MEDIEN (21)
Anlässlich des Dalai Lama Besuches in München veröffentlichte die
Zeitschrift "Hier & Jetzt" unsere Presseerklärung
(siehe: Dalai Lama Besuch in München) und
stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber Winfried Richter
erhielt daraufhin den unten abgedruckten Brief von Herrn Franz Johannes
Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union, auf
den wir im einzelnen eingehen.
1. Winfried Richter – Wie viel Kritik vertragen Buddhisten?
2. Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union): "Mitschuldig am Völkermord!"
3. Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch
Reaktion von HIER & JETZT auf den Brief von F. J. Litsch:
Winfried Richter
Wie viel Kritik
vertragen Buddhisten?
Wie komme ich zu dieser Frage? Was war geschehen? In der letzten
Ausgabe dieser Zeitschrift habe ich einen offenen Brief von V. + V.
Trimondi veröffentlicht, der auf einige Aspekte hinweist, die nach
Auffassung der Autoren im Zusammenhang mit einem zu jener Zeit anstehenden
Besuch des Dalai Lama in München zur Sprache kommen sollten. Die Reaktion
ließ nicht lange auf sich warten, sie erfolgte in Form eines geharnischten
Briefes eines Herrn Litsch, seinen Angaben nach "Mitglied des Rates
der Deutschen Buddhistischen Union". Der Brief wird nachfolgend im
Zusammenhang der Trimondi-Antwort veröffentlicht.
Ich möchte hier selbst nicht auf die inhaltliche
Kontroverse zwischen den Trimondis und deren buddhistischen Kritikern
eingehen, sondern beschränke mich auf eine Kritik der publizistischen und
nicht weniger grundsätzlichen Implikationen von Herrn Litsch´s Brief, die
mich in meiner Funktion als Herausgeber von "Hier & Jetzt"
betreffen.
Als Herausgeber einer Zeitschrift, die dem Zweck dient, die
heutzutage existierenden Formen spirituellen Selbstverständnisses kritisch
zu befragen, um dadurch möglicherweise zu ein paar neuen Erkenntnissen zu
gelangen, versuche ich einerseits zwar selbst als Autor an der
Urteilsbildung mitzuwirken, begreife mich jedoch im Hinblick auf
inhaltliche Kontroversen, die von unterschiedlichen Parteien ausgetragen
werden, zu einer gewissen Neutralität verpflichtet. Gerade weil ich es für
richtig und notwendig erachte, die Grenzen zwischen Wissen und Glauben
(bzw. dem spirituellen Erleben vor aller Erfahrung) immer wieder neu zu
bestimmen, um dadurch den Entwicklungsmöglichkeiten menschlicher Erkenntnis
angemessen Rechnung zu tragen, habe ich ein grundsätzliches Interesse
daran, auch gegensätzlichen, also sich widersprechenden Auffassungen ein
Forum zu bieten. Unser traditionelles abendländisches Verständnis vom
Fortgang philosophischer Erkenntnis setzt selbstverständlich die in der
Regel allgemein anerkennte Bereitschaft voraus, sich auf eine sachliche Art
und Weise mit der gegnerischen Kritik auseinander zusetzen. Darin
inbegriffen ist die Bereitschaft zur Anerkennung des Kontrahenten als
gleichberechtigtem Gegenüber. Wird diese Anerkennung verweigert, kann es
auch zu keinem Diskurs kommen, und die kritisierende Position bleibt dann
unerwidert. Besteht die Reaktion auf die Kritik der Gegenseite lediglich
aus Beschimpfungen oder unsachlichen Unterstellungen, ist der Sache genauso
wenig gedient.
Ohne mich auf den Standpunkt einer allzu rigiden Trennung von
Vernunft und Gefühl zu stellen, halte ich es dennoch für geboten, ein
gewisses Maß an Sachlichkeit bei der Diskussion von unangenehm
erscheinenden Kritiken zu wahren. Nur ein totalitärer Standpunkt verweigert
sich der Diskussion, schottet sich von jeglichem Zweifel - ob von innen
oder von außen kommend - ab und erschafft sich dadurch eine trügerische
Welt voll falscher Harmonie und Scheinwahrheiten.
Erkenntnisfortschritt entwickelt sich nur aus dem Widerspruch
heraus. Diesen auszuhalten und produktiv zu wenden, ist das Anliegen jedes
ernsthaften Erkenntnisinteresses. Fehlt die Bereitschaft zu einer
sachlichen Auseinandersetzung, ist auch jeglicher Anspruch auf Anerkennung
als gleichberechtigter und ernstzunehmender Diskurspartner verspielt.
Menschen, denen die Entwicklung von spiritueller
Erkenntnisfähigkeit ein persönliches Anliegen ist, müssten eigentlich ein
besonderes Interesse daran haben, dessen Voraussetzungen zu klären. Und
dies umso mehr, als es hier ja immer auch um grundsätzliche Fragen einer
individuellen Lebensorientierung und -gestaltung geht.
Ein nicht unwichtiger Aspekt eines derartigen Bemühens besteht
meiner Ansicht nach darin, die Spreu vom Weizen, sprich die weit
verbreitete und in tausend unterschiedliche Gewänder sich kleidende
esoterische bzw. spirituelle Scharlatanerie von jenem Rest zu trennen, der
frei von Macht- und Ausbeutungsstreben an unverfälschter Selbsterkenntnis
interessiert ist. Klarheit in diesem Sinne kann jedoch nicht durch ein
naives und zweifellos bequemes Nicht-wissen-wollen oder durch ein
unreflektiertes Akzeptieren jedes noch so abstrusen Kultes frei nach dem
Motto "Jeder soll auf seine eigene Facon glücklich werden"
erzielt werden, sondern nur durch eine fortgesetzte und im Sinne der Sache
schonungslose Auseinandersetzung mit den Inhalten der jeweiligen Lehren und
deren Wirkungen auf die damit sich identifizierenden Menschen! Und dies
erst recht gegen jeden Anspruch auf Besitz des jeweils "Wahren
Wissens" samt aller daraus resultierenden Konsequenzen für
Individuum und Gesellschaft.
Die Auseinandersetzungen um die praktischen und theoretischen
Voraussetzungen spiritueller Lehren mögen schmerzhaft sein, mögen manches
bisher als sicher geglaubte Wissen in Frage stellen und Überzeugungen ins
Wanken bringen. Wer sich diesem Prozess jedoch zu widersetzen müssen
glaubt, weil die eigene Identität dadurch gefährdet scheint, hat im Grunde
schon resigniert vor der Aufgabe, sich von seinen Illusionen zu lösen! Ein
Leben im Hier und Jetzt hat eben nicht nur eine zeitliche, sondern auch
eine örtliche Bezugsebene, und die besteht nun einmal nicht nur aus einer
individuellen, sondern auch aus der diese mitbestimmenden gesellschaftlichen
Realität. Wird diese ausgeblendet, d.h. verweigert man sich einer
Erkenntnis derselben mittels der Vernunftmöglichkeiten, bleibt das mögliche
Erkenntnispotential nach der Vernunftseite hin unausgeschöpft, bleibt
selbst der "Erleuchtete" in einem ursprünglichen Sinne "dumm",
bleibt er eine bewusstlose Marionette der Verhältnisse, die er doch zu
transzendieren vorgibt.
Von Hegel stammt folgende Bemerkung: "Denn die Kraft des
Lebens und mehr noch die Macht des Geistes besteht eben darin, den
Widerspruch in sich zu setzen, zu ertragen und zu überwinden. Dieses Setzen
und Auflösen des Widerspruchs von ideeller Einheit und realem Auseinander
der Glieder macht den steten Prozess des Lebens aus, und das Leben ist nur
als Prozess." Diese Erkenntnis gilt auch für Philosophie und
Praxis religiöser und spiritueller Gemeinschaften, auch wenn sich diese
gern auf angeblich außerhalb der Vernunftregeln stehende
"Wahrheiten" berufen. Außerhalb der Vernunft aber kann überhaupt
nur Erleben, jedoch nicht Erfahrung stehen, denn Erfahrung ist bereits
angereichert durch die Leistungen des vernunftgeprägten Denkens. In die
Erfahrung ist bereits das wieder eingegangen, was das spirituelle Erleben,
sofern es überhaupt soweit gelangen konnte, hinter sich gelassen hatte,
nämlich das Denken. Und weil das Gedachte nicht losgelöst von jeglicher
inhaltlichen Systematik bestehen kann, ist es auch der kritischen
Überprüfung zugänglich. Dieser Sachverhalt begründet und rechtfertigt
letztlich die Kritik auch scheinbar unhinterfragbarer "Wahrheiten",
wie sie von religiösen Schulen und Gemeinschaften behauptet und von
zahllosen "Gläubigen" gerne und häufig vorbehaltlos
angenommen werden.
Dazu noch folgender Textauszug aus dem sehr interessanten und
wichtigen Buch "Masken der Macht" (Rezension folgt):
"Das kulturelle Tabu gegen die Kritik an
Religionen besteht zum Teil deshalb, weil Religionen, mit gutem Grund, als
etwas betrachtet werden, was mit dem Verstand nicht zu erfassen ist. Welche
Kriterien für eine kritische Beurteilung kann es im Bereich des Glaubens,
der Überzeugungen oder der Intuition geben? Die Richtigkeit oder Falschheit
einer bestimmten Weltanschauung ist vermutlich letztlich unbeweisbar. Was
aber gezeigt werden kann, ist, ob sie autoritär ist. Der Autoritarismus ist
in so vielen Dingen präsent, die als gegeben hingenommen werden, oft auch
in dem, was manchen als heilig gilt. Die Vorschrift, dass alles, was die
Menschen als heilig ansehen, nicht kritisiert werden darf, ist selbst
unbewusst autoritär. Das Heilige und das Tabu gehen Hand in Hand - vor
allem das Tabu gegen einen Angriff auf das Heilige. Unserer Meinung nach
wird das Heilige genau deswegen offiziell zum Heiligen gemacht, um es vor
Kritik zu schützen, weil es allein nicht standhalten kann. Wir müssen
Toleranz neu definieren, um einen Diskurs zu ermöglichen, der die
Gültigkeit und Tragfähigkeit jedes Glaubens anhand von dessen Wirkung auf
die Welt hinterfragen kann. Das ist vor allem nötig, wenn viel auf dem
Spiel steht. Und wir glauben, dass es um alles oder nichts geht."
(Zit. nach: J Kramer & D. Alstad, Masken der Macht,
2001-Versand, Ffm. 2000, S.226).
"... weil es allein nicht standhalten kann!" - das Heilige soll als über alle Zweifel erhaben gelten! Religionsanhänger,
die sich jeder Kritik abwehrend entgegenstellen, liefern den besten Beweis
dafür, dass sie den Prinzipien ihrer Religion im Grunde überhaupt nicht
mehr vertrauen. Wenn die ihnen verbleibenden Argumente nicht hinreichen,
rational vorgebrachte Kritik ebenso rational zu entkräften, dann ist dies
Ausdruck einer nachhaltigen Beschädigung des absolutistischen
Wahrheitsanspruchs ihres Glaubenssystems. Ein Glaubenssystem jedoch, das
außerstande ist, rationale Argumente in ihrer historisch gegebenen gesamten
Reichweite und Reichhaltigkeit zu integrieren und das darauf nur noch mit
irrationaler Abwehr zu reagieren vermag, verdient keinerlei Unterstützung
mehr, denn es behindert die Weiterentwicklung seiner Anhänger und der
Gesellschaft, auf die es nunmehr einen negativen und rückwärtsgerichteten,
d.h. antiemanzipatorischen Einfluss ausübt.
Zu guter Letzt möchte ich allen Streithähnen folgenden Sachverhalt
zur geflissentlichen Kenntnisnahme empfehlen:
Der Herausgeber ist kein Prügelknabe, der für die Beschädigungen
des eigenen kränkelnden religiösen Selbstbewusstseins durch andere
geradezustehen hat! Innere Stärke hat ihr Maß nicht am Pegel einer als
unbeherrschbar erscheinenden Wut, sondern an der Fähigkeit, gelassen und
vernünftig zu reagieren! Es wird niemand gezwungen, sich einer Diskussion
zu stellen, doch sollte die Seite, die sich einer sachlichen inhaltlichen
Auseinandersetzung verweigert, dann auch nicht mit unsinnigen Vorwürfen und
Beschuldigungen über den Herausgeber herziehen, wenn dieser der anderen
Seite das Forum bietet, das man selbst ausschlägt!
(Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Hier &
Jetzt", Ausgabe 3/2000, erschienen.)
Franz Johannes Litsch (Deutsche
Buddhistische Union):
"Mitschuldig
am Völkermord!"
Anschließend der Litsch-Brief an Winfried Richter und unsere
Kommentierung:
Samstag, 6. Mai 2000
Sehr geehrter Herr Winfried Richter,
Seit einiger Zeit bekomme ich die von Ihnen herausgegebene
Zeitschrift HIER & JETZT - Wege zur Mitmenschlichkeit. Ich bin mir
nicht sicher, ob sie etwas mit der Zeitschrift "Wendekreis" zu
tun haben, die mich im vergangenen Jahr um Unterstützung bei der Herausgabe
eines Heftes zum Thema Buddhismus hatte? Ich hatte mich aber über Ihre
Zeitschrift mit dem sehr buddhistischen Titel HIER & JETZT und der
Zielsetzung "Wege zur Mitmenschlichkeit" aufzuzeigen, sehr
gefreut und war gewillt, die Zeitschrift bei Gelegenheit inhaltlich wie
durch Bekanntmachung in buddhistischen Kreisen meinerseits auch zu
unterstützen [......]
Umso mehr schockiert bin ich über das, was ich heute in Ihrer
neuesten Ausgabe von HIER JETZT zur Kenntnis nehmen musste. Der offene
Brief [gemeint ist unsere Presseerklärung] von Frau und Herr Röttgen
(alias Trimondi) ist eine geradezu bösartige Ungeheuerlichkeit und schlägt
Ihrem Anliegen, "Wege zur Mitmenschlichkeit" zu fördern, frontal
ins Gesicht.
Was veranlasst Sie dazu, in Ihrer Zeitschrift S. H. dem Dalai
Lama, dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus insgesamt in einer
derart diffamierenden und unhaltbaren Weise entgegenzutreten? Was
veranlasst Sie dazu, einen ehemaligen und neuen Maoisten, der in den 60er
Jahren die sog. Mao Bibel in großer Auflage drucken und verbreiten ließ,
für seine im Dienste der chinesischen Kommunisten stehende Hetz- und Vernichtungskampagne
gegen den Dalai Lama, den tibetischen Buddhismus und das tibetische Volk
alle Türen zu öffnen? Wollen sie sich als Humanist oder Christ (oder was
auch immer?) mitschuldig machen an einem neuen Religions- und Völkermord?
Trimondi: Zu den stereotypen Anschuldigungen gegenüber
Kritikern des Dalai Lama und seines Religionssystems zählt, dass diese
automatisch als Handlanger der Chinesen denunziert werden. Dies gilt sowohl
für die Kritik, die von innen - aus den Reihen der Exiltibeter -, wie für die
Kritik, die von außen kommt. "So werden Kritiker, die von der Meinung
der exiltibetischen Regierung abweichen, schnell als pro-chinesische
Propagandisten abgestempelt..." - schreibt sogar der Ethnologe und
praktizierende Buddhist Martin Brauen.
Es stimmt zwar, dass ich (Victor Trimondi/Herbert
Röttgen) in den späten 60ern die sogenannte Mao Bibel über meinen damaligen
Verlag (Trikont-Verlag) habe vertreiben lassen. Es stimmt aber nicht, dass
ich sie habe drucken lassen. Maoist bin ich deswegen niemals gewesen,
ebenso wenig wie die Hunderten von Buchhändlern, die in dieser Zeit die Mao
Bibel verkauft haben, Maoisten gewesen sind, ebenso wenig wie die Tausenden
von Lesern dieses Büchleins. Ich gehörte zu jenem linksorientierten
(Sponti)Milieu, aus dem unser aktueller Außenminister Joschka Fischer und
Innenminister Otto Schily ebenfalls stammen.
Was Herr Litsch bewusst verschweigt, ist die Tatsache,
dass ich in den 80er Jahren Bücher des Dalai Lama, über ihn und über den
tibetischen Buddhismus habe drucken und vertreiben lassen. Ebenso erwähnt
er nicht, dass ich drei viel beachtete Großveranstaltungen mit dem
tibetischen Religionsführer organisiert habe. Ebenso wenig wie ich vorher
Maoist geworden bin, weil ich die Mao Bibel vertrieben habe, ebenso wenig
bin ich später Buddhist geworden, weil ich Bücher über den Dalai Lama
publiziert habe.
Von chinesischer Seite haben wir bisher (August 2000)
noch keinerlei Reaktion auf unser Buch Der Schatten des Dalai Lama
erhalten, geschweige denn finanzielle Unterstützung und das aus zwei
einfachen Gründen:
1. - Unser Buch ist keineswegs
"chinafreundlich"
2. - Unser Buch beinhaltet eine ausführliche und
scharfe Kritik Mao Tse Tungs
Der zweite, perfide Vorwurf, der von pro-lamaistischer
Seite ständig gegenüber Kritikern gemacht wird, lautet, sie beteiligten
sich am Völkermord, den die Chinesen an den Tibetern begehen. Dass man von
einer gesellschaftlichen Repression in China sprechen kann, ist sicher
richtig, aber jeder, der sich ehrlich über die aktuellen Fakten in Tibet informiert,
weiß, dass dort kein "Völkermord" und kein
"Religionsmord" stattfindet. Im Gegenteil - die Chinesen
versuchen - was hier im Westen wenig bekannt ist - einen prochinesischen
Lamaismus zu etablieren. Sie bauen deswegen die alten Klöster wieder auf und
binden die tibetischen Lamas in die wirtschaftlichen Schaltstellen des
Landes ein.
In den letzten zwei Jahren (seit 1998) besteht der
Hauptkonflikt in Tibet nicht einmal zwischen dem tibetischen Klerus auf der
einen und dem chinesischen Staat auf der anderen Seite, sondern zwischen
den verschiedenen Mönchsfraktionen selber (Shugden versus Dalai Lama versus
Panchen Lama). Dieser innerlamaistische Konflikt wird sicher von den
Chinesen politisch zu ihren Gunsten ausgenutzt, wurde aber nicht von ihnen,
sondern vom Dalai Lama verursacht, der auch unter den Exiltibetern die
Shugden Anhänger aufs heftigste bekämpft.
Litsch: Alles an diesem Brief ist grobe Verleumdung und
absichtliche Verdrehung der Wirklichkeit und kann von jedem halbwegs
informierten kritischen Beobachter mühelos widerlegt werden. Das beginnt
bereits am ersten Absatz und zieht sich durch sämtliche Aussagen hindurch.
So ist zum Beispiel der Besuch des Dalai Lama in München natürlich nicht
sein einziger öffentlicher Auftritt und der Hintergrund seiner
Deutschlandreise im Mai, sondern er ist hier um an einer internationalen
Tibet-Solidaritäts-Konferenz teilzunehmen, die vom 11. - 14. Mai in Berlin
stattfindet und von der Friedrich Naumann Stiftung (FDP) organisiert wird.
Am 14. Mai gibt der Dalai Lama auch einen öffentlichen Vortrag im Haus der
Kulturen der Welt in Berlin.
Trimondi: Wir schreiben in unserer Presseerklärung
wörtlich: "Nach unseren Informationen [!] ist dieser Auftritt der
einzige, den der Dalai Lama in Deutschland im Mai 2000 durchführt." Da
wir nicht in der Deutschen Buddhistischen Union sitzen und keinen anderen
Hinweis in den Medien über einen sonstigen Deutschlandaufenthalt des Dalai
Lama finden konnten, hatten wir nun einmal keine anderen Informationen. Im
Übrigen war der Dalai Lama - nach unseren jetzigen Informationen - erst am
13. Mai in Berlin und nicht am 11., wie es Herr Litsch in seinem Brief
suggeriert.
Litsch: Dass München die "geheime Hauptstadt" des
deutschen Buddhismus sei, ist pure und gemeine Erfindung mit dem Zweck,
diesen in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken, für die München die
"Hauptstadt der Bewegung" war. Wie unsinnig dieser Vorwurf ist,
zeigt sich schon daran, dass der Dalai Lama in München keinerlei
buddhistisches Zentrum besuchen und kein Zusammentreffen mit Vertretern des
deutschen Buddhismus haben wird. Dieses entspricht seiner Grundhaltung, die
davon geprägt ist, im Bereich anderer religiöser Traditionen nicht religiös
zu missionieren sondern den Wert der jeweils vorhandenen spirituellen
Überlieferung zu betonen und gar von einer (aus Enttäuschung geborenen)
Konversion zum Buddhismus abzuraten.
Trimondi: München soll nach einem Bericht im Focus
die meisten Buddhisten Deutschlands haben. Der Satz "München gilt
ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland" -
stammt nicht von uns, sondern aus der Münchner AZ vom 10. Mai 2000. Der
bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem
"Blödelfilm" über Tibet schon im Jahre 1993 von München
herumgejuxt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer
Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet
werden." Im Übrigen war unter den Nazis die "geheime Hauptstadt
des Reiches" nicht München, sondern Nürnberg. München wurde von den
Nazis "Hauptstadt der Bewegung" genannt.
Den zweiten Satz verstehen wir einfach nicht? Was hat
ein Treffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus in München mit dem
Missionierungsauftrag des Dalai Lama zu schaffen? Der Dalai Lama, der einer
Religion angehört, die seit Jahrhunderten sehr erfolgreich in Innerasien
missioniert hat, weiß nur zu genau, wie man das heute im Westen am
effektivsten macht, nämlich durch den Einsatz des double bind.
Gerade weil er den Menschen abrät, ihre traditionelle Religion zu wechseln,
gerade deswegen laufen ihm die Leute in Scharen zu. Im übrigen haben wir
gar nichts gegen "missionieren", wenn die Missionsinhalte die
humanistischen Werte achten und offen und ehrlich dargestellt werden. Dies
ist jedoch beim Lamaismus nicht der Fall. Wir haben es hier mit einer
patriarchalen Tradition zu tun, die auf Geheimriten, Initiationen und
sexualmagischen Praktiken aufbaut, welche in der Öffentlichkeit nicht
diskutiert werden dürfen.
Litsch: Dass München auch "seit Beginn des vorigen
Jahrhunderts" der Hort "traditioneller Buddhismuskritik und
Aufklärung" sei, ist eine weitere absolut groteske Erfindung. Da bis
vor wenigen Jahrzehnten über die authentische Lehre und Praxis des Buddha
in Deutschland und München so gut wie nichts bekannt war, konnte es eine
solche Tradition überhaupt nicht geben. Es sei denn, man mache jetzt aus
den zahlreichen rassistischen und kolonialistischen Verleumdungen, die ohne
Zweifel schon seit Jahrhunderten in Deutschland (und gerade auch im
erzkatholischen München) gegen alle nicht-christlichen Religionen gab,
erneut wieder ernst zunehmende Aufklärungsschriften. Der Geist, auf den
sich die Trimondis hier berufen, offenbart in aller Deutlichkeit, woher der
Wind weht.
Trimondi: Wir rekurrieren hier vor allem auf die
beiden Münchner Orientalisten Albert Grünwedel und Helmut Hoffmann.
Grünwedel hat schon am Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen das
Kalachakra Tantra, den bedeutendsten Ritualtext des tibetischen Buddhismus,
ins Deutsche zu übersetzen. Er hat als Sprachforscher für die damalige Zeit
eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber er stand auch dem Kalachakra
Tantra sehr kritisch gegenüber und hat inständigst davor gewarnt, dass es
sich hierbei um ein magisches Ritual handele, welches die westliche Kultur
bedrohen könne. Sein Schüler Helmut Hoffmann hat die Kalachakra Studien
Grünwedels weitergeführt. Von ihm stammt ein hervorragendes aufgeklärtes
Buch über Tibet: Religionen Tibets. Bon und Lamaismus in ihrer
geschichtlichen Entwicklung (Freiburg - 1956). Hoffmann beschreibt sehr
detailliert die blutige Historie des Lamaismus von seinen Anfängen bis hin
zur Neuzeit. Eine Lektüre dieser Schrift würde viele Anhänger des Dalai
Lama ernüchtern.
Uns als Erzkatholiken hinzustellen, wo wir einige
Sätze vorher noch Erzmaoisten waren zeigt nur die Hilflosigkeit des Autors,
der nicht über Inhalte debattieren möchte, sondern glaubt, den Buddhismus
durch Plattitüden und Schimpfereien verteidigen zu können.
Litsch: Dass die Röttgens dabei in permanenter und penetranter
Selbstüberhöhung ihre eigene Bedeutung als Vorkämpfer der Wahrheit über den
tibetischen Buddhismus betonen, passt nur zu gut zu dem Größenwahn, mit dem
sie sich auch mit ihrem Namen schmücken. Victor Trimondi heißt nämlich
wörtlich übersetzt "Sieger der drei Welten", eine traditionelle
Bezeichnung des tibetischen Budhismus allein für den Buddha selbst, der die
Welten von Gier, Hass und Verblendung überwunden hat.
Trimondi: Über die Wahl unseres Pseudonyms haben wir
uns unter biograph.html
ausführlich ausgelassen, was wir hier nicht mehr wiederholen wollen. Im
übrigen kann doch auch Herr Litsch nichts dagegen haben, dass man sich zum
Ziel setzt, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden.
Litsch: Die Lügenkonstruktion geht weiter, in dem sie auf das Buch
von June Campbell hingewiesen wird. Der Schlampigkeit ihrer Recherche, die
auch ihr Buch durch und durch prägt, entspricht, dass Frau Campbell hier
zur Engländerin wird. Aber wichtiger: sie verschweigen mit Absicht, dass
Frau Campbell selbst Buddhistin war und dass das Buch in einem
buddhistischen Verlag (Theseus) erschienen ist. Darüber hinaus wird die
darin vorgebrachte Kritik an durchaus zutreffenden Fehlentwicklungen des
tibetischen Buddhismus schon längst in westlichen buddhistischen Kreisen
diskutiert und gerade vom Dalai Lama leidenschaftlich unterstützt. Dass der
tibetische Buddhismus jedoch "extrem frauenfeindlich" sei, kann
schon von daher kaum zutreffen, da im Westen heute besonders von kritischen
und selbstbewussten Frauen gelehrt und praktiziert wird (siehe die
buddhistische Frauenkonferenz, die mit 1200 Teilnehmerinnen und großem
Erfolg vor kurzem in Köln stattfand)
Trimondi: Frau June Campbell, mit der wir in
Korrespondenz stehen, fühlt sich persönlich als Schottin ist aber immer
noch Engländerin, da die Volksabstimmung der Schotten letzten Jahres (1999)
keine Unabhängigkeit von Großbritannien bewirkte. Sie lebt und lehrt in
Edinburgh/England. Mit welcher Feindlichkeit ihr Buch in buddhistischen
Kreisen diskutiert wurde und wie sie ständig Verleumdungen ausgesetzt war,
darüber berichtet sie sicher selber am besten. Sie hat sich mittlerweile
vom Buddhismus völlig abgewandt. Im Übrigen greift sie das lamaistische
System nicht nur wegen seiner Fehlentwicklungen an (wie einige Tibetologen
und Feministinnen), sondern erkennt im Lamaismus eine grundsätzlich
"frauenfeindliche" Tradition.
Die Anzahl von Frauen, die sich an patriarchale
Systeme hingeben, gibt keine Auskunft darüber, ob diese Systeme
"frauenfreundlich" sind oder nicht. Ansonsten müsste man dies
auch von fundamentalistischen islamischen Bewegungen behaupten, für die
Hunderttausende verschleierte Frauen auf die Strasse gehen, um für ihre
eigene Entmündigung zu demonstrieren. Wir haben in unserem Buch Der
Schatten des Dalai Lama gezeigt, wie raffiniert die Methoden des
tantrischen Buddhismus sind, um sich der Zustimmung von Frauen zu
bemächtigen.
Litsch: Das gleiche verfälschende Verschweigen betrifft das Buch
von Brian Victoria. Der Autor ist selber namhafter buddhistischer Zen
Lehrer und der Verlag der gleiche buddhistische Verlag wie der obige. So
war es auch sein Anliegen, den Zen Buddhismus an seinen ursprünglichen
Geist zu erinnern, nicht ihn zu beschuldigen oder zu schädigen.
Trimondi: Wir möchten hiermit dem Theseus Verlag unseren
Dank aussprechen, dass er so mutig war, die beiden kritischen Bücher von
June Campbell und Brian Victoria zu publizieren. Auch haben wir nicht die
geringsten Probleme damit, dass es ernsthaft kritische Diskussionen in
buddhistischen Kreisen und von Buddhisten gibt. Im Gegenteil - wir können
diese nur begrüßen und freuen uns darüber. Das Problem liegt vielmehr
darin, dass es sie nur sehr selten gibt und dass sich die deutschen
Buddhisten bisher (August 2000) strikt weigern, mit Kritikern außerhalb ihrer
eigenen Reihen zu debattieren. Anstatt einen konstruktiven Dialog mit ihnen
zu führen, verleumden, bedrohen und behindern sie diese. Der Brief des
Herrn Litsch ist ein typisches Beispiel hierfür. Anders im angelsächsischen
Raum, dort wird zum Beispiel unsere Dalai Lama Kritik von Zen-Buddhisten
mit in die Diskussion einbezogen.
Diese starre Ablehnung einer Debatte wird man sehr
bald bereuen, denn die Kritik am Buddhismus verbreitet sich immer mehr in
Milieus außerhalb der liberalen Szene, die die Kritik am Lamaismus
bedenkenlos auf alle anderen buddhistische Schulrichtungen übertragen und
zu pauschalen Verurteilungen neigen.
Litsch: Was dagegen die "kritische Studie" des
fanatischen Religionsgegners Colin Goldner betrifft, so handelt es sich
hier um ein Machwerk, dass derart von hasserfüllten Anschuldigungen,
Konstruktionen und Unterstellungen geprägt ist, dass sich selbst die
ursprüngliche Mitautorin Jutta Ditfurth vor seinem Erscheinen davon
distanziert hat. Auch das Buch der Trimondis erntet seinerseits dort nur
Häme.
Trimondi: Goldner hat wichtiges Faktenmaterial
geliefert, das diskussionswürdig ist. Dass Jutta Ditfurth sich mit Colin
Golder wegen inhaltlicher (!) Probleme überworfen haben soll, ist uns und
Herrn Goldner unbekannt. Außerdem stand sie schon lange auf der schwarzen
Liste der Dalai Lama Anhänger und wurde noch vor unserem und Goldners Buch
von buddhistischer Seite beschimpft. Andererseits gibt es von ihr weit
schärfere Verbalattacken gegen den Dalai Lama, als wir sie in Goldners Buch
gefunden hätten. Zum Beispiel: "In der gegenwärtigen Kampagne des
reinkarnierten Häuptlings der Gelbmützensekte, dem 'Dalai Lama', geht es um
machtpolitische Interessen: Er will das Mandat der Welt(regierungen),
alleiniger Vertreter des tibetischen Volkes zu sein, 'geistiges und
weltliches Oberhaupt' von in religiösem Wahn und in feudaler Indoktrination
planvoll ungebildet gehaltenen Menschen. ... der ständig grinsende, ach so
gewaltlose Gelbmützen Häuptling, der es schafft, seinen deutschen Fans
mehrstündige Vorträge über Nichts zu halten, ohne dass sie ihre Leere im
Kopf spüren, ist der Führer einer repressiven, äußerst gewaltvoll
herrschenden Clique." (Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei,
Hamburg, 1997, p. 119)
Goldner greift unseren Text vor allem deswegen an,
weil wir eine Reformierung des Buddhismus für möglich halten. Das hat ihn
sehr aufgeregt! Und außerdem attackiert er uns scharf, weil wir früher den
Dalai Lama unterstützt haben. Aber er hält sich an die Spielregeln einer
demokratisch offenen Gesellschaft, das heißt er diskutiert mit uns, was für
die deutsche buddhistische Szene nur in ganz wenigen Ausnahmen gilt. Diese
polemisiert in den meisten Fällen gegen uns und Goldner mit solchen Briefen
wie dem vorliegenden von Litsch, anstatt für die Kritik dankbar zu sein,
weil sie ihr helfen könnte, die eigenen Schwachstellen zu erkennen und
entsprechende Reformen einzuleiten.
Litsch: Den Gipfel stellen die mehrfach wiederholten (um es nach
mehr aussehen zu lassen) Anspielungen auf die von den Trimondis genannte
"Shugden Affäre dar. Hier zeigt sich ganz offen, dass den beiden nicht
im Entferntesten an Humanität, Offenheit, Demokratie und Aufklärung geht,
sondern dass ihnen einfach jedes Mittel und Argument recht ist, um den
Dalai Lama ins Zwielicht zu setzen, auch wenn die tatsächlichen Vorgänge
alle ihre Anschuldigungen unmittelbar widerlegen. Hier geht es nämlich
darum, dass der Dalai Lama - der von den Röttgens ja als
fundamentalistischer Despot und Geisterverehrer hingestellt wird - sich
öffentlich und entschieden genau gegen solche bedenklichen historischen
Fehlentwicklungen und Fundamentalismen des tibetischen Buddhismus gewandt
hat und unter den Tibetern für ihre Abschaffung kämpft. Im Dorje Shugden
Kult handelt es sich nämlich um einen vorbuddhistischen schamanistischen
Dämonenkult, der sich im altertümlichen Tibet über die Jahrhunderte hinweg
erhalten konnte, in der modernen Welt aber seine Aufrechterhaltung und
Rechtfertigung verloren hat. Die Trimondis und ihre chinesischen
Hinterleute versuchen nun ausgerechnet dies zu einer "Unterdrückung
religiöser Freiheit und Minderheit" um zu münzen, um damit das Ansehen
des Dalai Lama im Westen zu zerstören und den tibetischen Buddhismus
endgültig in die Knie zu zwingen.
Trimondi: Es ist ein erschreckendes Beispiel der
Manipulation, wie von offizieller exiltibetischer Seite die "Shugden
Affäre" dargestellt wird und jeder Buddhist sollte sich schämen, wie
hier von Anhängern des Shakyamuni Buddha mit der Wahrheit umgesprungen
wird. Auskunft darüber gibt Ihnen gerne der langjährige, ehemalige
Übersetzer des Dalai Lama und buddhistische Mönch - Helmut Gassner.
Der Shugden-Kult ist keineswegs
"vor-buddhistisch", sondern entstand im 17. Jh. zur Zeit des V
Dalai Lama. Er ist auch nur begrenzt schamanistisch, da die Gelugpas, die
Gelbmützen, die den Shugden Kult ins Leben riefen, dem Schamanismus der
anderen Schulen äußerst ablehnend gegenüberstanden und -stehen. Es handelt
sich auch nicht um einen "Dämonenkult", denn die Wesenheit, die
durch das Shugden Orakel spricht ist der ehemalige Gelbmützen- Lama Drakpa
Gyaltsen, Abt des mächtigen Drepung Klosters, der eine Rebellion gegen den
V Dalai Lam organisierte. Man sollte weiterhin erwähnen, dass der XIV Dalai
Lama selber in den Shugden Kult von seinem Lehrer Trijang Rinpoche
initiiert wurde.
Dagegen weiß jeder, der eine Biographie des Dalai Lama
(gleich welche) gelesen hat, dass dieser selber einen "echten"
Dämon, den mongolischen Kriegsgott (!) Pehar, durch ein Medium, das Nechung
Orakel, anruft, damit dieses ihm politische Entscheidungen abnimmt. Nur in
der Person des Orakelgottes, nicht aber in der Sache unterscheidet sich das
Orakelwesen des Dalai Lama von dem der Shugden Sekte. Die gesamte
atavistische Seite des Lamaismus wird in der öffentlichen Diskussion von Buddhisten
aller Schulrichtungen ebenso ausgespart wie seine magisch-tantrischen
Wurzeln, obgleich sich der Dalai Lama selber dazu bekennt. Stattdessen
sollen wir uns ausschließlich an den ethischen Erbauungsbüchern und
-sprüchen des Dalai Lama orientieren und nur nicht seine Ritualpolitik
hinterfragen.
Ein weiteres Beispiel: Es soll kein Geisterglaube
sein, wenn dem Dalai Lama die "vorbuddhistische" Dämonin Palden
Lhamo als höchste Schutzgöttin zugeordnet ist? Palden Lhamo tötete - der
Überlieferung nach - ihren Sohn, weil er nicht zum buddhistischen Glauben
konvertieren wollte und zog ihm eigenhändig die Haut ab, um diese als
Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Sie gilt als die Schutzgöttin, welche
die Feinde des Dharma bekämpft und vernichtet. Solche Mythen und Bilder
sind zu überprüfen, weil sie in der Geschichte Tibets schon verhängnisvolle
Auswirkungen gehabt haben und nicht im Geringsten mit den humanistischen
Werten von Toleranz und Interreligiösität, die der Dalai Lama weltweit
predigt, übereinstimmen.
Litsch: Während die Röttgens sich also inhaltlich immer wieder mit
rassistischen oder dämonisch-magischen Positionen solidarisieren,
unterstellen sie genau solche Handlungen dem Dalai Lama und dem tibetischen
Buddhismus im Westen. Ja, sie versteigen sich gar zu der absurden
Behauptung, jener wolle die gewaltsame Weltherrschaft erringen und die
globale "Buddhokratie" errichten. Oder die Buddhisten bekämen
"keinen direkte Aufklärung über die genauen Ziele, Ausrichtungen und
Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen". Solcher
hanebüchene Unsinn übertrifft noch die Horrorgeschichten, die seit dem 19.
Jahrhundert von zahlreichen Rettern des christlichen Abendlandes über die
"gelbe Gefahr" verbreitet wurden. (Schon Kaiser Wilhelm hatte mit
der "Gelben Gefahr" vor allem den Buddha gemeint). In ihrem
blinden Hass setzen sie schließlich den Dalai Lama - ausgerechnet jenen
religiösen Vertreter, der wie kein anderer in der heutigen Welt unermüdlich
immer wieder für bedingungslose Gewaltfreiheit und Mitgefühl auch mit dem
Gegner eintritt - Adolf Hitler und dessen Politik gleich.
Trimondi: An keiner Stelle in unserem Buch oder in
unserer Presseerklärung solidarisieren wir uns mit rassistisch oder
dämonisch-magischen Positionen, sondern zeigen, wie diese dem lamaistischen
System inhärent sind beziehungsweise von westlichen Okkultisten mit eigenen
Vorstellungen verbunden werden. Ebenso wenig ist irgendwo etwas bei uns
über die Gleichung Adolf Hitler = Dalai Lama zu lesen. Wir verweisen
dagegen auf den eminenten Einfluss, den der tibetische Buddhismus auf den
Neofaschismus ausübt und ausgeübt hat. Das Streben nach Buddhokratie ist
nicht unsere Erfindung sondern Inhalt des lamaistischen Ritualwesens und
Dogmas, insbesondere des Kalachakra Tantra und explizit im Buddhokratie
Programm von Robert A. Thurman, dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den
USA", ausgedrückt.
Selbstverständlich werden die Schüler nicht über die
metapolitischen Ziele des Lamaismus aufgeklärt. Der Text des Kalachakra
Tantra zum Beispiel, in das der Dalai Lama schon Hunderttausende initiiert
hat, ist nur teilweise in eine europäische Sprache übersetzt. Menschen, die
in dieses Tantra eingeweiht wurden, sind Opfer einer
Bewusstseinsmanipulation, weil sie keine Ahnung haben, was sich in den
Kalachakra Mysterien abspielt. Das Kalachakra Tantra wird zum Beispiel vom
Dalai Lama als Friedensritual ausgegeben, hat aber extrem aggressive und
kriegerische Aspekte. Es prophezeit einen blutigen Endzeitkrieg und
bereitet sich und seine Anhänger spirituell und meditativ darauf vor. In
dieser apokalyptischen Schlacht stehen sich Buddhisten und "Feinde der
Lehre" (vor allem Anhänger des Islam) als unversöhnliche Gegner
gegenüber. Ziel des Ganzen: die Errichtung einer weltweiten, patriarchalen
Buddhokratie. Hier tut grundsätzliche Aufklärung not.
Litsch: Es gab immer schon einen Weg, die Wahrheit festzustellen,
nämlich indem man sie selbst prüft. Wer wissen will, was S. H. der Dalai
Lama denkt und lehrt und wofür er eintritt, der kann seine Bücher lesen.
Gerade ist seit vielen Jahren wieder eines erschienen, das nicht nur über
ihn oder aus Gesprächen mit ihm sondern von ihm selbst stammt. Es heißt
"Das Buch der Menschlichkeit - eine neue Ethik für unsere Zeit"
und ist erschienen im Lübbe Verlag.
Trimondi: Mit dem, was der Dalai Lama sagt, sind wir
und die meisten seiner Kritiker ja einverstanden, nicht aber mit dem, was
er verschweigt. Gerade, was in den offiziellen Statements nicht zu lesen
ist, bedarf der Untersuchung und Wertung. Die geheimen Riten, die
metapolitische Magie, die buddhokratischen Entwürfe, und die verschwiegene
Geschichte des Lamaismus, die politische Entmündigung unter den
Exiltibetern ....... verlangen eine Diskussion, der sich Buddhisten (aus
eigenem Interesse) nicht verschließen sollten.
Litsch: Ich möchte Sie, Herr Richter bitten, mit dort eine einzige
Stelle zu zeigen, die die von Ihnen veröffentlichten Anschuldigungen
bestätigt. Wenn sie diese nicht finden, dann möchte ich Sie bitten, sich in
aller Form in Ihrer Zeitschrift von diesem Brief zu distanzieren und sich
dafür gegenüber den Buddhisten in Deutschland zu entschuldigen.
Trimondi: Die buddhistische Szene, die Jahrelang das
Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte,
reagiert jetzt auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise
mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente hat?
Sollte sie dann gerade nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt
zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine Debatte? Stattdessen
arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen,
die kritischen Bücher der Trimondis und Goldners nicht zu kaufen und nicht
zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum
wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte
eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch
in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck auf einen
Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches
Verhalten wird auch zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit
wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen
Buddhismus aufzuwachen.
Litsch: Wir Mitarbeiter der deutschen Buddhistischen Union bemühen
uns seit Jahren in zahllosen Begegnungen, Kontakten, Vorträgen,
Veranstaltungen und Veröffentlichungen Beiträge zu leisten zu einer neuen,
tieferen Verankerung des Bewusstseins der untrennbaren Verbundenheit aller
lebenden Wesen auf diesem Planeten und unserer besonderen Verantwortung als
Menschen dafür. Mitmenschlichkeit bzw. Mitweltlichkeit ist der
entscheidende Schlüssel für eine heilsame Umkehr in der derzeit enorm
bedrohlichen, globalen, geistige, gesellschaftlichen, ökologischen
Entwicklung.
Trimondi: Wenn diese buddhistischen Prämissen von
Herrn Litsch und der DBU wirklich ernst gemeint sind, so dürften sie nicht
die offene Diskussion mit den Kritikern versperren. Vielmehr sollten sie
die Kritiker, und damit auch uns, in diese "Verbundenheit" mit
einbeziehen, immerhin sind wir ebenfalls "lebende Wesen", die
sich aktiv für die Humanisierung von Gesellschaft und Religion eingesetzt
haben und dies weiterhin tun.
Litsch: Sie, Herr Richter haben mit Ihrer Veröffentlichung diesem
Geist der Mitmenschlichkeit schweren Schaden zugefügt. Sie werden wohl
nirgendwo von Seiten der Buddhisten eine Erklärung finden, die andere
Menschen, Weltanschauungen oder Religionen auf derart ungerechtfertigte und
verletzende Weise angreift. Ich möchte Ihnen unterstellen, dass sie nicht
ausreichend über die Hintergründe informiert waren. Sie haben die
Möglichkeit, dies rückgängig zu machen.
Mit herzlichem Gruß
Franz Johannes Litsch
Trimondi: Zum Abschluß als globale Antwort an Herrn
Litsch und darüber hinaus an die DBU ein Buddha Wort! Der historische
Buddha lehrt uns, das Kritik etwas Wertvolles ist. So nachzulesen im
Anguttara Nikaya (I,174), wo er einem zweifelnden Schüler sagt:
"Deine Zweifel sind begründet, Sohn
des Kesha. Höre meine Weisung: Glaube nichts auf bloßes Hörensagen hin;
glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und durch viele Generationen
bis auf uns gekommen sind; glaube nichts aufgrund von Gerüchten oder weil
Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß weil man Dir das geschriebene
Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube nie etwas, weil
Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit dich verleitet,
es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße Autorität deiner Lehrer
und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit Deiner
Vernunft übereinstimmt und Deinem Wohl und Heil wie dem aller anderen Wesen
dient, das nimm als Wahrheit und lebe danach."
In diesem buddhistischen Geiste haben wir unser Buch
"Der Schatten des Dalai Lama" geschrieben.
© Victor und Victoria Trimondi
V. & V. Trimondi - Verfasser des Buches
"Der Schatten des Dalai Lama - Sexualtät Magie und Politik im
tibetischen Buddhismus" - Patmos Verlag
Protestnote gegen
einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union)
Die Zeitschrift "Hier & Jetzt"
veröffentlichte die Presseerklärung von V. & V. Trimondi (H. u. M.
Röttgen) zum "Dalai Lama Besuch in München" (Mai 2000) und
stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber der Zeitschrift,
Winfried Richter, erhielt daraufhin einen Brief von Herrn Franz Johannes
Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union - in dem die
Autoren des Buches "Der Schatten des Dalai Lama" beleidigt,
verleumdet und beschimpft werden.
München, 20. August 2000
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir wissen nicht ob Herr Franz Johannes Litsch, den obigen Brief,
der sich gegen unsere Arbeit und unsere Person richtet, im Namen der
Deutschen Buddhistischen Union verfasst und verschickt hat. Auf jeden Fall
tritt er als Mitglied des Rates der DBU an die Öffentlichkeit, um seiner
Argumentation Gewicht zu verleihen. Er hat im Juli 2000 eine regelrechte
Kampagne gegen uns gestartet und zahlreiche Vertreter des Buddhismus über
die Schändlichkeit "dieses Machwerkes", wie er unser Buch
bezeichnet, "aufgeklärt".
Herr Litsch polemisiert in höchst un-buddhistischer Art gegen uns
und andere Kritiker des Lamaismus - durch Unterstellungen, Verzerrungen und
bewusste Lügen. Er bezichtigt uns des "hanebüchenen Unsinns" -
der Verbreitung von "Horrorgeschichten" - des "blinden Hasses"
- wir wollten, "den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie
zwingen" - des "Maoismus" - des "Katholizismus" -
des "verfälschenden Verschweigens" - der "Schlampigkeit der
Recherche" - der "penetranten Selbsterhöhung" - der
"Verdrehung der Wirklichkeit" - einer "Hetz- und
Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama" - einer "bösartigen
Ungeheuerlichkeit" - der "Solidarisierung mit rassistischen und
dämonisch-magischen Positionen". Zumindest für den letzten Fall wird
die Sache strafrechtlich relevant und von uns in dieser Richtung hin
überprüft. Wie leicht Litschs Vorwürfe von der Hand zu weisen sind, können
Sie auf unserer Homepage unter http://www.trimondi.de/med18 nachschlagen,
wo wir auf seinen Brief antworten. Herr Litschs Polemik ist wissenschaftlich
unseriös, politisch verantwortungslos, publizistisch dürftig und menschlich
bedauernswert.
Die buddhistische Szene, die Jahre lang im Westen das Privileg
ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert
jetzt im deutschsprachigen Raum auf die sich ausweitende Kritik mit einer
Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die
besseren Argumente haben sollte? Sollte sie gerade dann nicht die Kritik
begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den
Kritikern keine offene und ehrliche Debatte? Stattdessen arbeitet man mit
Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen
Bücher von V. & V. Trimondi und Colin Goldner nicht zu kaufen und nicht
zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum
wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte
eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch
in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck ("Vorwurf
der Beteiligung am Völkermord") auf einen Verleger, der es gewagt hat,
der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten
wird zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen,
die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus
aufzuwachen. (Siehe hier zu unsere Dokumentation "Der Dalai Lama in
München" unter med18.html)
Wir protestieren energisch gegen die
Aktivitäten, die Herr Litsch gegen uns eingeleitet hat und fortsetzt und
fordern die DBU auf, sich davon öffentlich zu distanzieren und Herrn Litsch
zu veranlassen, sich nicht mehr in seiner Funktion als Ratsmitglied der DBU
zu äußern und sich bei uns zu entschuldigen.
Victor &
Victoria Trimondi
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