Der Schatten des Dalai Lama

Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus

 

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MEDIEN (21)


Anlässlich des Dalai Lama Besuches in München veröffentlichte die Zeitschrift "Hier & Jetzt" unsere Presseerklärung (siehe: Dalai Lama Besuch in München) und stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber Winfried Richter erhielt daraufhin den unten abgedruckten Brief von Herrn Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union, auf den wir im einzelnen eingehen.

1. Winfried Richter – Wie viel Kritik vertragen Buddhisten?

2. Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union):  "Mitschuldig am Völkermord!"

3. Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch


Reaktion von HIER & JETZT auf den Brief von F. J. Litsch:

Winfried Richter

Wie viel Kritik vertragen Buddhisten?

Wie komme ich zu dieser Frage? Was war geschehen? In der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift habe ich einen offenen Brief von V. + V. Trimondi veröffentlicht, der auf einige Aspekte hinweist, die nach Auffassung der Autoren im Zusammenhang mit einem zu jener Zeit anstehenden Besuch des Dalai Lama in München zur Sprache kommen sollten. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, sie erfolgte in Form eines geharnischten Briefes eines Herrn Litsch, seinen Angaben nach "Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union". Der Brief wird nachfolgend im Zusammenhang der Trimondi-Antwort veröffentlicht.

Ich möchte hier selbst nicht auf die inhaltliche Kontroverse zwischen den Trimondis und deren buddhistischen Kritikern eingehen, sondern beschränke mich auf eine Kritik der publizistischen und nicht weniger grundsätzlichen Implikationen von Herrn Litsch´s Brief, die mich in meiner Funktion als Herausgeber von "Hier & Jetzt" betreffen.

Als Herausgeber einer Zeitschrift, die dem Zweck dient, die heutzutage existierenden Formen spirituellen Selbstverständnisses kritisch zu befragen, um dadurch möglicherweise zu ein paar neuen Erkenntnissen zu gelangen, versuche ich einerseits zwar selbst als Autor an der Urteilsbildung mitzuwirken, begreife mich jedoch im Hinblick auf inhaltliche Kontroversen, die von unterschiedlichen Parteien ausgetragen werden, zu einer gewissen Neutralität verpflichtet. Gerade weil ich es für richtig und notwendig erachte, die Grenzen zwischen Wissen und Glauben (bzw. dem spirituellen Erleben vor aller Erfahrung) immer wieder neu zu bestimmen, um dadurch den Entwicklungsmöglichkeiten menschlicher Erkenntnis angemessen Rechnung zu tragen, habe ich ein grundsätzliches Interesse daran, auch gegensätzlichen, also sich widersprechenden Auffassungen ein Forum zu bieten. Unser traditionelles abendländisches Verständnis vom Fortgang philosophischer Erkenntnis setzt selbstverständlich die in der Regel allgemein anerkennte Bereitschaft voraus, sich auf eine sachliche Art und Weise mit der gegnerischen Kritik auseinander zusetzen. Darin inbegriffen ist die Bereitschaft zur Anerkennung des Kontrahenten als gleichberechtigtem Gegenüber. Wird diese Anerkennung verweigert, kann es auch zu keinem Diskurs kommen, und die kritisierende Position bleibt dann unerwidert. Besteht die Reaktion auf die Kritik der Gegenseite lediglich aus Beschimpfungen oder unsachlichen Unterstellungen, ist der Sache genauso wenig gedient.

Ohne mich auf den Standpunkt einer allzu rigiden Trennung von Vernunft und Gefühl zu stellen, halte ich es dennoch für geboten, ein gewisses Maß an Sachlichkeit bei der Diskussion von unangenehm erscheinenden Kritiken zu wahren. Nur ein totalitärer Standpunkt verweigert sich der Diskussion, schottet sich von jeglichem Zweifel - ob von innen oder von außen kommend - ab und erschafft sich dadurch eine trügerische Welt voll falscher Harmonie und Scheinwahrheiten.

Erkenntnisfortschritt entwickelt sich nur aus dem Widerspruch heraus. Diesen auszuhalten und produktiv zu wenden, ist das Anliegen jedes ernsthaften Erkenntnisinteresses. Fehlt die Bereitschaft zu einer sachlichen Auseinandersetzung, ist auch jeglicher Anspruch auf Anerkennung als gleichberechtigter und ernstzunehmender Diskurspartner verspielt.

Menschen, denen die Entwicklung von spiritueller Erkenntnisfähigkeit ein persönliches Anliegen ist, müssten eigentlich ein besonderes Interesse daran haben, dessen Voraussetzungen zu klären. Und dies umso mehr, als es hier ja immer auch um grundsätzliche Fragen einer individuellen Lebensorientierung und -gestaltung geht.

Ein nicht unwichtiger Aspekt eines derartigen Bemühens besteht meiner Ansicht nach darin, die Spreu vom Weizen, sprich die weit verbreitete und in tausend unterschiedliche Gewänder sich kleidende esoterische bzw. spirituelle Scharlatanerie von jenem Rest zu trennen, der frei von Macht- und Ausbeutungsstreben an unverfälschter Selbsterkenntnis interessiert ist. Klarheit in diesem Sinne kann jedoch nicht durch ein naives und zweifellos bequemes Nicht-wissen-wollen oder durch ein unreflektiertes Akzeptieren jedes noch so abstrusen Kultes frei nach dem Motto "Jeder soll auf seine eigene Facon glücklich werden" erzielt werden, sondern nur durch eine fortgesetzte und im Sinne der Sache schonungslose Auseinandersetzung mit den Inhalten der jeweiligen Lehren und deren Wirkungen auf die damit sich identifizierenden Menschen! Und dies erst recht gegen jeden Anspruch auf Besitz des jeweils "Wahren Wissens" samt aller daraus resultierenden Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft.

Die Auseinandersetzungen um die praktischen und theoretischen Voraussetzungen spiritueller Lehren mögen schmerzhaft sein, mögen manches bisher als sicher geglaubte Wissen in Frage stellen und Überzeugungen ins Wanken bringen. Wer sich diesem Prozess jedoch zu widersetzen müssen glaubt, weil die eigene Identität dadurch gefährdet scheint, hat im Grunde schon resigniert vor der Aufgabe, sich von seinen Illusionen zu lösen! Ein Leben im Hier und Jetzt hat eben nicht nur eine zeitliche, sondern auch eine örtliche Bezugsebene, und die besteht nun einmal nicht nur aus einer individuellen, sondern auch aus der diese mitbestimmenden gesellschaftlichen Realität. Wird diese ausgeblendet, d.h. verweigert man sich einer Erkenntnis derselben mittels der Vernunftmöglichkeiten, bleibt das mögliche Erkenntnispotential nach der Vernunftseite hin unausgeschöpft, bleibt selbst der "Erleuchtete" in einem ursprünglichen Sinne "dumm", bleibt er eine bewusstlose Marionette der Verhältnisse, die er doch zu transzendieren vorgibt.

Von Hegel stammt folgende Bemerkung: "Denn die Kraft des Lebens und mehr noch die Macht des Geistes besteht eben darin, den Widerspruch in sich zu setzen, zu ertragen und zu überwinden. Dieses Setzen und Auflösen des Widerspruchs von ideeller Einheit und realem Auseinander der Glieder macht den steten Prozess des Lebens aus, und das Leben ist nur als Prozess." Diese Erkenntnis gilt auch für Philosophie und Praxis religiöser und spiritueller Gemeinschaften, auch wenn sich diese gern auf angeblich außerhalb der Vernunftregeln stehende "Wahrheiten" berufen. Außerhalb der Vernunft aber kann überhaupt nur Erleben, jedoch nicht Erfahrung stehen, denn Erfahrung ist bereits angereichert durch die Leistungen des vernunftgeprägten Denkens. In die Erfahrung ist bereits das wieder eingegangen, was das spirituelle Erleben, sofern es überhaupt soweit gelangen konnte, hinter sich gelassen hatte, nämlich das Denken. Und weil das Gedachte nicht losgelöst von jeglicher inhaltlichen Systematik bestehen kann, ist es auch der kritischen Überprüfung zugänglich. Dieser Sachverhalt begründet und rechtfertigt letztlich die Kritik auch scheinbar unhinterfragbarer "Wahrheiten", wie sie von religiösen Schulen und Gemeinschaften behauptet und von zahllosen "Gläubigen" gerne und häufig vorbehaltlos angenommen werden.

Dazu noch folgender Textauszug aus dem sehr interessanten und wichtigen Buch "Masken der Macht" (Rezension folgt):

"Das kulturelle Tabu gegen die Kritik an Religionen besteht zum Teil deshalb, weil Religionen, mit gutem Grund, als etwas betrachtet werden, was mit dem Verstand nicht zu erfassen ist. Welche Kriterien für eine kritische Beurteilung kann es im Bereich des Glaubens, der Überzeugungen oder der Intuition geben? Die Richtigkeit oder Falschheit einer bestimmten Weltanschauung ist vermutlich letztlich unbeweisbar. Was aber gezeigt werden kann, ist, ob sie autoritär ist. Der Autoritarismus ist in so vielen Dingen präsent, die als gegeben hingenommen werden, oft auch in dem, was manchen als heilig gilt. Die Vorschrift, dass alles, was die Menschen als heilig ansehen, nicht kritisiert werden darf, ist selbst unbewusst autoritär. Das Heilige und das Tabu gehen Hand in Hand - vor allem das Tabu gegen einen Angriff auf das Heilige. Unserer Meinung nach wird das Heilige genau deswegen offiziell zum Heiligen gemacht, um es vor Kritik zu schützen, weil es allein nicht standhalten kann. Wir müssen Toleranz neu definieren, um einen Diskurs zu ermöglichen, der die Gültigkeit und Tragfähigkeit jedes Glaubens anhand von dessen Wirkung auf die Welt hinterfragen kann. Das ist vor allem nötig, wenn viel auf dem Spiel steht. Und wir glauben, dass es um alles oder nichts geht."

(Zit. nach: J Kramer & D. Alstad, Masken der Macht, 2001-Versand, Ffm. 2000, S.226).

"... weil es allein nicht standhalten kann!" - das Heilige soll als über alle Zweifel erhaben gelten! Religionsanhänger, die sich jeder Kritik abwehrend entgegenstellen, liefern den besten Beweis dafür, dass sie den Prinzipien ihrer Religion im Grunde überhaupt nicht mehr vertrauen. Wenn die ihnen verbleibenden Argumente nicht hinreichen, rational vorgebrachte Kritik ebenso rational zu entkräften, dann ist dies Ausdruck einer nachhaltigen Beschädigung des absolutistischen Wahrheitsanspruchs ihres Glaubenssystems. Ein Glaubenssystem jedoch, das außerstande ist, rationale Argumente in ihrer historisch gegebenen gesamten Reichweite und Reichhaltigkeit zu integrieren und das darauf nur noch mit irrationaler Abwehr zu reagieren vermag, verdient keinerlei Unterstützung mehr, denn es behindert die Weiterentwicklung seiner Anhänger und der Gesellschaft, auf die es nunmehr einen negativen und rückwärtsgerichteten, d.h. antiemanzipatorischen Einfluss ausübt.

Zu guter Letzt möchte ich allen Streithähnen folgenden Sachverhalt zur geflissentlichen Kenntnisnahme empfehlen:

Der Herausgeber ist kein Prügelknabe, der für die Beschädigungen des eigenen kränkelnden religiösen Selbstbewusstseins durch andere geradezustehen hat! Innere Stärke hat ihr Maß nicht am Pegel einer als unbeherrschbar erscheinenden Wut, sondern an der Fähigkeit, gelassen und vernünftig zu reagieren! Es wird niemand gezwungen, sich einer Diskussion zu stellen, doch sollte die Seite, die sich einer sachlichen inhaltlichen Auseinandersetzung verweigert, dann auch nicht mit unsinnigen Vorwürfen und Beschuldigungen über den Herausgeber herziehen, wenn dieser der anderen Seite das Forum bietet, das man selbst ausschlägt!

(Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Hier & Jetzt", Ausgabe 3/2000, erschienen.)


Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union):

"Mitschuldig am Völkermord!"

Anschließend der Litsch-Brief an Winfried Richter und unsere Kommentierung:

Samstag, 6. Mai 2000

Sehr geehrter Herr Winfried Richter,

Seit einiger Zeit bekomme ich die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift HIER & JETZT - Wege zur Mitmenschlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob sie etwas mit der Zeitschrift "Wendekreis" zu tun haben, die mich im vergangenen Jahr um Unterstützung bei der Herausgabe eines Heftes zum Thema Buddhismus hatte? Ich hatte mich aber über Ihre Zeitschrift mit dem sehr buddhistischen Titel HIER & JETZT und der Zielsetzung "Wege zur Mitmenschlichkeit" aufzuzeigen, sehr gefreut und war gewillt, die Zeitschrift bei Gelegenheit inhaltlich wie durch Bekanntmachung in buddhistischen Kreisen meinerseits auch zu unterstützen [......]

Umso mehr schockiert bin ich über das, was ich heute in Ihrer neuesten Ausgabe von HIER JETZT zur Kenntnis nehmen musste. Der offene Brief [gemeint ist unsere Presseerklärung] von Frau und Herr Röttgen (alias Trimondi) ist eine geradezu bösartige Ungeheuerlichkeit und schlägt Ihrem Anliegen, "Wege zur Mitmenschlichkeit" zu fördern, frontal ins Gesicht.

Was veranlasst Sie dazu, in Ihrer Zeitschrift S. H. dem Dalai Lama, dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus insgesamt in einer derart diffamierenden und unhaltbaren Weise entgegenzutreten? Was veranlasst Sie dazu, einen ehemaligen und neuen Maoisten, der in den 60er Jahren die sog. Mao Bibel in großer Auflage drucken und verbreiten ließ, für seine im Dienste der chinesischen Kommunisten stehende Hetz- und Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama, den tibetischen Buddhismus und das tibetische Volk alle Türen zu öffnen? Wollen sie sich als Humanist oder Christ (oder was auch immer?) mitschuldig machen an einem neuen Religions- und Völkermord?

Trimondi: Zu den stereotypen Anschuldigungen gegenüber Kritikern des Dalai Lama und seines Religionssystems zählt, dass diese automatisch als Handlanger der Chinesen denunziert werden. Dies gilt sowohl für die Kritik, die von innen - aus den Reihen der Exiltibeter -, wie für die Kritik, die von außen kommt. "So werden Kritiker, die von der Meinung der exiltibetischen Regierung abweichen, schnell als pro-chinesische Propagandisten abgestempelt..." - schreibt sogar der Ethnologe und praktizierende Buddhist Martin Brauen.

Es stimmt zwar, dass ich (Victor Trimondi/Herbert Röttgen) in den späten 60ern die sogenannte Mao Bibel über meinen damaligen Verlag (Trikont-Verlag) habe vertreiben lassen. Es stimmt aber nicht, dass ich sie habe drucken lassen. Maoist bin ich deswegen niemals gewesen, ebenso wenig wie die Hunderten von Buchhändlern, die in dieser Zeit die Mao Bibel verkauft haben, Maoisten gewesen sind, ebenso wenig wie die Tausenden von Lesern dieses Büchleins. Ich gehörte zu jenem linksorientierten (Sponti)Milieu, aus dem unser aktueller Außenminister Joschka Fischer und Innenminister Otto Schily ebenfalls stammen.

Was Herr Litsch bewusst verschweigt, ist die Tatsache, dass ich in den 80er Jahren Bücher des Dalai Lama, über ihn und über den tibetischen Buddhismus habe drucken und vertreiben lassen. Ebenso erwähnt er nicht, dass ich drei viel beachtete Großveranstaltungen mit dem tibetischen Religionsführer organisiert habe. Ebenso wenig wie ich vorher Maoist geworden bin, weil ich die Mao Bibel vertrieben habe, ebenso wenig bin ich später Buddhist geworden, weil ich Bücher über den Dalai Lama publiziert habe.

Von chinesischer Seite haben wir bisher (August 2000) noch keinerlei Reaktion auf unser Buch Der Schatten des Dalai Lama erhalten, geschweige denn finanzielle Unterstützung und das aus zwei einfachen Gründen:

1. - Unser Buch ist keineswegs "chinafreundlich"

2. - Unser Buch beinhaltet eine ausführliche und scharfe Kritik Mao Tse Tungs

Der zweite, perfide Vorwurf, der von pro-lamaistischer Seite ständig gegenüber Kritikern gemacht wird, lautet, sie beteiligten sich am Völkermord, den die Chinesen an den Tibetern begehen. Dass man von einer gesellschaftlichen Repression in China sprechen kann, ist sicher richtig, aber jeder, der sich ehrlich über die aktuellen Fakten in Tibet informiert, weiß, dass dort kein "Völkermord" und kein "Religionsmord" stattfindet. Im Gegenteil - die Chinesen versuchen - was hier im Westen wenig bekannt ist - einen prochinesischen Lamaismus zu etablieren. Sie bauen deswegen die alten Klöster wieder auf und binden die tibetischen Lamas in die wirtschaftlichen Schaltstellen des Landes ein.

In den letzten zwei Jahren (seit 1998) besteht der Hauptkonflikt in Tibet nicht einmal zwischen dem tibetischen Klerus auf der einen und dem chinesischen Staat auf der anderen Seite, sondern zwischen den verschiedenen Mönchsfraktionen selber (Shugden versus Dalai Lama versus Panchen Lama). Dieser innerlamaistische Konflikt wird sicher von den Chinesen politisch zu ihren Gunsten ausgenutzt, wurde aber nicht von ihnen, sondern vom Dalai Lama verursacht, der auch unter den Exiltibetern die Shugden Anhänger aufs heftigste bekämpft.

Litsch: Alles an diesem Brief ist grobe Verleumdung und absichtliche Verdrehung der Wirklichkeit und kann von jedem halbwegs informierten kritischen Beobachter mühelos widerlegt werden. Das beginnt bereits am ersten Absatz und zieht sich durch sämtliche Aussagen hindurch. So ist zum Beispiel der Besuch des Dalai Lama in München natürlich nicht sein einziger öffentlicher Auftritt und der Hintergrund seiner Deutschlandreise im Mai, sondern er ist hier um an einer internationalen Tibet-Solidaritäts-Konferenz teilzunehmen, die vom 11. - 14. Mai in Berlin stattfindet und von der Friedrich Naumann Stiftung (FDP) organisiert wird. Am 14. Mai gibt der Dalai Lama auch einen öffentlichen Vortrag im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Trimondi: Wir schreiben in unserer Presseerklärung wörtlich: "Nach unseren Informationen [!] ist dieser Auftritt der einzige, den der Dalai Lama in Deutschland im Mai 2000 durchführt." Da wir nicht in der Deutschen Buddhistischen Union sitzen und keinen anderen Hinweis in den Medien über einen sonstigen Deutschlandaufenthalt des Dalai Lama finden konnten, hatten wir nun einmal keine anderen Informationen. Im Übrigen war der Dalai Lama - nach unseren jetzigen Informationen - erst am 13. Mai in Berlin und nicht am 11., wie es Herr Litsch in seinem Brief suggeriert.

Litsch: Dass München die "geheime Hauptstadt" des deutschen Buddhismus sei, ist pure und gemeine Erfindung mit dem Zweck, diesen in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken, für die München die "Hauptstadt der Bewegung" war. Wie unsinnig dieser Vorwurf ist, zeigt sich schon daran, dass der Dalai Lama in München keinerlei buddhistisches Zentrum besuchen und kein Zusammentreffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus haben wird. Dieses entspricht seiner Grundhaltung, die davon geprägt ist, im Bereich anderer religiöser Traditionen nicht religiös zu missionieren sondern den Wert der jeweils vorhandenen spirituellen Überlieferung zu betonen und gar von einer (aus Enttäuschung geborenen) Konversion zum Buddhismus abzuraten.

Trimondi: München soll nach einem Bericht im Focus die meisten Buddhisten Deutschlands haben. Der Satz "München gilt ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland" - stammt nicht von uns, sondern aus der Münchner AZ vom 10. Mai 2000. Der bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem "Blödelfilm" über Tibet schon im Jahre 1993 von München herumgejuxt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet werden." Im Übrigen war unter den Nazis die "geheime Hauptstadt des Reiches" nicht München, sondern Nürnberg. München wurde von den Nazis "Hauptstadt der Bewegung" genannt.

Den zweiten Satz verstehen wir einfach nicht? Was hat ein Treffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus in München mit dem Missionierungsauftrag des Dalai Lama zu schaffen? Der Dalai Lama, der einer Religion angehört, die seit Jahrhunderten sehr erfolgreich in Innerasien missioniert hat, weiß nur zu genau, wie man das heute im Westen am effektivsten macht, nämlich durch den Einsatz des double bind. Gerade weil er den Menschen abrät, ihre traditionelle Religion zu wechseln, gerade deswegen laufen ihm die Leute in Scharen zu. Im übrigen haben wir gar nichts gegen "missionieren", wenn die Missionsinhalte die humanistischen Werte achten und offen und ehrlich dargestellt werden. Dies ist jedoch beim Lamaismus nicht der Fall. Wir haben es hier mit einer patriarchalen Tradition zu tun, die auf Geheimriten, Initiationen und sexualmagischen Praktiken aufbaut, welche in der Öffentlichkeit nicht diskutiert werden dürfen.

Litsch: Dass München auch "seit Beginn des vorigen Jahrhunderts" der Hort "traditioneller Buddhismuskritik und Aufklärung" sei, ist eine weitere absolut groteske Erfindung. Da bis vor wenigen Jahrzehnten über die authentische Lehre und Praxis des Buddha in Deutschland und München so gut wie nichts bekannt war, konnte es eine solche Tradition überhaupt nicht geben. Es sei denn, man mache jetzt aus den zahlreichen rassistischen und kolonialistischen Verleumdungen, die ohne Zweifel schon seit Jahrhunderten in Deutschland (und gerade auch im erzkatholischen München) gegen alle nicht-christlichen Religionen gab, erneut wieder ernst zunehmende Aufklärungsschriften. Der Geist, auf den sich die Trimondis hier berufen, offenbart in aller Deutlichkeit, woher der Wind weht.

Trimondi: Wir rekurrieren hier vor allem auf die beiden Münchner Orientalisten Albert Grünwedel und Helmut Hoffmann. Grünwedel hat schon am Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen das Kalachakra Tantra, den bedeutendsten Ritualtext des tibetischen Buddhismus, ins Deutsche zu übersetzen. Er hat als Sprachforscher für die damalige Zeit eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber er stand auch dem Kalachakra Tantra sehr kritisch gegenüber und hat inständigst davor gewarnt, dass es sich hierbei um ein magisches Ritual handele, welches die westliche Kultur bedrohen könne. Sein Schüler Helmut Hoffmann hat die Kalachakra Studien Grünwedels weitergeführt. Von ihm stammt ein hervorragendes aufgeklärtes Buch über Tibet: Religionen Tibets. Bon und Lamaismus in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Freiburg - 1956). Hoffmann beschreibt sehr detailliert die blutige Historie des Lamaismus von seinen Anfängen bis hin zur Neuzeit. Eine Lektüre dieser Schrift würde viele Anhänger des Dalai Lama ernüchtern.

Uns als Erzkatholiken hinzustellen, wo wir einige Sätze vorher noch Erzmaoisten waren zeigt nur die Hilflosigkeit des Autors, der nicht über Inhalte debattieren möchte, sondern glaubt, den Buddhismus durch Plattitüden und Schimpfereien verteidigen zu können.

Litsch: Dass die Röttgens dabei in permanenter und penetranter Selbstüberhöhung ihre eigene Bedeutung als Vorkämpfer der Wahrheit über den tibetischen Buddhismus betonen, passt nur zu gut zu dem Größenwahn, mit dem sie sich auch mit ihrem Namen schmücken. Victor Trimondi heißt nämlich wörtlich übersetzt "Sieger der drei Welten", eine traditionelle Bezeichnung des tibetischen Budhismus allein für den Buddha selbst, der die Welten von Gier, Hass und Verblendung überwunden hat.

Trimondi: Über die Wahl unseres Pseudonyms haben wir uns unter biograph.html ausführlich ausgelassen, was wir hier nicht mehr wiederholen wollen. Im übrigen kann doch auch Herr Litsch nichts dagegen haben, dass man sich zum Ziel setzt, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden.

Litsch: Die Lügenkonstruktion geht weiter, in dem sie auf das Buch von June Campbell hingewiesen wird. Der Schlampigkeit ihrer Recherche, die auch ihr Buch durch und durch prägt, entspricht, dass Frau Campbell hier zur Engländerin wird. Aber wichtiger: sie verschweigen mit Absicht, dass Frau Campbell selbst Buddhistin war und dass das Buch in einem buddhistischen Verlag (Theseus) erschienen ist. Darüber hinaus wird die darin vorgebrachte Kritik an durchaus zutreffenden Fehlentwicklungen des tibetischen Buddhismus schon längst in westlichen buddhistischen Kreisen diskutiert und gerade vom Dalai Lama leidenschaftlich unterstützt. Dass der tibetische Buddhismus jedoch "extrem frauenfeindlich" sei, kann schon von daher kaum zutreffen, da im Westen heute besonders von kritischen und selbstbewussten Frauen gelehrt und praktiziert wird (siehe die buddhistische Frauenkonferenz, die mit 1200 Teilnehmerinnen und großem Erfolg vor kurzem in Köln stattfand)

Trimondi: Frau June Campbell, mit der wir in Korrespondenz stehen, fühlt sich persönlich als Schottin ist aber immer noch Engländerin, da die Volksabstimmung der Schotten letzten Jahres (1999) keine Unabhängigkeit von Großbritannien bewirkte. Sie lebt und lehrt in Edinburgh/England. Mit welcher Feindlichkeit ihr Buch in buddhistischen Kreisen diskutiert wurde und wie sie ständig Verleumdungen ausgesetzt war, darüber berichtet sie sicher selber am besten. Sie hat sich mittlerweile vom Buddhismus völlig abgewandt. Im Übrigen greift sie das lamaistische System nicht nur wegen seiner Fehlentwicklungen an (wie einige Tibetologen und Feministinnen), sondern erkennt im Lamaismus eine grundsätzlich "frauenfeindliche" Tradition.

Die Anzahl von Frauen, die sich an patriarchale Systeme hingeben, gibt keine Auskunft darüber, ob diese Systeme "frauenfreundlich" sind oder nicht. Ansonsten müsste man dies auch von fundamentalistischen islamischen Bewegungen behaupten, für die Hunderttausende verschleierte Frauen auf die Strasse gehen, um für ihre eigene Entmündigung zu demonstrieren. Wir haben in unserem Buch Der Schatten des Dalai Lama gezeigt, wie raffiniert die Methoden des tantrischen Buddhismus sind, um sich der Zustimmung von Frauen zu bemächtigen.

Litsch: Das gleiche verfälschende Verschweigen betrifft das Buch von Brian Victoria. Der Autor ist selber namhafter buddhistischer Zen Lehrer und der Verlag der gleiche buddhistische Verlag wie der obige. So war es auch sein Anliegen, den Zen Buddhismus an seinen ursprünglichen Geist zu erinnern, nicht ihn zu beschuldigen oder zu schädigen.

Trimondi: Wir möchten hiermit dem Theseus Verlag unseren Dank aussprechen, dass er so mutig war, die beiden kritischen Bücher von June Campbell und Brian Victoria zu publizieren. Auch haben wir nicht die geringsten Probleme damit, dass es ernsthaft kritische Diskussionen in buddhistischen Kreisen und von Buddhisten gibt. Im Gegenteil - wir können diese nur begrüßen und freuen uns darüber. Das Problem liegt vielmehr darin, dass es sie nur sehr selten gibt und dass sich die deutschen Buddhisten bisher (August 2000) strikt weigern, mit Kritikern außerhalb ihrer eigenen Reihen zu debattieren. Anstatt einen konstruktiven Dialog mit ihnen zu führen, verleumden, bedrohen und behindern sie diese. Der Brief des Herrn Litsch ist ein typisches Beispiel hierfür. Anders im angelsächsischen Raum, dort wird zum Beispiel unsere Dalai Lama Kritik von Zen-Buddhisten mit in die Diskussion einbezogen.

Diese starre Ablehnung einer Debatte wird man sehr bald bereuen, denn die Kritik am Buddhismus verbreitet sich immer mehr in Milieus außerhalb der liberalen Szene, die die Kritik am Lamaismus bedenkenlos auf alle anderen buddhistische Schulrichtungen übertragen und zu pauschalen Verurteilungen neigen.

Litsch: Was dagegen die "kritische Studie" des fanatischen Religionsgegners Colin Goldner betrifft, so handelt es sich hier um ein Machwerk, dass derart von hasserfüllten Anschuldigungen, Konstruktionen und Unterstellungen geprägt ist, dass sich selbst die ursprüngliche Mitautorin Jutta Ditfurth vor seinem Erscheinen davon distanziert hat. Auch das Buch der Trimondis erntet seinerseits dort nur Häme.

Trimondi: Goldner hat wichtiges Faktenmaterial geliefert, das diskussionswürdig ist. Dass Jutta Ditfurth sich mit Colin Golder wegen inhaltlicher (!) Probleme überworfen haben soll, ist uns und Herrn Goldner unbekannt. Außerdem stand sie schon lange auf der schwarzen Liste der Dalai Lama Anhänger und wurde noch vor unserem und Goldners Buch von buddhistischer Seite beschimpft. Andererseits gibt es von ihr weit schärfere Verbalattacken gegen den Dalai Lama, als wir sie in Goldners Buch gefunden hätten. Zum Beispiel: "In der gegenwärtigen Kampagne des reinkarnierten Häuptlings der Gelbmützensekte, dem 'Dalai Lama', geht es um machtpolitische Interessen: Er will das Mandat der Welt(regierungen), alleiniger Vertreter des tibetischen Volkes zu sein, 'geistiges und weltliches Oberhaupt' von in religiösem Wahn und in feudaler Indoktrination planvoll ungebildet gehaltenen Menschen. ... der ständig grinsende, ach so gewaltlose Gelbmützen Häuptling, der es schafft, seinen deutschen Fans mehrstündige Vorträge über Nichts zu halten, ohne dass sie ihre Leere im Kopf spüren, ist der Führer einer repressiven, äußerst gewaltvoll herrschenden Clique." (Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei, Hamburg, 1997, p. 119)

Goldner greift unseren Text vor allem deswegen an, weil wir eine Reformierung des Buddhismus für möglich halten. Das hat ihn sehr aufgeregt! Und außerdem attackiert er uns scharf, weil wir früher den Dalai Lama unterstützt haben. Aber er hält sich an die Spielregeln einer demokratisch offenen Gesellschaft, das heißt er diskutiert mit uns, was für die deutsche buddhistische Szene nur in ganz wenigen Ausnahmen gilt. Diese polemisiert in den meisten Fällen gegen uns und Goldner mit solchen Briefen wie dem vorliegenden von Litsch, anstatt für die Kritik dankbar zu sein, weil sie ihr helfen könnte, die eigenen Schwachstellen zu erkennen und entsprechende Reformen einzuleiten.

Litsch: Den Gipfel stellen die mehrfach wiederholten (um es nach mehr aussehen zu lassen) Anspielungen auf die von den Trimondis genannte "Shugden Affäre dar. Hier zeigt sich ganz offen, dass den beiden nicht im Entferntesten an Humanität, Offenheit, Demokratie und Aufklärung geht, sondern dass ihnen einfach jedes Mittel und Argument recht ist, um den Dalai Lama ins Zwielicht zu setzen, auch wenn die tatsächlichen Vorgänge alle ihre Anschuldigungen unmittelbar widerlegen. Hier geht es nämlich darum, dass der Dalai Lama - der von den Röttgens ja als fundamentalistischer Despot und Geisterverehrer hingestellt wird - sich öffentlich und entschieden genau gegen solche bedenklichen historischen Fehlentwicklungen und Fundamentalismen des tibetischen Buddhismus gewandt hat und unter den Tibetern für ihre Abschaffung kämpft. Im Dorje Shugden Kult handelt es sich nämlich um einen vorbuddhistischen schamanistischen Dämonenkult, der sich im altertümlichen Tibet über die Jahrhunderte hinweg erhalten konnte, in der modernen Welt aber seine Aufrechterhaltung und Rechtfertigung verloren hat. Die Trimondis und ihre chinesischen Hinterleute versuchen nun ausgerechnet dies zu einer "Unterdrückung religiöser Freiheit und Minderheit" um zu münzen, um damit das Ansehen des Dalai Lama im Westen zu zerstören und den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie zu zwingen.

Trimondi: Es ist ein erschreckendes Beispiel der Manipulation, wie von offizieller exiltibetischer Seite die "Shugden Affäre" dargestellt wird und jeder Buddhist sollte sich schämen, wie hier von Anhängern des Shakyamuni Buddha mit der Wahrheit umgesprungen wird. Auskunft darüber gibt Ihnen gerne der langjährige, ehemalige Übersetzer des Dalai Lama und buddhistische Mönch - Helmut Gassner.

Der Shugden-Kult ist keineswegs "vor-buddhistisch", sondern entstand im 17. Jh. zur Zeit des V Dalai Lama. Er ist auch nur begrenzt schamanistisch, da die Gelugpas, die Gelbmützen, die den Shugden Kult ins Leben riefen, dem Schamanismus der anderen Schulen äußerst ablehnend gegenüberstanden und -stehen. Es handelt sich auch nicht um einen "Dämonenkult", denn die Wesenheit, die durch das Shugden Orakel spricht ist der ehemalige Gelbmützen- Lama Drakpa Gyaltsen, Abt des mächtigen Drepung Klosters, der eine Rebellion gegen den V Dalai Lam organisierte. Man sollte weiterhin erwähnen, dass der XIV Dalai Lama selber in den Shugden Kult von seinem Lehrer Trijang Rinpoche initiiert wurde.

Dagegen weiß jeder, der eine Biographie des Dalai Lama (gleich welche) gelesen hat, dass dieser selber einen "echten" Dämon, den mongolischen Kriegsgott (!) Pehar, durch ein Medium, das Nechung Orakel, anruft, damit dieses ihm politische Entscheidungen abnimmt. Nur in der Person des Orakelgottes, nicht aber in der Sache unterscheidet sich das Orakelwesen des Dalai Lama von dem der Shugden Sekte. Die gesamte atavistische Seite des Lamaismus wird in der öffentlichen Diskussion von Buddhisten aller Schulrichtungen ebenso ausgespart wie seine magisch-tantrischen Wurzeln, obgleich sich der Dalai Lama selber dazu bekennt. Stattdessen sollen wir uns ausschließlich an den ethischen Erbauungsbüchern und -sprüchen des Dalai Lama orientieren und nur nicht seine Ritualpolitik hinterfragen.

Ein weiteres Beispiel: Es soll kein Geisterglaube sein, wenn dem Dalai Lama die "vorbuddhistische" Dämonin Palden Lhamo als höchste Schutzgöttin zugeordnet ist? Palden Lhamo tötete - der Überlieferung nach - ihren Sohn, weil er nicht zum buddhistischen Glauben konvertieren wollte und zog ihm eigenhändig die Haut ab, um diese als Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Sie gilt als die Schutzgöttin, welche die Feinde des Dharma bekämpft und vernichtet. Solche Mythen und Bilder sind zu überprüfen, weil sie in der Geschichte Tibets schon verhängnisvolle Auswirkungen gehabt haben und nicht im Geringsten mit den humanistischen Werten von Toleranz und Interreligiösität, die der Dalai Lama weltweit predigt, übereinstimmen.

Litsch: Während die Röttgens sich also inhaltlich immer wieder mit rassistischen oder dämonisch-magischen Positionen solidarisieren, unterstellen sie genau solche Handlungen dem Dalai Lama und dem tibetischen Buddhismus im Westen. Ja, sie versteigen sich gar zu der absurden Behauptung, jener wolle die gewaltsame Weltherrschaft erringen und die globale "Buddhokratie" errichten. Oder die Buddhisten bekämen "keinen direkte Aufklärung über die genauen Ziele, Ausrichtungen und Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen". Solcher hanebüchene Unsinn übertrifft noch die Horrorgeschichten, die seit dem 19. Jahrhundert von zahlreichen Rettern des christlichen Abendlandes über die "gelbe Gefahr" verbreitet wurden. (Schon Kaiser Wilhelm hatte mit der "Gelben Gefahr" vor allem den Buddha gemeint). In ihrem blinden Hass setzen sie schließlich den Dalai Lama - ausgerechnet jenen religiösen Vertreter, der wie kein anderer in der heutigen Welt unermüdlich immer wieder für bedingungslose Gewaltfreiheit und Mitgefühl auch mit dem Gegner eintritt - Adolf Hitler und dessen Politik gleich.

Trimondi: An keiner Stelle in unserem Buch oder in unserer Presseerklärung solidarisieren wir uns mit rassistisch oder dämonisch-magischen Positionen, sondern zeigen, wie diese dem lamaistischen System inhärent sind beziehungsweise von westlichen Okkultisten mit eigenen Vorstellungen verbunden werden. Ebenso wenig ist irgendwo etwas bei uns über die Gleichung Adolf Hitler = Dalai Lama zu lesen. Wir verweisen dagegen auf den eminenten Einfluss, den der tibetische Buddhismus auf den Neofaschismus ausübt und ausgeübt hat. Das Streben nach Buddhokratie ist nicht unsere Erfindung sondern Inhalt des lamaistischen Ritualwesens und Dogmas, insbesondere des Kalachakra Tantra und explizit im Buddhokratie Programm von Robert A. Thurman, dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den USA", ausgedrückt.

Selbstverständlich werden die Schüler nicht über die metapolitischen Ziele des Lamaismus aufgeklärt. Der Text des Kalachakra Tantra zum Beispiel, in das der Dalai Lama schon Hunderttausende initiiert hat, ist nur teilweise in eine europäische Sprache übersetzt. Menschen, die in dieses Tantra eingeweiht wurden, sind Opfer einer Bewusstseinsmanipulation, weil sie keine Ahnung haben, was sich in den Kalachakra Mysterien abspielt. Das Kalachakra Tantra wird zum Beispiel vom Dalai Lama als Friedensritual ausgegeben, hat aber extrem aggressive und kriegerische Aspekte. Es prophezeit einen blutigen Endzeitkrieg und bereitet sich und seine Anhänger spirituell und meditativ darauf vor. In dieser apokalyptischen Schlacht stehen sich Buddhisten und "Feinde der Lehre" (vor allem Anhänger des Islam) als unversöhnliche Gegner gegenüber. Ziel des Ganzen: die Errichtung einer weltweiten, patriarchalen Buddhokratie. Hier tut grundsätzliche Aufklärung not.

Litsch: Es gab immer schon einen Weg, die Wahrheit festzustellen, nämlich indem man sie selbst prüft. Wer wissen will, was S. H. der Dalai Lama denkt und lehrt und wofür er eintritt, der kann seine Bücher lesen. Gerade ist seit vielen Jahren wieder eines erschienen, das nicht nur über ihn oder aus Gesprächen mit ihm sondern von ihm selbst stammt. Es heißt "Das Buch der Menschlichkeit - eine neue Ethik für unsere Zeit" und ist erschienen im Lübbe Verlag.

Trimondi: Mit dem, was der Dalai Lama sagt, sind wir und die meisten seiner Kritiker ja einverstanden, nicht aber mit dem, was er verschweigt. Gerade, was in den offiziellen Statements nicht zu lesen ist, bedarf der Untersuchung und Wertung. Die geheimen Riten, die metapolitische Magie, die buddhokratischen Entwürfe, und die verschwiegene Geschichte des Lamaismus, die politische Entmündigung unter den Exiltibetern ....... verlangen eine Diskussion, der sich Buddhisten (aus eigenem Interesse) nicht verschließen sollten.

Litsch: Ich möchte Sie, Herr Richter bitten, mit dort eine einzige Stelle zu zeigen, die die von Ihnen veröffentlichten Anschuldigungen bestätigt. Wenn sie diese nicht finden, dann möchte ich Sie bitten, sich in aller Form in Ihrer Zeitschrift von diesem Brief zu distanzieren und sich dafür gegenüber den Buddhisten in Deutschland zu entschuldigen.

Trimondi: Die buddhistische Szene, die Jahrelang das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert jetzt auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente hat? Sollte sie dann gerade nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher der Trimondis und Goldners nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird auch zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen.

Litsch: Wir Mitarbeiter der deutschen Buddhistischen Union bemühen uns seit Jahren in zahllosen Begegnungen, Kontakten, Vorträgen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen Beiträge zu leisten zu einer neuen, tieferen Verankerung des Bewusstseins der untrennbaren Verbundenheit aller lebenden Wesen auf diesem Planeten und unserer besonderen Verantwortung als Menschen dafür. Mitmenschlichkeit bzw. Mitweltlichkeit ist der entscheidende Schlüssel für eine heilsame Umkehr in der derzeit enorm bedrohlichen, globalen, geistige, gesellschaftlichen, ökologischen Entwicklung.

Trimondi: Wenn diese buddhistischen Prämissen von Herrn Litsch und der DBU wirklich ernst gemeint sind, so dürften sie nicht die offene Diskussion mit den Kritikern versperren. Vielmehr sollten sie die Kritiker, und damit auch uns, in diese "Verbundenheit" mit einbeziehen, immerhin sind wir ebenfalls "lebende Wesen", die sich aktiv für die Humanisierung von Gesellschaft und Religion eingesetzt haben und dies weiterhin tun.

Litsch: Sie, Herr Richter haben mit Ihrer Veröffentlichung diesem Geist der Mitmenschlichkeit schweren Schaden zugefügt. Sie werden wohl nirgendwo von Seiten der Buddhisten eine Erklärung finden, die andere Menschen, Weltanschauungen oder Religionen auf derart ungerechtfertigte und verletzende Weise angreift. Ich möchte Ihnen unterstellen, dass sie nicht ausreichend über die Hintergründe informiert waren. Sie haben die Möglichkeit, dies rückgängig zu machen.

Mit herzlichem Gruß

Franz Johannes Litsch

Trimondi: Zum Abschluß als globale Antwort an Herrn Litsch und darüber hinaus an die DBU ein Buddha Wort! Der historische Buddha lehrt uns, das Kritik etwas Wertvolles ist. So nachzulesen im Anguttara Nikaya (I,174), wo er einem zweifelnden Schüler sagt:

"Deine Zweifel sind begründet, Sohn des Kesha. Höre meine Weisung: Glaube nichts auf bloßes Hörensagen hin; glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und durch viele Generationen bis auf uns gekommen sind; glaube nichts aufgrund von Gerüchten oder weil Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß weil man Dir das geschriebene Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube nie etwas, weil Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit dich verleitet, es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße Autorität deiner Lehrer und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit Deiner Vernunft übereinstimmt und Deinem Wohl und Heil wie dem aller anderen Wesen dient, das nimm als Wahrheit und lebe danach."

In diesem buddhistischen Geiste haben wir unser Buch "Der Schatten des Dalai Lama" geschrieben.

© Victor und Victoria Trimondi


V. & V. Trimondi - Verfasser des Buches "Der Schatten des Dalai Lama - Sexualtät Magie und Politik im tibetischen Buddhismus" - Patmos Verlag

Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union)

Die Zeitschrift "Hier & Jetzt" veröffentlichte die Presseerklärung von V. & V. Trimondi (H. u. M. Röttgen) zum "Dalai Lama Besuch in München" (Mai 2000) und stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber der Zeitschrift, Winfried Richter, erhielt daraufhin einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union - in dem die Autoren des Buches "Der Schatten des Dalai Lama" beleidigt, verleumdet und beschimpft werden.

München, 20. August 2000

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir wissen nicht ob Herr Franz Johannes Litsch, den obigen Brief, der sich gegen unsere Arbeit und unsere Person richtet, im Namen der Deutschen Buddhistischen Union verfasst und verschickt hat. Auf jeden Fall tritt er als Mitglied des Rates der DBU an die Öffentlichkeit, um seiner Argumentation Gewicht zu verleihen. Er hat im Juli 2000 eine regelrechte Kampagne gegen uns gestartet und zahlreiche Vertreter des Buddhismus über die Schändlichkeit "dieses Machwerkes", wie er unser Buch bezeichnet, "aufgeklärt".

Herr Litsch polemisiert in höchst un-buddhistischer Art gegen uns und andere Kritiker des Lamaismus - durch Unterstellungen, Verzerrungen und bewusste Lügen. Er bezichtigt uns des "hanebüchenen Unsinns" - der Verbreitung von "Horrorgeschichten" - des "blinden Hasses" - wir wollten, "den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie zwingen" - des "Maoismus" - des "Katholizismus" - des "verfälschenden Verschweigens" - der "Schlampigkeit der Recherche" - der "penetranten Selbsterhöhung" - der "Verdrehung der Wirklichkeit" - einer "Hetz- und Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama" - einer "bösartigen Ungeheuerlichkeit" - der "Solidarisierung mit rassistischen und dämonisch-magischen Positionen". Zumindest für den letzten Fall wird die Sache strafrechtlich relevant und von uns in dieser Richtung hin überprüft. Wie leicht Litschs Vorwürfe von der Hand zu weisen sind, können Sie auf unserer Homepage unter http://www.trimondi.de/med18 nachschlagen, wo wir auf seinen Brief antworten. Herr Litschs Polemik ist wissenschaftlich unseriös, politisch verantwortungslos, publizistisch dürftig und menschlich bedauernswert.

Die buddhistische Szene, die Jahre lang im Westen das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert jetzt im deutschsprachigen Raum auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente haben sollte? Sollte sie gerade dann nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine offene und ehrliche Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher von V. & V. Trimondi und Colin Goldner nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck ("Vorwurf der Beteiligung am Völkermord") auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen. (Siehe hier zu unsere Dokumentation "Der Dalai Lama in München" unter med18.html)

Wir protestieren energisch gegen die Aktivitäten, die Herr Litsch gegen uns eingeleitet hat und fortsetzt und fordern die DBU auf, sich davon öffentlich zu distanzieren und Herrn Litsch zu veranlassen, sich nicht mehr in seiner Funktion als Ratsmitglied der DBU zu äußern und sich bei uns zu entschuldigen.

Victor & Victoria Trimondi 


 

 

 

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