, Scheiche und Sultane, Prominente und
Stars, sie alle wurden mitgerissen von dem Strudel der 722 tanzenden
Gottheiten der drei Gebäude des Diamantenpalastes und umschwärmten
gleichsam wie Bienen im Nadelstreifen eine riesige Honigwabe. Erstaunlich
an dieser Überfülle an ausstrahlender Kraft und Schönheit des Dalai Lama
war für mich, dass ihm alles überhaupt keine Mühe zu machen schien. Ich
spürte gleichsam die Leere im Herzen seiner Heiligkeit, dem diese Wirkkraft
entströmte. Er war gelassen, gleichmütig, ein wahrer Quell der
Unendlichkeit." (31) Anschaulicher ist die magische Ausstrahlung des
tibetischen Kalachakra Meisters als buddhokratischer Weltenherrscher kaum
zu illustrieren. (Ausführlich zu Thurman siehe:
Victor & V. Trimondi Hitler-Buddha-Krishna – 470/471 und deba09)
Trimondi, Victor und Victoria – Der
Schatten des Dalai Lama – Sexualität, Magie und Politik im tibetischen
Buddhismus – Düsseldorf 1999
Das umfangreiche Buch (816 Seiten) von Victor und Victoria
Trimondi muss als die fundierteste kritische Darstellung, Analyse und
Deutung des Kalachakra-Tantra und des Shambhala Mythos
gelesen werden. Mit diesem "Klassiker" haben die Trimondis eine
Kulturdebatte über den Lamaismus eröffnet, die sich immer mehr ausweitet.
Trotz ihrer abweisenden Einstellung nehmen die Autoren das Kalachakra-Tantra
ernst und zeigen an vielen Beispielen die problematischen Konsequenzen auf,
die sich aus diesem lamaistischen Religionsentwurf ergeben haben und ergeben können. Das
Trimondi-Buch hat eine sehr heftige Debatte ausgelöst und zu einem
Protestschrei in der gesamten buddhistischen Szene geführt. Mehr als 150
Medienstimmen, die auf das Trimondi Buch reagiert haben, können Sie unter trimondi.de/medien nachlesen.
Trimondi, Victor und Victoria - Hitler –
Buddha – Krishna – Eine unheilige
Allianz vom Dritten Reich bis heute – Wien 2002
In diesem umfangreichen Buch, welches über den Einfluss östlicher
Lehrinhalte auf den Nationalsozialismus, insbesondere auf die SS, und nach
dem zweiten Weltkrieg auf den religiöses Neofaschismus berichtet, ist ein
umfangreiches Kapitel dem Kalachakra-Tantra gewidmet (die Seiten 461
bis 522). Die Autoren untersuchen Inhalte des Tantra nach ihren
Konvergenzen mit faschistischen Lehrinhalten. Sie legen bisher unbekannte
Dokumente vor, die beweisen, dass im SS-Ahnenerbe und von Seiten der
SS-Tibetexpedition ein Interesse am Kalachakra-Tantra bestand. (158-165) Siehe Frontpage Hitler-Buddha-Krishna
Trungpa, Chögyam - Shambhala - The sacred path of the Warrior
- New York u. a. 1986
Der jung verstorbene tibetische Lama Chögyum Trungpa hat die in
diesem Buch ausführlich dargestellte
Idee vom "Shambhala-Krieger" im Westen am effektivsten verbreitet
und ein ganzes spirituelles System aufgebaut, dass als eine spezifische
Form des "Kriegsbuddhismus" zu bezeichnen wäre. In dem Kapitel
"Crazy Wisdom und der Westen" aus Der
Schatten des Dalai Lama (S. 518-522) zeigen wir wie sich die Trungpa
Gruppe von einen anarchistischen, libertären und pazifistischen
"Protestbuddhismus" zu einem autoritativen und aggressiven
"Kriegerbuddhismus" entwickelt hat und wie hierbei der Shambhala-Mythos
das Orientierungsmodell abgab. In
Hitler-Buddha-Krishna weisen wir in dem Kapitel "Ein
Shambhala-Krieger und der militante Neofaschismus" den großen Einfluss
von Trungpas Ideen auf
Neonazi-Kreise nach. (S. 502-504)
Waddell, L. Austine
– The Buddhism of Tibet or Lamaism – with its Mystic Cults, Symbolism
and Mythology, and in its relation to Indian Buddhism – New Delhi 1991
Der Tibetforscher Austine Waddell hat aus dem traditionellen
Abbild [Thangka] des Zeitgottes Kalachakra
und seiner Gefährtin Vishvamata
geschlossen, dass es sich bei diesem tantrischen Paar um die Darstellung
des Höchsten Buddha in der Vereinigung mit der hinduistischen
Schreckensgöttin Kali handele.
(131) Kali gilt nach hinduistischen Glaubensvorstellungen als die weibliche
Gottheit der Zerstörung und des Untergangs. Waddells Deutung wird heute von
buddhistischen Tibetologen zurückgewiesen und oft als ein Beispiel
westlicher Uninformiertheit und Überheblichkeit zitiert, auch wenn kein
Zweifel daran besteht, dass es sich bei dem Kalachakra Paar um die
Darstellung sogenannter "zornvoller Gottheiten" handelt (Heruka
Typus). Auf die Beeinflussung buddhistisch-tantrischer und tibetischer
Schreckensgöttinnen durch den indischen Kali Kult verweist in letzter Zeit
eine Gruppe von Feministinnen, die (naiver weise) im tibetischen Buddhismus
eine Art weibliche "Befreiungslehre" entdeckt zu haben glaubt.
(Siehe hierzu: Andrea Loseries-Leick "Kali in Tibetan Buddhism"
in Wild Goddesses in India and Nepal
– Hrsg. Axel Michaels u. a. Bern u. a. 1995). Frau Loseries-Leick ist
Mitorganisatorin des Grazer Kalachakra Ereignisses 2002 und betreute das
kulturelle Rahmenprogramm.
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