MEDIEN (06)
1. Victor & Victoria Trimondi: Weshalb haben
„Buddhologen“ mehr Gewicht in der Evangelischen Kirche Österreichs als die
eigenen „Theologen“ oder wie Bischof Sturm im Namen „wissenschaftlicher
Kompetenz“ missbraucht wurde.
2. Max Deeg: Stellungnahme zu Dalai-Lama / Kalacakra-Tantra / Bücher „Im
Schatten des Dalai Lama ...“ und „Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige
Allianz ...“ von Röttgen-Trimondi, u.a.
3. Brief von Bruno Waldvogel-Frei an den Evangelischen
Presse Verband Österreichs zum Fall Deeg
Weshalb haben
„Buddhologen“ mehr Gewicht in der Evangelischen Kirche Österreichs als die
eigenen „Theologen“ oder wie Bischof Sturm im Namen wissenschaftlicher
Kompetenz missbraucht wurde.
Das Kalachakra-Tantra-Ritual, das vom XIV. Dalai
Lama vom 11. bis 22. Oktober dieses Jahres in Graz durchgeführt wurde,
blieb nicht unwidersprochen. Kritiker verwiesen auf kriegerische, intolerante,
antisemitische, destruktive Passagen im Originaltext und in den offiziellen
Kommentaren. Diese Kritik wurde von einem Teil der großen Medien
aufgenommen. Der Standard veröffentlichte
einen Artikel mit dem Titel „Ein
Kriegsritus beim Dalai Lama“, die bedeutendste christliche
Wochenzeitschrift Der Rheinische
Merkur publizierte „Äußerst wilde Krieger – Was sich hinter
dem Kalachakra verbirgt“.
Im ORF wurde den Kritikern in mehreren Sendungen Platz eingeräumt.
Auch Die Presse und mehrere
christliche Medien (www.kath.net, IDEA, Factum u. a.) berichteten mit
Distanz über das Ereignis. (Über die umfangreiche
Kalachakra-Kritik in den Medien, siehe unter: medien.ka.htm Zum Thema erschienen insgesamt drei neue
kritische Sachbücher: Von Victor & Victoria Trimondi „Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige
Allianz vom Dritten Reich bis heute“ (2202) und – von christlicher
Seite – die Bücher des Baseler
Autors und Theologen Bruno Waldvogel-Frei mit dem Titel „Und der Dalai Lama lächelte … Die dunklen Seiten des tibetischen
Buddhismus. Fragen, Rezensionen, Recherchen und Hintergründe“ sowie von
dem ehemaligen Buddhisten und jetzigen Pfarrer Martin Kamphuis und seiner
Frau Elke „Buddhismus auf dem Weg zur
Macht?“
Dem
stand die übliche Dalai Lama- und Buddhismus- Euphorie anderer Medien
gegenüber. Insbesondere diejenigen österreichischen Magazine („Format“, „Profil“ und „News“),
die ansonsten keine Rüge am Christentum auslassen, haben während der Grazer
Ereignisse trotz der breiten, international geführten Lamaismuskritik einen
peinlichen Kotau vor dem XIV. Dalai Lama vollzogen, und ausschließlich
Jubelartikel veröffentlicht. Drei vielsagende Headlines aus ihrer
apologetischen Berichterstattung lauteten in Bezug auf den tibetischen
„Gottkönig“: „Besser als Jesus“ (Profil), „König und Gott“ (News)
und „Der Dalai Lama wird zum Zeitgott“
(News). Weiterhin wurde in den
besagten Magazinen groß herausgestellt, dass die Österreicher zunehmend und
mehr als alle anderen Europäer die christlichen Kirchen verlassen, um zur „Trendreligion des Westens“
überzuwechseln und Buddhisten zu werden. Diese Meldung zumindest dürfte für
Christen die Diskussion über den Dalai Lama und seine Religion hochaktuell
machen.
Konfrontiert
mit der anrollenden Dalai-Lama-Apotheose auf der einen Seite und der sich
zunehmend lauter artikulierenden Kritik auf der anderen, entstand bei
Verantwortlichen in der Evangelischen Kirche Österreichs eine verständliche
Verunsicherung. Zuerst reagierte man scharf und abweisend gegenüber der
„Evangelischen Allianz“ Österreichs, die sich gewagt hatte, kritische
Fragen zu stellen und diese in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Man hielt
es nicht für notwendig, sich mit deren Argumenten näher auseinander
zusetzen und noch berücksichtigte man, dass von Seiten des
Buddhismusexperten und Pfarrers Martin Kamphuis eine Liste mit 1000
Unterschriften von Christen, die Aufklärung über das Kalachakra-Tantra
forderten, an den Grazer Bürgermeister überreicht wurde. Stattdessen
verwies man die eigenen „Glaubensbrüder und -schwestern“ in die
sektiererische und fundamentalistische Ecke. Da aber die seit Jahren
international geführte Kritik am Kalachakra-Tantra nicht verstummen wollte,
und sich erneut in den großen, deutschsprachigen Medien zu Wort meldete,
sah sich Bischof Mag. Herwig Sturm
veranlasst, eine Expertise
einzuholen, die Klarheit schaffen sollte.
Er
wandte sich diesbezüglich an Prof. Dr. Max Deeg mit dem Fachbereich
Religionswissenschaft an der
Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Ein Blick
auf Deegs umfangreiche
Publikationsliste (www.uni-bayreuth.de/departments/religionswissenschaft/deeg-portrait.htm) lässt ein
eindeutiges Schwergewicht auf den Buddhismus erkennen, christliche Themen
fehlen, dagegen gibt es einige Arbeiten zur germanisch-nordischen
Philologie. Deeg ist Research
Fellow des International College for Advanced Buddhist Studies und des International Institute for Buddhist
Studies, Tokio. Er zeichnet als
Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Asiatische Religionsgeschichte,
des eines elektronischen Netzwerks zur Erforschung sino-buddhistischer
Texte und der Arbeitsgruppe Buddhist Electronic Sanskrit Texts. Deeg selber
nimmt für sich die die Bezeichnung „Buddhologe“ in Anspruch.
In
der von ihm eingeforderten Stellungnahme zum Kalachakra-Tantra, die
sogleich in den evangelischen Medien via
Internet verbreitet wurde (auf der offiziellen Homepage der Evangelischen
Kirche Österreichs www.evang.at), geht Deeg
überhaupt nicht inhaltlich auf das Ritual und den Originaltext ein, sondern
erschöpft sich in üblen, beleidigenden, höhnischen und aggressiven
Beschimpfungen der Kritiker(„sektendemagogisch und hysterieartig“,
„propagandistisch-polemisch“). Er weigert sich, auf deren sehr konkrete
Fragen schlichtweg zu antworten, denn eine Auseinandersetzung, eine Pro-
und Contra-Diskussion über „Detail- und Interpretationsprobleme“ mit den
kritischen Büchern lehne er explizit ab. Stattdessen wird der Leser seiner
„Expertise“ mit einem bombastischen, aber hohlen Wortschwall von
allgemeinen Floskeln und vorgeblichen termini
technici übergossen, welche die „Wissenschaftlichkeit“ des Autors unter
Beweis stellen sollen.
Dabei
liegen die von den Kritikern aufgeführten Problemstellen des Kalachakra-Tantra-Rituals auf der Hand.
Hier einige davon.
Das Kalachakra-Tantra beinhaltet:
1. Einen
„Heiliger Krieg“ (Shambhala-Krieg)
von Buddhisten gegen Nicht-Buddhisten; Der Originaltext bezeichnet die
buddhistische Kriegsführung als "gnadenlos" und "grausam".
Dort heißt es: "Die äußerst wilden Krieger werden die barbarische
Horde niederwerfen" und "eliminieren."
2. Einen
Angriff auf die drei
monotheistisch-semitischen Religionen, insbesondere auf den Islam. Der
Originaltext spricht von „Adam,
Henoch, Abraham, Moses, Jesus, Mani, Mohammed und der Mahdi“ als der „Familie der dämonischen Schlangen",
die mit dunklen Eigenschaften
ausgestattet sind.
3. Die
Vision vom Chakravartin (eines „Weltenherrschers“), der einen globalen
buddhistischen „Gottesstaat“ (eine „Buddhokratie“) errichten wird. „Am Ende der Zeiten wird der Chakravartin
aus der Götterstadt oberhalb des Berges Kailash erscheinen. Er wird mit
seiner eigenen Armee, die aus vier Dimensionen besteht, in einer Schlacht
die Barbaren in allen Teilen des Erdkreises niederwerfen.“ –
heißt es im Originaltext.
4. Die
Aufforderung unethische Handlungen zu begehen wie töten, lügen, stehlen und
die Ehe brechen. So ist es nach einem Zitat
des XIV. Dalai Lama erlaubt, wenn ein Kalachakra-Adept - unter bestimmten
Umständen - Menschen tötet, „die der [buddhistischen] Lehre Schaden zufügen“ oder „sich anschicken, abscheuliche und
unheilvolle Handlungen zu begehen“.
5. Die
Durchführung sexualmagischer Riten, um spirituelle, weltliche und
patriarchale Macht zu erlangen. Nach den
Originaltexten stellen die dabei benutzten Frauen bestimmte Energieformen
dar, wobei das Alter eine wichtige Rolle spielt. Man beginnt mit
11-jährigen Mädchen.
6. Das
strikte Verbot über die höheren Einweihungen des Kalachakra-Tantra
öffentlich zu sprechen.
Dies und andere hier nicht genannte Inhalte des
Kalachakra-Tantras widersprechen nicht nur westlichen (und christlichen)
Wertvorstellungen, sondern auch den Grundsätzen des Urbuddhismus: Denn der historische Buddha forderte das strikte
"Abstehen von Töten"
(anârambha). Aus seinem Gebot einer "entsagenden, hasslosen und friedfertigen Gesinnung" kann
kein "Krieg" und schon
gar kein "heiliger Krieg"
legitimiert werden; aus der Weigerung des Buddha Shakyamuni, den Weg eines Chakravartin (Weltenherrscher) zu
gehen, können keine Weltherrschaftsansprüche abgeleitet werden.
Nicht
nur die kriegerischen und sexistischen Stellen aus dem Originaltext sondern
auch die Tatsache, dass Nazis,
Neofaschisten und Sektenterroristen wie Shoko Asahara sich von Inhalten des
Kalachakra-Tantra haben inspirieren lassen, machen eine öffentliche Debatte
über das tibetische Ritual dringend. Alarmierend sind auch die
militaristischen Ideen von einem „Kriegerbuddhismus“, die sich mehr und
mehr in der neo-buddhistischen Szene verbreiten (Ole Nydahl, Chögyum
Trungpa). Es ist höchst beunruhigend, wenn in einer apologetischen Schrift
zur Verteidigung des Kalachakra-Tantra gegenüber seinen Kritikern kurz vor
Beginn des Grazer Rituals zu lesen ist:
"Die Vernichtung eines
anderen Wesens sollte man als Tantriker aber nur dann in Erwägung ziehen,
wenn man gleichzeitig die Fähigkeit besitzt, das Bewusstsein des Getöteten
in eine bessere Wiedergeburt zu transferieren." (Thomas Lautwein, Vorstandsmitglieds
von Chödzong e.V. und Mitarbeiter
des tibetischen Lamas Dagyab Kyabgön Rinpoche)
Als
„Wissenschaftler“ hat Deeg die Verpflichtung, seine Beurteilungen sine ira et studio zu fällen und
nicht ein uninformiertes Publikum durch Desorientierung, Verdrehungen und
Verschleierungen an der Nase herumzuführen. Im Zentrum seiner Attacken
stehen unsere beiden Bücher „Der
Schatten des Dalai Lama – Sexualität, Magie und Politik“ (1999) und „Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige
Allianz vom Dritten Reich bis heute“ (2202).
Er
begegnet diesen mit einer Heftigkeit und Abwehr, die im besten Fall als
„krankhaft“ zu bezeichnen ist, da er die von ihm verketzerten und
verschrienen zwei Werke nicht einmal kennt! Das Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ hat er, wie er in einem Brief
schreibt, nur zur Hälfte gelesen. Das zweite Trimondi-Buch „Hitler-Buddha-Krishna“ hat er zugestandenermaßen
nicht einmal angefasst, bevor er mit seinem Verriss an die Öffentlichkeit
trat. O-Ton Deeg: „Ich habe das Buch
bisher leider nicht in Händen gehabt und kann mich daher nur auf
Pressestimmen und Bemerkungen auf der Webseite der Trimondi beziehen.“
Dass ein „Wissenschaftler“ und ein Mitglied der Universität Wien so dreist
ist, eine offizielle Beurteilung für die Evangelische Kirche Österreichs
mit konzedierter Ignoranz zu erstellen, ist ein öffentlicher Skandal! Als
die einzige Grundlage für seine vernichtende Kritik diente dem
„Buddhologen“ das Zitat eines unbekannten und beliebigen Lesers an den
Internet-Buchhändler www.amazon.de, in dem es heißt: „Eine enorme Fleißarbeit, die [die Trimondis] hier geleistet haben, ganz unbestritten.
Allerdings merkt man der Arbeit deutlich an, dass hier keine
kulturanthropologisch, ethnologisch oder zumindest tibeto-/indologisch
vorgebildeten Historiker am Werk waren, sondern eben Laien.“ Aber diese
von Deeg angeführte „Beweisstelle“
trifft auf das Trimondi-Buch überhaupt nicht. Denn mit „Hitler, Buddha, Krishna“ legen wir
keine „kulturanthropologische,
ethnologische oder tibeto-/indologische“ Studie über den Buddhismus
vor, sondern es handelt sich um ein historisches Werk über den grausamsten
und härtesten Kern des organisierten Massenmordes, die SS, und deren
intellektuellen Braintrust, das SS-Ahnenerbe.
Wir
haben anhand umfangreicher, neuer Archivmaterialien nachweisen können, dass
es vor allem die hochkarätigen Kultur- und Religionswissenschaftler
(insbesondere die Orientalisten) im dritten Reich waren, die sich unter
Berufung auf ihre wissenschaftliche Kompetenz als Konstrukteure einer
eigenen NS-Religion betätigten, und nicht die „okkultistischen Spinner“,
die von den Historikern immer wieder genannt werden. Für die intendierte
indo-arische Religionsgründung bauten die Akademiker des SS-Ahnenerbes
nicht auf irgendwelchen christlich-abendländischen Grundsteinen auf,
sondern rekurrierten primär auf östliche Lehren. Deren Dogmen, Riten und
Mythen benutzten sie als Anleitungen zur Verherrlichung des Kriegers, zur
Sakralisierung des Krieges und zur Legitimation des Holocausts. Leitideen
aus der indischen Kshatriya (Krieger)-Philosophie, Verhaltendkodices der
japanischen Samurai-Kaste und des Zen Buddhismus, Lehren aus der
buddhistischen Karma- und Inkarnationsdoktrin, buddhokratische
Staatstheorien und ähnliches sind in das Selbstverständnis von Hitlers
Schwarzen Orden eingeflossen. Alle bedeutenden Orientalisten und „Buddhologen“
der damaligen Zeit waren mehr oder weniger in dieses Projekt einer
faschistischen „Religionsgründung“ einbezogen und schreckten nicht einmal
davor zurück, Hitler mit Buddha und dem indischen Gott Krishna zu
vergleichen. (Daher der Titel des Trimondi-Buches). Unter den renommierten
Universitätsprofessoren der Nazi-Orientalistik finden sich die Fachkollegen
von Deeg: Walther Wüst, Jakob Wilhelm Hauer, Herman Lommel, Wilhelm Geiger,
Otto Schrader, Helmuth von Glasenapp, Wilhelm Gundert und noch viele
andere.
Es
wird also verständlich, weshalb Deeg so großen Wert darauf legt, eine
kritische Debatte über die Verflechtung von NS-Ideologien mit den östlichen
Religionen zu unterdrücken und die Aufmerksamkeit des Publikums von unserem
Buch ablenken will. Denn damit würde nämlich offenkundig werden, dass die
hochqualifizierten und heute noch als akademische Autoritäten anerkannten
Religions- und Kulturwissenschaftler des Dritten Reichs keineswegs einen
reinen Missbrauch der östlichen Lehren betrieben haben, sondern dass sie
dort tatsächlich „Elemente“ und „Bausteine“ finden konnten, die ihnen bei
ihrer Religionskonstruktion ins Konzept passten. Diese „Elemente“
überlebten in der Subkultur des religiösen Neofaschismus der Nachkriegszeit
und werden heute (nicht zuletzt von „Experten“ wie Deeg) undiskutiert und
naiv durch den intensiven Import östlicher Philosophien in das westliche
Kulturgefüge eingepasst. Dazu zählen auch das Kalachakra-Tantra und der
darin enthaltene Shambhala-Krieger-Mythos, an denen schon die
„Kulturwissenschaftler“ des SS-Ahnenerbes ein großes Interesse zeigten und
das heute im religiösen Neofaschismus zu einem Bezugspunkt geworden ist.
Deeg kennt sich – wie die Liste seiner Fachpublikationen zeigt – in vielen dieser Themen, die damals von
seinen Nazi-Kollegen diskutiert wurden, sehr gut aus: Asiatische
Staatstheorien, buddhistische Eschatologien, die Rolle des indischen
Kaisers Ashoka, altnordische Philologie und anderes.
Das
Empörende an Deegs Verschleierungs- und Verschweigungsmanövern ist, dass er
die deutschen Buddhisten der 1930er Jahre durch Geschichtsklitterungen von
ihren braunen Flecken bewusst reinzuwaschen versucht und er die damaligen
„Kollaborateure“ sogar als „Opfer“ darstellt! So spricht er in einem von
ihm in Englisch verfassten Aufsatz
von „der Unterdrückung der meisten buddhistischen Aktivitäten unter den
Nazis, die als un-deutsch und als pazifistisch angesehen wurden“ (the suppression of most Buddhist
activities suspected as un-German and pacifistic under the Nazis). Damit betreibt Deeg
Geschichtsfälschung, denn genau das Gegenteil war der Fall! Buddhisten
wurden im Dritten Reich, nur wenn sie Juden oder Kommunisten waren, von der
Gestapo verfolgt. „Ja, das Bekenntnis
zum Buddhismus war vollkommen frei.“ - erfahren wir von einem
Zeitzeugen, dem in der Nachkriegszene hochgeschätzten deutschen Buddhisten
Helmut Klar. Die Protagonisten der damaligen buddhistischen Gruppen
versuchten sich sogar dem Nazi-System unter der Flagge eines „arischen Buddhismus“ aufs
peinlichste anzubiedern, unter ihnen die mittlerweile weltberühmten
„Zen-Philosophen“ Eugen Herrigel und Karlfried Dürckheim. Beide waren
fanatisierte Nazis! Der von Deeg in seinem Aufsatz genannte deutsche
Theravada Buddhist Nyanatiloka weigerte sich sogar, Juden als buddhistische
Mönche zu ordinieren. Der von Deeg ebenfalls zitierte Buddhist Martin
Steinke (Tao Chün), Leiter der „Gemeinde
um Buddha“ versuchte über das Reichsministerium für kirchliche
Angelegenheiten zu Hitler direkt vorzudringen. In dem Brief an den „Führer“
behauptet er, der deutsche Diktator habe „im Sinne der allumfassenden Lehre des Buddha zum Wohle des
deutschen Volkes“ gewirkt.
Angesichts
der Fülle von Archivmaterialien, die wir für die Nazi-Connection der
deutschen Buddhisten während des Dritten Reichs vorlegen, schreibt der
Schweizer Kollege Deegs, der Religionswissenschaftler und Theologe an der
evangelischen Fakultät der Universität Zürich, Prof. Georg Schmid, in einer
Rezension von „Hitler, Buddha, Krishna“: „Wenn alle Formen der Distanzierungen [von buddhistische Seite]
damals wirklich unterblieben sind [….], dann stellt sich in der Tat die
Frage, ob östliche Spiritualität aus ihrer Mitte heraus, vielleicht in
ihrer Liebe zum geistigen Meister, besonders autoritätshörig und anfällig
für totalitären politischen Missbrauch sei.“ (Siehe Schmids hervorragende Rezension: H-B-K\med.hi.01.htm)
Auf Grund der
faschistischen Vorbelastung der Orientalistik im Dritten Reich, die sich
aktiv an der Konstruktion einer Nazi-Religion beteiligte, tritt eine umso
größere Verantwortung auf die
heutige Orientalistik zu. Einer solchen versucht sich jedoch der
„Buddhologe“ Deeg zu entziehen. Er verhindert unter Berufung auf seine Fachkompetenz, auf den
„interreligiösen Dialog“ und auf die Interkulturalität systematisch und mit
unlauteren Mitteln, die offene und ehrliche Debatte über die kriegerischen
Inhalte des Buddhismus und der anderen Religionen des Ostens. Sein
Professorendiplom und sein universitärer Lehrstuhl werden zu einer
bedenklichen Sache, wenn er sie missbraucht, um zentrale Aspekte in der
Geschichte des Nationalsozialismus und in der Gegenwart des Neofaschismus
auszublenden. Er macht sich dadurch mitschuldig an einem Ideenimport, der
schon im Dritten Reich verhängnisvolle Auswirkungen hatte und heute erneut
hat, wie es die Entwicklung des internationalen religiösen Faschismus und
der weltweite Aufstieg des religiösen Fundamentalismus zeigen. Auch das
finden wir skandalös!
Wenn
sich die christlichen Kirchen solche ideologisch und „buddhologisch“
vorgeprägte „Experten“ für ihre Glaubensabgrenzung und für Ihre
Selbstorientierung im interreligiösen Dialog suchen, können sie davon
ausgehen, dass hier nicht mit objektivem Maßstab gemessen wird. Das
Vertrauen in Deeg mag zwar aufgrund der Unkenntnis von christlicher Seite
über den lamaistischen Kulturkreis noch verständlich sein. Wenn jedoch
Vertreter der evangelischen Kirche Österreichs „Theologen“ aus den eigenen
Reihen wie den Baseler Autor und Pfarrer Waldvogel-Frei, den Schweizer
Professor Georg Schmid und andere christliche Buddhismuskritiker wie das
Pfarrer-Ehepaar Kamphuis überhaupt nicht mehr zu Wort kommen lassen und es
offiziell unterstützen, dass diese von „Buddhologen“ wie Deeg beleidigend
und höchst unwissenschaftlich abgekanzelt werden, ist das
verantwortungslos.
Mit
Fug und Recht fragt deswegen der Basler Pastor Waldvogel-Frei im
Zusammenhang mit dem Deeg-Gutachten:
Wie kommt es, dass man ohne Rückfrage an die betroffenen
Personen ein derartig diskriminierendes Dokument landesweit zur Schau stellt?
Wie ist es möglich, dass ein Kritiker [gemeint
ist Deeg] zu Wort kommen kann, der
die kritisierten Bücher nur teilweise oder gar nicht gelesen hat (und das
sogar noch zugibt!)?
Wie darf eine Kritik stehen gelassen werden, die kein Wort zum
Gegenstand der Kritik verliert und stattdessen nur zitiert, was andere
schon geschrieben haben, und zudem behauptet, das Kritisierte sei
unwissenschaftlich, hingegen aber auf eine
wissenschaftliche Begründung des eigenen Urteils verzichtet?
Was für eine Gesprächskultur ist das, wenn besagter Kritiker
[….] erklärt, er sei keinesfalls bereit, in irgendeine Art von
Gespräch oder Debatte einzutreten?
Ist das die Art der Evangelischen Kirche Österreichs, mit
anderen Meinungen oder Exponenten derartiger Meinungen umzugehen?
Alle
sind jetzt froh und glücklich: Das Grazer Kalachakra-Tantra-Ritual ist
vorbei, der Dalai Lama ist nach Indien abgereist, Superintendent Mag.
Hermann Miklas hat zusammen mit dem tibetischen „Gottkönig“ und Jusuff
Islam seinen Beitrag zum interreligiösen Dialog geleistet, die Steiermark
verzeichnete einen Rekord-Oktober in der Touristikbranche. Jetzt ist das
peinliche Thema Lamaismus und östlicher Religionsimport vom Tisch! Man
müsse sich „an den
Aktualitätsstandards orientieren“ – so Thomas Dasek von der die Epd-Redaktion, wo das Deeg-Dokument
abgedruckt war. Aber das Thema ist nicht vom Tisch! Es ist hochaktuell, und das aus den folgenden
drei Gründen:
1.)
Die christlichen Kirchen sind seit der Veröffentlichung von Daniel Jonas
Goldhagens Buch „Die katholische
Kirche und der Holocaust“ mit dem Vorwurf konfrontiert, dass über 400
antisemitische Stellen aus dem Neuen Testament zur Massenvernichtung der
Juden beigetragen haben sollen. Goldhagens provokante These genießt einen
extrem hohen Grad an Medienaufmerksamkeit. Für seine Buchpräsentation wurde
ihm sogar der Wiener Rathaussaal zur Verfügung gestellt. Wir weisen dagegen
in unserem Buch „Hitler-Buddha-Krishna“
nach, dass die eigentlichen Vollstrecker des Holocaust, Himmler und die SS,
entschieden anti-christlich eingestellt waren und sich deswegen nicht nach
christlichen Maximen sondern nach Grundsätzen richteten, die sie aus
östlichen Religionen importiert hatten.
2.)
Österreich war schon vor dem ersten Weltkrieg die Gebärstätte des
okkulten Antisemitismus und ist dies
– wie wir in „Hitler-Buddha-Krishna“
zeigen – auch für den religiösen Neofaschismus geworden. In beiden Fällen
kann ein eminenter Einfluss östlichen Ideengutes nachgewiesen werden. Es
hat seine Gründe, weshalb Europa und Amerika ängstlich auf dieses Land
blicken, aus dem schon einmal das Unheil über die Welt gekommen ist. Ihre
Geschichte legt den Österreichern die besondere Verantwortung auf, bestimmte
Wiederholungszwänge an der Wurzel zu packen und auszureißen.
3.)
Der Buddhismus, zu dem in Österreich immer mehr Menschen konvertieren,
genießt in der breiten Öffentlichkeit zu Unrecht das Privileg, die
friedlichste und menschfreundlichste aller Weltreligionen zu sein, obwohl
er, wie alle anderen Glaubensrichtungen auch, seine Schatten- und
Problemseiten hat. Während es mittlerweile eine sehr offene Grenzziehung zu
problematischen Lehrsätzen des Islams gibt, werden kriegerische, inhumane
und despotische Weltbilder des Ostens, wie sie zum Beispiel im Originaltext
des Kalachakra-Tantra nachzulesen sind, ohne Hinterfragung durch
großangelegte Megarituale in den Westen transplantiert und einem völlig
naiven Publikum als „Friedensbotschaft“ verkauft. Wenn sich die
christlichen Gemeinschaften nicht differenziert und kompetent mit diesem
östlichen Religionsimport und dessen aggressiven und kriegerischen
Ideologien auseinandersetzen und wenn sie nicht den verwaschenen
Pseudo-Dialog durch einen kritischen, offenen und ernsthaften
interreligiösen Dialog ersetzen, betreiben sie früher oder später den
eigenen Ausverkauf.
Es
ist paradox, dass sich gerade die protestantische Kirche zum Schutzherrn
des lamaistischen Religionssystems mit seinem magischen Weltbild, welches
im krassen Widerspruch zum Ur-Buddhismus steht, und mit seinem inkarnierten
„Gottkönig“ (dem Dalai Lama) macht, im Vergleich zu dem die katholische
Kirche mit dem Papst an der Spitze und den Kardinälen als Wahlgremium wie
eine „Republik“ erscheint. Doktor Martin Luther, dieser große Verteidiger
der Gewissensfreiheit dürfte, wenn er sich die „Deeg-Affäre“ und deren „Lug
und Trug“ vom Himmel aus anschauen sollte,
aufbrausen.
Wir
fordern deswegen die Verantwortlichen der evangelischen Kirche Österreichs
auf:
1. in
ihren Medien die längst bestehende kritische Debatte über die östlichen
Lehren auf breiter Ebene aufzunehmen.
2. sich
nicht mehr ausschließlich nach dem parteiischen und würdelosen Urteil
bekannter „Buddhologen“ zu „orientieren“.
3. die
Wissenschaftler, Autoren, Journalisten und Theologen aus den eigenen Reihen
zu Wort kommen zu lassen
4. die
historische Aufarbeitungen der SS und des Holocausts nicht mehr zu
verschweigen, weil darin die Religionen des Ostens und nicht mehr das
Christentum als ideologische „Inspirationsquelle“ genannt werden.
5. den
christlichen, humanistischen und liberalen Kritikern der östlichen Lehren,
speziell des Lamaismus, denselben Respekt und dieselbe Öffentlichkeit in
den kirchlichen Medien zu verschaffen wie dies bisher zugunsten des
Buddhismus und des Dalai Lama geschehen ist.
6. Herrn
Dasek vom evangelischen Nachrichtendienst (Epd) und die Herausgeber der
offiziellen Homepage der Evangelischen Kirche Österreichs (www.evang.at),
bei denen Deegs „Expertise“ veröffentlicht wurde die verschiedenen Kritiker
des Kalachakra-Tantra durch Artikel zu Wort kommen zu lassen und den
vorliegenden Text vollständig abzudrucken.
©
Victor & Victoria Trimondi
Stellungnahme zu Dalai-Lama / Kalacakra-Tantra / Bücher „Im
Schatten des Dalai Lama ...“ und „Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige
Allianz ...“ von Röttgen-Trimondi, u.a.
Univ.-Prof.
Dr. Max Deeg, Religionswissenschaft, Evangelisch-Theologische Fakultät,
Universität Wien
Die bevorstehende, publikumswirksam angelegte Kalacakra-Initiation
durch den Dalai Lama in Graz im Oktober diesen Jahres fällt zusammen mit
der Veröffentlichung des neuesten Buches der Dalai-Lama-Gegner Herbert und
Mariana Röttgen / Victor und Victoria Trimondi, „Hitler, Buddha, Krishna.
Eine unheilige Allianz ...“, in dem die beiden Münchener Kritiker
offensichtlich – ich habe das Buch bisher leider nicht in Händen gehabt und
kann mich daher nur auf Pressestimmen und Bemerkungen auf der Webseite der
Trimondi beziehen – versuchen, eine Fortschreibung ihrer in ihrem ersten
Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ behaupteten Welteroberungsintention des
tibetischen Buddhismus im Sinne einer komplexen, historisch und
geographisch-kulturell umfassenden Verschwörungstheorie, die nun auch noch
den Hinduismus und den Faschismus mit einschließt, zu präsentieren. In
diesem Kontext rückt der Besuch des Dalai Lama in Graz in einem besonderen
Maße in das Licht der Aufmerksamkeit. Ich wurde nun als Religionswissenschaftler
an der Evangelisch- Theologischen Fakultät der Universität Wien nun
gebeten, als solcher eine Stellungnahme zu dem sich abzeichnenden Diskurs
und Konflikt zwischen euphorischer Zustimmung zu und nicht zuletzt durch
die beiden Bücher der Trimondi geschürter Kritik an der Grazer Inszenierung
abzugeben. Ich habe mich nach einiger Überlegung entschlossen, dies in eher
essayistischer Weise denn in wissenschaftlichem Duktus zu tun, nicht
zuletzt um bei einem solch kontroversen Thema nicht zu verschleiern, dass
eine Beurteilung über den rein deskriptiven Teil hinaus – der
religionstypologisch, -phänomenologisch und religionsgeschichtlich sein
könnte - letztlich immer eine individuell-persönliche sein muss.
Hat man diese bei einer Stellungnahme nicht völlig
auseinanderzuhaltende Trennung zwischen wissenschaftlich Machbarem – etwa
der schon sehr schwierigen und eben nicht nur religionswissenschaftlichen
Frage danach, was denn nun eine Religion sei und was nicht (und wenn nicht,
was dann) – und persönlichem Urteil nicht deutlich im Blick, so gerät man
leicht auf die schiefe Ebene des pseudowissenschaftlichen und
pseudofaktischen „Beschreibens“ durch willkürliches Hin- und Herspringen
zwischen den verschiedenen Diskursebenen, wie sie sich an den hier genannten
Publikationen deutlich aufzeigen ließe.
Unmittelbar anschließend an das erste Buch der Trimondis –
inhaltlich, in der Argumentationsweise und sprachlich nicht so radikal wie
dieses – liest sich das Bändchen von Bruno Waldvogel-Frei, „Und der Dalai
Lama lächelte .. Die dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus. Fragen,
Rezensionen, Recherchen und Hintergründe“. Waldvogel-Frei bezieht sich
wesentlich auf das Trimondi-Buch und sein Büchlein gerät damit zu einer
punktuellen, des umfangreichen Zitatenmaterials entkleideten Zuspitzung der
Grundthesen der Trimondi, der Vorwürfe des Versuchs der Errichtung einer
faschistoiden Buddhokratie, des sexuellen Missbrauchs weiblicher Meiden
über tantrische Rituale (Nutzung der „Gynenergie“), der Magie, etc.. Die Folie
der Beurteilung erscheint mir hier der in Kampf der Religionen uminterpretierte Huntington’sche Leitsatz
einer grundsätzlichen Verschiedenheit und somit Konkurrenz von Religionen,
bzw. Kulturen zu sein. Eine Stellungnahme von einem Vertreter der evangelischen
Kirche ist in Form eines kurzen Artikels, verfasst von Superintendent Mag.
Hermann Miklas, in der Zeitschrift „evang.st für die evangelische
Steiermark“, Heft Nr.2 / Juli 2002 zu finden.
Die beiden ersten genannten Publikationen zum tibetischen Buddhismus,
zum Dalai Lama und dem Kalacakra-Ritual – man könnte sie durch das in
höchstem Maße polemische Buch Colin Goldners, „Dalai Lama – Fall eines
Gottkönigs“, ergänzen – sind bemerkenswerterweise in zunehmender Länge und
Komplexität, also in der umgekehrten hier angeführten Reihenfolge,
autoritätshörig im Sinne von Sekundärquellen oder von in die
Argumentationslinie passenden Direktinformationen; sie sind eklektisch,
inkontextuell und anachronistisch, und somit auch in entsprechendem Maße
eher propagandistisch-polemisch als wissenschaftlich fundiert zu nennen. Es
sollte sich eigentlich heutzutage von selbst verbieten, Behauptungen über
Religionen zu verbreiten, die sich auf einer „fundamentalistischen
wörtlichen Interpretation eines religiösen Textes, in diesem Falle des
Kalacakra-Tantra, oder von Textgattungen wie Tantras im Allgemeinen
beziehen. In Hinsicht auf die Publikationen vom Format Trimondi,
Waldvogel-Frei und Collins kann durchaus der Kritik einer RezensentIn aus
Garmisch-Partenkirchen zum neuen Trimondi-Buch auf der entsprechenden
Webseite des Internet-Buchhändler amazon.de zugestimmt werden: „Eine enorme
Fleißarbeit, die Röttgen + Röttgen hier geleistet haben, ganz unbestritten.
Allerdings merkt man der Arbeit deutlich an, dass hier keine kulturanthropologisch,
ethnologisch oder zumindest tibeto-/indologisch vorgebildeten Historiker am
Werk waren, sondern eben Laien. Wissenschaftliches Denken läßt sich nicht
durch noch so bemühten Fleiß ersetzen, durch Eifer noch weniger.“, wobei
ich in diesem Zusammenhang – durchaus etwas polemisch gemeint – auf die
Doppelbedeutung des deutschen Wortes „Eifer“ verweisen möchte.
Ich werde aus diesem Grunde auch nicht weiter auf die genannten
Werke eingehen, sondern mich im folgenden zu den von Superintendent Miklas
vorgebrachten Punkte konzentrieren, selbst wenn dies selbstverständlich hin
und wieder trotzdem eine indirekte Bezugnahme auf die genannten
Veröffentlichungen bedeutet. Ich stimme Superintendent Miklas zu, dass
„genaue und objektive Information“ wichtig ist, aber genau hier sollte der
Schwerpunkt eher auf „genau und objektiv“ als auf „Information“ liegen. Es
gibt von religionswissenschaftlicher, soziologischer und anthropologischer
Seite genügend fundierte Arbeiten von Fachleuten auch über moderne Aspekte
des Buddhismus, die zu entsprechenden Thematiken gelesen und gehört werden
sollten.
Der Grundsatz des „Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der
Steiermark“, „Dialog mit dem Dalai Lama ja – gemeinsame religiöse
Handlungen nein“ ist von institutioneller Seite aus m.E. respektierbar und
in seiner Konsequenz einsichtig. Das Kalacakra-Ritual, zumal in der Form,
wie es in Graz veranstaltet werden wird – eben nicht als „buddhistisches
Übungssystem zur Entwicklung des Bewusstseins“ mit dem Ziel, „die
Erleuchtung zu erlangen“ - als „quasi-sakramentales Geschehen“ zu
interpretieren, ist sicher nicht nur wegen der nicht vollständig gegebenen
Kompatibilität der Begriffe und Phänomene von religionswissenschaftlicher
Seite nicht unproblematisch. Am ehesten wäre vielleicht eine mögliche
Teilnahme eines Christen an dieser Veranstaltung mit der Teilnahme eines
Moslems, Buddhisten oder Juden an einer Veranstaltung des Papstes – wobei
man bitte hieraus nicht ableiten möge, dass ich die alten pejorativen
Vergleichsschemata zwischen Katholizismus und Lamaismus protestantischer oder aufklärerischer Kritiker der
vergangenen Jahrhunderte zum Wiederaufleben bringen möchte - zu
vergleichen, bei denen das Oberhaupt der katholischen Kirche einen Segen
über alle Anwesenden spricht. Müsste man in letzter Konsequenz einem
Christen dann nicht auch empfehlen, nicht in einem Zen- Meditationszentrum
zu praktizieren – selbst wenn dieses durch einen Priester oder Pfarrer
geleitet wird?
Der Vorwurf, dass der Buddhismus im Westen zu sehr durch eine
„romantisierende Brille“ betrachtet wird, ist sicher korrekt. Aber hier
kann zumindest die Fachwissenschaft, sei es nun die Religionswissenschaft
oder die betroffenen einzelphilologischen Disziplinen wie Indologie,
Sinologie, Japanologie, Tibetologie und Buddhismuskunde inzwischen, nicht
zuletzt im Rahmen der „Orientalismus“-Diskussion, über genügend kritische
Ansätze und Arbeiten verweisen, die genau diese Sicht kritisch, aber
durchaus wissenschaftlich hinterfragen, leider aber von einem Allgemeinpublikum
weitaus weniger wahrgenommen werden als die in allen Buchhandlungen
erhältlichen schmalen Einführungswerke zum Buddhismus. Wie solch eine
kritische Hinterfragung in Bezug auf den tibetischen Buddhismus
funktionieren kann, hat Donald S. Lopez, Jr., in seinem Buch „Prisoners of
Shangri-La. Tibetan Buddhism and the West“, gezeigt. Aber auch das andere,
von Superintendent Miklas angeführte Vorurteil des „friedensstiftenden und
spannungsausgleichenden Potentials des Buddhismus“ lässt sich von religionsgeschichtlichem
Gesichtspunkt her gesehen pauschalisierend so nicht aufrechterhalten. Es
ist eben so, dass, wie Superintendent Miklas ausführt, „das Heilige im
Menschen ... auch ein enormes Konfliktpotential in sich trägt“, wie uns in
Zusammenhang mit dem Buddhismus etwa der singhalesische antitamilische
Nationalismus buddhistischer Prägung mehr lehren kann als einige
Unstimmigkeiten in den Äußerung des Friedensnobelpreisträgers Dalai Lama.
Dem Buddhismus pauschalisierend eine Dämonisierung des Weiblichen
zuzuschreiben (Trimondi!) verkennt einerseits die religionsgeschichtliche
Situation, aus der heraus der Buddhismus als mönchischer Erlösungsweg
entstanden ist, rückt das linkshändige Tantra mit seinen in den Texten
beschriebenen sexuellen Praktiken, von denen m. W. bis heute noch nicht
klar ist, in welchem Umfang sie wirklich praktiziert wurden oder ob sie in
vielen Fällen in dieser Form nicht Projektionen westlicher Interpreten (!)
sind, auf einen zentralen Platz, das ihm selbst im tibetischen Buddhismus
nicht zukommt, und es spricht ihm andererseits ein Modernisierungspotential
zumal im westlichen Kontext ab.
Unliebsames durch extensives Praktizieren desselben zu überwinden
ist im Buddhismus grundsätzlich eine Ausnahmeerscheinung; in der Regel fordern
alle Formen des Buddhismus eine Disziplinierung in ethischer Hinsicht
sowohl von Mönchen / Nonnen wie auch von Laien ein. Schließlich sei ein
höheres Maße an Genauigkeit angemahnt, wenn es darum geht, die
soteriologisch unterschiedlichen Ausrichtungen von Religionen mit zum Teil
inkommensurablen Ausdrücken zu beschreiben: es geht dem Buddhismus
mitnichten um eine „Suchbewegung des Menschen nach göttlicher Erleuchtung“,
sondern Ziel ist letztendlich in allen buddhistischen „Religionen“ das
Erlangen von Erkenntnis, einer Weisheit, die den Menschen aus der
Gebundenheit in seine existentielle Grundsituation des Leidens zu befreien
vermag. Dass viele westliche Anhänger dieses nach traditionellen
buddhistischen Auffassungen in der Regel im gegenwärtigen und auch in
vergangenen und zukünftigen Leben nicht oder nur schwer und / oder auf
Umwegen zu erlangende Erlösungsziel über einen „short-cut“ erreichen
wollen, ist wohl eher ein Problem westlichen „wishful thinking“ als ein
grundsätzlich buddhistisches. Vergessen wir nicht, dass die Bandbreite der
buddhistischen Erlösungsvorstellungen durchaus eine Form von „Suchbewegung
... nach dem erlösungsbedürftigen Menschen“ einschließt, nämlich die des
Buddha Amitabha (chin. Amituo-fo, jap. Amida-butsu), der in Ostasien durchaus
die meisten Buddhisten anhängen.
Buddhismus ist in seiner realen und soteriologischen Ausformung
sehr vielschichtig, und man sollte sich davor hüten, „dem Buddhismus“
Lehren, Züge und Attribute zuzuordnen, die man von nur einer Richtung oder
Schule sich abzuleiten berechtigt glaubt.
Ich vermisse in der gesamten Diskussion grundsätzlich den
pragmatischen Aspekt der Politisiertheit der tibetischen Frage. Man macht
es sich zu einfach, wenn man die zeitgeschichtliche Situation, aus der
heraus der tibetische Buddhismus – übrigens in seinen durchaus sehr
unterschiedlichen Ausprägungen, von denen die an und für sich nicht sehr
von tantrischer Praxis, sondern eher von scholarem Monastismus geprägten
dGe-lugs-pa, die sogenannten „Gelbmützen“, die der Dalai Lama als Oberhaupt
vertritt, nur den zugegebenermaßen größten Teil vertreten – in den Westen
gelangt und dort wirkt, völlig außer acht lässt. Dies beginnt schon bei
solch einem irreführenden Titeln wie „Gottkönig“, der mit den ihnen
innewohnenden polemischen Keimen am besten zu vermeiden ist, denn die
Institution des Dalai Lama (in seinen verschiedenen Inkarnationen) war
weder konzeptionell noch realpolitisch die einer Kombination von
überweltlicher Göttlichkeit und diesseitiger real ausgeübter Macht, die in
jüngerer Zeit und historisch nachweisbar eigentlich nur der Vorgänger des
jetzigen Dalai Lama innehatte. Alle teilweise in sich widersprüchlichen,
und in ihrem Aussagewert sicher zu hinterfragenden und nicht einfach
hinzunehmenden Aussagen des Dalai Lama oder anderer hoher tibetischer
religiöser Würdenträger sind zum Teil als Gratwanderung zwischen religiösem
Anspruch (universalistisch) und der politischen Realität eines besetzten
Tibet und einer diese Besetzung nicht akzeptierenden tibetischen Exilregierung
(national-regionalistisch) einzuordnen, werden vor dem Hintergrund, dass
Dharamsala nicht über einen über Generationen hin gewachsenen
„public-relation“-Apparat, der die „political correctness“ von
entsprechenden Äußerungen überprüft und steuert, verfügt, zumindest
verstehbar, und durch den Tibet-Boom im Westen, der ein kritisches
Hinterfragen oft schon als Anti-Tibet-Aktion sieht, verständlich.
Es stellt sich sicher jedem evangelischen Christen aber auch jedem
Menschen, der dazu willens ist, grundsätzlich die Frage, woher man welche
Informationen über ein fremdreligiöses Phänomen bekommen kann, und
inwieweit man dabei in einem Glauben an praktische und zitierte Autoritäten
sowohl den gesunden Menschenverstand als auch das kritisch, wenn auch nicht
unbedingt wissenschaftlich hinterfragende Bewusstsein ausschalten darf –
will heißen: man muss nicht notwendigerweise (oder manchmal gerade nicht)
Religionswissenschaftler sein, um dies zu leisten. Um hier verkürzende
„manichäistisch“- dualistische Sichtweisen zu vermeiden, tut man m.E.
zunächst einmal gut daran, ab und zu eine Sichtumkehr durchzuspielen nach
dem Schema „Findet sich in meinem eigenen Bereich etwas, was ich dem
anderen vorwerfe?“, deren Ergebnis selbstredend in einen
kontextualisierenden und abwägenden Vergleich rückzuführen ist. Übt man
Religionskritik, deren Tradition in Europa bekanntlicherweise seit der
Aufklärung eine nicht immer ganz zweckfreie war und ist, so sollte man sich
deren mit frei gewählten religionsgeschichtlichen Fakten immer freisetzbaren
polemischen Potentials auch in der umgekehrten Stoßrichtung bewusst sein.
Um nur ein Beispiel zu nennen: im Zusammenhang mit den apokalyptischen
Szenarien im Text des Kalacakra(-Tantra) und deren Deutungen wäre ein
Verweis auf eine gleichartige Deutung der Johannes-Apokalypse zur
Beurteilung des Christentums im allgemeinen auf der Hand liegend.
Bei aller Kritik, die von einem
religionshistorisch argumentierenden Beurteilenden an einer Massenveranstaltung
wie den Kalacakra-Initiationen des Dalai Lama geübt werden kann, ist m.E.
von offiziell-kirchlicher Seite ein Eingehen auf eine sektendemagogische
oder hysterieartige Kritik des Dalai Lama, des tibetischen Buddhismus und
des Buddhismus insgesamt, wie sie auf religionshistorisch
eklektisch-anachronistische Weise von den Trimondis und von Waldvogel-Frei
in direktem Anschluß an die beiden Münchener geübt wird, wenig sinnvoll.
Verwendet man diese Publikationen als Handbuch für eine wie auch immer
geartete Kritik, muss man sich umgekehrterweise auf scharfe Gegenkritik
gefasst machen. Inwieweit die Kirche(n) einen wie auch immer gearteten
Dialog mit dem Dalai Lama und buddhistischen Kreisen allgemein zu führen
bereit ist, hängt sicherlich nicht zuletzt mit einem Ernstnehmen der immer
wieder angesprochenen Notwendigkeit eines interreligiösen Dialogs zusammen.
Sicherlich ist eine Schaubühne wie die bevorstehende Kalacakra- Initiation
aber eher ungeeignet, einen solchen konstruktiven Dialog (herbei)zu-führen,
sondern birgt eher die Gefahr in sich, dass in die eine oder andere
Extremposition – polemische Kritik oder kritiklose Apologetik – verfallen
wird. Inwieweit evangelischen Christen abgeraten werden sollte, an der
Grazer Veranstaltung teilzunehmen, wage ich als Nichttheologe letztlich
nicht einzuschätzen.
Brief
von Bruno Waldvogel-Frei an den Evangelischen Presse Verband
Österreichs zum Fall Deeg
Sehr geehrte Redaktion!
mit
größter Verwunderung, ja sogar mit Entsetzen, lese ich die "Stellungnahme"
von Prof. Dr. Max Deeg auf Ihrer Homepage betreffend meines und anderer
Kalachakra-kritischer Bücher.
Ich komme aufgrund der Äußerungen von Herrn Deeg zum Schluss, dass er
keines der erwähnten Bücher gelesen hat (was er ja auch zumindest in einem
Fall zugibt). Dagegen muss ich ganz heftig protestieren. Sätze wie
"sektendemagogische oder
hysterieartige Kritik" sind geradezu diffamierend und beleidigend. Ich
erwarte von Ihnen im Mindesten ausführlichen Raum zu einer
Gegendarstellung. Ansonsten werde ich andersweitige Schritte gegen diese
Darstellung unternehmen müssen.
Ich erwarte weiterhin, dass sie eine Replik von Georg Schmid, Professor
für vergleichende
Religionswissenschaft in Zürich in ihre Homepage aufnehmen um den
angerichteten Schaden einigermaßen von ebenbürtiger akademische Seite in
Schranken zu weisen. Herr Georg Schmid schrieb u.a. in einer ersten kurzen
Stellungnahme: "An diesem Punkt verwundert mich das Gutachten von
Herrn Deeg. Daneben geht dieses Gutachten aber fast nicht auf Sie und die
Trimondis ein. Aus formalen Gründen wird eine Auseinandersetzung mit Ihren
Argumenten vermieden."
Ich begründe im Folgenden kurz, warum ich die Analyse von Herrn Prof. Deeg
für absolut unprofessionell halte. Diese Begründung ist nicht als
offizielle Stellungnahme zu verwenden, sondern soll Ihnen nur illustrieren,
warum ich so verärgert bin!
Eine ganze Seite braucht Herr Deeg, um zu sagen, dass er jetzt
Stellung nehmen werde. Und darin
erklärt er gleich auch noch, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Stellungnahme
handle. Uns wirft er Unwissenschaftlichkeit vor, selber macht er es aber
"essayistisch".
Auf der zweiten Seite gibt Herr Deeg zu, dass er das neue Trimondi-Buch
nicht gelesen habe und sich nur auf Kommentare und Zusammenfassungen stütze.
Ich zweifle sehr daran, ob er überhaupt das erste gelesen hat. Und meines
hat er wohl auch nicht gelesen ("Und der Dalai Lama lächelte - die
dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus, Schwengeler Verlag). Kann
er eigentlich gar nicht, denn sonst würde er nicht weiter unten schreiben,
dass es ganz selbstverständlich sei, nicht in fundamentalistischer Weise
Texte wörtlich zu nehmen. Genau diese Praxis weisen Trimondi und ich ja an
diversen Stellen nach.
Woher weiß Herr Deeg das denn? Als Beleg zitiert er die Internetseite von
Amazon.com (eine Buchhändlerseite!!). Da schlucke ich nur noch leer. Wir
haben Seitenweise Zitate von praktischen Anleitungen und Auslegungen
lamaistischer Lehrer zum Kalachakra, und Herr Deeg kann so etwas schreiben?
Seine Behauptung ist einfach unwahr und falsch. Man kann das überall
nachlesen. Ich greife eine beliebige Quelle heraus und zitiere aus
"Ursache & Wirkung":
"Der tantrische Buddhismus ist
einer der wenigen noch existierenden Wege, deren Überlieferungslinien nicht
ausgestorben oder mit Gewalt beseitigt worden sind und die auf eine
Jahrhunderte lang erprobte Weise zu magischen Kräften, den sogenannten
Siddhis, führen. [..] Ein Gelübde
lautet 'alle Phänomene als rein zu betrachten'. Durch verschiedene Formen
des Umgangs mit Dingen, die üblicherweise für unrein gehalten werden, kann
man dieses Gelübde ohne Anstrengung halten." (Quelle: "Dem
Reinen ist alles rein", Helmut Poller in Ursache & Wirkung, Nr 34,
4/2000, S. 61 u. 63)
Oder:
"In der nahen Zukunft, wenn
wieder so eine Situation hochkommt, wenn ein so dichte, enge Situation
wieder auftaucht, dann wird es - natürlich nicht nur in Tibet, sondern
weltweit - dann wird es wieder ein neues Mandala zornvolles Mandala geben.
Wenn die karmische Ansammlung, die geistigen Zustände wieder so weit sind,
wird in der Zukunft Shambhala, dieses Shambhala, das zur Zeit noch mystisch
erscheint, tatsächlich sichtbar erscheinen. Und das wird die Zeit sein, in
der die nächste Mission von König Gesar (den man jetzt Rigden nennt)
beginnen wird, ausgehend vom Land Shambhala." (zitiert aus einem
Vortrag von Gjetrul Jigme Rinpoche, gehalten am 9.12.2001 in Zürich,
erhältlich auf Kassette bei Padma Ling, Bern)
Oder:
"Die Übung einer Person mit
geringen Fähigkeiten erfordert eine Karma-Mudrã, eine wirkliche Gefährtin.
Der Praktizierende und die Gefährtin treten in die Vereinigung ein, und
ihre Energien werden in der Vasen-Meditation miteinander verbunden. [..]
Was die Gefährtin betrifft, so ist hierzu nicht jede Frau geeignet. Am
besten ist es, wenn die Frau die Emanation einer Dãkini ist. Wenn man keine
Emanation einer Dãkini finden kann, dann ist es das Nächstbeste, eine
Karma-Mudrã zu finden, die die Vollendungsstufe verwirklicht hat. Ist so
eine Frau nicht verfügbar, dann sucht man nach einer Karma-Mudrã, die eine
Verwirklichung auf der Erzeugungsstufe erreicht hat. Lässt sich auch eine
solche Karma-Mudrã nicht finden, wählt man eine, die sich auf dem
allgemeinen Pfad geübt und ihn gewissenhaft praktiziert hat, die
vollständige und authentische Initiation hat und die Gelübde und Gelöbnisse
strengstens befolgt. Nach dem Kãlachakra-System ist es auch in Ordnung,
wenn die Gefährtin eine ältere Frau ist (ohne besondere Altersgrenze),
wohingegen nach dem Ghyansamãja- und Caskrasamvara-System eine ältere Frau
als Gefährtin als unangemessen gilt. [..] Es gilt daher nicht jede
Karma-Mudrã als geeignet. Die Karma-Mudrã muss über einige besondere
Qualitäten verfügen. Ist der Mann ein hoch verwirklichter Yogi, der die
Bewegung der Tropfen kontrollieren kann, so sind die Eigenschaften der
Karma-Mudrã nicht so wichtig." (zitiert aus Gen Lamrimpa,
Kalachakra - Die drei Zyklen der Zeit, Diamant Verlag München, 1.
Aufl. München, 2002, S. 146)
Und dann kommt der Hammer auf Seite 3. Herr Deeg schreibt, dass er, weil es
Laien seien, darum auf den Inhalt der Bücher gar nicht eingehen werde,
sondern einfach Herrn Miklas zitiere. Mir ist eigentlich ziemlich wurscht,
ob ich Laie bin oder nicht. Mich interessiert als journalistisch tätiger
Mensch einzig und allein die Frage, ob diese Dinge real sind oder nicht.
Und damit auch die Frage, inwiefern sich gewisse Aussagen verifizieren
lassen oder nicht. Die fachwissenschaftliche Aufbereitung dürfen getrost
andere tun. Aber aus formalen Gründen eine einjährige Recherche gleich zu
Beginn zu diskreditieren beinhaltet doch schon eine ziemliche
intellektuelle Überheblichkeit. Frag sich zudem, wie intensiv Herr Deeg
denn die Quellen studiert hat.
Ebenfalls Seite 3 kommt dann der Hinweis auf den allgemeinen
Verhaltenskodex in ökumenischen Fragen (sehr ergiebig für unsere
Fragestellung!). Im letzten Abschnitt heißt es dann, plump gesagt: was habt
ihr denn, das kann man alles in der kritischen Fachliteratur nachlesen! So
wie wenn das alle Menschen dieser Erde, insbesondere in Graz schon wüssten
und gelesen hätten!
Seite 4 wagt Herr Deeg sogar zu behaupten, dass das linkshändige Tantra von
uns ungerechtfertigt ins Zentrum des tibetischen Buddhismus gerückt werde?!
Das Kalachakra-Tantra ist das höchste Tantra, das erhabenste - und was für
welche Superlative der Dalai Lama und alle anderen Lamas damit auch noch
verbinden - im tibetischen Buddhismus! Und es wird in Graz zelebriert!
Vielleicht nimmt sich Deeg doch noch einmal die Mühe, unsere Texte zu
lesen, vielleicht liest er doch auch noch die offizielle Kalachakra-Seite
und die damit verbundenen Links, die darstellen, welchen Stellenwert das
linkshändige Tantra innehat.
Und dann kommt die weitere Unterstellung, ebenfalls S. 4, dass es halt
wieder einmal um ein "wishful thinking" der Europäer gehe, die
etwas hineininterpretiere, was gar nicht da sei. Ich kann ganz einfach
nicht glauben, was ich da lese! In unseren Kreisen nennt man so etwas einen
Zirkelschluss.
Seite 5 schreibt Herr Deeg dann auch noch, dass es sich nicht beweisen
lasse, dass die Dalai Lamas Gottkönige in Tibet gewesen seien (das sei
nachweisbar nur beim 13. Dalai Lama). Ich kann nur den Kopf schütteln.
Seite 6 verwendet Herr Deeg dann noch den Vergleich zur Johannes
Apokalypse. Immerhin gibt er zu, dass er kein Theologe ist. Das bewahrt uns
vor weiterem Unheil. Da hätte ich als Theologe dann doch auch noch einiges
zu sagen.
Und schließlich unterstellt er uns sektendemagogische oder hysterieartige
Kritik. Diese Abhandlung widerspiegelt in Keiner Weise den Umgangs- und Argumentations-
Ton in meinem Buch. Nur ein Beispiel, Zitat S. 15 f. :
"Es ist mir bewusst, dass das
Andersartige immer Abwehrmechanismen auslösen kann. In diesem Sinne sollte
sich der Leser oder die Leserin immer wieder daran erinnern, dass jede Kultur und jede
Religion ihren Schatten besitzt -
auch die eigene. Wir haben keinen Grund, unsere Hände in Unschuld
zu waschen. Fremde Kulturen sind oft
sehr schwer zu erfassen und nur unter
Schwierigkeiten in unsere westlichen Denkkategorien zu übersetzen.
Das Christentum musste ebenfalls lernen, sich mit dem eigenen Schatten auseinander zusetzen. Heute stellen wir
nüchtern fest, dass jede Religion ihre Schattenseite besitzt. Diese beim
Namen zu nennen, ohne dabei den Respekt vor den Angehörigen dieser
Religionen zu verlieren, ist eine große Aufgabe, die wirkliche Toleranz
erfordert."
Ich erwarte von Ihnen, dass Sie den Deeg-Text so in Zukunft nicht stehen
lassen werden auf Ihrer Homepage. Und ich erwarte von Ihnen, dass Sie uns
so rasch als möglich genügend Raum schaffen, damit der Flurschaden
einigermaßen in Grenzen gehalten werden kann. Es ist mir bewusst, dass Sie
ja nicht der Verfasser dieses polemischen Textes sind.
© Bruno Waldvogel-Frei - Theologe und Autor
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