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     MEDIEN (21) 
    
    
     
     
    
    Anlässlich des Dalai Lama Besuches in München veröffentlichte die
    Zeitschrift "Hier & Jetzt" unsere Presseerklärung
    (siehe: Dalai Lama Besuch in München) und
    stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber Winfried Richter
    erhielt daraufhin den unten abgedruckten Brief von Herrn Franz Johannes
    Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union, auf
    den wir im einzelnen eingehen.  
    1. Winfried Richter – Wie viel Kritik vertragen Buddhisten? 
    2. Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union):  "Mitschuldig am Völkermord!" 
    3. Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch  
    
    
     
     
    
    Reaktion von HIER & JETZT auf den Brief von F. J. Litsch: 
    Winfried Richter  
    Wie viel Kritik
    vertragen Buddhisten? 
    Wie komme ich zu dieser Frage? Was war geschehen? In der letzten
    Ausgabe dieser Zeitschrift habe ich einen offenen Brief von V. + V.
    Trimondi veröffentlicht, der auf einige Aspekte hinweist, die nach
    Auffassung der Autoren im Zusammenhang mit einem zu jener Zeit anstehenden
    Besuch des Dalai Lama in München zur Sprache kommen sollten. Die Reaktion
    ließ nicht lange auf sich warten, sie erfolgte in Form eines geharnischten
    Briefes eines Herrn Litsch, seinen Angaben nach "Mitglied des Rates
    der Deutschen Buddhistischen Union". Der Brief wird nachfolgend im
    Zusammenhang der Trimondi-Antwort veröffentlicht. 
    Ich möchte hier selbst nicht auf die inhaltliche
    Kontroverse zwischen den Trimondis und deren buddhistischen Kritikern
    eingehen, sondern beschränke mich auf eine Kritik der publizistischen und
    nicht weniger grundsätzlichen Implikationen von Herrn Litsch´s Brief, die
    mich in meiner Funktion als Herausgeber von "Hier & Jetzt"
    betreffen. 
    Als Herausgeber einer Zeitschrift, die dem Zweck dient, die
    heutzutage existierenden Formen spirituellen Selbstverständnisses kritisch
    zu befragen, um dadurch möglicherweise zu ein paar neuen Erkenntnissen zu
    gelangen, versuche ich einerseits zwar selbst als Autor an der
    Urteilsbildung mitzuwirken, begreife mich jedoch im Hinblick auf
    inhaltliche Kontroversen, die von unterschiedlichen Parteien ausgetragen
    werden, zu einer gewissen Neutralität verpflichtet. Gerade weil ich es für
    richtig und notwendig erachte, die Grenzen zwischen Wissen und Glauben
    (bzw. dem spirituellen Erleben vor aller Erfahrung) immer wieder neu zu
    bestimmen, um dadurch den Entwicklungsmöglichkeiten menschlicher Erkenntnis
    angemessen Rechnung zu tragen, habe ich ein grundsätzliches Interesse
    daran, auch gegensätzlichen, also sich widersprechenden Auffassungen ein
    Forum zu bieten. Unser traditionelles abendländisches Verständnis vom
    Fortgang philosophischer Erkenntnis setzt selbstverständlich die in der
    Regel allgemein anerkennte Bereitschaft voraus, sich auf eine sachliche Art
    und Weise mit der gegnerischen Kritik auseinander zusetzen. Darin
    inbegriffen ist die Bereitschaft zur Anerkennung des Kontrahenten als
    gleichberechtigtem Gegenüber. Wird diese Anerkennung verweigert, kann es
    auch zu keinem Diskurs kommen, und die kritisierende Position bleibt dann
    unerwidert. Besteht die Reaktion auf die Kritik der Gegenseite lediglich
    aus Beschimpfungen oder unsachlichen Unterstellungen, ist der Sache genauso
    wenig gedient. 
    Ohne mich auf den Standpunkt einer allzu rigiden Trennung von
    Vernunft und Gefühl zu stellen, halte ich es dennoch für geboten, ein
    gewisses Maß an Sachlichkeit bei der Diskussion von unangenehm
    erscheinenden Kritiken zu wahren. Nur ein totalitärer Standpunkt verweigert
    sich der Diskussion, schottet sich von jeglichem Zweifel - ob von innen
    oder von außen kommend - ab und erschafft sich dadurch eine trügerische
    Welt voll falscher Harmonie und Scheinwahrheiten. 
    Erkenntnisfortschritt entwickelt sich nur aus dem Widerspruch
    heraus. Diesen auszuhalten und produktiv zu wenden, ist das Anliegen jedes
    ernsthaften Erkenntnisinteresses. Fehlt die Bereitschaft zu einer
    sachlichen Auseinandersetzung, ist auch jeglicher Anspruch auf Anerkennung
    als gleichberechtigter und ernstzunehmender Diskurspartner verspielt. 
    Menschen, denen die Entwicklung von spiritueller
    Erkenntnisfähigkeit ein persönliches Anliegen ist, müssten eigentlich ein
    besonderes Interesse daran haben, dessen Voraussetzungen zu klären. Und
    dies umso mehr, als es hier ja immer auch um grundsätzliche Fragen einer
    individuellen Lebensorientierung und -gestaltung geht. 
    Ein nicht unwichtiger Aspekt eines derartigen Bemühens besteht
    meiner Ansicht nach darin, die Spreu vom Weizen, sprich die weit
    verbreitete und in tausend unterschiedliche Gewänder sich kleidende
    esoterische bzw. spirituelle Scharlatanerie von jenem Rest zu trennen, der
    frei von Macht- und Ausbeutungsstreben an unverfälschter Selbsterkenntnis
    interessiert ist. Klarheit in diesem Sinne kann jedoch nicht durch ein
    naives und zweifellos bequemes Nicht-wissen-wollen oder durch ein
    unreflektiertes Akzeptieren jedes noch so abstrusen Kultes frei nach dem
    Motto "Jeder soll auf seine eigene Facon glücklich werden"
    erzielt werden, sondern nur durch eine fortgesetzte und im Sinne der Sache
    schonungslose Auseinandersetzung mit den Inhalten der jeweiligen Lehren und
    deren Wirkungen auf die damit sich identifizierenden Menschen! Und dies
    erst recht gegen jeden Anspruch auf Besitz des jeweils "Wahren
    Wissens" samt aller daraus resultierenden Konsequenzen für
    Individuum und Gesellschaft. 
    Die Auseinandersetzungen um die praktischen und theoretischen
    Voraussetzungen spiritueller Lehren mögen schmerzhaft sein, mögen manches
    bisher als sicher geglaubte Wissen in Frage stellen und Überzeugungen ins
    Wanken bringen. Wer sich diesem Prozess jedoch zu widersetzen müssen
    glaubt, weil die eigene Identität dadurch gefährdet scheint, hat im Grunde
    schon resigniert vor der Aufgabe, sich von seinen Illusionen zu lösen! Ein
    Leben im Hier und Jetzt hat eben nicht nur eine zeitliche, sondern auch
    eine örtliche Bezugsebene, und die besteht nun einmal nicht nur aus einer
    individuellen, sondern auch aus der diese mitbestimmenden gesellschaftlichen
    Realität. Wird diese ausgeblendet, d.h. verweigert man sich einer
    Erkenntnis derselben mittels der Vernunftmöglichkeiten, bleibt das mögliche
    Erkenntnispotential nach der Vernunftseite hin unausgeschöpft, bleibt
    selbst der "Erleuchtete" in einem ursprünglichen Sinne "dumm",
    bleibt er eine bewusstlose Marionette der Verhältnisse, die er doch zu
    transzendieren vorgibt. 
    Von Hegel stammt folgende Bemerkung: "Denn die Kraft des
    Lebens und mehr noch die Macht des Geistes besteht eben darin, den
    Widerspruch in sich zu setzen, zu ertragen und zu überwinden. Dieses Setzen
    und Auflösen des Widerspruchs von ideeller Einheit und realem Auseinander
    der Glieder macht den steten Prozess des Lebens aus, und das Leben ist nur
    als Prozess." Diese Erkenntnis gilt auch für Philosophie und
    Praxis religiöser und spiritueller Gemeinschaften, auch wenn sich diese
    gern auf angeblich außerhalb der Vernunftregeln stehende
    "Wahrheiten" berufen. Außerhalb der Vernunft aber kann überhaupt
    nur Erleben, jedoch nicht Erfahrung stehen, denn Erfahrung ist bereits
    angereichert durch die Leistungen des vernunftgeprägten Denkens. In die
    Erfahrung ist bereits das wieder eingegangen, was das spirituelle Erleben,
    sofern es überhaupt soweit gelangen konnte, hinter sich gelassen hatte,
    nämlich das Denken. Und weil das Gedachte nicht losgelöst von jeglicher
    inhaltlichen Systematik bestehen kann, ist es auch der kritischen
    Überprüfung zugänglich. Dieser Sachverhalt begründet und rechtfertigt
    letztlich die Kritik auch scheinbar unhinterfragbarer "Wahrheiten",
    wie sie von religiösen Schulen und Gemeinschaften behauptet und von
    zahllosen "Gläubigen" gerne und häufig vorbehaltlos
    angenommen werden. 
    Dazu noch folgender Textauszug aus dem sehr interessanten und
    wichtigen Buch "Masken der Macht" (Rezension folgt): 
    "Das kulturelle Tabu gegen die Kritik an
    Religionen besteht zum Teil deshalb, weil Religionen, mit gutem Grund, als
    etwas betrachtet werden, was mit dem Verstand nicht zu erfassen ist. Welche
    Kriterien für eine kritische Beurteilung kann es im Bereich des Glaubens,
    der Überzeugungen oder der Intuition geben? Die Richtigkeit oder Falschheit
    einer bestimmten Weltanschauung ist vermutlich letztlich unbeweisbar. Was
    aber gezeigt werden kann, ist, ob sie autoritär ist. Der Autoritarismus ist
    in so vielen Dingen präsent, die als gegeben hingenommen werden, oft auch
    in dem, was manchen als heilig gilt. Die Vorschrift, dass alles, was die
    Menschen als heilig ansehen, nicht kritisiert werden darf, ist selbst
    unbewusst autoritär. Das Heilige und das Tabu gehen Hand in Hand - vor
    allem das Tabu gegen einen Angriff auf das Heilige. Unserer Meinung nach
    wird das Heilige genau deswegen offiziell zum Heiligen gemacht, um es vor
    Kritik zu schützen, weil es allein nicht standhalten kann. Wir müssen
    Toleranz neu definieren, um einen Diskurs zu ermöglichen, der die
    Gültigkeit und Tragfähigkeit jedes Glaubens anhand von dessen Wirkung auf
    die Welt hinterfragen kann. Das ist vor allem nötig, wenn viel auf dem
    Spiel steht. Und wir glauben, dass es um alles oder nichts geht." 
    (Zit. nach: J Kramer & D. Alstad, Masken der Macht,
    2001-Versand, Ffm. 2000, S.226). 
    "... weil es allein nicht standhalten kann!" - das Heilige soll als über alle Zweifel erhaben gelten! Religionsanhänger,
    die sich jeder Kritik abwehrend entgegenstellen, liefern den besten Beweis
    dafür, dass sie den Prinzipien ihrer Religion im Grunde überhaupt nicht
    mehr vertrauen. Wenn die ihnen verbleibenden Argumente nicht hinreichen,
    rational vorgebrachte Kritik ebenso rational zu entkräften, dann ist dies
    Ausdruck einer nachhaltigen Beschädigung des absolutistischen
    Wahrheitsanspruchs ihres Glaubenssystems. Ein Glaubenssystem jedoch, das
    außerstande ist, rationale Argumente in ihrer historisch gegebenen gesamten
    Reichweite und Reichhaltigkeit zu integrieren und das darauf nur noch mit
    irrationaler Abwehr zu reagieren vermag, verdient keinerlei Unterstützung
    mehr, denn es behindert die Weiterentwicklung seiner Anhänger und der
    Gesellschaft, auf die es nunmehr einen negativen und rückwärtsgerichteten,
    d.h. antiemanzipatorischen Einfluss ausübt. 
    Zu guter Letzt möchte ich allen Streithähnen folgenden Sachverhalt
    zur geflissentlichen Kenntnisnahme empfehlen: 
    Der Herausgeber ist kein Prügelknabe, der für die Beschädigungen
    des eigenen kränkelnden religiösen Selbstbewusstseins durch andere
    geradezustehen hat! Innere Stärke hat ihr Maß nicht am Pegel einer als
    unbeherrschbar erscheinenden Wut, sondern an der Fähigkeit, gelassen und
    vernünftig zu reagieren! Es wird niemand gezwungen, sich einer Diskussion
    zu stellen, doch sollte die Seite, die sich einer sachlichen inhaltlichen
    Auseinandersetzung verweigert, dann auch nicht mit unsinnigen Vorwürfen und
    Beschuldigungen über den Herausgeber herziehen, wenn dieser der anderen
    Seite das Forum bietet, das man selbst ausschlägt! 
    (Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Hier &
    Jetzt", Ausgabe 3/2000, erschienen.) 
    
    
     
     
    
    Franz Johannes Litsch (Deutsche
    Buddhistische Union):  
    "Mitschuldig
    am Völkermord!" 
    Anschließend der Litsch-Brief an Winfried Richter und unsere
    Kommentierung:  
    Samstag, 6. Mai 2000 
    Sehr geehrter Herr Winfried Richter, 
    Seit einiger Zeit bekomme ich die von Ihnen herausgegebene
    Zeitschrift HIER & JETZT - Wege zur Mitmenschlichkeit. Ich bin mir
    nicht sicher, ob sie etwas mit der Zeitschrift "Wendekreis" zu
    tun haben, die mich im vergangenen Jahr um Unterstützung bei der Herausgabe
    eines Heftes zum Thema Buddhismus hatte? Ich hatte mich aber über Ihre
    Zeitschrift mit dem sehr buddhistischen Titel HIER & JETZT und der
    Zielsetzung "Wege zur Mitmenschlichkeit" aufzuzeigen, sehr
    gefreut und war gewillt, die Zeitschrift bei Gelegenheit inhaltlich wie
    durch Bekanntmachung in buddhistischen Kreisen meinerseits auch zu
    unterstützen [......] 
    Umso mehr schockiert bin ich über das, was ich heute in Ihrer
    neuesten Ausgabe von HIER JETZT zur Kenntnis nehmen musste. Der offene
    Brief [gemeint ist unsere Presseerklärung] von Frau und Herr Röttgen
    (alias Trimondi) ist eine geradezu bösartige Ungeheuerlichkeit und schlägt
    Ihrem Anliegen, "Wege zur Mitmenschlichkeit" zu fördern, frontal
    ins Gesicht. 
    Was veranlasst Sie dazu, in Ihrer Zeitschrift S. H. dem Dalai
    Lama, dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus insgesamt in einer
    derart diffamierenden und unhaltbaren Weise entgegenzutreten? Was
    veranlasst Sie dazu, einen ehemaligen und neuen Maoisten, der in den 60er
    Jahren die sog. Mao Bibel in großer Auflage drucken und verbreiten ließ,
    für seine im Dienste der chinesischen Kommunisten stehende Hetz- und Vernichtungskampagne
    gegen den Dalai Lama, den tibetischen Buddhismus und das tibetische Volk
    alle Türen zu öffnen? Wollen sie sich als Humanist oder Christ (oder was
    auch immer?) mitschuldig machen an einem neuen Religions- und Völkermord? 
    Trimondi: Zu den stereotypen Anschuldigungen gegenüber
    Kritikern des Dalai Lama und seines Religionssystems zählt, dass diese
    automatisch als Handlanger der Chinesen denunziert werden. Dies gilt sowohl
    für die Kritik, die von innen - aus den Reihen der Exiltibeter -, wie für die
    Kritik, die von außen kommt. "So werden Kritiker, die von der Meinung
    der exiltibetischen Regierung abweichen, schnell als pro-chinesische
    Propagandisten abgestempelt..." - schreibt sogar der Ethnologe und
    praktizierende Buddhist Martin Brauen.  
    Es stimmt zwar, dass ich (Victor Trimondi/Herbert
    Röttgen) in den späten 60ern die sogenannte Mao Bibel über meinen damaligen
    Verlag (Trikont-Verlag) habe vertreiben lassen. Es stimmt aber nicht, dass
    ich sie habe drucken lassen. Maoist bin ich deswegen niemals gewesen,
    ebenso wenig wie die Hunderten von Buchhändlern, die in dieser Zeit die Mao
    Bibel verkauft haben, Maoisten gewesen sind, ebenso wenig wie die Tausenden
    von Lesern dieses Büchleins. Ich gehörte zu jenem linksorientierten
    (Sponti)Milieu, aus dem unser aktueller Außenminister Joschka Fischer und
    Innenminister Otto Schily ebenfalls stammen.  
    Was Herr Litsch bewusst verschweigt, ist die Tatsache,
    dass ich in den 80er Jahren Bücher des Dalai Lama, über ihn und über den
    tibetischen Buddhismus habe drucken und vertreiben lassen. Ebenso erwähnt
    er nicht, dass ich drei viel beachtete Großveranstaltungen mit dem
    tibetischen Religionsführer organisiert habe. Ebenso wenig wie ich vorher
    Maoist geworden bin, weil ich die Mao Bibel vertrieben habe, ebenso wenig
    bin ich später Buddhist geworden, weil ich Bücher über den Dalai Lama
    publiziert habe. 
    Von chinesischer Seite haben wir bisher (August 2000)
    noch keinerlei Reaktion auf unser Buch Der Schatten des Dalai Lama
    erhalten, geschweige denn finanzielle Unterstützung und das aus zwei
    einfachen Gründen: 
    1. - Unser Buch ist keineswegs
    "chinafreundlich"  
    2. - Unser Buch beinhaltet eine ausführliche und
    scharfe Kritik Mao Tse Tungs 
    Der zweite, perfide Vorwurf, der von pro-lamaistischer
    Seite ständig gegenüber Kritikern gemacht wird, lautet, sie beteiligten
    sich am Völkermord, den die Chinesen an den Tibetern begehen. Dass man von
    einer gesellschaftlichen Repression in China sprechen kann, ist sicher
    richtig, aber jeder, der sich ehrlich über die aktuellen Fakten in Tibet informiert,
    weiß, dass dort kein "Völkermord" und kein
    "Religionsmord" stattfindet. Im Gegenteil - die Chinesen
    versuchen - was hier im Westen wenig bekannt ist - einen prochinesischen
    Lamaismus zu etablieren. Sie bauen deswegen die alten Klöster wieder auf und
    binden die tibetischen Lamas in die wirtschaftlichen Schaltstellen des
    Landes ein.  
    In den letzten zwei Jahren (seit 1998) besteht der
    Hauptkonflikt in Tibet nicht einmal zwischen dem tibetischen Klerus auf der
    einen und dem chinesischen Staat auf der anderen Seite, sondern zwischen
    den verschiedenen Mönchsfraktionen selber (Shugden versus Dalai Lama versus
    Panchen Lama). Dieser innerlamaistische Konflikt wird sicher von den
    Chinesen politisch zu ihren Gunsten ausgenutzt, wurde aber nicht von ihnen,
    sondern vom Dalai Lama verursacht, der auch unter den Exiltibetern die
    Shugden Anhänger aufs heftigste bekämpft. 
    Litsch: Alles an diesem Brief ist grobe Verleumdung und
    absichtliche Verdrehung der Wirklichkeit und kann von jedem halbwegs
    informierten kritischen Beobachter mühelos widerlegt werden. Das beginnt
    bereits am ersten Absatz und zieht sich durch sämtliche Aussagen hindurch.
    So ist zum Beispiel der Besuch des Dalai Lama in München natürlich nicht
    sein einziger öffentlicher Auftritt und der Hintergrund seiner
    Deutschlandreise im Mai, sondern er ist hier um an einer internationalen
    Tibet-Solidaritäts-Konferenz teilzunehmen, die vom 11. - 14. Mai in Berlin
    stattfindet und von der Friedrich Naumann Stiftung (FDP) organisiert wird.
    Am 14. Mai gibt der Dalai Lama auch einen öffentlichen Vortrag im Haus der
    Kulturen der Welt in Berlin. 
    Trimondi: Wir schreiben in unserer Presseerklärung
    wörtlich: "Nach unseren Informationen [!] ist dieser Auftritt der
    einzige, den der Dalai Lama in Deutschland im Mai 2000 durchführt." Da
    wir nicht in der Deutschen Buddhistischen Union sitzen und keinen anderen
    Hinweis in den Medien über einen sonstigen Deutschlandaufenthalt des Dalai
    Lama finden konnten, hatten wir nun einmal keine anderen Informationen. Im
    Übrigen war der Dalai Lama - nach unseren jetzigen Informationen - erst am
    13. Mai in Berlin und nicht am 11., wie es Herr Litsch in seinem Brief
    suggeriert. 
    Litsch: Dass München die "geheime Hauptstadt" des
    deutschen Buddhismus sei, ist pure und gemeine Erfindung mit dem Zweck,
    diesen in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken, für die München die
    "Hauptstadt der Bewegung" war. Wie unsinnig dieser Vorwurf ist,
    zeigt sich schon daran, dass der Dalai Lama in München keinerlei
    buddhistisches Zentrum besuchen und kein Zusammentreffen mit Vertretern des
    deutschen Buddhismus haben wird. Dieses entspricht seiner Grundhaltung, die
    davon geprägt ist, im Bereich anderer religiöser Traditionen nicht religiös
    zu missionieren sondern den Wert der jeweils vorhandenen spirituellen
    Überlieferung zu betonen und gar von einer (aus Enttäuschung geborenen)
    Konversion zum Buddhismus abzuraten. 
    Trimondi: München soll nach einem Bericht im Focus
    die meisten Buddhisten Deutschlands haben. Der Satz "München gilt
    ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland" -
    stammt nicht von uns, sondern aus der Münchner AZ vom 10. Mai 2000. Der
    bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem
    "Blödelfilm" über Tibet schon im Jahre 1993 von München
    herumgejuxt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer
    Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet
    werden." Im Übrigen war unter den Nazis die "geheime Hauptstadt
    des Reiches" nicht München, sondern Nürnberg. München wurde von den
    Nazis "Hauptstadt der Bewegung" genannt.  
    Den zweiten Satz verstehen wir einfach nicht? Was hat
    ein Treffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus in München mit dem
    Missionierungsauftrag des Dalai Lama zu schaffen? Der Dalai Lama, der einer
    Religion angehört, die seit Jahrhunderten sehr erfolgreich in Innerasien
    missioniert hat, weiß nur zu genau, wie man das heute im Westen am
    effektivsten macht, nämlich durch den Einsatz des double bind.
    Gerade weil er den Menschen abrät, ihre traditionelle Religion zu wechseln,
    gerade deswegen laufen ihm die Leute in Scharen zu. Im übrigen haben wir
    gar nichts gegen "missionieren", wenn die Missionsinhalte die
    humanistischen Werte achten und offen und ehrlich dargestellt werden. Dies
    ist jedoch beim Lamaismus nicht der Fall. Wir haben es hier mit einer
    patriarchalen Tradition zu tun, die auf Geheimriten, Initiationen und
    sexualmagischen Praktiken aufbaut, welche in der Öffentlichkeit nicht
    diskutiert werden dürfen. 
    Litsch: Dass München auch "seit Beginn des vorigen
    Jahrhunderts" der Hort "traditioneller Buddhismuskritik und
    Aufklärung" sei, ist eine weitere absolut groteske Erfindung. Da bis
    vor wenigen Jahrzehnten über die authentische Lehre und Praxis des Buddha
    in Deutschland und München so gut wie nichts bekannt war, konnte es eine
    solche Tradition überhaupt nicht geben. Es sei denn, man mache jetzt aus
    den zahlreichen rassistischen und kolonialistischen Verleumdungen, die ohne
    Zweifel schon seit Jahrhunderten in Deutschland (und gerade auch im
    erzkatholischen München) gegen alle nicht-christlichen Religionen gab,
    erneut wieder ernst zunehmende Aufklärungsschriften. Der Geist, auf den
    sich die Trimondis hier berufen, offenbart in aller Deutlichkeit, woher der
    Wind weht. 
    Trimondi: Wir rekurrieren hier vor allem auf die
    beiden Münchner Orientalisten Albert Grünwedel und Helmut Hoffmann.
    Grünwedel hat schon am Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen das
    Kalachakra Tantra, den bedeutendsten Ritualtext des tibetischen Buddhismus,
    ins Deutsche zu übersetzen. Er hat als Sprachforscher für die damalige Zeit
    eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber er stand auch dem Kalachakra
    Tantra sehr kritisch gegenüber und hat inständigst davor gewarnt, dass es
    sich hierbei um ein magisches Ritual handele, welches die westliche Kultur
    bedrohen könne. Sein Schüler Helmut Hoffmann hat die Kalachakra Studien
    Grünwedels weitergeführt. Von ihm stammt ein hervorragendes aufgeklärtes
    Buch über Tibet: Religionen Tibets. Bon und Lamaismus in ihrer
    geschichtlichen Entwicklung (Freiburg - 1956). Hoffmann beschreibt sehr
    detailliert die blutige Historie des Lamaismus von seinen Anfängen bis hin
    zur Neuzeit. Eine Lektüre dieser Schrift würde viele Anhänger des Dalai
    Lama ernüchtern. 
    Uns als Erzkatholiken hinzustellen, wo wir einige
    Sätze vorher noch Erzmaoisten waren zeigt nur die Hilflosigkeit des Autors,
    der nicht über Inhalte debattieren möchte, sondern glaubt, den Buddhismus
    durch Plattitüden und Schimpfereien verteidigen zu können. 
    Litsch: Dass die Röttgens dabei in permanenter und penetranter
    Selbstüberhöhung ihre eigene Bedeutung als Vorkämpfer der Wahrheit über den
    tibetischen Buddhismus betonen, passt nur zu gut zu dem Größenwahn, mit dem
    sie sich auch mit ihrem Namen schmücken. Victor Trimondi heißt nämlich
    wörtlich übersetzt "Sieger der drei Welten", eine traditionelle
    Bezeichnung des tibetischen Budhismus allein für den Buddha selbst, der die
    Welten von Gier, Hass und Verblendung überwunden hat. 
    Trimondi: Über die Wahl unseres Pseudonyms haben wir
    uns unter biograph.html
    ausführlich ausgelassen, was wir hier nicht mehr wiederholen wollen. Im
    übrigen kann doch auch Herr Litsch nichts dagegen haben, dass man sich zum
    Ziel setzt, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden.  
    Litsch: Die Lügenkonstruktion geht weiter, in dem sie auf das Buch
    von June Campbell hingewiesen wird. Der Schlampigkeit ihrer Recherche, die
    auch ihr Buch durch und durch prägt, entspricht, dass Frau Campbell hier
    zur Engländerin wird. Aber wichtiger: sie verschweigen mit Absicht, dass
    Frau Campbell selbst Buddhistin war und dass das Buch in einem
    buddhistischen Verlag (Theseus) erschienen ist. Darüber hinaus wird die
    darin vorgebrachte Kritik an durchaus zutreffenden Fehlentwicklungen des
    tibetischen Buddhismus schon längst in westlichen buddhistischen Kreisen
    diskutiert und gerade vom Dalai Lama leidenschaftlich unterstützt. Dass der
    tibetische Buddhismus jedoch "extrem frauenfeindlich" sei, kann
    schon von daher kaum zutreffen, da im Westen heute besonders von kritischen
    und selbstbewussten Frauen gelehrt und praktiziert wird (siehe die
    buddhistische Frauenkonferenz, die mit 1200 Teilnehmerinnen und großem
    Erfolg vor kurzem in Köln stattfand) 
    Trimondi: Frau June Campbell, mit der wir in
    Korrespondenz stehen, fühlt sich persönlich als Schottin ist aber immer
    noch Engländerin, da die Volksabstimmung der Schotten letzten Jahres (1999)
    keine Unabhängigkeit von Großbritannien bewirkte. Sie lebt und lehrt in
    Edinburgh/England. Mit welcher Feindlichkeit ihr Buch in buddhistischen
    Kreisen diskutiert wurde und wie sie ständig Verleumdungen ausgesetzt war,
    darüber berichtet sie sicher selber am besten. Sie hat sich mittlerweile
    vom Buddhismus völlig abgewandt. Im Übrigen greift sie das lamaistische
    System nicht nur wegen seiner Fehlentwicklungen an (wie einige Tibetologen
    und Feministinnen), sondern erkennt im Lamaismus eine grundsätzlich
    "frauenfeindliche" Tradition.  
    Die Anzahl von Frauen, die sich an patriarchale
    Systeme hingeben, gibt keine Auskunft darüber, ob diese Systeme
    "frauenfreundlich" sind oder nicht. Ansonsten müsste man dies
    auch von fundamentalistischen islamischen Bewegungen behaupten, für die
    Hunderttausende verschleierte Frauen auf die Strasse gehen, um für ihre
    eigene Entmündigung zu demonstrieren. Wir haben in unserem Buch Der
    Schatten des Dalai Lama gezeigt, wie raffiniert die Methoden des
    tantrischen Buddhismus sind, um sich der Zustimmung von Frauen zu
    bemächtigen.  
    Litsch: Das gleiche verfälschende Verschweigen betrifft das Buch
    von Brian Victoria. Der Autor ist selber namhafter buddhistischer Zen
    Lehrer und der Verlag der gleiche buddhistische Verlag wie der obige. So
    war es auch sein Anliegen, den Zen Buddhismus an seinen ursprünglichen
    Geist zu erinnern, nicht ihn zu beschuldigen oder zu schädigen. 
    Trimondi: Wir möchten hiermit dem Theseus Verlag unseren
    Dank aussprechen, dass er so mutig war, die beiden kritischen Bücher von
    June Campbell und Brian Victoria zu publizieren. Auch haben wir nicht die
    geringsten Probleme damit, dass es ernsthaft kritische Diskussionen in
    buddhistischen Kreisen und von Buddhisten gibt. Im Gegenteil - wir können
    diese nur begrüßen und freuen uns darüber. Das Problem liegt vielmehr
    darin, dass es sie nur sehr selten gibt und dass sich die deutschen
    Buddhisten bisher (August 2000) strikt weigern, mit Kritikern außerhalb ihrer
    eigenen Reihen zu debattieren. Anstatt einen konstruktiven Dialog mit ihnen
    zu führen, verleumden, bedrohen und behindern sie diese. Der Brief des
    Herrn Litsch ist ein typisches Beispiel hierfür. Anders im angelsächsischen
    Raum, dort wird zum Beispiel unsere Dalai Lama Kritik von Zen-Buddhisten
    mit in die Diskussion einbezogen.  
    Diese starre Ablehnung einer Debatte wird man sehr
    bald bereuen, denn die Kritik am Buddhismus verbreitet sich immer mehr in
    Milieus außerhalb der liberalen Szene, die die Kritik am Lamaismus
    bedenkenlos auf alle anderen buddhistische Schulrichtungen übertragen und
    zu pauschalen Verurteilungen neigen. 
    Litsch: Was dagegen die "kritische Studie" des
    fanatischen Religionsgegners Colin Goldner betrifft, so handelt es sich
    hier um ein Machwerk, dass derart von hasserfüllten Anschuldigungen,
    Konstruktionen und Unterstellungen geprägt ist, dass sich selbst die
    ursprüngliche Mitautorin Jutta Ditfurth vor seinem Erscheinen davon
    distanziert hat. Auch das Buch der Trimondis erntet seinerseits dort nur
    Häme.  
    Trimondi: Goldner hat wichtiges Faktenmaterial
    geliefert, das diskussionswürdig ist. Dass Jutta Ditfurth sich mit Colin
    Golder wegen inhaltlicher (!) Probleme überworfen haben soll, ist uns und
    Herrn Goldner unbekannt. Außerdem stand sie schon lange auf der schwarzen
    Liste der Dalai Lama Anhänger und wurde noch vor unserem und Goldners Buch
    von buddhistischer Seite beschimpft. Andererseits gibt es von ihr weit
    schärfere Verbalattacken gegen den Dalai Lama, als wir sie in Goldners Buch
    gefunden hätten. Zum Beispiel: "In der gegenwärtigen Kampagne des
    reinkarnierten Häuptlings der Gelbmützensekte, dem 'Dalai Lama', geht es um
    machtpolitische Interessen: Er will das Mandat der Welt(regierungen),
    alleiniger Vertreter des tibetischen Volkes zu sein, 'geistiges und
    weltliches Oberhaupt' von in religiösem Wahn und in feudaler Indoktrination
    planvoll ungebildet gehaltenen Menschen. ... der ständig grinsende, ach so
    gewaltlose Gelbmützen Häuptling, der es schafft, seinen deutschen Fans
    mehrstündige Vorträge über Nichts zu halten, ohne dass sie ihre Leere im
    Kopf spüren, ist der Führer einer repressiven, äußerst gewaltvoll
    herrschenden Clique." (Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei,
    Hamburg, 1997, p. 119)  
    Goldner greift unseren Text vor allem deswegen an,
    weil wir eine Reformierung des Buddhismus für möglich halten. Das hat ihn
    sehr aufgeregt! Und außerdem attackiert er uns scharf, weil wir früher den
    Dalai Lama unterstützt haben. Aber er hält sich an die Spielregeln einer
    demokratisch offenen Gesellschaft, das heißt er diskutiert mit uns, was für
    die deutsche buddhistische Szene nur in ganz wenigen Ausnahmen gilt. Diese
    polemisiert in den meisten Fällen gegen uns und Goldner mit solchen Briefen
    wie dem vorliegenden von Litsch, anstatt für die Kritik dankbar zu sein,
    weil sie ihr helfen könnte, die eigenen Schwachstellen zu erkennen und
    entsprechende Reformen einzuleiten. 
    Litsch: Den Gipfel stellen die mehrfach wiederholten (um es nach
    mehr aussehen zu lassen) Anspielungen auf die von den Trimondis genannte
    "Shugden Affäre dar. Hier zeigt sich ganz offen, dass den beiden nicht
    im Entferntesten an Humanität, Offenheit, Demokratie und Aufklärung geht,
    sondern dass ihnen einfach jedes Mittel und Argument recht ist, um den
    Dalai Lama ins Zwielicht zu setzen, auch wenn die tatsächlichen Vorgänge
    alle ihre Anschuldigungen unmittelbar widerlegen. Hier geht es nämlich
    darum, dass der Dalai Lama - der von den Röttgens ja als
    fundamentalistischer Despot und Geisterverehrer hingestellt wird - sich
    öffentlich und entschieden genau gegen solche bedenklichen historischen
    Fehlentwicklungen und Fundamentalismen des tibetischen Buddhismus gewandt
    hat und unter den Tibetern für ihre Abschaffung kämpft. Im Dorje Shugden
    Kult handelt es sich nämlich um einen vorbuddhistischen schamanistischen
    Dämonenkult, der sich im altertümlichen Tibet über die Jahrhunderte hinweg
    erhalten konnte, in der modernen Welt aber seine Aufrechterhaltung und
    Rechtfertigung verloren hat. Die Trimondis und ihre chinesischen
    Hinterleute versuchen nun ausgerechnet dies zu einer "Unterdrückung
    religiöser Freiheit und Minderheit" um zu münzen, um damit das Ansehen
    des Dalai Lama im Westen zu zerstören und den tibetischen Buddhismus
    endgültig in die Knie zu zwingen. 
    Trimondi: Es ist ein erschreckendes Beispiel der
    Manipulation, wie von offizieller exiltibetischer Seite die "Shugden
    Affäre" dargestellt wird und jeder Buddhist sollte sich schämen, wie
    hier von Anhängern des Shakyamuni Buddha mit der Wahrheit umgesprungen
    wird. Auskunft darüber gibt Ihnen gerne der langjährige, ehemalige
    Übersetzer des Dalai Lama und buddhistische Mönch - Helmut Gassner. 
    Der Shugden-Kult ist keineswegs
    "vor-buddhistisch", sondern entstand im 17. Jh. zur Zeit des V
    Dalai Lama. Er ist auch nur begrenzt schamanistisch, da die Gelugpas, die
    Gelbmützen, die den Shugden Kult ins Leben riefen, dem Schamanismus der
    anderen Schulen äußerst ablehnend gegenüberstanden und -stehen. Es handelt
    sich auch nicht um einen "Dämonenkult", denn die Wesenheit, die
    durch das Shugden Orakel spricht ist der ehemalige Gelbmützen- Lama Drakpa
    Gyaltsen, Abt des mächtigen Drepung Klosters, der eine Rebellion gegen den
    V Dalai Lam organisierte. Man sollte weiterhin erwähnen, dass der XIV Dalai
    Lama selber in den Shugden Kult von seinem Lehrer Trijang Rinpoche
    initiiert wurde.  
    Dagegen weiß jeder, der eine Biographie des Dalai Lama
    (gleich welche) gelesen hat, dass dieser selber einen "echten"
    Dämon, den mongolischen Kriegsgott (!) Pehar, durch ein Medium, das Nechung
    Orakel, anruft, damit dieses ihm politische Entscheidungen abnimmt. Nur in
    der Person des Orakelgottes, nicht aber in der Sache unterscheidet sich das
    Orakelwesen des Dalai Lama von dem der Shugden Sekte. Die gesamte
    atavistische Seite des Lamaismus wird in der öffentlichen Diskussion von Buddhisten
    aller Schulrichtungen ebenso ausgespart wie seine magisch-tantrischen
    Wurzeln, obgleich sich der Dalai Lama selber dazu bekennt. Stattdessen
    sollen wir uns ausschließlich an den ethischen Erbauungsbüchern und
    -sprüchen des Dalai Lama orientieren und nur nicht seine Ritualpolitik
    hinterfragen.  
    Ein weiteres Beispiel: Es soll kein Geisterglaube
    sein, wenn dem Dalai Lama die "vorbuddhistische" Dämonin Palden
    Lhamo als höchste Schutzgöttin zugeordnet ist? Palden Lhamo tötete - der
    Überlieferung nach - ihren Sohn, weil er nicht zum buddhistischen Glauben
    konvertieren wollte und zog ihm eigenhändig die Haut ab, um diese als
    Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Sie gilt als die Schutzgöttin, welche
    die Feinde des Dharma bekämpft und vernichtet. Solche Mythen und Bilder
    sind zu überprüfen, weil sie in der Geschichte Tibets schon verhängnisvolle
    Auswirkungen gehabt haben und nicht im Geringsten mit den humanistischen
    Werten von Toleranz und Interreligiösität, die der Dalai Lama weltweit
    predigt, übereinstimmen.  
    Litsch: Während die Röttgens sich also inhaltlich immer wieder mit
    rassistischen oder dämonisch-magischen Positionen solidarisieren,
    unterstellen sie genau solche Handlungen dem Dalai Lama und dem tibetischen
    Buddhismus im Westen. Ja, sie versteigen sich gar zu der absurden
    Behauptung, jener wolle die gewaltsame Weltherrschaft erringen und die
    globale "Buddhokratie" errichten. Oder die Buddhisten bekämen
    "keinen direkte Aufklärung über die genauen Ziele, Ausrichtungen und
    Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen". Solcher
    hanebüchene Unsinn übertrifft noch die Horrorgeschichten, die seit dem 19.
    Jahrhundert von zahlreichen Rettern des christlichen Abendlandes über die
    "gelbe Gefahr" verbreitet wurden. (Schon Kaiser Wilhelm hatte mit
    der "Gelben Gefahr" vor allem den Buddha gemeint). In ihrem
    blinden Hass setzen sie schließlich den Dalai Lama - ausgerechnet jenen
    religiösen Vertreter, der wie kein anderer in der heutigen Welt unermüdlich
    immer wieder für bedingungslose Gewaltfreiheit und Mitgefühl auch mit dem
    Gegner eintritt - Adolf Hitler und dessen Politik gleich. 
    Trimondi: An keiner Stelle in unserem Buch oder in
    unserer Presseerklärung solidarisieren wir uns mit rassistisch oder
    dämonisch-magischen Positionen, sondern zeigen, wie diese dem lamaistischen
    System inhärent sind beziehungsweise von westlichen Okkultisten mit eigenen
    Vorstellungen verbunden werden. Ebenso wenig ist irgendwo etwas bei uns
    über die Gleichung Adolf Hitler = Dalai Lama zu lesen. Wir verweisen
    dagegen auf den eminenten Einfluss, den der tibetische Buddhismus auf den
    Neofaschismus ausübt und ausgeübt hat. Das Streben nach Buddhokratie ist
    nicht unsere Erfindung sondern Inhalt des lamaistischen Ritualwesens und
    Dogmas, insbesondere des Kalachakra Tantra und explizit im Buddhokratie
    Programm von Robert A. Thurman, dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den
    USA", ausgedrückt.  
    Selbstverständlich werden die Schüler nicht über die
    metapolitischen Ziele des Lamaismus aufgeklärt. Der Text des Kalachakra
    Tantra zum Beispiel, in das der Dalai Lama schon Hunderttausende initiiert
    hat, ist nur teilweise in eine europäische Sprache übersetzt. Menschen, die
    in dieses Tantra eingeweiht wurden, sind Opfer einer
    Bewusstseinsmanipulation, weil sie keine Ahnung haben, was sich in den
    Kalachakra Mysterien abspielt. Das Kalachakra Tantra wird zum Beispiel vom
    Dalai Lama als Friedensritual ausgegeben, hat aber extrem aggressive und
    kriegerische Aspekte. Es prophezeit einen blutigen Endzeitkrieg und
    bereitet sich und seine Anhänger spirituell und meditativ darauf vor. In
    dieser apokalyptischen Schlacht stehen sich Buddhisten und "Feinde der
    Lehre" (vor allem Anhänger des Islam) als unversöhnliche Gegner
    gegenüber. Ziel des Ganzen: die Errichtung einer weltweiten, patriarchalen
    Buddhokratie. Hier tut grundsätzliche Aufklärung not. 
    Litsch: Es gab immer schon einen Weg, die Wahrheit festzustellen,
    nämlich indem man sie selbst prüft. Wer wissen will, was S. H. der Dalai
    Lama denkt und lehrt und wofür er eintritt, der kann seine Bücher lesen.
    Gerade ist seit vielen Jahren wieder eines erschienen, das nicht nur über
    ihn oder aus Gesprächen mit ihm sondern von ihm selbst stammt. Es heißt
    "Das Buch der Menschlichkeit - eine neue Ethik für unsere Zeit"
    und ist erschienen im Lübbe Verlag. 
    Trimondi: Mit dem, was der Dalai Lama sagt, sind wir
    und die meisten seiner Kritiker ja einverstanden, nicht aber mit dem, was
    er verschweigt. Gerade, was in den offiziellen Statements nicht zu lesen
    ist, bedarf der Untersuchung und Wertung. Die geheimen Riten, die
    metapolitische Magie, die buddhokratischen Entwürfe, und die verschwiegene
    Geschichte des Lamaismus, die politische Entmündigung unter den
    Exiltibetern ....... verlangen eine Diskussion, der sich Buddhisten (aus
    eigenem Interesse) nicht verschließen sollten. 
    Litsch: Ich möchte Sie, Herr Richter bitten, mit dort eine einzige
    Stelle zu zeigen, die die von Ihnen veröffentlichten Anschuldigungen
    bestätigt. Wenn sie diese nicht finden, dann möchte ich Sie bitten, sich in
    aller Form in Ihrer Zeitschrift von diesem Brief zu distanzieren und sich
    dafür gegenüber den Buddhisten in Deutschland zu entschuldigen. 
    Trimondi: Die buddhistische Szene, die Jahrelang das
    Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte,
    reagiert jetzt auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise
    mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente hat?
    Sollte sie dann gerade nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt
    zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine Debatte? Stattdessen
    arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen,
    die kritischen Bücher der Trimondis und Goldners nicht zu kaufen und nicht
    zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum
    wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte
    eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch
    in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck auf einen
    Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches
    Verhalten wird auch zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit
    wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen
    Buddhismus aufzuwachen. 
    Litsch: Wir Mitarbeiter der deutschen Buddhistischen Union bemühen
    uns seit Jahren in zahllosen Begegnungen, Kontakten, Vorträgen,
    Veranstaltungen und Veröffentlichungen Beiträge zu leisten zu einer neuen,
    tieferen Verankerung des Bewusstseins der untrennbaren Verbundenheit aller
    lebenden Wesen auf diesem Planeten und unserer besonderen Verantwortung als
    Menschen dafür. Mitmenschlichkeit bzw. Mitweltlichkeit ist der
    entscheidende Schlüssel für eine heilsame Umkehr in der derzeit enorm
    bedrohlichen, globalen, geistige, gesellschaftlichen, ökologischen
    Entwicklung. 
    Trimondi: Wenn diese buddhistischen Prämissen von
    Herrn Litsch und der DBU wirklich ernst gemeint sind, so dürften sie nicht
    die offene Diskussion mit den Kritikern versperren. Vielmehr sollten sie
    die Kritiker, und damit auch uns, in diese "Verbundenheit" mit
    einbeziehen, immerhin sind wir ebenfalls "lebende Wesen", die
    sich aktiv für die Humanisierung von Gesellschaft und Religion eingesetzt
    haben und dies weiterhin tun. 
    Litsch: Sie, Herr Richter haben mit Ihrer Veröffentlichung diesem
    Geist der Mitmenschlichkeit schweren Schaden zugefügt. Sie werden wohl
    nirgendwo von Seiten der Buddhisten eine Erklärung finden, die andere
    Menschen, Weltanschauungen oder Religionen auf derart ungerechtfertigte und
    verletzende Weise angreift. Ich möchte Ihnen unterstellen, dass sie nicht
    ausreichend über die Hintergründe informiert waren. Sie haben die
    Möglichkeit, dies rückgängig zu machen. 
    Mit herzlichem Gruß 
    Franz Johannes Litsch 
    Trimondi: Zum Abschluß als globale Antwort an Herrn
    Litsch und darüber hinaus an die DBU ein Buddha Wort! Der historische
    Buddha lehrt uns, das Kritik etwas Wertvolles ist. So nachzulesen im
    Anguttara Nikaya (I,174), wo er einem zweifelnden Schüler sagt:  
    "Deine Zweifel sind begründet, Sohn
    des Kesha. Höre meine Weisung: Glaube nichts auf bloßes Hörensagen hin;
    glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und durch viele Generationen
    bis auf uns gekommen sind; glaube nichts aufgrund von Gerüchten oder weil
    Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß weil man Dir das geschriebene
    Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube nie etwas, weil
    Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit dich verleitet,
    es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße Autorität deiner Lehrer
    und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit Deiner
    Vernunft übereinstimmt und Deinem Wohl und Heil wie dem aller anderen Wesen
    dient, das nimm als Wahrheit und lebe danach."  
    In diesem buddhistischen Geiste haben wir unser Buch
    "Der Schatten des Dalai Lama" geschrieben. 
    © Victor und Victoria Trimondi 
    
    
     
     
    
    V. & V. Trimondi - Verfasser des Buches
    "Der Schatten des Dalai Lama - Sexualtät Magie und Politik im
    tibetischen Buddhismus" - Patmos Verlag 
    Protestnote gegen
    einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union) 
    Die Zeitschrift "Hier & Jetzt"
    veröffentlichte die Presseerklärung von V. & V. Trimondi (H. u. M.
    Röttgen) zum "Dalai Lama Besuch in München" (Mai 2000) und
    stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber der Zeitschrift,
    Winfried Richter, erhielt daraufhin einen Brief von Herrn Franz Johannes
    Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union - in dem die
    Autoren des Buches "Der Schatten des Dalai Lama" beleidigt,
    verleumdet und beschimpft werden.  
    München, 20. August 2000 
    Sehr geehrte Damen und Herren! 
    Wir wissen nicht ob Herr Franz Johannes Litsch, den obigen Brief,
    der sich gegen unsere Arbeit und unsere Person richtet, im Namen der
    Deutschen Buddhistischen Union verfasst und verschickt hat. Auf jeden Fall
    tritt er als Mitglied des Rates der DBU an die Öffentlichkeit, um seiner
    Argumentation Gewicht zu verleihen. Er hat im Juli 2000 eine regelrechte
    Kampagne gegen uns gestartet und zahlreiche Vertreter des Buddhismus über
    die Schändlichkeit "dieses Machwerkes", wie er unser Buch
    bezeichnet, "aufgeklärt". 
    Herr Litsch polemisiert in höchst un-buddhistischer Art gegen uns
    und andere Kritiker des Lamaismus - durch Unterstellungen, Verzerrungen und
    bewusste Lügen. Er bezichtigt uns des "hanebüchenen Unsinns" -
    der Verbreitung von "Horrorgeschichten" - des "blinden Hasses"
    - wir wollten, "den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie
    zwingen" - des "Maoismus" - des "Katholizismus" -
    des "verfälschenden Verschweigens" - der "Schlampigkeit der
    Recherche" - der "penetranten Selbsterhöhung" - der
    "Verdrehung der Wirklichkeit" - einer "Hetz- und
    Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama" - einer "bösartigen
    Ungeheuerlichkeit" - der "Solidarisierung mit rassistischen und
    dämonisch-magischen Positionen". Zumindest für den letzten Fall wird
    die Sache strafrechtlich relevant und von uns in dieser Richtung hin
    überprüft. Wie leicht Litschs Vorwürfe von der Hand zu weisen sind, können
    Sie auf unserer Homepage unter http://www.trimondi.de/med18 nachschlagen,
    wo wir auf seinen Brief antworten. Herr Litschs Polemik ist wissenschaftlich
    unseriös, politisch verantwortungslos, publizistisch dürftig und menschlich
    bedauernswert.  
    Die buddhistische Szene, die Jahre lang im Westen das Privileg
    ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert
    jetzt im deutschsprachigen Raum auf die sich ausweitende Kritik mit einer
    Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die
    besseren Argumente haben sollte? Sollte sie gerade dann nicht die Kritik
    begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den
    Kritikern keine offene und ehrliche Debatte? Stattdessen arbeitet man mit
    Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen
    Bücher von V. & V. Trimondi und Colin Goldner nicht zu kaufen und nicht
    zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum
    wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte
    eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch
    in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck ("Vorwurf
    der Beteiligung am Völkermord") auf einen Verleger, der es gewagt hat,
    der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten
    wird zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen,
    die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus
    aufzuwachen. (Siehe hier zu unsere Dokumentation "Der Dalai Lama in
    München" unter med18.html)  
    Wir protestieren energisch gegen die
    Aktivitäten, die Herr Litsch gegen uns eingeleitet hat und fortsetzt und
    fordern die DBU auf, sich davon öffentlich zu distanzieren und Herrn Litsch
    zu veranlassen, sich nicht mehr in seiner Funktion als Ratsmitglied der DBU
    zu äußern und sich bei uns zu entschuldigen.  
    Victor &
    Victoria Trimondi   
    
    
     
     
    
      
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