Der Schatten des Dalai Lama

Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus

 

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Der XIV. Dalai Lama in München

Die Kritiker formieren sich


Leserbrief von V. & V. Trimondi an verschiedene Zeitungen

Presserklärung von Victor & Victoria Trimondi

AZ - Alles fliegt auf den Dalai Lama

AZ - Ein System, das Frauen verachtet

TZ - Der Dalai Lama und die Faschisten

TZ - Das Drama in der Todeswüste

AStA der Uni München- Free Tibet from the Lamas

AStA der Uni München- Opium fürs Volk: Jetzt auch bei uns

Forum Kritische Psychologie (Colin Goldner)

AZ - Geliebt, geehrt - und gemieden

Deutscher Freidenker Verband - Spektakel um eine Kultfigur

IDEA - Nachrichten aus der evangelischen Welt - Der Dalai Lama ist kein Heiliger

Süddeutsche Zeitung - Streit in der SPD wegen Dalai-Lama-Besuch

Süddeutsche Zeitung - Das Dalai-Lama-Spektakel

TZ - München im Dalai Lama Fieber

AZ - Der Dalai Lama - willkommen in München?

AZ - Ziemlich lahm: Dalai Lama bei Münchens SPD

SZ - Ein umstrittener Gast

Süddeutsche Zeitung - Die Faszination des "Ewig Lächelnden"

Süddeutsche Zeitung - Eine Frage des Bewusstseins

Bild - Religion schützt Politiker vor Machtgier

Münchner Merkur - SPD verdient 100 000 Mark am Besuch des Dalai Lama

Frankfurter Rundschau - Da lachte der Dalai Lama und knuffte Schily ein wenig

Idea - Ungewöhnlich viel Kritik beim Deutschlandbesuch des Dalai Lama

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Der Entertainer

 

Haidhauser Nachrichten - Falscher Titel - falsche Federn


Am 14. Mai 2000 sprach der XIV Dalai Lama auf Einladung des bayrischen Landesverbandes der SPD und des deutschen Innenministers Otto Schily in der Münchner Rudi Sedlmayr Halle zum Thema "Frieden und soziale Gerechtigkeit". Der Auftritt ist das erste Event einer geplanten Veranstaltungsreihe mit dem Thema "Perspektiven im neuen Jahrhundert", die von der SPD durchgeführt wird. Man wolle die "globalen gesellschaftspolitischen Streitpunkte nicht vergessen" - so Unterbezirkschef Franz Maget. Dass bei dem Megaereignis nicht viel "gestritten" würde, insbesondere nicht über die Hintergründe der exiltibetischen Metapolitik, stand von vorneherein fest. Dennoch gab es außergewöhnlich viele kritische Stimmen gegenüber dem Religionsführer. Über diese vor allem möchten wir hier eine kleine Dokumentation zusammenstellen.


Leserbrief an verschiedene Zeitungen nach den Ereignissen:

Der bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem "Blödelfilm" über Tibet im Jahre 1993 von München herumgeblödelt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet werden." Beinahe wäre es im Jahre 2000, als der Dalai Lama die bayrische Metropole besuchte, auch dazu gekommen, aber der Zeitgeist ließ andere Töne anschlagen. Die skeptischen und kritischen Stimmen, die sich im Zusammenhang mit dem Besuch zu Wort meldeten, waren ein Skandal, denn bisher ist der tibetische "Gottkönig" fast ungeschoren durch die deutschen Lande gezogen und jeder seiner Galaauftritte wurde von der Presse zu einem Triumphzug hochstilisiert. Zweifelsohne ist es ihm auch dieses Mal durch sein charmantes Lächeln gelungen, viele Politiker, Anhänger und Sympathisanten zu verzaubern. Der Dalai Lama ist nun mal einer der beliebtesten und effektivsten Populisten unserer Erde und die Leute liegen ihm buchstäblich und im übertragenen Sinne zu Füßen oder sie fliegen dem "Himmlischen" entgegen ("Alles fliegt auf den Dalai Lama" - AZ). Im Gegensatz zum Alpenländler Jörg Haider aber sagt der Populist vom Dach der Welt nichts Anrüchiges und Bösartiges: Von Toleranz, von neuen Werten für das kommende Millennium, von Menschenrechten, von Naturliebe und Friedfertigkeit ist die Rede, wenn der Dalai Lama spricht. Ein Populist also, dem man sich ohne Bedenken hingeben kann, den man endlich anhimmeln darf, der die verschüttete Seele in einem rührt. Weg also mit allen weiteren Fragen und kopfüber hinein in die Emotionen. Wie "himmlisch schön" (TZ) ist es doch im ekstatischen Rausch mit dem "Vorbild an Offenherzigkeit" (TZ) für wenige Augenblicke zu verschmelzen. Unbeachtet bleiben dann die Mahnungen, das dieses "charmante Lächeln" nur eine Fassade sein könne, unbeachtet die Enthüllungen über die politischen und religiösen Machenschaften des Lamaismus, unbeachtet die sexualmagischen Rituale dieser Religion und die in ihr praktizierte Ausbeutung der Frau, unbeachtet ihre ideologischen und personellen Bezüge zum Nationalsozialismus, unbeachtet die Manipulation durch das hierarchische Gurusystem, unbeachtet die lamaistische Doktrin, der Welt den Buddhismus aufzuzwingen. So tanzt dieser "Zauberer" durch unser Land und spielt auf seiner Flöte eine schöne Melodie und alle folgen ihm - ganz vorne marschieren die "Rationalisten", "Pragmatiker" "Liberalen" und "Genossen von der SPD".

Wohin die Reise des Flötenspielers in der Mönchskutte geht? Seht euch die Geschichte des Lamaismus und der vergangenen Dalai Lamas an und ihr könnt euch ein Bild davon machen, was euch da in Zukunft erwartet. Später heißt es dann, wir haben von nichts gewusst. Eine chronische deutsche Krankheit, dieses "Nicht-gewußt-haben". Es geht ja auch nicht um "Wissen", sondern um Hingabe, um dieses grenzenlose Gefühl zu einer Leitfigur, auf das wir Deutsche doch so lange verzichten mussten. Da steht sie nun vor uns, diese Führungspersönlichkeit in einem einfachen Mönchsgewand und "macht München zu einem Wallfahrtsort: Für den Auftritt des Dalai Lama ... pilgern Anhänger aus der ganzen Republik in die Isar Metroploe ... Mehr als 6000 Menschen wollen den Führer der Tibeter und der allermeisten Buddhisten einmal live erleben:" (SZ) Ja, ja - München, die "heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland" (AZ) - da kommen einem die Erinnerungen. Es ist ja wie ein Wunder, denn "der Dalai Lama sprengt die Grenzen!" (AZ) Inhalte spielen bei dieser "Entgrenzung" keine Rolle mehr. So wurde bisher kaum in einer Münchner Lokalzeitung über die "Perspektiven des kommenden Jahrhunderts", die in der Sedlmayerhalle erörtert werden sollten, berichtet. Ist ja auch nicht so wichtig, denn selbst unser trockener Innenminister Schily war voller sprachloser Bewunderung und erlag "der Faszination des Ewig Lächelnden" (SZ), so dass er in den "zweistündigen Monolog" des Gottkönigs "ab und an ein paar Stichworte einstreuen konnte". (FR). Kritiker am Dalai Lama sind für ihn nur "hasserfüllte Menschen. Mit denen will ich mich nicht abgeben." (AZ)

So hatte der Hohe Gast aus Tibet allein das Wort in der Sedlmayer Halle und er weiß ganz genau, wo es lang geht: Die Perspektive für das kommende Jahrhundert lautet - wie könnte es anders sein - "Dalai Lama", unser geliebter "Gottkönig" [Standing Ovations], der ja wiederkommt, um uns erneut mit seinem Lächeln zu beglücken, denn nachdem der Dalai Lama gestorben ist, erscheint er in einer folgenden Inkarnation und wenn man die Sedlmayer Halle noch nicht abgebrochen hat, dann wird er wieder vor unseren eigenen "Inkarnationen" sprechen und das so lange, bis wir alle uflucht in Buddhas Lehre gefunden haben und erleuchtet sind. Aber aufgepasst! Auch Kritiker können sich inkarnieren und sie werden dem Dalai Lama und seinen Wiedergeburten so lange auf den Fersen bleiben, bis er sein wahres Gesicht gezeigt hat. Vielleicht geschieht dies schon in diesem Leben, denn in den aktuellen Presseberichten zum Münchner Besuch gab es schon mehrere "Querflöten", die der süßen Melodie des tibetischen Populisten unangenehme Misstöne beimischten. So was war früher ganz und gar undenkbar. Die Kritik formiert sich und München ist nur der Anfang einer begonnenen kritischen Erleuchtung.

Victor und Victoria Trimondi: Verfasser der kritischen Kulturstudie: "Der Schatten des Dalai Lama - Magie, Sexualität und Politik im tibetischen Buddhismus" - Patmos-Verlag


Presserklärung (V. & V. Trimondi)

Am 14. Mai 2000 spricht der XIV Dalai Lama auf Einladung des bayrischen Landesverbandes der SPD und des deutschen Innenministers Otto Schily in der Münchner Rudi Sedlmayr Halle zum Thema "Frieden und soziale Gerechtigkeit". Der Auftritt ist das erste Event einer geplanten Veranstaltungsreihe mit dem Thema "Perspektiven im neuen Jahrhundert", die von der SPD durchgeführt wird. Man wolle die "globalen gesellschaftspolitischen Streitpunkte nicht vergessen" - so Unterbezirkschef Franz Maget. Dass bei dem Megaereignis von den Referenten nicht viel "gestritten" wird, insbesondere nicht über die problematischen Hintergründe der exiltibetischen Politik und der lamaistischen Metapolitik, ist jedoch sehr wahrscheinlich.

Der Dalai Lama kommt nicht nur nach München, weil die Bayernmetropole schon immer die "geheime Hauptstadt" (AZ) des deutschen Buddhismus war und ist, sondern weil hier auch seit Beginn des vorigen Jahrhunderts ein kritischer Geist (Grünwedel, Hoffmann) weht, der die ethische Problematik des Lamaismus untersucht und hinterfragt. Diese traditionelle Buddhismuskritik und Aufklärung aus München hat sich im vorigen Jahr wieder mit Nachdruck zu Wort gemeldet und hat für rege Diskussionen in der gesamten deutschsprachigen Medienlandschaft und Öffentlichkeit geführt. Publikationen, die den historischen Buddhismus kritisch untersuchen, häufen sich. Einige setzen sich direkt mit der "politischen Theologie" des Dalai Lama auseinander:

1998 erschien ein Buch der Engländerin June Campbell Göttinnen, Dakinis und ganz normale Frauen (THESEUS Verlag) in deutscher Sprache, das die extreme Frauenfeindlichkeit des Lamaismus aufzeigt. 1999 wurde das Buch von Brian Victoria Zen, Nationalismus und Krieg - Eine unheimliche Allianz. (THESEUS Verlag) auf den Markt gebracht, das die historische und ideologische Verbindung des Zen Buddhismus mit dem Faschismus zum Thema hat. Eine weitere kritische Studie (Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs) ist ebenfalls im Herbst vorigen Jahres im ALIBRI Verlag von dem Münchner Autor Colin Goldner erschienen. Auch wir haben (unter dem Pseudonym Trimondi) die "Schattenseiten" des Dalai Lama und seiner Religion mit einer umfangreichen Kulturstudie Der Schatten des Dalai Lama - Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus (PATMOS Verlag, März 1999) untersucht. Unser Buch hat die schon begonnene heftige Diskussion vorangetrieben. Einen Überblick über die zahlreichen Pressestimmen (bis jetzt 120 Medienberichte) und über den Stand der aktuellen internationalen Debatte zum Thema können Sie sich über die umfangreiche Informationshomepage http://www.trimondi.de machen.

Seit 1998 gab es ebenfalls in deutschen Fernsehstationen kritische Stimmen. Herr Ulrich Wickert hat mehrmals auf die Geschichtsklitterungen der Exiltibeter hingewiesen. Die Sendung "PANORAMA" strahlte eine scharfe Kritik am Dalai Lama und der Geschichte seiner Religion von den Dokumentarfilmern Gräbert und Görtz aus. Der Journalist Beat Regli vom Schweizer Fernsehen hat die sogenannte "Shugden Affäre" und die damit verbundene Repression und Diffamierung religiöser Minderheiten in der tibetischen Gesellschaft durch den XIV Dalai Lama dokumentiert. Diese "Dalai Lama Kritik" darf nicht zum Schweigen gebracht werden. Anders als hierzulande ist sie im angelsächsischen Raum schon seit Jahren (siehe kritische Literaturliste auf der Homepage: Buddhismusdebatte - deba01) etabliert.

Der Dalai Lama redet als world leader für das kommende Millennium. Wenn er dies wirklich ernst meint, dann sollten folgende Themenkreise im Zusammenhang mit ihm diskutiert werden:

Undemokratische Strukturen und autokratische Herrschaftsmuster bei den Exiltibetern

(Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhismus und Demokratie - deba07)

Unterdrückung religiöser Minderheiten (siehe hierzu die Shugden Affäre - Homepage: MEDIEN: FRIEDRICH NAUMANN STIFTUNG - März 1999)

Unterschlagung von Spendengeldern (siehe hierzu Buch von Colin Goldner)

Aber- und Geisterglaube im tibetischen Buddhismus und in der exiltibetischen Regierung (staatspolitische Entscheidungen werden anhand eines Staatsorakels - ein Medium, durch das ein Kriegsgott (!) spricht, mit offizieller Einwilligung des XIV Dalai Lama und der tibetischen Exilregierung getroffen.)

Starke Beeinflussung der Neuen Rechten und des Neofaschismus durch tibetisch-buddhistische Ideen und Praktiken. (Siehe dazu - Homepage: Buddhismusdebatte - deba06: Buddhismus und Faschismus)

Bewusste Fälschung der Geschichte Tibets zugunsten eines ausschließlich positiven Bildes (Siehe dazu - Homepage: Mythos und Geschichte/ Ritual und Politik I und II - deba02 und deba05)

Offene Anstrebung einer weltweiten Buddhokratie als Alternative zum dekadenten Westen (siehe dazu Robert Thurman in Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhokratie und Weltenherrschaft I und II - deba08 und deba09 und Günther Nenning in Homepage: Buddhismus und Sexualität - deba10)

Sexuelle Ausbeutung und Missachtung der Frau im Ritualwesen des tibetischen Buddhismus (Siehe dazu - Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhismus und Frauenfrage - deba 03)

Repression gegenüber Homosexuellen (offizielle Äußerung des Dalai Lama in mehreren Interviews)

Ständige Versuche, den Konflikt zwischen Tibet und China durch einseitige Informationen zu verschärfen, anstatt ihn zu mildern

Traditionell im Lamaismus verankerte fundamentalistische Machtansprüche und die Pflege kriegerischer Ideologien, Mythen und Meditationspraktiken (Vision vom Shambhala Weltenkrieg gegen Andersgläubige mit dem Ziel einer weltweiten Buddhokratie, explizit ausgeführt durch das Ritualwesen des Kalachakra Tantra. Dieses Ritual wird ständig weltweit in der Form von Masseninitiationen vom XIV Dalai Lama durchgeführt. Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhokratie und Weltenherrschaft I und II - deba08 und deba09) Auch im Jahre 2002 ist eine Megainitiation, auf der 10 000 Buddhisten erwartet werden, in Graz/Österreich geplant.

Ständige Diffamierung von Kritikern des Systems und Repressionen gegen sie (Morddrohungen gegen Colin Goldner; siehe Schmähbriefe unter Homepage: Lob und Tadel)

Unehrlich geführter interreligiöser Dialog (siehe dazu Michael von Brück in Homepage: Buddhismusdebatte: Mythos und Geschichte/Ritual und Politik I - deba 02)

Keine direkte Aufklärung von westlichen Buddhismusanhängern und Schülern über die genauen Ziele, Ausrichtungen und Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen, daher geistiger Missbrauch von Schülern. (Siehe die Bücher von Colin Goldner und June Campbell)

All diese Punkte werden dem Friedensnobelpreisträger in jüngster Zeit vorgeworfen und die Vorwürfe werden durch handfestes Beweismaterial weltweit von vielen um Aufklärung bemühte Intellektuellen untermauert. Für jeden westlichen Politiker würden solche "Anschuldigungen" hinreichend sein, dass er auf sein Amt verzichten müsste, aber für einen "Heiligen" sind sie geradezu untragbar!

Nicht das, was der Dalai Lama offiziell sagt, ist zu kritisieren, sondern das, was er verschweigt, was sich hinter dem Vorhang seiner öffentlichen Auftritte und seiner freundlichen

Maske abspielt, was die eigene exiltibetische Community spaltet, was die inhumanen Ideologien und Riten seiner Religion anbelangt. Hier benötigt es eine intensive und offene Auseinandersetzung. Und nicht solche oberflächlichen und lächerlichen Anschuldigungen gegen Kritiker, die für Aufklärung und Dialog plädieren, wie von Herrn Schily, der jegliche Diskussion, da sie seinen politischen Ambitionen nicht von nutzen ist, mit der Parole abwürgt: "Das sind hasserfüllte Menschen. Mit denen will ich mich nicht abgeben." (AZ) Selbst in Kreisen der Anthroposophie, einer Lehre, mit der Schily sympathisiert, ist Kritik am Lamaismus aufgekommen (siehe unsere Homepage: Novalis - med14)

Die Geschichte hat uns immer wieder gelehrt, nicht zuletzt am Beispiel des im Westen zu Beginn als "Heiliger Mann" des Islams verehrten und groß gewordenen Ayatollah Khomeini, dass "lichtvolle" Gestalten in besonderen historischen und politischen Situationen in ihr Gegenteil umschlagen und zu Despoten werden können. Der Grund für ihre "Metamorphose" ist kein Zufall. Hätten wir uns mit den ideologischen Hintergründen der "Heiligen Schriften", des Ritualwesens und der Metapolitik solcher Religionsführer rechtzeitig auseinandergesetzt, dann hätte vieles vermieden werden können. Hätten die Alliierten Hitlers Mein Kampf genau studiert und als vorzeitiges Warnsignal ernst genommen, dann wäre es sicher nicht zum zweiten Weltkrieg und zum Holocaust gekommen.

Da wir seit Jahren mit einem weltweiten aufsteigenden religiösen Fundamentalismus konfrontiert sind, haben wir als Bürger einer mit großen Opfern erkämpften westlichen, liberalen und demokratischen Gesellschaft die Pflicht und das Recht, uns auch mit kriegerischen, inhumanen, unterdrückenden, sexistischen Inhalten innerhalb religiöser Traditionen auseinander zusetzen. Wir haben speziell in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine eminent wichtige Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit durchgeführt und uns intensiv mit unseren eigenen "Schattenseiten" konfrontiert. Eine solche Aufklärung und Analyse sollte ebenfalls mit den außereuropäischen Religionen und Kulturen möglich sein, die wir an unsere abendländische "Diskussionstafel" einladen. Sie darf nicht durch eine blinde Glorifizierung oder naive Schwärmerei, wie das in den letzten 20 Jahren der Fall war, ersetzt werden. Bis jetzt hat letzteres (mit wenig Ausnahmen) mit dem tibetischen Buddhismus, der Geschichte Tibets, der tibetischen Exilregierung und der Person des Dalai Lama nicht genügend stattgefunden. Das ist jedoch nicht nur legitim, sondern geradezu notwendig , da der Lamaismus mit ungehinderter Vehemenz in das westliche Kulturgefüge eindringt und sich als ethische Alternative zu unserer "dekadenten westlichen Untergangszivilisation" anbietet.

Im Kontext einer Globalisierungsdebatte müssen auch die "Schattenseiten" der, die sie führen, zur Sprache kommen. Es wird früher oder später nach hinten losgehen, wenn sich die SPD, wie hier aus den lokalen Presseberichten zu entnehmen ist, dem üblichen "Dalai Lama Rausch" hingibt. Die Seriosität einer kritischen, überkonfessionellen Partei steht auf dem Spiel, wenn aus politischem Kalkül oder Uninformiertheit und Gutgläubigkeit mit an dem Netz der Verschleierung und Gegenaufklärung gestrickt wird.

Nein, wir hassen den Dalai Lama nicht, denn er ist selber Opfer einer Jahrhunderte alten Tradition. Aber wenn er nicht bereit ist, deren Schattenseiten selbstkritisch zu durchleuchten und grundsätzlich zu reformieren, Kritik von außen zu akzeptieren und zu überprüfen, wird er zunehmend zum Täter dieses Systems, das in vielen Punkten mit europäischen Wertvorstellungen nicht mehr kompatibel ist.

Victor und Victoria Trimondi (Herbert und Mariana Röttgen)


Am 28. April schrieb die AZ einen Bericht:

"Alles fliegt auf den Dalai Lama - Die SPD im siebten Himmel: Ihr Gast ist der Knüller"

Der Artikel berichtet über die Aufregung, die der Tibeter bei der Staatspartei ausgelöst hat. "Die Münchner SPD wird als Gastgeber umbuhlt wie noch nie, alles fliegt auf den hohen Gast" Das Mega Ereignis soll über Internet in die ganze Welt gesandt werden, aber die SPD will dies nicht zahlen......

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Als Antwort auf diesen Artikel ist in der AZ vom 04. Mai zu lesen:

"Ein System, das Frauen verachtet"

Nein, ich fliege nicht auf den Dalai Lama. Ich finde es skandalös, dass die Münchner SPD einen "Gottkönig" hofiert, der ein Religionssystem vertritt, das:

- aus einem abstrusen Geister- und Dämonenglauben besteht, verbunden mit menschenunwürdigen Unterwerfungsritualen.

- pädophile und frauenverachtende tantrische Sexualpraktiken propagiert..

- die indischen Atombombenversuche für gut empfindet

- die Prügel und Todesstrafe befürwortet

- weltweit freundschaftliche Kontakte zu rechtsextremen Esoterikern pflegt, beispielsweise zu dem japanischen Terroristen und Hitler-Verehrer Shoko Asahara

Auch wenn der Dalai Lama sein reaktionäres Gesicht hinter einer Fassade ständigen Lächelns verbirgt: so naiv darf die SPD München nicht sein, darauf hereinzufallen.

Rüdiger Kunz

81543 München


Der Dalai Lama und die Faschisten!

Am 6/7 Mai erschien in der Münchner TZ anlässlich des Dalai Lama Besuches ein Artikel mit dem Titel "Heinrich Harrer und der Dalai Lama - Eine göttliche Freundschaft". In diesem Artikel geht es um die Begegnung zwischen dem "bergnarrischen Eiger Nord Wand Bezwinger" mit dem "Gottkönig in Tibet". Der Kärnter war in den 40er Jahren der deutsche Mentor des Dalai Lama, nachdem er aus einem indischen Gefängnis nach Tibet geflohen war. Die Geschichte ist hinreichend bekannt durch Harrers Bestseller ("Sieben Jahre Tibet - Mein Leben am Hofe des Dalai Lama" - übersetzt in 48 Sprachen und 1997 verfilmt mit dem "Hollywood Schwarm Bratt Pitt in der Hauptrolle"). Der Artikel in der TZ ist eine Eloge auf "eine Männerfreundschaft, die seit Jahren überdauert hat".

Nicht erwähnt wird, dass Harrer zur SS Prominenz zählte und wahrscheinlich von Hitler persönlich den Auftrag erhielt den Nanga Parbat zu erforschen. Die Verfilmung von Harrers Leben löste in Amerika, insbesondere innerhalb der jüdischen Gemeinde, einen starken Protest aus. Der ehemalige SS'ler hatte dem Regisseur Jean Jacques Arnaud nichts von seiner braunen Vergangenheit gesagt. Es war der Österreicher Gerald Lehner, der Harrers SS Zugehörigkeit 1998 ans Tageslicht brachte und der dafür einen Journalistenpreis erhielt. Der "Stern" berichtete ebenfalls ausführlich über diesen Skandal. Reinhold Messner meinte zur "Harrer Affäre", dieser Mann habe bis heute nichts dazu gelernt, er vertrete immer noch die Ideale des NS Alpinismus. Der Artikel in der TZ ist ein journalistischer Skandal, und wiegt umso mehr, weil Harrer nicht die einzige Person mit faschistischer Vergangenheit ist und war, zu denen der Dalai Lama intensive Kontakte pflegt bzw. gepflegt hat.

Aus Harrers SS-Milieu stammen der Tibetforscher Ernst Schäfer und Bruno Beger. Beide traf der Dalai Lama mehrmals freundschaftlich und umarmte sie. Schäfer war kein Geringerer als der wissenschaftliche Leiter (!) von Heinrich Himmlers berüchtigtem "Ahnenerbe" und Bruno Beger wurde wegen NS Verbrechen in Auschwitz verurteilt.

Für seine "Faschistenfreunde" setzte sich der Dalai Lama auch kürzlich in Chile ein, wo er Vergebung für Augusto Pinochet forderte. In Chile lebt außerdem eine weitere Prominenz der internationalen Naziszene, der ehemalige Botschafter und Schriftsteller Miguel Serrano. Serrano ist die Königsfigur eines globalen okkulten Faschismus. Seine Lehre, die Hitler als eine göttliche Inkarnation feiert, nennt sich "esoterischer Hitlerismus", seine Bücher zählen zu den bedeutendsten Kultschriften des braunen Untergrundes und sind ebenfalls in Deutsch erschienen. Die Ideen Serranos sind ganz besonders von Vorstellungen des tibetischen Buddhismus beeinflusst. Serrano war der erste Diplomat, der den Dalai Lama, als dieser auf seiner Flucht die indische Grenze überschritt, begrüßte und bekam von ihm als Geschenk einen tibetischen Tempelhund mit dem Namen Tara. Der Kontakt zu dem Chilenen riss nie ab. Ende der 90er war Serrano am Flughafen von Santiago de Chile, um den "Gottkönig" zu begrüßen.

Ein begeisterter Hitlerverehrer war ebenfalls der japanische Sektenführer Shoko Asahara, dessen Freundschaft mit dem tibetischen Religionsführer und die Bilder, auf denen er dem Dalai Lama die Hand reicht, für kurze Zeit die Weltöffentlichkeit zu einer kritischen Haltung gegenüber dem Friedensnobelpreisträger veranlasste. Auch Asaharas gewalttätige Lehre war explizit von den rituellen und ideologischen Inhalten des tibetischen Buddhismus beeinflusst.

Es ist höchst bedauerlich und unverantwortlich, dass alle diese ambivalenten Begegnungen des Dalai Lama in der Presse als reiner "Zufall" abgetan werden. Wer die eminente Prägung, die der okkulte Faschismus von Seiten des lamaistischen Buddhismus erfahren hat, kennt, den wird diese Naivität zutiefst beunruhigen, mit der über den "Gottkönig" weiterhin berichtet wird, obwohl doch in den letzten Jahren immer mehr kritische Publikationen, Fernseh - und andere Mediensendungen sich weltweit zu Wort gemeldet haben.

Victor und Victoria Trimondi (Herbert und Mariana Röttgen) 8. Mai 2000


Das Drama in der Todeswüste

Am 09 Mai bereitet die TZ ihren Presse Showdown weiter vor mit einem Artikel über den Dalai Lama Verehrer und Tibetreisenden Bruno Baumann: "Das Drama in der Todeswüste - Wassermangel, Hitze: Vier Kamele tot, ein Begleiter wahnsinnig". Der Bericht beschreibt Baumanns beschwerliche Durchquerung der Wüste Gobi bzw. Takla Makan. Er hatte sich auf die Spuren Sven Hedins begeben. Die Abenteuerromantik und Erzählkunst des schwedischen Wissenschaftlers machten diesen zu einer Kultfigur des Nationalsozialismus. Adolf Hitler und Heinrich Himmler verehrten Hedin sehr und stellten ihn als ein großes Vorbild für die deutsche Jugend dar. 1942 ließ Himmler das Sven Hedin Institut für Innerasienforschung gründen. Es handelte sich dabei um eine Unterabteilung des oben genannten "Ahnenerbes". Leiter dieses Instituts war Ernst Schäfer, der 1938 die SS-Tibetexpedition durchführte und der später zu einem "Freund" des Dalai Lama wurde. Auch in diesem TZ Artikel werden erneut (wie vorher im Fall "Heinrich Harrer") im Zusammenhang mit dem Dalai Lama Besuch die braunen Geister der Vergangenheit beschworen, denn Baumann ist die Gobitour Sven Hedins nachgereist. TZ: "Fotograf Baumann wagte diese Reise aus einem besonderen Grund: 1896 hatte der Schwede Sven Hedin die Takla Makan durchquert. Obwohl er seine Karawane in den Untergrund führte, wurde der Forscher zum Mythos [vor allem unter den Nazis], sein Buch ein Erfolg. Bruno Baumann: 'Dennoch bleiben viele Rätsel und Widersprüche. Ich wollte diese historische Expedition wiederholen, um die Hintergründe aufzudecken."

Die "rätselhaften" Hintergründe, welche in der Gobi Wüste entdeckt werden sollen, stehen für buddhistisch eingefasste Esoteriker wie Baumann mit dem Shambhala Mythos in Kontext. Zahlreiche tibetischen Traditionen gehen davon aus, dass das Königreich Shambhala in der Wüste Gobi verborgen sei. Eines Tages werde davon eine buddhistische Armee ausmarschieren, um nach einer apokalyptischen Endschlacht eine weltweite Buddhokratie zu errichten. Der Shambhala Mythos übt auf westliche Anhänger des Dalai Lama eine gewaltige Faszinationskraft aus.


AStA der Uni München

Free Tibet from the Lamas

"Dalai Lama" ist der tibetische Ausdruck für "Ozean der Weisheit" oder "Ozean des Wissens" laut Brockhaus ist der "Dalai Lama" das "politische.... und geistige Oberhaupt des tibetischen Lamaismus." Der gegenwärtige "14. Dalai Lama" genießt weltweit höchste Ansehen; der von ihm vertretene Buddhismus wird mit absoluter Gewaltfreiheit und Toleranz, mit ökologischem Bewusstsein und einer schier unendlich gleichmütigen Spiritualität in Verbindung gebracht. 1989 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.

Doch was steckt hinter dieser Fassade?

Die Tatsache, dass der "Dalai Lama" in allen Gesellschaftsschichten und politischen Gruppen jeder Couleur verehrt, bewundert, teilweise geradezu vergöttert wird, verhinderte bisher eine kritische Auseinandersetzung mit dem "Gottkönig". Die von der Tibet- Unterstützerszene behauptete Unterdrückung Tibets heute durch die VR China, und der vermeintliche Kampf für die Verteidigung der Menschenrechte und die Befreiung Tibets durch den Dalai Lama scheinen auszureichen, ihn unhinterfragt als Symbol des gewaltfreien Widerstandes, des Friedens und der Toleranz anzurennen.

Tatsache ist:

- der Dalai Lama ist keineswegs demokratisch legitimiertes Oberhaupt Tibets.

- der Dalai Lama verbirgt in seiner westlichen Fangemeinde geschickt die menschenunwürdigen Unterdrückungsrituale des Religionssystems, das er vertritt

- die buddhistischen Mönche in Tibet werden durch die Chinesen nicht in ihrer Religionsausübung eingeschränkt oder gar gehindert

- mit der Verklärung des tibetischen Buddhismus und der Verherrlichung des Dalai Lama, hierzulande und weltweit muss jetzt Schluss sein!

Unsere Forderung lautet deshalb:

Den "Friedensfürsten" Dalai Lama demaskieren!

Beteiligt euch an den Aktionen am 14. Mai ab 15 Uhr vor der Rudi-Sedlmayer-Halle gegen die antiaufklärerische Veranstaltung des SPD-Unterbezirks, auf der sich die beiden Heuchler Otto Schily und Dalai Lama die Hand geben werden und meinen, zum Thema "Frieden und Gerechtigkeit" etwas sagen zu müssen.

Asta der Uni München - V. i. S. d. P. Rudi Oppl, Leopold Strasse 15, 80802 München


AStA der Uni München

"Opium fürs Volk: Jetzt auch bei uns"

Münchner AStA verurteilt Vermischung von Politik und Esoterik

Zunehmend äußert sich Kritik an dem für das Wochenende geplanten Besuch des Dalai Lama bei der Münchner SPD und der am Sonntag stattfindenden Diskussion mit Bundesminister Otto Schily in der Rudi-Sedlmayer Halle. Dass sich die SPD trotz ihrer atheistischen Wurzeln heute zunehmend der Esoterikwelt öffnet verurteilt der AStA der Uni München ausdrücklich. Der Dalai Lama unterhält nach wie vor Kontakte zu Personen mit faschistischer Vergangenheit. Der bekannteste unter ihnen ist der zur SS-Prominenz zählende Heinrich Harrer. Aus Harrers SS - Milieu stammen die Tibetforscher Ernst Schäfer und Bruno Beger. Beide traf der Dalai Lama mehrmals freundschaftlich und umarmte sie. Schäfer war der wissenschaftliche Leiter (!) von Heinrich Himmlers berüchtigten "Ahnenerbe" und Bruno Beger wurde wegen NS-Verbrechen in Auschwitz verurteilt.

Die Freundschaft des Dalai Lama zu dem begeisterten Hitlerverehrer, Sektenführer und Terroristen Shoko Asahara hatten die Weltöffentlichkeit für kurze Zeit zu einer kritischen Haltung gegenüber dem Friedensnobelpreisträger veranlasst. Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet die SPD sich den angeblichen "Friedensfürsten" zu sich einlädt.

Das Münchner "Forum Kritische Psychologie e. V." und der Ortsverband der "deutschen Freidenker" haben Flugblätter verfasst, auf denen sie auf die frauenfeindliche und rechtsextremistische Haltung des Dalai Lama aufmerksam machen.

Mittlerweile regt sich selbst in der SPD Widerstand gegen die Einladung des Dalai Lama. In der "SZ" vom 11 Mai wird Corinna Poll vom Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen zitiert. Statt die politischen, sozialen und ökonomischen Machtverhältnisse zu verändern, wolle die Sozialdemokratie nun offenbar "das Heil bei einem Gottköng suchen." Monika Lochner-Fischer, MdL, erklärte: "Es kann nicht Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin offiziell zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil sich irgendwelche Leitenden zu diesen hingezogen fühlen." Der AStA der Geschwister-Scholl Universität München unterstützt die Proteste gegen die Einladung des Dalai Lama und schließt sich den Gegenaktionen am Sonntag ab 15 Uhr vor der Rudi-Sedlmayer-Halle an.


Forum Kritische Psychologie

Presseinformation zum Dalai Lama-Besuch in München am 14./15.Mai 2000

Die SPD hat für den 14. Mai 2000 den Dalai Lama im Rahmen einer Gesprächsreihe über "Perspektiven im neuen Jahrhundert" eingeladen; er soll über "Frieden und Gerechtigkeit" reden. Gesprächspartner ist Bundesinnenminister Otto Schily.

Wir fragen uns, was ausgerechnet der Dalai Lama, Kultfigur der Esoterikszene, zur Lösung anstehender Probleme beitragen soll. Seine Positionen - ungeachtet des Umstandes, dass er in der Öffentlichkeit stets das zu erzählen weiß, was sein jeweiliges Publikum gerade hören will - erscheinen wenig geeignet, gerade auf einem SPD-Forum Platz zu finden.

Hier ein Blick hinter die Kulissen des ewig lächelnden "Gottkönigs". (Nähere Informationen über das Büro des Forum Kritische Psychologie e.V.)

Nazi-Deutschland

Die Nationalsozialisten hegten größtes Interesse an Tibet, wo man, basierend auf den Schriften der Theosophin Helena Blavatsky, den Ursprung der "nordischen Rassenseele" beheimatet wähnte: man halluzinierte insofern von einer "okkulten Achse Berlin-Lhasa". Der Dalai Lama, dessen Regent und persönlicher Tutor Reting Rinpoche im Jahre 1939 eine SS-Delegation offiziell im Potala empfangen hatte, weigert sich bis heute, irgendwelche Auskunft zu den damaligen Unterredungen zu geben. Nach seiner Exilierung pflegte der Dalai Lama regen Kontakt zu ehemaligen Nazi-Figuren: den letzten Überlebenden der "SS-Expedition Schäfer" etwa, den 1998 verstorbenen SS-Hauptsturmführer Bruno Beger, der 1971 als NS-Kriegsverbrecher ("Rassenspezialist von Auschwitz") verurteilt worden war, traf er noch in den 1980er und 1990er Jahren zu persönlichen Gesprächen, jeweils in herzlichster Atmosphäre.

Heinrich Harrer

Auf die Frage (in einem Interview von 1997!), ob er von der Verstrickung seines Freundes Harrer in das verbrecherische Nazi-Regime gewusst habe - Harrer war als SA-Mann (seit 1933!) und SS-Oberscharführer überzeugter Nazi gewesen (auch wenn er das heute abstreitet) -, gab der Dalai Lama tiefen Einblick in seine Art von Geschichtsverständnis: "Natürlich wusste ich, dass Heinrich Harrer deutscher Abstammung war - und zwar zu einer Zeit, als die Deutschen wegen des zweiten Weltkrieges weltweit als Buhmänner dastanden. Aber wir Tibeter haben traditionsgemäß schon immer für Underdogs Partei ergriffen und meinten deshalb auch, dass die Deutschen gegen Ende der vierziger Jahre von den Alliierten genügend bestraft und gedemütigt worden waren".

Miguel Serrano

Auf seinen ausgedehnte Reisen rund um den Globus traf der Dalai Lama in Chile auf den Führer der dortigen "Nationalsozialistischen Partei", einen gewissen Miguel Serrano (*1913). Serrano, ehedem Botschafter Chiles in Österreich, gilt als Vordenker des sogenannten "Esoterischen Hitlerismus"; in seinen Publikationen halluziniert er, der "Führer" sei nach wie vor am Leben und plane von einer unterirdischen Basis in der Antarktis aus mittels einer gigantischen Flotte an UFOs die Weltherrschaft zu erringen. Mehre Begegnungen zwischen dem Dalai Lama und Serrano sind dokumentiert

Shoko Ashara / AUM-Sekte

Der japanische Terrorist und Hitler-Verehrer Shoko Ashara zählte über Jahre hinweg zum engeren Freundeskreis des Dalai Lama, in Dharamsala wurde er stets in allen Ehren willkommen geheißen. Der Dalai Lama stattete ihn mit zwei hochoffiziellen Empfehlungsschreiben aus, in denen er "Meister Asahara" als "kompetenten religiösen Lehrer" pries und der japanischen Regierung empfahl, der AUM Shinri-kyo-Sekte "ihren wohlverdienten steuerbefreiten Status und die gebührende Anerkennung" zu gewähren. Durch diese Empfehlungsschreiben trug er wesentlich zum Aufstieg der AUM-Sekte, zu einer der gefährlichsten Sekten bei, die es jemals gegeben hat. (Die U-Bahn-Attentate in Tokyo waren nur das Vorspiel zu einem geplanten Giftgasmord an Millionen Menschen.) Zu einer klaren Verurteilung Shoko Asaharas und seiner Mörderbande konnte der Dalai Lama sich bis heute nicht durchringen. AUM-Shinri-kyo ist, trotz der Inhaftierung Asaharas und seiner Führungsclique, immer noch aktiv.

Friedenspolitik

D. L.: "Meines Erachtens haben die Atomwaffen in gewisser Weise dazu beigetragen, einen echten Frieden herbeizuführen. Denn es musste den Staaten zunehmend klar werden, dass ein Krieg nicht mehr, wie in vergangenen Zeiten, auf einem begrenzten Gebiet ausgetragen werden kann (...) Aufgrund dieser Einsichten hat man sich weltweit wirklich Gedanken darum gemacht, Wege zur Konfliktlösung zu suchen. Ich denke, dass die heutigen globalen Entwicklungen auch Ausdruck dieses Suchens sind".

Atomtests

Im Mai 1998 ließ der Dalai Lama sich zu einer skandalösen Befürwortung der indischen Atomtests herbei: er erteilte der von der ganzen Welt verurteilten nuklearen Machtdemonstration Delhis ausdrücklich seinen Segen.

Kindesmißbrauch

Um monastischen Nachwuchs heranzuziehen, wurden und werden kleine Jungen, oft schon im Alter von zwei bis drei Jahren, ihren Müttern weggenommen (bzw. von diesen weggegeben, um für sich selbst "spirituellen Verdienst" zu erlangen); getrennt von ihrer Familie leben die Jungen hinfort in einer ausschließlich von Männern geprägten, äußerst repressiven Klosterwelt. Wesentlicher Bestandteil der Ausbildung in den Klöstern ist die Beschwörung von Dämonen und Totengeistern. Die Kinder werden über Indoktrination mit horrenden Höllen- und Teufelsvorstellungen, mit gezielt geschürten Ängsten vor blutrünstigen Monstern, Vampiren und Folterknechten, an den schieren Wahnsinn herangeführt. Zu den zentralen Instrumenten monastischer Persönlichkeitsdeformation zählt zudem der Kult völliger Hingabe an den Lama.

Erziehung

D.L.: "Liebevolle Eltern (...) werden vielleicht zu harten Worten oder einer körperlichen Strafe greifen, um ihren Kindern ein Fehlverhalten abzugewöhnen und mögen deshalb vielleicht oberflächlich erscheinen und den Eindruck erwecken, dass sie dem Kind Schaden zufügen, wenn sie es schlagen, aber in Wirklichkeit helfen sie ihm dadurch". Drakonische Strafen, vor allem Schläge mit Stock oder Peitsche, sind insofern auch integraler Bestandteil der klösterlichen Erziehung. Laut Abt Tenga Rinpoche sei gerade bei Kindern, die "negatives Karma aus dem früheren Leben" mitbrächten, Strenge unabdingbar: "Da geht es nicht anderes, als Zorn zu zeigen".

Sex

Seinem Gelübde zufolge muss ein tibetisch-buddhistischer Mönch "strikte Keuschheit" üben. Allerdings, so der D. L., gebe es "im tibetischen Buddhismus eine ausgeprägte sexuelle Symbolik, besonders in der Darstellung der Gottheiten mit ihren Gefährtinnen, woraus oftmals ein falscher Eindruck entsteht. Das Sexualorgan wird zwar benutzt, aber der Fluss der Energie wird völlig beherrscht. Die Energie sollte sich niemals entladen (...) Entscheidend ist die Fähigkeit, sich vor dem Fehler des Samenergusses zu hüten. Da es sich nicht um einen gewöhnlichen Sexualakt handelt, kann man die Verbindung zur Enthaltsamkeit herstellen". In anderen Worten: solange Mönch oder Lama nicht ejakulieren, können - und sollen! - sie sich durchaus verschiedenster sexueller Aktivitäten befleißigen, die "Benutzung des Sexualorgans", sofern korrekt vorgenommen, sei ohne weiteres mit dem Gelübde des Zölibats vereinbar. Derlei sexuelle Praktiken, so der Dalai Lama spitzfindig, "sind in Wahrheit kein Sex, auch wenn es so aussieht". Die ständig vorgetragene Behauptung "Seiner Heiligkeit", er habe sein "ganzes Leben lang im Zölibat gelebt", erhält unter diesem Gesichtspunkt eine völlig andere Bedeutung. Für die tantrischen Sexualpraktiken der tibetischen Mönche werden regelmäßig junge Mädchen und Frauen herangezogen. Die Behauptung, die jeweiligen Praktiken seien ausschließlich "visualisiert", ist - wie inzwischen selbst der Dalai Lama einräumen musste - unwahr.

Frauen/Nonnen

Der Dalai Lama schreibt die abgrundtief frauenfeindliche Haltung des Vajrayana-Buddhismus, von der die tibetische Gesellschaft seit jeher durchzogen ist, nach Kräften mit fort: Es ist mithin seiner Halsstarrigkeit und Ignoranz zuzuschreiben, dass innerhalb der von ihm vertretenen Sekte der Gelbmützen Nonnen keine volle Ordination erhalten können und auch ansonsten ihren männlichen Kollegen in sämtlichen Belangen untergeordnet sind. Im Übrigen, so der "Mystiker" Milarepa, den der Dalai Lama ständig zitiert, sei "die Frau immer eine Unruhestifterin (...) die primäre Ursache des Leidens (...) im besten Fall kann sie anderen dienen, im schlimmsten Fall bringt sie Missgeschick und Unglück". Sie sei, karmisch bedingt, ein prinzipiell übles und minderwertiges Wesen, aufgrund ihrer "Neigung zu schlechten Gewohnheiten, die in der Vergangenheit entstanden ist, (...) in der niederen Form einer Frau geboren".

Todesstrafe/Euthanasie

D.L. "Wenn jemand sich auf das Verüben von bestimmten Verbrechen festgelegt hat, durch deren Ausführung negatives Karma geschaffen würde (...) dann würde eine reine Motivation des Mitgefühls das Töten dieser Person theoretisch rechtfertigen. Es wäre ein Töten aus Erbarmen". Im selben Atemzug stellt er das Töten von Behinderten - immer unter dem Blickwinkel des "Erbarmens" - als durchaus diskussionswürdig hin: "Was ist denn Ethik, zumindest vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet? Jede Tat, die gute Resultate hat, die Glück hervorbringt, ist ethisch vertretbar".

Informationen aus: Goldner, C.: Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs. Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 1999

V.i.S.d.P.: R.Kunz, c/o FKP München, Edlingerstr. 21, 81543 München, E.i.S.


Die AZ bringt am 10. Mai 2000 einen Bericht, der für Kritik offen ist:

Geliebt, geehrt - und gemieden

Der Dalai Lama kommt nach München: Heiliger oder Ausbeuter? - von Werner Meyer

Der Dalai Lama, eine Art Popstar unter den Religionsführern

[Auszüge aus dem Artikel]:

Es kommt der 'heitere Heilige vom Dach der Welt'. So nannte einst der "Spiegel" den Dalai Lama, das geistige und weltliche Oberhaupt der Tibeter. [......] sicher das erste Mal, dass ein Mann, der mit "Eure Heiligkeit" angeredet wird, vor den Sozialdemokraten in München auftritt. [....] Es schlägt ihm offensichtlich viel Verehrung, auf jeden Fall Neugierde entgegen. München gilt ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland. Was die Menschen an ihm so bewundern? Er sei das "Bilderbuchexemplar eines guten Menschen", wie der "Stern" schrieb.

[Es wird die Geschichte von der Auffindung des Dalai Lama erzählt und seiner Vertreibung aus Tibet sowie seine Karriere als Friedensnobelpreisträger. Die Anekdote, wo der ehemalige Außenminister Kinkel sich weigerte, sich einen Schal vom Dalai Lama umhängen zu lassen. Für Innenminister Schily "ist der Mann aus Tibet eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte."]

Doch nicht nur Liberale, die sich mit China gut stellen wollten, gingen auf Distanz - das taten schließlich auch sehr linke Politiker. Und die Neue Zürcher Zeitung wunderte sich, dass der "friedfertigste, urbanste, auch witzigste, selbstironischste aller lebenden Götter hienieden, diese Ikone einer undogmatischen, humanen Religion, nach Gandhi das Paradestück eines religiösen Weltethos" - dass dieser Mensch auch Feinde habe.

Einige Bücher sind gegen ihn geschrieben worden. Warum? Die Radikal-Grüne Jutta Ditfurth und der Psychologe Colin Goldner fassten dies so zusammen: Die Dalai Lama Verehrung sei ahnungslose Schwärmerei. Das Hochloben des lamaistischen Feudalismus in Tibet mit seiner verbrämten Versklavung der Menschen sei Zynismus ohnegleichen. "Hochloben" klingt noch harmlos im Vergleich zu anderen Vorwürfen, die in den letzten Jahren laut geworden sind. Wenn die Autoren Victor und Victoria Trimondi sich jetzt mit dem Dalai Lama beschäftigen, dann ist von undemokratischen Strukturen, vom Ziel einer weltweiten Buddhokratie, von sexueller Ausbeutung der Frau die Rede. Die Neue rechte werde von tibetisch-buddhistischen Ideen beeinflusst. Und gegen Abtreibung und Homosexuelle sei er auch. Trimondi ist das Pseudonym von Herbert und Mariana Röttgen. Ein wohlbekannter Name in München. Röttgen hat hier den Trikont Verlag gegründet und war, wie die AZ schrieb, ein "Türöffner des Dalai Lama". Röttgen holte ihn sogar zu seinen Veranstaltungen ins Land. [... im Folgenden geht der Autor auf de Panchen Lama und eine mögliche Wiedergeburt des Dalai Lama im Westen ein] Literatur: Die offizielle Autobiografie des Dalai Lama "Das Buch der Freiheit". Bastei Lübbe Verlag. Das Gegenbuch von Victor und Victoria Trimondi: "Der Schatten des Dalai Lama".


Leserbriefe aus der AZ vom 10. - 15. Mai (Auszüge):

"Ich fliege zwar nicht auf jemanden, aber ich besuche die Veranstaltung mit dem Dalai Lama. Die buddhistische Lebensauffassung ist eine der tolerantesten und friedfertigsten gegenüber Andersdenkenden und -glaubenden. Es ist nach neuesten Erkenntnissen sogar so, dass unser christlicher Jesus seinerseits bei buddhistischen Mönchen in in Ägypten gerade diese Gläubigkeit erfahre haben soll. - Kurt Wolfram

"Ich bin zutiefst empört, dass eine angesehene Zeitung wie die Abendzeitung derartige Beleidigungen durch einen Leserbriefschreiber veröffentlicht [siehe oben], der ohne Sachkenntnis und total fanatisiert ist. Würden Sie eine Meinung drucken, in der ein Leser behauptet: "Kardinal Ratzinger hat einem Ministranten an die Wäsche gegriffen?" Der Dalai Lama hat die gleiche Rangstellung wie Papst Johannes Paul VI. Das Oberhaupt der buddhistischen Religion beleidigt man nicht mit dummen Sprüchen." - Johannes D. Weisshuhn

"Die Besucher des SPD Spektakels mit dem Dalai Lama am 14. Mai hätten ihr Eintrittgeld besser in den Kauf des Buches von Colin Goldner "Dalai Lama - Fall eines Gott-Königs" (Alibri Verlag) investiert. Damit bekämen sie interessante Informationen auch über die nicht so medienwirksamen Seiten des Dalai Lama. In den 40 Jahren meiner Mitgliedschaft bei der SPD glaubte ich einer Partei anzugehören, die mit rationalem politischen Denken, selbstbestimmten Handeln und Orientierung auf gesellschaftliche Veränderung verbunden ist.

Nun bin ich ratlos, dass die Münchner SPD ihr Heil bei einem "Gottkönig" sucht, der die weltumspannenden Probleme auf mangelnde Spiritualität zurückführt. Verantwortlich gemacht werden von ihm also nicht politische, soziale, ökonomische Machtverhältnisse, sondern ganzheitliche, verklärte kosmische oder übernatürliche Ordnungen. Soll wirklich ein "Gott-König" Leitfigur für sozialdemokratische Perspektiven im neuen Jahrhundert sein? Hat die SPD vergessen, das bei aller zu Recht beklagten Unterdrückung Tibets durch China, die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war? Hubert Schütz

Der Dalai Lama - ein Ozean der Weisheit oder nur ein Populist?

Der Bericht zum Besuch des Dalai Lama ist höchst ärgerlich. Zum einen kolportiert er in völlig unkritischer Manier die Mythen, die der "Gottkönig" über sich und seine Lebensjahre selbst in Umlauf bringt. Über den astrologisch-obskurantistischen Prozess der Auffindung des angeblich reinkarnierten Dalai Lama erfährt der/die LeserIn ebenso wenig wie über die heute noch übliche Praktik, kleine Jungs im Alter von drei bis vier Jahren ihren Eltern wegzunehmen und sie in jahre- und jahrzehntelangem Klosterdrill zu willfährigen Handlangern des (Gelbmützen)systems zu machen. Auch zum Einmarsch der Chinesen und zur "Flucht" des Dalai Lama erfährt man schlechterdings nichts; ebenso wenig zur aktuellen Lage in Tibet. Colin Goldner - 81543 München

Die Äußerung des Herrn Otto Schily, Kritiker des Dalai Lama seien "hasserfüllte Menschen", mit denen er sich "nicht abgeben" wollte, finde ich skandalös. Die buddhistische Lehre, deren oberster, lebender Vertreter der Dalai Lama darstellt, ist ein durch und durch menschenfeindliches System, das nur ein Ziel kennt: Leute durch ein ausgeklügeltes System scheinbar logischer Begründungen und durch psychischen Druck dahin zu bringen, dass sie sich selbst und ihre Rechte zugunsten anderer aufgeben. Mit anderen Worten, Menschenrechtsverletzungen sind im Buddhismus nicht nur geduldet, sondern sogar erwünscht, da man dem Praktizierenden damit hilft, das "böse" Ich loszuwerden, das angeblich an allem Schlechten in der Welt schuld sein soll. Dass das Herrn Schily offensichtlich überhaupt nicht interessiert, finde ich ignorant und mit Blick auf das von ihm ausgeübte Amt des Bundesinnenministers äußerst verantwortungslos.

G. Wettermann - 80336 München

Hätte es noch eines Beleges bedurft, welch philosophisch und politisch indiskutables Dünnbier der Dalai Lama verzapft, in der Rudi Sedlmayer Halle wurden beim Auftritt "Seiner Heiligkeit" letzte Zweifel beseitigt. Was der "Ozean der Weisheit" (haha) zu den von Otto Schily brav gelieferten Stichworten (Was ist Bewusstsein? Gibt’s auch ein Bewusstsein ohne Hirn? Haben Tote ein Bewusstsein?) abließ, war an Banalität - streckenweise auch an Wirrsinn - kaum mehr zu unterbieten. Da half auch das gelegentliche Gekichere des "Gottkönigs" nichts: Die Veranstaltung war eine einzige Zumutung. Elke Wagemann - 80686 München


Deutscher Freidenker Verband

Auszug:

Der Dalai Lama bei der SPD - Spektakel um eine Kultfigur oder politische Perspektive im neuen Jahrhundert?

Der SPD-Unterbezirk hat für den 14. Mai 2000 als Auftakt einer Veranstaltungsreihe über Perspektiven im neuen Jahrhundert" den Dalai Lama eingeladen, der über "Frieden und Gerechtigkeit" reden soll.

Muss sich nun eines Schlechteren belehren lassen, wer die Sozialdemokratie in ihrer großen Geschichte mit rationalem politischen Denken, selbstbestimmten Handeln und Orientierung auf gesellschaftliche Veränderung in Verbindung brachte? Dem steht nun gegenüber, offenbar das Heil bei einem "Gott-König" zu suchen, nach dessen Ansicht die weltumspannenden Probleme auf mangelnder Spiritualität beruhen. Verantwortlich gemacht werden damit nicht politische, soziale, ökonomische Machtverhältnisse, sondern ganzheitlich verklärte kosmische oder übernatürlich Ordnungen.

Oder weiß die SPD gar nicht, welchen Wechselbalg sie sich eingeladen hat?

[.........] Bezeichnend ist auch, dass Colin Goldner wegen seines Buches einem regelrechten Psychoterror ausgesetzt ist - keine Spur von Toleranz, rationaler Auseinandersetzung oder Friedfertigkeit!

Seine wissenschaftliche Studie wird von der bundesdeutschen Tibet-Unterstützerszene mit dem Nazi Hetz-Blatt "Der Stürmer" gleichgesetzt.

Dabei ist es der Dalai Lama, der enge Verbindungen zur rechten Esoterikszene pflegt, der japanische Terrorist und Hitler-Verehrer Shoko Asahara beispielsweise zählt zu seinen persönlichen Freunden.

Wir erwarten von der SPD und den Veranstaltungsteilnehmern, dass sie auf unsere Fragen kritisch Antwort geben und erhoffen uns eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische und rationale Politik.

Deutscher Freidenker Verband, Ortsverband München V. i. S. d. P. Chr. Kröll


IDEA - Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt  

Der Dalai Lama ist kein Heiliger

Frühere Anhänger des tibetischen Buddhismus üben scharfe Kritik

M ü n c h e n (idea) – Der tibetische Buddhismus ist nicht tolerant und menschenfreundlich, und sein oberster Repräsentant, der Dalai Lama, ist kein Heiliger. Diese Kritik üben zwei ehemalige Sympathisanten des Friedensnobelpreisträgers und seiner Lehren. Nach Ansicht der Kulturwissenschaftler Herbert und Mariana Röttgen (München) ist der Dalai Lama kein ehrlicher Vorkämpfer für das Miteinander der Religionen, sondern Anführer eines von seinen Lehren her auf Welteroberung ausgerichteten Religionssystems. Herbert Röttgen gehörte in den achtziger Jahren zum deutschen Freundeskreis des Dalai Lama und trug als Verleger sowie durch Organisation mehrerer Großveranstaltungen wesentlich dazu bei, dass der Dalai Lama in Deutschland populär wurde. Mariana Röttgen engagierte sich unter anderem im interreligiösen Dialog. Die intensive Beschäftigung mit dem tibetischen Buddhismus veranlasste die Röttgens zu einer kritischen Forschung über die Geschichte sowie die okkulten und politischen Hintergründe dieser Religion. Sie veröffentlichten ihre Erkenntnisse unter dem Pseudonym Victor und Victoria Trimondi in der Studie "Der Schatten des Dalai Lama". Die Röttgens befürchten, dass der Besuch des Dalai Lama am 14. und 15. Mai in München eine Buddhismus-Euphorie auslösen und die beginnende kritische Diskussion abbrechen wird. Der Dalai Lama spricht bei einem Empfang von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), dessen Wahlkreis in München liegt. 1993 bereits war der Dalai Lama ein Hauptredner des Deutschen Evangelischen Kirchentags in München.

Bewusste Manipulation der Gläubigen und krasses Feindbilddenken"

In einem Gespräch mit idea kritisierten Mariana und Herbert Röttgen, dass die SPD den Führer einer Religion hofiere, ohne sich mit deren inhumanen Inhalten auseinander zusetzen und darüber aufzuklären. Das vom Dalai Lama bevorzugte Kalachakra Tantra enthalte "eine bewusste Manipulation der Gläubigen, ein krasses Feindbilddenken, einen aggressiven Kriegerethos und eine apokalyptische Endzeitlösung, die im Jahre 2327 eintreten und nach Vernichtung aller Andersgläubigen zur Errichtung einer globalen Buddhokratie führen soll". Diese als "Shambhala Mythos" bekannte Vision, die durch rituelle, magisch-symbolische und meditative Praktiken von den Gläubigen begleitet wird, stehe in krassem Widerspruch zu der vom Dalai Lama proklamierten Toleranz und Humanität sowie zum interreligiösen Dialog, Weltethos und Weltfrieden. Das Kalachakra Tantra habe faschistische und neofaschistische Kreise sowie den japanischen Giftgasguru Shoka Asahara inspiriert.

Dämonin des Dalai Lama reitet durch einen Blut-See

Die Röttgens fordern eine offene Auseinandersetzung mit dem tibetischen Buddhismus, der auf Magie, Geisterglaube und Opferritualen beruhe. Eine zentrale Rolle spiele die Beschwörung von bösen Geistern und Dämonen. So habe der Dalai Lama als "persönliche Schutzgöttin" eine Dämonin (Palden Lhamo), deren Aufgabe darin bestehe, die "Feinde der Lehre" zu bekämpfen und zu vernichten. Sie habe mit eigener Hand ihren Sohn umgebracht, weil dieser sich nicht dem Buddhismus anschließen wollte, und dem Toten die Haut abgezogen, um sie als Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Auf ikonographischen Darstellungen reite Palden Lhamo durch einen blutigen See. "Wie kann ein Heiliger Mann wie der Dalai Lama von religiöser Toleranz sprechen, wenn er eine solche Schutzgöttin hat?" fragt Mariana Röttgen in dem idea-Gespräch.

Kirchenführer verharmlosen den tibetischen Buddhismus

Den Röttgens zufolge ist das ökumenische Gespräch des Dalai Lama eine Farce, solange die im Ritualwesen des Kalachakra Tantra enthaltenen Ideologien und geheimen Praktiken nicht offen diskutiert würden. Prominente Theologen nähmen die tibetischen Selbstaussagen nicht ernst. Pressemeldungen zufolge habe der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Konrad Raiser (Genf), erklärt, dass der Buddhismus zur Ausbreitung von Frieden und Gerechtigkeit beitragen könne. Christen sollten demütig auf die Weisheiten östlicher Religionen hören. An den Universitäten verharmlosten katholische Theologen wie Prof. Hans Küng (Tübingen) und der evangelische Missionswissenschaftler Prof. Michael von Brück (München) den tibetischen Buddhismus. Bei interreligiösen Veranstaltungen höre man gelegentlich, dass Buddhisten angeblich die besseren Christen seien.

Kritiker mit dem Tode bedroht

Offizielle Vertreter des tibetischen Buddhismus und seine westlichen Sympathisanten ließen keine Kritik an der Politik des Dalai Lama und der Ausbeutung der Frau für politische und religiöse Machtzwecke zu, so die Röttgens. Kritiker würden diffamiert und bekämen sogar Morddrohungen, beispielsweise der Münchner Buchautor Colin Goldner. Mit dem tibetischen Buddhismus würden auch zahlreiche Skandale im Zusammenhang gebracht, etwa der sexuelle Mißbrauch von Frauen durch Geistliche. (56/57/2000)


Süddeutsche Zeitung, Freitag 12. Mai 2000

Streit in der SPD wegen Dalai-Lama-Besuch

An dem fürs Wochenende geplanten Besuch des Dalai Lama bei der Münchner SPD und der am Sonntag stattfindenden Diskussion mit Bundesinnenminister Otto Schily ("Frieden und Gerechtigkeit") wird parteiintern Kritik geübt. "Es kann nicht Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin offiziell zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil sich irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", erklärt die Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD-Frauen, Monica Lochner-Fischer. "Parteien bestehen aus Menschen mit unterschiedlichen Glaubens-Anschauungen, das muss man akzeptieren. Als nächstes werden wir den Papst zu einem Gespräch über den § 218 einladen!" Diese Ansicht werde auch vom Vorsitzenden ihres Kreisverbandes II, Wolfgang Schulz, sowie von mehreren Mitgliedern des Landesvorstandes (wenn auch "leise murmelnd") geteilt. Mehr noch als die Abweichung "von unserer Tradition der geistigen Unabhängigkeit" verärgert die Abgeordnete die Art der Beschlussfassung. "Es hat überhaupt keine Abstimmung stattgefunden. Als der Vorstand von dem Besuch erfuhr, war alles schon gebucht. Wir konnten ihn nur mehr zur Kenntnis nehmen".


SÜDDEUTSCHE ZEITUNG - 13. 05. 2000

Das Dalai-Lama-Spektakel

SPD erwartet 6000 Besucher in der Rudi-Sedlmayer-Halle

Von Alfred Dürr

Die Münchner SPD in Hochstimmung: Statt in einer exklusiven Hinterzimmer-Veranstaltung präsentiert sich die Partei am Sonntag in einer ausverkauften Sporthalle mit mehr als 6 000 Besuchern, statt einer ideologisch verengten Kundgebung gibt es einen geistig-offenen "Dialog" – und das alles findet seinen Niederschlag nicht nur in den Lokalteilen der Münchner Zeitungen, sondern wird überregional bedeutsam und sogar weltweit von 17.30 Uhr an im Internet übertragen (www.webfreetv.com). Was will man mehr an Werbung für den Unterbezirk? Die Münchner SPD sonnt sich im Glanz des Dalai Lama, dem geistigen Oberhaupt der Tibeter, der in der Rudi-Sedlmayer-Halle mit Bundesinnenminister Otto Schily über "Frieden und Gerechtigkeit" sprechen wird.

Als Organisatoren sind Unterbezirkschef Franz Maget und seine Stellvertreterin Brigitte Meier so stolz auf das Ereignis, dass sie parteiinterne und andere Kritik am Auftritt des Dalai Lama nicht für besonders wichtig erachten. Hinweisplakate waren mit einem gelben Streifen überklebt worden, auf dem steht: "Jetzt auch bei uns: Opium für das Volk". Maget schließt nicht aus, dass eigene Genossen dafür verantwortlich sind. Aber die Veranstaltung steht auch für ein neues Marketingkonzept der lokalen SPD. Maget: "Eine Partei, die immer nur in ihrem eng umgrenzten Umfeld bleibt und sich ausschließlich an Gleichgesinnte wendet, kann bald den Laden zusperren." Der Dalai Lama sei eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte, mit dessen Thesen man sich auseinander setzen könne, ohne sich gleich damit zu identifizieren.

Auch vor diplomatischen Verwicklungen in die Weltpolitik fürchtet sich die Münchner SPD nicht. Der Vize-Konsul Chinas ist nämlich schon bei Maget aufgetaucht und hat eine Protestnote seiner Regierung verlesen. "Ich habe ihm klar zu machen versucht, dass wir nicht an völkerrechtlichen Auseinandersetzungen und dem Schüren außenpolitischer Konflikte interessiert sind", sagt Maget.

Wegen des zu erwartenden Publikumsandrangs appellieren SPD und Polizei, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Autofahrer sollten versuchen, im Bereich der Hansastraße zu parken. Ob das Besucherinteresse auch bei weiteren geplanten Veranstaltungen zu globalen gesellschaftlichen Themen so groß sein wird, muss sich zeigen. Dementiert wurde jedenfalls bereits, dass die SPD für den Auftritt des neuen Vorsitzenden der österreichischen Sozialdemokraten, Alfred Gusenbauer, am 9. Juni die Olympiahalle buchen wolle. Auch Ortsvereinssitzungen sollen künftig nicht ins weltweite Computernetz eingespeist werden. So weit ist die Münchner SPD nun doch noch nicht.

Bildunterschrift: Dalai Lama und SPD: Nicht Jeder findet das gut.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 12. Mai 2000: "Die Einladung des Dalai Lama durch die Münchner SPD sorgt für innerparteilichen Wirbel. Der Besuch des religiösen Oberhaupts Tibets wurde von Bundesinnenminister Otto Schily eingefädelt, ... . Die SZ fragte Schily nach den Beweggründen für seine Einladung. .... SZ: Wie stehen Sie selbst zum tibetischen Lamaismus und zum Buddhismus? Sie kommen ja aus einem anthroposophischen Elternhaus. Schily: Ich bin kein Buddhist, wenn Sie das meinen. Mein anthroposophisches Elternhaus sollte man auch nicht mit dem Buddhismus vermengen. Ich selbst bin auch kein Anthroposoph. Allerdings sind mir die Denkansätze nicht fremd. Der Buddhismus ist hoch interessant, spannend und bedeutsam. SZ: Der Buddhismus und der Dalai Lama werden aber auch scharf kritisiert. Schily: Das sind hasserfüllte Leute, mit denen ich mich nicht abgebe. Sie haben zu viele Vorurteile. Ich bin sehr dafür, kritische Einstellungen zu bewahren. Aber wer Hass im Denken hat, kann nicht richtig denken. Diese Leute nehmen nur Bruchstücke heraus. Es fehlt aber das kritische Fundament. Der Dalai Lama selbst ist offen für Diskussionen. ... "

Kommentar:

Otto Schily, der mich (Herbert Röttgen/Victor Trimondi) aus der 68er Bewegung gut kennt, hat unser Buch "Der Schatten des Dalai Lama" zwei Wochen vor dem Besuch des tibetischen Religionsführers mit einem 5 Seiten langen Brief erhalten. Er hat es nicht für wichtig gehalten, darauf zu antworten. Wir hegen keinerlei Hass gegen den Dalai Lama sondern haben ihm gegenüber Mitgefühl, weil er schon als Kind das Opfer eines zutiefst inhumanen Systems geworden ist. Schily aber will - aus welchen Gründen auch immer - die Diskussion über den Lamaismus verhindern, da sie höchst peinlich ausfallen würde. Deswegen erfindet er das Bild von den "hasserfüllten Leute(n), mit denen ich mich nicht abgebe".


TZ 13/14 Mai 2000

München im Dalai Lama Fieber

Auf einer ganzen Seite bringt die TZ ihre Dalai Lama Vergöttlichung. München wird zum Rom des tibetischen Buddhismus. So jedenfalls lässt es der Einleitungssatz vermuten. TZ: "Seine Heiligkeit gibt sich die Ehre - und macht München zu einem Wallfahrtsort: Für den Auftritt des Dalai Lama an diesem Sonntag pilgern Anhänger aus der ganzen Republik in die Isar Metropole. Die Rudi Sedlmayer Halle ist schon seit drei Wochen restlos ausverkauft. Mehr als 6000 Menschen wollen den Führer der Tibeter und der allermeisten Buddhisten einmal live erleben: Begeisterung wie um einen internationalen Popstar." - Es erübrigt sich, diesen Passus zu kommentieren, er spricht die Sprache, mit der die "liberale" Presse mehr oder weniger unwissend, den Lamaismus Schritt um Schritt etabliert.

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Die TZ berichtete berichtet von Anfang bis Ende ekstatisch: Hier einige Überschriften: "Grüß Gott, Dalai Lama - Der 'Ozean der Weisheit' spricht vor über 6000 Menschen bei SPD-Veranstaltung. [...] Bewundert, verehrt, vergöttert von Millionen Anhängern rund um den Erdball [....] Seine Heiligkeit erobert die Herzen den Münchner [.....]

Als einzigen kritischen Beitrag brachte die TZ am 22. (!) Mai 2000 einen Leserbrief (Auszug):

.... Allerdings hätte der Dalai Lama für das Gros seiner Anhänger vermutlich auch in Dada Sprache daherplappern können (was er ohnehin die meiste Zeit tat): der Begeisterung hätte das keinen Abbruch getan. Es kam offensichtlich gar nicht darauf an, was er sagte, sondern schlicht, das er da war. Wie das halt bei Religionsführern so ist. Elke Wagemann - 80686 München


Abendzeitung 13/14 Mai 2000

Der Dalai Lama - willkommen in München?

Auftritt am Sonntag - Kritiker formieren sich

Er predigt auf der ganzen Welt Harmonie und Frieden. Am Sonntag auch in München. Doch in die Freude auf den Besuch des Dalai Lama mischen sich jetzt Misstöne: harte Kritik und Anfeindungen als Willkommensgruß für den Friedensnobelpreisträger.

Sogar von einer kleinen Gruppe der SPD, die das geistliche und weltliche Oberhaupt Tibets offiziell eingeladen hat. Am Sonntag um 17.30 soll der Dalai Lama mit Bundesinnenminister Otto Schily in der restlos ausverkauften Rudi-Sedlmayer Halle vor 6000 Menschen diskutieren.

Das passt der SPD Landtagsabgeordneten Monica Lochner-Fischer nicht. Sie meint, ihre Partei dürfe sich nicht durch die Veranstaltung zu "einer religiösen Richtung bekennen". Lochner-Fischer, die auch Landesvorsitzende der SPD Frauen ist, engagiert sich im "Deutschen Freidenkerverband", der gegen den Dalai Lama Stimmung macht: Er sei ein "Chamäleon", stehe für eine Tradition von "Gewalt, Unterdrückung, Frauenfeindlichkeit und Missbrauch kleiner Kinder" und hege "Verbindungen zur rechten Esoterikszene". Dazu Bundesinnenminister Otto Schily, der "Seine Heiligkeit" persönlich einlud, nach München zu kommen: "Das sind hasserfüllte Menschen!" Mit ihnen will er sich "nicht abgeben". Münchens SPD-Vorsitzender Franz Maget drückt sich moderater aus: "Die Kritik geht in Ordnung, aber manche ihrer Formen sind grotesk. Der Dalai Lama ist ein wichtiger Gast für uns." Und Magets Stellvertreterin Brigitte Meier, meint: "Irgendjemand hat immer was zu mosern." Selbst das offizielle China, das Tibet seit 50 Jahren besetzt hält und den Dalai Lama vertrieb, mischt sich bis nach München ein: Der stellvertretende chinesische Konsul in München schickte ein Protestnote an die SPD. Und das Münchner Forum für kritische Psychologie will zusammen mit dem AStA sogar vor Ort gegen den Gottkönig demonstrieren: An einem Stand vor der Sedlmayer Halle verteilen sie Flugblätter.


Die AZ verlässt ab Montag den 15. Mai ihre ausgewogene Berichterstattung und gibt sich der Ekstase hin, der Dalai Lama hatte das richtige Wort gefunden - "In München dem Himmel nahe" - hatte er gesagt und da war es aus mit den kritischen Artikeln in der AZ. Und der Himmel war voller Geigen: "Dann nahm er [der Dalai Lama] OB Christian Ude und seine Frau Edith von Welser Ude fest bei der Hand und eilte mit ihnen auf den Rathausbalkon. Um den Münchnern zu winken. Und dem Himmel nahe zu sein." (AZ 16. Mai 2000) In ihrer Abendausgabe dagegen stimmt die AZ erneut kritische Töne an:

AZ 12. 05. 2000

Ziemlich lahm: Dalai Lama bei Münchens SPD

6000 Zuhörer in der Sedlmayer-Halle warteten vergebens auf Erleuchtung

Eine Gongschlag wie aus einem tibetischen Kloster ließ die Lautsprecher in der restlos ausverkauften Rudi Sedlmayer Halle beben, als der Dalai Lama die Bühne betrat. Und sein Publikum riss es von den Sitzen: Kaum einer unter den 6000 Zuschauern, die nicht stehend in Jubel ausbrachen. Dann wurde es sehr still. Kein Räuspern. Kein Flüstern, bloß zuhören. Nur wenn Seine Heiligkeit gelegentlich schallend kicherte, und die Riesenleindwand sein sanftes Lächeln in die letzten Reihen trug, erheiterte er auch seine Fans.

Über "Politik über Grenzen hinweg" wollte Bundesinnenminister Otto Schily mit dem Friedensnobelpreisträger reden. Die Münchner SPD hatte dazu eingeladen. "Die Kritik am Dalai Lama, selbst die teilweise groteske stört uns nicht", rief Münchens SPD-Vorsitzender Maget ins Mikro. Otto Schily wollte diesen Unmut seinem Gegenüber auf dem Polstersessel nicht vorenthalten: "Es gibt äußerst feindselige Stimmen gegen Sie, Sie ziehen sogar Hass auf sich." Einige von diesen bösen Anti-Lamaisten standen draußen vor der Halle und verteilten Flugblätter. Drinnen folgte ein dreiviertelstündiger intellektueller Theoriediskurs über Religion und buddhistisches Bewusstsein. Vielleicht hätte der Dalai Lama Lebendigeres erzählen wollen. Nur - Otto Schily fragte meist leblos. Die nächsten Stunden etwa, ob Computer ein Bewusstsein haben, ob das Internet Religion fördert, und was er über Materie und Wahrnehmung denkt. Für seine ureigenen Sache aber, die Befreiung Tibets, konnte der Gast erst zum Schluss werben - sichtlich leidenschaftlicher. Dann verschwand der Dalai Lama zum Meditieren in seine Suite im Bayrischen Hof.

Tim Pröse


SZ - 12. Mai 2000

Ein umstrittener Gast

Besuch des Dalai Lama findet nicht überall Gefallen in der SPD

Von Elisabeth Höfl-Hielscher

An dem fürs Wochenende geplanten Besuch des Dalai Lama bei den Münchner SPD und der am Sonntag stattfindenden Diskussion mit Bundesinnenminister Schily ("Frieden und Gerechtigkeit") wird parteiintern Kritik geübt. "Es kann nicht Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin offiziell zu einer religiösen Richtung hin zu bekennen, nur weil sich irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", erklärte die Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD-Frauen, Monica Lochner Fischer. "Parteien bestehen aus Menschen mit unterschiedlichen Glaubens-Anschauungen, das muss man akzeptieren. Als nächste werden wir den Papst zu einem Gespräch über den § 218 einladen!" Diese Ansicht werden auch vom Vorsitzenden ihre Kreisverbandes II, Wolfgang Schulz, sowie von mehreren Mitgliedern des Landesvorstandes (wenn auch "leise murmelnd") geteilt.

Mehr noch als die Abweichung "von unserer Tradition der geistigen Unabhängigkeit" verärgert die Abgeordnet die Art der Beschlussfassung. "Es hat überhaupt keine Abstimmung stattgefunden. Als der Vorstand von dem Besuch erfuhr, war alles schon gebucht. Wir konnten ihn nur mehr zur Kenntnis nehmen." Frau Lochner Fischer ist seit Jahren im deutschen Freidenker Verband e. V. aktiv, dem auch Corinna Poll vom Landesverband der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen angehört. Frau Poll hat das Thema am vorigen Freitag bei der Münchner Vorstandssitzung zur Sprache gebracht. Dabei wiederholte sie die scharfen Vorwürfe, die der Freidenkerverband zuvor zu einer Presseerklärung geäußert hat.

Statt die politischen, sozialen und ökonomischen Machtverhältnisse zu verändern, wolle die Sozialdemokratie nun offenbar "das Heil bei einem 'Gottkönig' suchen." Das Oberhaupt der Tibet-Buddhisten genieße zu Unrecht den Ruf der Toleranz. Er pflege enge Verbindungen zur rechten Esoterikszene und zum Gründer der japanischen AUM-Sekte (den Attentätern gegen die U-Bahn in Tokio), dem Hitler-Verehrer Shoko Asahara. Die Geschichte des tibetischen Buddhismus sei geprägt von "Gewalt und Unterdrückung der Bevölkerung, Dämonenglauben, systematischen Missbrauch kleiner Kinder und frauenverachtenden Ritualen". Es sei "bezeichnend", dass der Münchner Psychologe Colin Goldner seit der Veröffentlichung einer kritischen Biografie über den Dalai Lama "einem regelrechten Psychoterror" ausgesetzt sei.

Goldner bestätigte dies gegenüber der SZ. Er berichtete von telefonischen Beschimpfungen und Morddrohungen, die von der Polizei durchaus ernst genommen würden


SZ. 16. Mai 2000

Die Faszination des "Ewig Lächelnden"

Der Dalai Lama erweist sich nicht nur in der Sedlmayer-Halle, sondern auch auf dem Marienplatz als Publikumsmagnet

Von Susanne Spahn und Astrid Becker

Es ist "Khadak", was der Dalai Lama an diesem Vormittag verschenkt. Khadak heißt "Schleife" und steht für Wertschätzung. Und das ist es auch, was der Dalai Lama für München zu empfinden scheint. Es ist schon sein dritter Besuch in der bayerischen Hauptstadt, zum dritten Mal erscheint er im Rathaus, um sich in das goldene Buch der Stadt einzutragen - und einige der Anwesenden mit der "Schleife" zu beschenken. Die Stola aus weißer Seide landet zuerst am Hals des Gastgebers Oberbürgermeister Christian Ude, dann bei den Bürgermeistern Gertraud Burkert und Hep Monatzeder. Nur bei einem ist alles anders: bei dem Physiker und Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker, vom Dalai Lama ehrfurchtsvoll als "mein Lehrer" angesprochen. Er trägt am Ende die Stola gleich zweimal um den Hals geschlungen. "Das bedeutet besonders innige Verbundenheit", erklärt Ude, der vom Dalai Lama sagt, er sei "heiter und unkompliziert."

Und so gibt sich der Dalai Lama auch im Rathaus. Er erzählt von seiner Sympathie für Deutschland und lobt die Sauberkeit und die klare Luft der Stadt – "so ganz anders als in meinem Exil Indien": "Die Menschen hier müssen glücklich sein." Diesen Menschen dankt er auch – für den freundlichen Empfang: "Das verschafft mir neuen Mut."

Dabei hat die von Bundesinnenminister Otto Schily eingefädelte Gesprächsbegegnung mit dem Dalai Lama am vergangenen Sonntag nicht nur Freude, sondern auch massive Kritik hervorgerufen. Einige Organisationen wie das "Forum Kritische Psychologie" und sogar Mitglieder der SPD (wir berichteten) werfen dem "Ewig Lächelnden" unter anderem Kontakte zum japanischen Giftgas-Attentäter Shoko Asahara und zu alten und neuen Nationalsozialisten vor. Und die SPD wolle mit dem Erlös der Veranstaltung nur die eigene Partei finanzieren, hieß es. "Alles Unsinn", sagt Ude dazu, "die Einnahmen gehen auf Wunsch des Dalai Lama direkt an eine Schule für behinderte tibetische Kinder in Indien." Die meisten der 6000 Besucher in der Rudi-Sedlmayerhalle haben das Gespräch zwischen Schily und dem Dalai Lama wohl dennoch genossen – auch wenn nicht viel Neues zu erfahren war. Minuten lange Standing Ovations folgten einem knapp zweistündigen Geplausche über buddhistische Wertvorstellungen, über die Beziehung zwischen Religion und Politik und dem Verhältnis zur Wissenschaft. Und dass so viele Menschen ihn sehen wollen, kommentiert der Dalai Lama nur mit den Worten: "Das ist meine kuriose Persönlichkeit."

Seine Aura und sein Charisma lockt auch viele Münchner an diesem Montag Vormittag auf den Marienplatz. "Er strahlt Ruhe und Güte aus. Es tut in so einer hektischen Zeit gut, ihn zu sehen. Er könnte für viele ein Vorbild sein", sagt Petra M. Für Josef Frank ist sein Auftritt sogar "verheißungsvoll": "Wie er sich nicht unterdrücken lässt und seine Offenbarung nach außen trägt," bewundert er. Für viele ist er ein zweiter Ghandi. "Er führt einen gewaltlosen Kampf gegen China", sagt Stefan Backes. Gundi Hofbauer beeindruckt die Toleranz gegenüber anderen Religionen: "Der Dalai Lama hat Humor und Geist, ist nicht so engstirnig." Daher will sie ihn "aus nächster Nähe sehen. Doch vergebens. Das Oberhaupt der Tibeter hat sich eine Viertelstunde früher als angekündigt auf dem Rathausbalkon der Menge gezeigt. Nur wenige Minuten hat er den Leuten zu gewunken und ist wieder verschwunden.

Aber manche sind sich auch eine Stunde später noch sicher, dass er schon noch kommen wird, der Dalai Lama. "Er ist ein emotionaler Mensch. Auf Emotionen wird bei uns kaum noch geachtet. Viele suchen die Wahrheit, aber erst wenn man Gefühle hat, kann man die Wahrheit finden", philosophiert Petra Weule.

Die Buddhistin Karin Adolph hat den Dalai Lama bereits drei Mal gesehen. Nach Aufenthalten in buddhistischen Klöstern weiß das Mädchen bestens Bescheid: "Dalai Lama ist nur aus Mitgefühl weiter auf Erden, um Lehrer zu sein für die, die auch erleuchtet werden sollen." Sie selber hat "wenig Hoffnung", erleuchtet zu werden. Nicht zuletzt liege das an der Rolle der Frau im Buddhismus. Sie beteten und putzten nur. "Von der Meditation sind sie ausgeschlossen. Aber nur das ist der Weg zur Erleuchtung."


Süddeutsche Zeitung 16. Mai 2000

Eine Frage des Bewusstseins

Der Dalai Lama in München - umstritten aber heiß begehrt von Astrid Becker

"Haste noch ne Karte übrig?" - Diese Frage wird am Sonntag Nachmittag laufend gestellt. Die Fragenden, die sich vor der Rudi-Sedlmayer Halle aufgereiht haben, haben nur ein Ziel: Endlich einmal den Dalai Lama sehen. Doch vergebens. Die Veranstaltung der Münchner SPD, bei der sich das Oberhaupt der Tibeter und Bundesinnenminister Otto Schily zu einem Gespräch begegnen, ist schon seit Wochen ausverkauft. 6000 Besucher drängen sich an diesem sonnigen Nachmittag in die abgedunkelte Halle. Otto Schily hatte den Friedensnobelpreisträger in Bonn getroffen und ihn dort zu einem Gespräch in München überredet.

Als der Dalai Lama dann an diesem 14. Mai in rot-gelbem Gewand das Podium besteigt, folgen minutenlange Standing Ovations. Schily begrüßt seinen Gast als einen "Mann, der für soziale Fragen aufgeschlossen ist, aber eher eine Umweltpartei wählen würde." Er sei Repräsentant einer religiösen Orientierung, die den interkulturellen Dialog suche. Viele Menschen hierzulande fühlten sich zum Buddhismus hingezogen, es gebe aber auch Kritik und regelrechten Hass. Mit diesen Worten bezog sich der SPD Politiker auf die im Vorfeld der Veranstaltung laut gewordene Kritik von Mitgliedern der Münchner SPD, die sich gegen den Besuch eines Gottkönigs ausgesprochen hatte - wohl eine Frage des Bewusstseins.

So lautet denn auch Schilys erste Frage, was denn Bewusstsein sei und wie es entstehen könne. Eine Frage, die der Dalai Lama zunächst mit einem Lachen quittiert. "Obwohl wir nicht wissen was Bewusstsein ist, nutzen wir es ständig. Das sollte doch ausreichen." Schon mit dieser Antwort wird deutlich, wer sehr rasch die Gesprächsführung übernommen hat. Fragen nach dem Verhältnis von Geist und Materie oder dem Zusammenspiel von Religion und Politik will der Dalai Lama nie sofort beantworten. Vielmehr muss Schily stets eine neue Frage formulieren, um die Antwort auf die vorherige zu bekommen.

[Es wird noch kurz berichtet wie der Dalai Lama auf die Tibet Frage eingeht .....] Nach diesen Worten verneigt sich der Dalai Lama vor seinem Publikum und verlässt das Podium unter großem Applaus.


Bild 15. Mai 2000

Religion schützt Politiker vor Machtgier - von Karsten Riechers

Bild berichtet relativ sachlich und emotionslos über die Veranstaltung, wenn auch mit einer eindeutigen Pro-Dalai Lama Haltung. Es erscheint jedoch in dem Bericht ein Satz, der auf eine inhaltliche Themenstellung eingeht, die in sonst keinem anderen Bericht erwähnt wird und der auf den verschwiegenen "Geisterglauben" der Tibeter zu sprechen kommt: "Nur einmal wurde deutlich, dass hier der Repräsentant einer sehr anderen Kultur zu Gast war. Mit großer Selbstverständlichkeit sprach der Dalai Lama von der 'unsichtbaren buddhistischen Geisterwelt', an die er glaubt und berichtete von dem Staatsorakel, das er gelegentlich befragt."


Münchner Merkur 15. Mai 2000

SPD verdient 100 000 Mark am Besuch des Dalai Lama

Wirbel um Veranstaltung mit Innenminister Schily

Frieden und Harmonie - seit Jahren predigt dies der Dalai Lama auf der ganzen Welt. Unruhe und Trubel herrschten jedoch seinetwegen am Wochenende in München. Der Grund: Bundesinnenminister Schily (SPD) hatte den tibetanischen Friedensnobelpreisträger zu einer Diskussion mit dem Thema "Frieden und soziale Gerechtigkeit" nach München eingeladen.

Vor 6000 Zuschauern diskutierten der Minister und der Dalai Lama gestern am späten Nachmittag 90 Minuten lang in der Rudi Sedlmayer Halle. [.....]

Die gestrige Diskussionsveranstaltung erregte vor allem das Missfallen des SPD Landtagsabgeordneten Monica Lochner Fischer. Die Partei dürfe sich ihrer Meinung nach "zu keiner religiösen Richtung bekennen." Lochner Fischer sieht im Dalai Lama ein Chamäleon. Er stünde für eine Tradition von "Gewalt, Unterdrückung und Frauenfeindlichkeit."

Neben der innerparteilichen Kritik gab es auch Protest von Seiten Chinas. Der stellvertretende chinesische Konsul in München schickte eine Protestnote an die SPD. Seit 50 Jahren hält China Tibet besetzt und unterdrückt jegliche Unabhängigkeitsbestrebungen des kleinen Landes.

Des weiteren bemängelte die Bildzeitung am Samstag, dass die Münchner SPD mit der Veranstaltung Geld verdient. Wie der Münchner SPD-Chef Maget bestätigte, streicht die Partei durch den Verkauf der Eintrittskarten 100 000 Mark ein.                              

Michael C. Nienamer


Frankfurter Rundschau, 16. Mai 2000

Da lachte der Dalai Lama und knuffte Schily ein wenig

Die Münchner SPD wollte mit dem Mönch diskutieren, doch der Minister blieb der Stichwortgeber von Iris Hilberth

Hin und wieder zupfte der Mann an seinem rotgelben Gewand, wiegte den Kopf hin und her und grinste sich eins. Nicht, dass er die Sache mit Otto Schily (SPD) in der Sedlmayerhalle nicht ernst nahm. Aber es schien ihm durchaus ein Vergnügen, mit dem Bundesinnenmister über "Frieden und Gerechtigkeit" zu plaudern. Manches Mal knuffte er seinen Gastgeber in die Seite und lachte lauthals, der Dalai Lama. Und vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum man ihn hierzulande oftmals so sympathisch findet, den Mönch aus Tibet, und man ihm seinen Gottesstatus nachsieht.

Die Münchner SPD hatte ihn eingeladen und für den "geistig - offenen" Dialog des Oberhauptes der Tibeter mit Schily ob der großen Nachfrage von der Zenith-Kulturhalle in die 6000 Plätze bietende Sporthalle ausweichen müssen. "Wir wollen über den Tellerrand hinausschauen und offen für andere Kulturen und Religionen sein", begründete der SPD-Unterbezirkschef Franz Maget die ungewöhnliche Zusammenkunft. "Eine Partei, die immer nur den eigenen Kreis anspricht wird uninteressant und überflüssig."

Das sahen vor der Veranstaltung selbst Leute aus den Reihen der SPD aber anders. "Es kann nicht Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin offiziell zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil sich irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", hatte die Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD Frauen, Monica - Lochner Fischer, ermahnt. Auch andere waren vom Auftritt des Dalai Lama in München wenig begeistert. "Jetzt auch bei uns: Opium fürs Volk." Die Plakate in der Stadt waren mit gelben Streifen überklebt worden.

Christian Ude, der Sozialdemokrat und Münchner Oberbürgermeister, kann die Kritik "überhaupt nicht verstehen." Sie komme von Leuten, die das Selbstgespräch in Hinterzimmern führten, findet er. "Das ist ja keine buddhistische Veranstaltung, das ist ein Dialog mit einem Friedensnobelpreisträger. Wir haben nie behauptet, dass er für uns Vorbildfunktion hat. Es geht um ein Gespräch über Lösungen für ein friedliches Zusammenleben."

Mit dem Dialog tat sich der Dalai Lama allerdings etwas schwer. Er führte vielmehr einen fast zweistündigen Monolog, in den Schily ab und an ein paar Stichworte einstreuen konnte, an die der Tibeter allerdings erst dann anknüpfte, wenn er seine anderen Ausführungen als beendet betrachtete.

Die Gesprächsführung überlässt er keinem anderen. So erörterte er ausführlich die Frage des Bewusstseins, das Verhältnis von Geist und Materie im Zusammenspiel, als Schily eigentlich schon über Politik und Religion reden wollte. Eine Trennung von kirchlichen und staatlichen Institutionen sei generell erstrebenswert, sagte der Dalai Lama später irgendwann.

Und zum noch immer währenden Konflikt Tibets und Chinas: "Eine Autonomie Tibets in religiösen und kulturellen Fragen kann nur gewaltfrei über einen Dialog mit Peking erreicht werden." Durch einen Zusammenhalt mit China im wirtschaftlichen Bereich sehe er hingegen durchaus Chancen für Tibet. Doch gehen von China eine "Aggression" aus, die derzeit einen Dialog unmöglich mache. "Ich bitte die internationale Gemeinschaft um Unterstützung."


Idea - Evangelische Nachrichtenagentur - Nr. 63 - 2000 - 22. Mai

Ungewöhnlich viel Kritik beim Deutschlandbesuch des Dalai Lama

In München gab es Plakate: "Jetzt auch bei uns: Opium fürs Volk"

Berlin/München (idea) - Der Deutschlandbesuch des buddhistischen Religionsführers Dalai Lama hat ungewöhnlich viel Kritik ausgelöst. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter sprach Mitte Mai auf Einladung von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vor etwa 6000 Besuchern in München und vor der FDP-nahen Friedrich Naumann Stiftung in Berlin. Nach Ansicht mehrerer Organisatoren verharmlosten die Veranstalter den vom Dalai Lama repräsentierten Buddhismus und seine missionarischen Absichten. In München wurden die Einladungsplakate der SPD mit Proteststreifen: "Jetzt auch bei uns: Opium für's Volk" überklebt. Auf Flugblättern, bei einer Demonstration und auf Büchertischen warfen das "Forum Kritische Psychologie", der Deutsche Freidenker Verband, der Allgemeine Studentenausschuss der Universität München und Teile der SPD sowie die kritischen Dalai Lama Autoren Victor und Victoria Trimondi und Colin Goldner dem Friedensnobelpreisträger menschen- und frauenverachtende Manipulation seiner Anhänger, sowie Kontakte zum japanischen Giftgasattentäter Shoko Asahara und zu alten und neuen Nationalsozialisten vor. Die SPD-Mitglieder kritisierten, dass der "Ewig Lächelnde" die Partei für seine Religion vereinnahmen wollte. Die "Frankfurter Rundschau" stellte fest, dass ein Dialog zwischen dem Dalai Lama und Schily nicht zustande gekommen sei. Der deutsche Politiker habe in den "zweistündigen Monolog" des "Gottkönigs" "ab und an ein paar Stichworte einstreuen" dürfen. Auch nach Ansicht der Münchner "TZ" handelte es sich nicht um eine Dialog Veranstaltung sondern um eine "Wallfahrt" wie zu einem "internationalen Popstar". Die "Bild" Zeitung merkte kritisch an, dass die SPD durch den Verkauf von Eintrittskarten 100.000 Mark eingenommen habe.


NACHTRAG:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2000

Der Entertainer

Deutsche Szene: Der Dalai Lama unterweist Otto Schily

Der Sonntag ist sonnig und so heiß, dass man Wasser nicht unnütz verschwendet. Aber die junge Frau schüttete die Neige ihres kühlen Getränks in den Rinnstein. "Da war", erklärt sie ihrer verwunderten Freundin, "eine Fliege drin." Wenn man stundenlang auf den Dalai Lama wartet, dann nützt man die Zeit dazu, keiner Fliege etwas zuleide zu tun. Die Leute - in München sind es sechstausend - haben eine Vorstellung davon, was Seine Heiligkeit so denkt, und der Dalai Lama ist erfahren genug, seine Zuhörer nur im Rahmen des Erwart- und Verstehbaren zu überraschen.
Der Bundesinnenminister, der seit Amtsantritt alles tut, die Leute gar nicht zu überraschen, versucht, "ein Gespräch" mit dem Dalai Lama zu führen. So ist die Veranstaltung der Münchner SPD jedenfalls angekündigt. Als im Bundestag und auf dem SPD-Parteitag über das Asylrecht debattiert wurde, war Otto Schily beide Male überraschend verhindert gewesen. Tibetische Asylbewerber sind freilich in der Bundesrepublik kein Problem, dem Dalai Lama gibt Schily keinen Korb. Stattdessen will er jetzt ihn überraschen, und so spricht er von dem "Hass", der Seiner Heiligkeit auch entgegenschlage, und von kritischen Fragen, die gestellt werden müssten. Der Dalai Lama hat sich schon ganz andere Dinge angehört, aber beim Publikum ist Schily damit an die Falschen geraten: Das Publikum liebt Seine Heiligkeit, einen der größten lebenden Charismatiker, der Nordrhein-Westfalen für sich gewonnen hätte, hätte er sich nur zur Wahl gestellt. Das Publikum will dem Dalai Lama lauschen. "One world religion", sagt Seine Heiligkeit, und das Publikum klatscht hingerissen. Dann bringt der Dalai Lama den Satz zu Ende: Er sei dagegen, sagt er und lacht. Er lacht überhaupt sehr viel, er ist das Person gewordene verschmitzte Lachen. Ein Lachen, das jeden Satz abfedert, der nicht reine Bejahung ist. Der Buddha, bemerkt er bei Gelegenheit, habe sich stets auf seine Zuhörer eingestellt. An diesem Sonntag in München preist der Dalai Lama den Austausch zwischen Religion und Wissenschaft ("very useful'"), er hat nichts gegen den Computer als solchen ("we need it"), und auch die Politik ist in Ordnung ("politics itself: nothing wrong"). Manche Politiker aber seien "dirty", dann wendet er sich an Schily: "of course, not you", sagt er und lacht, das Publikum lacht und klatscht.
Schily hat längst aufgegeben. Mitunter blickt er gar gelangweilt drein. Seine Heiligkeit bemerkt auch das: "to long?" fragt er, nachdem er ein Viertelstündchen monologisiert hat. Das Publikum klatscht und lacht. Schily hält sich mit beiden Händen an der Brille fest. West meets East: Der Dalai Lama muss auch zuhören, immer dann nämlich, wenn seine langen Reden ins Deutsche übersetzt werden. Dazu wiegt er sich im Oberkörper von einer Seite auf die andere, oder er stützt sich fest mit beiden Armen auf die Sessellehnen, verankert in der wallenden Ruhe des knallroten Gewandes, das er um seine Mitte drapiert hat. Nicht was er sagt, fesselt die Leute, sondern was er ist. Das weiß er. Wenn der Übersetzer übersetzt, macht er den Entertainer. Unvermittelt scheint er die gigantische Leinwand zu entdecken, auf der er zu sehen ist: Er lacht, das Publikum lacht, Schily bringt sich zu einem Lachen. Abschließend erklärt Seine Heiligkeit in kurzen zwanzig Minuten, dass sein Volk nicht die Unabhängigkeit, sondern lediglich Autonomie erstrebe und den Dialog mit China suche, dann rafft er sein knallrotes Gewand um sich, dass man das leuchtend gelbe Unterhemd nicht mehr sieht, justiert den Stoffriemen des Mantelsacks auf seiner linken Schulter, wickelt die Gebetsperlenkette wieder über die metallene Armbanduhr und wartet ab, dass endlich auch der Übersetzer zu einem Ende komme.

Franziska Augstein


© Haidhauser Nachrichten - Ausgabe 06/00, 25. Jahrgang, Juni 2000

 

Der Dalai Lama zu Gast bei der SPD

Falscher Titel - falsche Federn

Die "Rudi-Sedlmayer-Halle" ist ein Betonmonster, innen noch hässlicher als außen. Hierhin hatte die Münchner SPD das Gespräch zwischen Innenminister Otto Schily und Dalai Lama verlegt, wegen des großen Andrangs.

Mit einem gewaltigen Gongschlag erscheint Dalai Lama auf der Bühne, begrüßt von minutenlanger standing ovation des Publikums. Es mutet merkwürdig an, wenn Franz Maget (SPD) "Seine Heiligkeit" willkommen heißt. Auf dem Sofa dann ein netter Kontrast: Der dröge Innenminister neben dem farbenfrohen, gut gelaunten Dalai Lama, der fleißige Übersetzer am Rande.

"Was ist Bewusstsein?" eröffnet Schily das Gespräch. Dalai Lama antwortet mit einem Vortrag über den lamaistischen Buddhismus. Für das Publikum offensichtlich der erhoffte Glücksfall. Irgendwann kommt auch Politik zur Sprache. Dalai Lama fordert, dass Politik auch von religiösen Motivationen getragen sein solle. Nicht von Geld- oder Machtstreben, wie es bei so vielen Politikern der Fall sei, ausgenommen sein neben ihm sitzender Freund Schily. So rasch ist bestimmt noch keinem Innenminister, kraft seiner Funktion meist der bad guy der Regierungsriege, eine moralische Absolution erteilt worden. Zum Glück für Schilys SPD unterblieben Fragen nach Ethik oder religiöser Motivation der rigiden Politik gegen Asylbewerber oder die Rückschiebung von Kriegsflüchtlingen aus dem Kosovo.

Die SPD sonnt sich im Glanz der Beliebtheit des geladenen Gastes. Da lässt man sich die Freude auch nicht von der im Vorfeld - auch aus der eigenen Partei - geäußerten Kritik beirren. "Teilweise bösartig", diese Kritik, davon lasse man sich nicht abhalten vom Dialog der Kulturen und Religionen.

Die SPD hat es gelernt, solchen Dialog als Event zu gestalten, mit VIP-Bereich, und reichlich Sponsoring. Und ein bisschen Etikettenschwindel: Wo blieb das Gespräch über Frieden und soziale Gerechtigkeit?


Bayrischer Rundfunk - Der Dalai Lama - Friedensapostel? - Hugo Molter

Unter dem folgenden Link ist ein Beitrag zum Dalai Lama Besuch im München abgedruckt, der im Bayrischen Rundfunk gesendet wurde. Von dem Autor Hugo Molter wurde verlangt, einige Passagen zu korrigieren. Er schreibt hierzu folgendes: Lieber Leser! Wieder einmal hatten wir mit dem Bayrischen Rundfunk etwas Ärger. Es wurden Korrekturen angebracht bzw. ganze Passagen gestrichen. Sie lesen hier das Originalmanuskript. Die gestrichenen Passagen wurden vom bayrischen Rundfunk gestrichen. Die kursiv gedruckten Passagen wurden uns vom Bayrischen Rundfunk vorgeschrieben.

Hugo Molter

Die Fundstelle: http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm


Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union): "Mitschuldig am Völkermord!"

Anlässlich des Dalai Lama Besuches in München veröffentlichte die Zeitschrift "Hier & Jetzt" unsere Presseerklärung und stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber Winfried Richter erhielt daraufhin den folgenden Brief von Herrn Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union, auf den wir im einzelnen eingehen:

Samstag, 6. Mai 2000

Sehr geehrter Herr Winfried Richter,

Seit einiger Zeit bekomme ich die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift HIER & JETZT - Wege zur Mitmenschlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob sie etwas mit der Zeitschrift "Wendekreis" zu tun haben, die mich im vergangenen Jahr um Unterstützung bei der Herausgabe eines Heftes zum Thema Buddhismus hatte? Ich hatte mich aber über Ihre Zeitschrift mit dem sehr buddhistischen Titel HIER & JETZT und der Zielsetzung "Wege zur Mitmenschlichkeit" aufzuzeigen, sehr gefreut und war gewillt, die Zeitschrift bei Gelegenheit inhaltlich wie durch Bekanntmachung in buddhistischen Kreisen meinerseits auch zu unterstützen [......]

Um so mehr schockiert bin ich über das, was ich heute in Ihrer neuesten Ausgabe von HIER JETZT zur Kenntnis nehmen musste. Der offene Brief [gemeint ist unsere Presseerklärung] von Frau und Herr Röttgen (alias Trimondi) ist eine geradezu bösartige Ungeheuerlichkeit und schlägt Ihrem Anliegen, "Wege zur Mitmenschlichkeit" zu fördern, frontal ins Gesicht.

Was veranlasst Sie dazu, in Ihrer Zeitschrift S. H. dem Dalai Lama, dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus insgesamt in einer derart diffamierenden und unhaltbaren Weise entgegenzutreten? Was veranlasst Sie dazu, einen ehemaligen und neuen Maoisten, der in den 60er Jahren die sog. Mao Bibel in großer Auflage drucken und verbreiten ließ, für seine im Dienste der chinesischen Kommunisten stehende Hetz- und Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama, den tibetischen Buddhismus und das tibetische Volk alle Türen zu öffnen? Wollen sie sich als Humanist oder Christ (oder was auch immer?) mitschuldig machen an einem neuen Religions- und Völkermord?

Trimondi:

Zu den stereotypen Anschuldigungen gegenüber Kritikern des Dalai Lama und seines Religionssystems zählt, dass diese automatisch als Handlanger der Chinesen denunziert werden. Dies gilt sowohl für die Kritik, die von innen - aus den Reihen der Exiltibeter -, wie für die Kritik, die von außen kommt. "So werden Kritiker, die von der Meinung der exiltibetischen Regierung abweichen, schnell als pro-chinesische Propagandisten abgestempelt..." - schreibt sogar der Ethnologe und praktizierende Buddhist Martin Brauen.

Es stimmt zwar, dass ich (Victor Trimondi/Herbert Röttgen) in den späten 60ern die sogenannte Mao Bibel über meinen damaligen Verlag (Trikont-Verlag) habe vertreiben lassen. Es stimmt aber nicht, dass ich sie habe drucken lassen. Maoist bin ich deswegen niemals gewesen, ebenso wenig wie die Hunderten von Buchhändlern, die in dieser Zeit die Mao Bibel verkauft haben, Maoisten gewesen sind, ebenso wenig wie die Tausenden von Lesern dieses Büchleins. Ich gehörte zu jenem linksorientierten (Sponti)Milieu, aus dem unser aktueller Außenminister Joschka Fischer und Innenminister Otto Schliy ebenfalls stammen.

Was Herr Litsch bewusst verschweigt, ist die Tatsache, dass ich in den 80er Jahren Bücher des Dalai Lama, über ihn und über den tibetischen Buddhismus habe drucken und vertreiben lassen. Ebenso erwähnt er nicht, dass ich drei viel beachtete Großveranstaltungen mit dem tibetischen Religionsführer organisiert habe. Ebenso wenig wie ich vorher Maoist geworden bin, weil ich die Mao Bibel vertrieben habe, ebenso wenig bin ich später Buddhist geworden, weil ich Bücher über den Dalai Lama publiziert habe.

Von chinesischer Seite haben wir bisher (August 2000) noch keinerlei Reaktion auf unser Buch Der Schatten des Dalai Lama erhalten, geschweige denn finanzielle Unterstützung und das aus zwei einfachen Gründen:

1. - Unser Buch ist keineswegs "chinafreundlich"

2. - Unser Buch beinhaltet eine ausführliche und scharfe Kritik Mao Tse Tungs

Der zweite, perfide Vorwurf, der von pro-lamaistischer Seite ständig gegenüber Kritikern gemacht wird, lautet, sie beteiligten sich am Völkermord, den die Chinesen an den Tibetern begehen. Dass man von einer gesellschaftlichen Repression in China sprechen kann, ist sicher richtig, aber jeder, der sich ehrlich über die aktuellen Fakten in Tibet informiert, weiß, dass dort kein "Völkermord" und kein "Religionsmord" stattfindet. Im Gegenteil - die Chinesen versuchen - was hier im Westen wenig bekannt ist - einen prochinesischen Lamaismus zu etablieren. Sie bauen deswegen die alten Klöster wieder auf und binden die tibetische Lamas in die wirtschaftlichen Schaltstellen des Landes ein.

In den letzten zwei Jahren (seit 1998) besteht der Hauptkonflikt in Tibet nicht einmal zwischen dem tibetischen Klerus auf der einen und dem chinesischen Staat auf der anderen Seite, sondern zwischen den verschiedenen Mönchsfraktionen selber (Shugden versus Dalai Lama versus Panchen Lama). Dieser innerlamaistische Konflikt wird sicher von den Chinesen politisch zu ihren Gunsten ausgenutzt, wurde aber nicht von ihnen, sondern vom Dalai Lama verursacht, der auch unter den Exiltibetern die Shugden Anhänger aufs heftigste bekämpft.

Litsch:

Alles an diesem Brief ist grobe Verleumdung und absichtliche Verdrehung der Wirklichkeit und kann von jedem halbwegs informierten kritischen Beobachter mühelos widerlegt werden. Das beginnt bereits am ersten Absatz und zieht sich durch sämtliche Aussagen hindurch. So ist zum Beispiel der Besuch des Dalai Lama in München natürlich nicht sein einziger öffentlicher Auftritt und der Hintergrund seiner Deutschlandreise im Mai, sondern er ist hier um an einer internationalen Tibet-Solidaritäts-Konferenz teilzunehmen, die vom 11. - 14. Mai in Berlin stattfindet und von der Friedrich Naumann Stiftung (FDP) organisiert wird. Am 14. Mai gibt der Dalai Lama auch einen öffentlichen Vortrag im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Trimondi:

Wir schreiben in unserer Presseerklärung wörtlich: "Nach unseren Informationen [!] ist dieser Auftritt der einzige, den der Dalai Lama in Deutschland im Mai 2000 durchführt." Da wir nicht in der Deutschen Buddhistischen Union sitzen und keinen anderen Hinweis in den Medien über einen sonstigen Deutschlandaufenthalt des Dalai Lama finden konnten, hatten wir nun einmal keine anderen Informationen. Im Übrigen war der Dalai Lama - nach unseren jetzigen Informationen - erst am 13. Mai in Berlin und nicht am 11., wie es Herr Litsch in seinem Brief suggeriert.

Litsch:

Dass München die "geheime Hauptstadt" des deutschen Buddhismus sei, ist pure und gemeine Erfindung mit dem Zweck, diesen in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken, für die München die "Hauptstadt der Bewegung" war. Wie unsinnig dieser Vorwurf ist, zeigt sich schon daran, dass der Dalai Lama in München keinerlei buddhistisches Zentrum besuchen und kein Zusammentreffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus haben wird. Dieses entspricht seiner Grundhaltung, die davon geprägt ist, im Bereich anderer religiöser Traditionen nicht religiös zu missionieren sondern den Wert der jeweils vorhandenen spirituellen Überlieferung zu betonen und gar von einer (aus Enttäuschung geborenen) Konversion zum Buddhismus abzuraten.

Trimondi:

München soll nach einem Bericht im Focus die meisten Buddhisten Deutschlands haben. Der Satz "München gilt ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland" - stammt nicht von uns, sondern aus der Münchner AZ vom 10. Mai 2000. Der bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem "Blödelfilm" über Tibet schon im Jahre 1993 von München herumgejuxt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet werden." Im Übrigen war unter den Nazis die "geheime Hauptstadt des Reiches" nicht München, sondern Nürnberg. München wurde von den Nazis "Hauptstadt der Bewegung" genannt.

Den zweiten Satz verstehen wir einfach nicht? Was hat ein Treffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus in München mit dem Missionierungsauftrag des Dalai Lama zu schaffen? Der Dalai Lama, der einer Religion angehört, die seit Jahrhunderten sehr erfolgreich in Innerasien missioniert hat, weiß nur zu genau, wie man das heute im Westen am effektivsten macht, nämlich durch den Einsatz des double bind. Gerade weil er den Menschen abrät, ihre traditionelle Religion zu wechseln, gerade deswegen laufen ihm die Leute in Scharen zu. Im Übrigen haben wir gar nichts gegen "missionieren", wenn die Missionsinhalte die humanistischen Werte achten und offen und ehrlich dargestellt werden. Dies ist jedoch beim Lamaismus nicht der Fall. Wir haben es hier mit einer patriarchalen Tradition zu tun, die auf Geheimriten, Initiationen und sexualmagischen Praktiken aufbaut, welche in der Öffentlichkeit nicht diskutiert werden dürfen.

Litsch:

Dass München auch "seit Beginn des vorigen Jahrhunderts" der Hort "traditioneller Buddhismuskritik und Aufklärung" sei, ist eine weitere absolut groteske Erfindung. Da bis vor wenigen Jahrzehnten über die authentische Lehre und Praxis des Buddhas in Deutschland und München so gut wie nichts bekannt war, konnte es eine solche Tradition überhaupt nicht geben. Es sei denn, man mache jetzt aus den zahlreichen rassistischen und kolonialistischen Verleumdungen, die ohne Zweifel schon seit Jahrhunderten in Deutschland (und gerade auch im erzkatholischen München) gegen alle nicht-christlichen Religionen gab, erneut wieder ernst zunehmende Aufklärungsschriften. Der Geist, auf den sich die Trimondis hier berufen, offenbart in aller Deutlichkeit, woher der Wind weht.

Trimondi:

Wir rekurrieren hier vor allem auf die beiden Münchner Orientalisten Albert Grünwedel und Helmut Hoffmann. Grünwedel hat schon am Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen das Kalachakra Tantra, den bedeutendsten Ritualtext des tibetischen Buddhismus, ins Deutsche zu übersetzen. Er hat als Sprachforscher für die damalige Zeit eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber er stand auch dem Kalachakra Tantra sehr kritisch gegenüber und hat inständigst davor gewarnt, dass es sich hierbei um ein magisches Ritual handele, welches die westliche Kultur bedrohen könne. Sein Schüler Helmut Hoffmann hat die Kalachakra Studien Grünwedels weitergeführt. Von ihm stammt ein hervorragendes aufgeklärtes Buch über Tibet: Religionen Tibets. Bon und Lamaismus in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Freiburg - 1956). Hoffmann beschreibt sehr detailliert die blutige Historie des Lamaismus von seinen Anfängen bis hin zur Neuzeit. Eine Lektüre dieser Schrift würde viele Anhänger des Dalai Lama ernüchtern.

Uns als Erzkatholiken hinzustellen, wo wir einige Sätze vorher noch Erzmaoisten waren zeigt nur die Hilflosigkeit des Autors, der nicht über Inhalte debattieren möchte, sondern glaubt, den Buddhismus durch Plattitüden und Schimpfereien verteidigen zu können.

Litsch:

Dass die Röttgens dabei in permanenter und penetranter Selbstüberhöhung ihre eigene Bedeutung als Vorkämpfer der Wahrheit über den tibetischen Buddhismus betonen, passt nur zu gut zu dem Größenwahn, mit dem sie sich auch mit ihrem Namen schmücken. Victor Trimondi heißt nämlich wörtlich übersetzt "Sieger der drei Welten", eine traditionelle Bezeichnung des tibetischen Buddhismus allein für den Buddha selbst, der die Welten von Gier, Hass und Verblendung überwunden hat.

Trimondi:

Über die Wahl unseres Pseudonyms haben wir uns unter biograph.html ausführlich ausgelassen, was wir hier nicht mehr wiederholen wollen. Im übrigen kann doch auch Herr Litsch nichts dagegen haben, dass man sich zum Ziel setzt, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden.

Litsch:

Die Lügenkonstruktion geht weiter, in dem sie auf das Buch von June Campbell hingewiesen wird. Der Schlampigkeit ihrer Recherche, die auch ihr Buch durch und durch prägt, entspricht, dass Frau Campbell hier zur Engländerin wird. Aber wichtiger: sie verschweigen mit Absicht, dass Frau Campbell selbst Buddhistin war und dass das Buch in einem buddhistischen Verlag (Theseus) erschienen ist. Darüber hinaus wird die darin vorgebrachte Kritik an durchaus zutreffenden Fehlentwicklungen des tibetischen Buddhismus schon längst in westlichen buddhistischen Kreisen diskutiert und gerade vom Dalai Lama leidenschaftlich unterstützt. Dass der tibetische Buddhismus jedoch "extrem frauenfeindlich" sei, kann schon von daher kaum zutreffen, da im Westen heute besonders von kritischen und selbstbewussten Frauen gelehrt und praktiziert wird (siehe die buddhistische Frauenkonferenz, die mit 1200 Teilnehmerinnen und großem Erfolg vor kurzem in Köln stattfand)

Trimondi:

Frau June Campbell, mit der wir in Korrespondenz stehen, fühlt sich persönlich als Schottin ist aber immer noch Engländerin, da die Volksabstimmung der Schotten letzten Jahres (1999) keine Unabhängigkeit von Großbritannien bewirkte. Sie lebt und lehrt in Edinburgh/England. Mit welcher Feindlichkeit ihr Buch in buddhistischen Kreisen diskutiert wurde und wie sie ständig Verleumdungen ausgesetzt war, darüber berichtet sie sicher selber am besten. Sie hat sich mittlerweile vom Buddhismus völlig abgewandt. Im Übrigen greift sie das lamaistische System nicht nur wegen seiner Fehlentwicklungen an (wie einige Tibetologen und Feministinnen), sondern erkennt im Lamaismus eine grundsätzlich "frauenfeindliche" Tradition.

Die Anzahl von Frauen, die sich an patriarchale Systeme hingeben, gibt keine Auskunft darüber, ob diese Systeme "frauenfreundlich" sind oder nicht. Ansonsten müsste man dies auch von fundamentalistischen islamischen Bewegungen behaupten, für die Hunderttausende verschleierte Frauen auf die Strasse gehen, um für ihre eigene Entmündigung zu demonstrieren. Wir haben in unserem Buch Der Schatten des Dalai Lama gezeigt, wie raffiniert die Methoden des tantrischen Buddhismus sind, um sich der Zustimmung von Frauen zu bemächtigen.

Litsch:

Das gleiche verfälschende Verschweigen betrifft das Buch von Brian Victoria. Der Autor ist selber namhafter buddhistischer Zen Lehrer und der Verlag der gleiche buddhistische Verlag wie der obige. So war es auch sein Anliegen, den Zen Buddhismus an seinen ursprünglichen Geist zu erinnern, nicht ihn zu beschuldigen oder zu schädigen.

Trimondi:

Wir möchten hiermit dem Theseus Verlag unseren Dank aussprechen, dass er so mutig war, die beiden kritischen Bücher von June Campbell und Brian Victoria zu publizieren. Auch haben wir nicht die geringsten Probleme damit, dass es ernsthaft kritische Diskussionen in buddhistischen Kreisen und von Buddhisten gibt. Im Gegenteil - wir können diese nur begrüßen und freuen uns darüber. Das Problem liegt vielmehr darin, dass es sie nur sehr selten gibt und dass sich die deutschen Buddhisten bisher (August 2000) strikt weigern, mit Kritikern außerhalb ihrer eigenen Reihen zu debattieren. Anstatt einen konstruktiven Dialog mit ihnen zu führen, verleumden, bedrohen und behindern sie diese. Der Brief des Herrn Litsch ist ein typisches Beispiel hierfür. Anders im angelsächsischen Raum, dort wird zum Beispiel unsere Dalai Lama Kritik von Zen-Buddhisten mit in die Diskussion einbezogen.

Diese starre Ablehnung einer Debatte wird man sehr bald bereuen, denn die Kritik am Buddhismus verbreitet sich immer mehr in Milieus außerhalb der liberalen Szene, die die Kritik am Lamaismus bedenkenlos auf alle anderen buddhistische Schulrichtungen übertragen und zu pauschalen Verurteilungen neigen.

Litsch:

Was dagegen die "kritische Studie" des fanatischen Religionsgegners Colin Goldner betrifft, so handelt es sich hier um ein Machwerk, dass derart von hasserfüllten Anschuldigungen, Konstruktionen und Unterstellungen geprägt ist, dass sich selbst die ursprüngliche Mitautorin Jutta Ditfurth vor seinem Erscheinen davon distanziert hat. Auch das Buch der Trimondis erntet seinerseits dort nur Häme.

Trimondi:

Goldner hat wichtiges Faktenmaterial geliefert, das diskussionswürdig ist. Dass Jutta Ditfurth sich mit Colin Golder wegen inhaltlicher (!) Probleme überworfen haben soll, ist uns und Herrn Goldner unbekannt. Außerdem stand sie schon lange auf der schwarzen Liste der Dalai Lama Anhänger und wurde noch vor unserem und Goldners Buch von buddhistischer Seite beschimpft. Andererseits gibt es von ihr weit schärfere Verbalattacken gegen den Dalai Lama, als wir sie in Goldners Buch gefunden hätten. Zum Beispiel: "In der gegenwärtigen Kampagne des reinkarnierten Häuptlings der Gelbmützensekte, dem 'Dalai Lama', geht es um machtpolitische Interessen: Er will das Mandat der Welt(regierungen), alleiniger Vertreter des tibetischen Volkes zu sein, 'geistiges und weltliches Oberhaupt' von in religiösem Wahn und in feudaler Indoktrination planvoll ungebildet gehaltenen Menschen. ... der ständig grinsende, ach so gewaltlose Gelbmützen Häuptling, der es schafft, seinen deutschen Fans mehrstündige Vorträge über Nichts zu halten, ohne dass sie ihre Leere im Kopf spüren, ist der Führer einer repressiven, äußerst gewaltvoll herrschenden Clique." (Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei, Hamburg, 1997, p. 119)

Goldner greift unseren Text vor allem deswegen an, weil wir eine Reformierung des Buddhismus für möglich halten. Das hat ihn sehr aufgeregt! Und außerdem attackiert er uns scharf, weil wir früher den Dalai Lama unterstützt haben. Aber er hält sich an die Spielregeln einer demokratisch offenen Gesellschaft, das heißt er diskutiert mit uns, was für die deutsche buddhistische Szene nur in ganz wenigen Ausnahmen gilt. Diese polemisiert in den meisten Fällen gegen uns und Goldner mit solchen Briefen wie dem vorliegenden von Litsch, anstatt für die Kritik dankbar zu sein, weil sie ihr helfen könnte, die eigenen Schwachstellen zu erkennen und entsprechende Reformen einzuleiten.

Litsch:

Den Gipfel stellen die mehrfach wiederholten (um es nach mehr aussehen zu lassen) Anspielungen auf die von den Trimondis genannte "Shugden Affäre dar. Hier zeigt sich ganz offen, dass den beiden nicht im Entferntesten an Humanität, Offenheit, Demokratie und Aufklärung geht, sondern dass ihnen einfach jedes Mittel und Argument recht ist, um den Dalai Lama ins Zwielicht zu setzen, auch wenn die tatsächlichen Vorgänge alle ihre Anschuldigungen unmittelbar widerlegen. Hier geht es nämlich darum, dass der Dalai Lama - der von den Röttgens ja als fundamentalistischer Despot und Geisterverehrer hingestellt wird - sich öffentlich und entschieden genau gegen solche bedenklichen historischen Fehlentwicklungen und Fundamentalismen des tibetischen Buddhismus gewandt hat und unter den Tibetern für ihre Abschaffung kämpft. Im Dorje Shugden Kult handelt es sich nämlich um einen vorbuddhistischen schamanistischen Dämonenkult, der sich im altertümlichen Tibet über die Jahrhunderte hinweg erhalten konnte, in der modernen Welt aber seine Aufrechterhaltung und Rechtfertigung verloren hat. Die Trimondis und ihre chinesischen Hinterleute versuchen nun ausgerechnet dies zu einer "Unterdrückung religiöser Freiheit und Minderheit" um zu münzen, um damit das Ansehen des Dalai Lama im Westen zu zerstören und den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie zu zwingen.

Trimondi:

Es ist ein erschreckendes Beispiel der Manipulation, wie von offizieller exiltibetischer Seite die "Shugden Affäre" dargestellt wird und jeder Buddhist sollte sich schämen, wie hier von Anhängern des Shakyamuni Buddha mit der Wahrheit umgesprungen wird. Auskunft darüber gibt Ihnen gerne der langjährige, ehemalige Übersetzer des Dalai Lama und buddhistische Mönch - Helmut Gassner.

Der Shugden-Kult ist keineswegs "vor-buddhistisch", sondern entstand im 17. Jh. zur Zeit des V Dalai Lama. Er ist auch nur begrenzt schamanistisch, da die Gelugpas, die Gelbmützen, die den Shugden Kult ins Leben riefen, dem Schamanismus der anderen Schulen äußerst ablehnend gegenüberstanden und -stehen. Es handelt sich auch nicht um einen "Dämonenkult", denn die Wesenheit, die durch das Shugden Orakel spricht ist der ehemalige Gelbmützen- Lama Drakpa Gyaltsen, Abt des mächtigen Drepung Klosters, der eine Rebellion gegen den V Dalai Lam organisierte. Man sollte weiterhin erwähnen, dass der XIV Dalai Lama selber in den Shugden Kult von seinem Lehrer Trijang Rinpoche initiiert wurde.

Dagegen weiß jeder, der eine Biographie des Dalai Lama (gleich welche) gelesen hat, dass dieser selber einen "echten" Dämon, den mongolischen Kriegsgott (!) Pehar, durch ein Medium, das Nechung Orakel, anruft, damit dieses ihm politische Entscheidungen abnimmt. Nur in der Person des Orakelgottes, nicht aber in der Sache unterscheidet sich das Orakelwesen des Dalai Lama von dem der Shugden Sekte. Die gesamte atavistische Seite des Lamaismus wird in der öffentlichen Diskussion von Buddhisten aller Schulrichtungen ebenso ausgespart wie seine magisch-tantrischen Wurzeln, obgleich sich der Dalai Lama selber dazu bekennt. Stattdessen sollen wir uns ausschließlich an den ethischen Erbauungsbüchern und -sprüchen des Dalai Lama orientieren und nur nicht seine Ritualpolitik hinterfragen.

Ein weiteres Beispiel: Es soll kein Geisterglaube sein, wenn dem Dalai Lama die "vorbuddhistische" Dämonin Palden Lhamo als höchste Schutzgöttin zugeordnet ist? Palden Lhamo tötete - der Überlieferung nach - ihren Sohn, weil er nicht zum buddhistischen Glauben konvertieren wollte und zog ihm eigenhändig die Haut ab, um diese als Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Sie gilt als die Schutzgöttin, welche die Feinde des Dharma bekämpft und vernichtet. Solche Mythen und Bilder sind zu überprüfen, weil sie in der Geschichte Tibets schon verhängnisvolle Auswirkungen gehabt haben und nicht im Geringsten mit den humanistischen Werten von Toleranz und Interreligiösität, die der Dalai Lama weltweit predigt, übereinstimmen.

Litsch:

Während die Röttgens sich also inhaltlich immer wieder mit rassistischen oder dämonisch-magischen Positionen solidarisieren, unterstellen sie genau solche Handlungen dem Dalai Lama und dem tibetischen Buddhismus im Westen. Ja, sie versteigen sich gar zu der absurden Behauptung, jener wolle die gewaltsame Weltherrschaft erringen und die globale "Buddhokratie" errichten. Oder die Buddhisten bekämen "keinen direkte Aufklärung über die genauen Ziele, Ausrichtungen und Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen". Solcher hanebüchene Unsinn übertrifft noch die Horrorgeschichten, die seit dem 19. Jahrhundert von zahlreichen Rettern des christlichen Abendlandes über die "gelbe Gefahr" verbreitet wurden. (Schon Kaiser Wilhelm hatte mit der "Gelben Gefahr" vor allem den Buddha gemeint). In ihrem blinden Hass setzen sie schließlich den Dalai Lama - ausgerechnet jenen religiösen Vertreter, der wie kein anderer in der heutigen Welt unermüdlich immer wieder für bedingungslose Gewaltfreiheit und Mitgefühl auch mit dem Gegner eintritt - Adolf Hitler und dessen Politik gleich.

Trimondi:

An keiner Stelle in unserem Buch oder in unserer Presseerklärung solidarisieren wir uns mit rassistisch oder dämonisch-magischen Positionen, sondern zeigen, wie diese dem lamaistischen System inhärent sind beziehungsweise von westlichen Okkultisten mit eigenen Vorstellungen verbunden werden. Ebenso wenig ist irgendwo etwas bei uns über die Gleichung Adolf Hitler = Dalai Lama zu lesen. Wir verweisen dagegen auf den eminenten Einfluss, den der tibetische Buddhismus auf den Neofaschismus ausübt und ausgeübt hat. Das Streben nach Buddhokratie ist nicht unsere Erfindung sondern Inhalt des lamaistischen Ritualwesens und Dogmas, insbesondere des Kalachakra Tantra und explizit im Buddhokratie Programm von Robert A. Thurman, dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den USA", ausgedrückt.

Selbstverständlich werden die Schüler nicht über die metapolitischen Ziele des Lamaismus aufgeklärt. Der Text des Kalachakra Tantra zum Beispiel, in das der Dalai Lama schon Hunderttausende initiiert hat, ist nur teilweise in eine europäische Sprache übersetzt. Menschen, die in dieses Tantra eingeweiht wurden, sind Opfer einer Bewusstseinsmanipulation, weil sie keine Ahnung haben, was sich in den Kalachakra Mysterien abspielt. Das Kalachakra Tantra wird zum Beispiel vom Dalai Lama als Friedensritual ausgegeben, hat aber extrem aggressive und kriegerische Aspekte. Es prophezeit einen blutigen Endzeitkrieg und bereitet sich und seine Anhänger spirituell und meditativ darauf vor. In dieser apokalyptischen Schlacht stehen sich Buddhisten und "Feinde der Lehre" (vor allem Anhänger des Islam) als unversöhnliche Gegner gegenüber. Ziel des Ganzen: die Errichtung einer weltweiten, patriarchalen Buddhokratie. Hier tut grundsätzliche Aufklärung not.

Litsch:

Es gab immer schon einen Weg, die Wahrheit festzustellen, nämlich indem man sie selbst prüft. Wer wissen will, was S. H. der Dalai Lama denkt und lehrt und wofür er eintritt, der kann seine Bücher lesen. Gerade ist seit vielen Jahren wieder eines erschienen, das nicht nur über ihn oder aus Gesprächen mit ihm sondern von ihm selbst stammt. Es heißt "Das Buch der Menschlichkeit - eine neue Ethik für unsere Zeit" und ist erschienen im Lübbe Verlag.

Trimondi:

Mit dem, was der Dalai Lama sagt, sind wir und die meisten seiner Kritiker ja einverstanden, nicht aber mit dem, was er verschweigt. Gerade, was in den offiziellen Statements nicht zu lesen ist, bedarf der Untersuchung und Wertung. Die geheimen Riten, die metapolitische Magie, die buddhokratischen Entwürfe, und die verschwiegene Geschichte des Lamaismus, die politische Entmündigung unter den Exiltibetern ....... verlangen eine Diskussion, der sich Buddhisten (aus eigenem Interesse) nicht verschließen sollten.

Litsch:

Ich möchte Sie, Herr Richter bitten, mit dort eine einzige Stelle zu zeigen, die die von Ihnen veröffentlichten Anschuldigungen bestätigt. Wenn sie diese nicht finden, dann möchte ich Sie bitten, sich in aller Form in Ihrer Zeitschrift von diesem Brief zu distanzieren und sich dafür gegenüber den Buddhisten in Deutschland zu entschuldigen.

Trimondi:

Die buddhistische Szene, die Jahrelang das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert jetzt auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente hat? Sollte sie dann gerade nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher der Trimondis und Goldners nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird auch zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen.

Litsch:

Wir Mitarbeiter der deutschen Buddhistischen Union bemühen uns seit Jahren in zahllosen Begegnungen, Kontakten, Vorträgen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen Beiträge zu leisten zu einer neuen, tieferen Verankerung des Bewusstseins der untrennbaren Verbundenheit aller lebenden Wesen auf diesem Planeten und unserer besonderen Verantwortung als Menschen dafür. Mitmenschlichkeit bzw. Mitweltlichkeit ist der entscheidende Schlüssel für eine heilsame Umkehr in der derzeit enorm bedrohlichen, globalen, geistige, gesellschaftlichen, ökologischen Entwicklung.

Trimondi:

Wenn diese buddhistischen Prämissen von Herrn Litsch und der DBU wirklich ernst gemeint sind, so dürften sie nicht die offene Diskussion mit den Kritikern versperren. Vielmehr sollten sie die Kritiker, und damit auch uns, in diese "Verbundenheit" mit einbeziehen, immerhin sind wir ebenfalls "lebende Wesen", die sich aktiv für die Humanisierung von Gesellschaft und Religion eingesetzt haben und dies weiterhin tun.

Sie, Herr Richter haben mit Ihrer Veröffentlichung diesem Geist der Mitmenschlichkeit schweren Schaden zugefügt. Sie werden wohl nirgendwo von Seiten der Buddhisten eine Erklärung finden, die andere Menschen, Weltanschauungen oder Religionen auf derart ungerechtfertigte und verletzende Weise angreift. Ich möchte Ihnen unterstellen, dass sie nicht ausreichend über die Hintergründe informiert waren. Sie haben die Möglichkeit, dies rückgängig zu machen.

Mit herzlichem Gruß

Franz Johannes Litsch

Trimondi:

Zum Abschluß als globale Antwort an Herrn Litsch und darüber hinaus an die DBU ein Buddha Wort! Der historische Buddha lehrt uns, das Kritik etwas Wertvolles ist. So nachzulesen im Anguttara Nikaya (I,174), wo er einem zweifelnden Schüler sagt:

"Deine Zweifel sind begründet, Sohn des Kesha. Höre meine Weisung: Glaube nichts auf bloßes Hörensagen hin; glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und durch viele Generationen bis auf uns gekommen sind; glaube nichts aufgrund von Gerüchten oder weil Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß weil man Dir das geschriebene Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube nie etwas, weil Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit dich verleitet, es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße Autorität deiner Lehrer und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit Deiner Vernunft übereinstimmt und Deinem Wohl und Heil wie dem aller anderen Wesen dient, das nimm als Wahrheit und lebe danach."

In diesem buddhistischen Geiste haben wir unser Buch "Der Schatten des Dalai Lama" geschrieben.

© Victor und Victoria Trimondi


V. & V. Trimondi - Verfasser des Buches "Der Schatten des Dalai Lama - Sexualtät Magie und Politik im tibetischen Buddhismus" - Patmos Verlag

Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union)

Die Zeitschrift "Hier & Jetzt" veröffentlichte die Presseerklärung von V. & V. Trimondi (H. u. M. Röttgen) zum "Dalai Lama Besuch in München" (Mai 2000) und stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber der Zeitschrift, Winfried Richter, erhielt daraufhin einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union - in dem die Autoren des Buches "Der Schatten des Dalai Lama" beleidigt, verleumdet und beschimpft werden.

München, 20. August 2000

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir wissen nicht ob Herr Franz Johannes Litsch, den obigen Brief, der sich gegen unsere Arbeit und unsere Person richtet, im Namen der Deutschen Buddhistischen Union verfasst und verschickt hat. Auf jeden Fall tritt er als Mitglied des Rates der DBU an die Öffentlichkeit, um seiner Argumentation Gewicht zu verleihen. Er hat im Juli 2000 eine regelrechte Kampagne gegen uns gestartet und zahlreiche Vertreter des Buddhismus über die Schändlichkeit "dieses Machwerkes", wie er unser Buch bezeichnet, "aufgeklärt".

Herr Litsch polemisiert in höchst un-buddhistischer Art gegen uns und andere Kritiker des Lamaismus - durch Unterstellungen, Verzerrungen und bewußte Lügen. Er bezichtigt uns des "hanebüchenen Unsinns" - der Verbreitung von "Horrorgeschichten" - des "blinden Hasses" - wir wollten, "den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie zwingen" - des "Maoismus" - des "Katholizismus" - des "verfälschenden Verschweigens" - der "Schlampigkeit der Recherche" - der "penetranten Selbsterhöhung" - der "Verdrehung der Wirklichkeit" - einer "Hetz- und Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama" - einer "bösartigen Ungeheuerlichkeit" - der "Solidarisierung mit rassistischen und dämonisch-magischen Positionen". Zumindest für den letzten Fall wird die Sache strafrechtlich relevant und von uns in dieser Richtung hin überprüft. Wie leicht Litschs Vorwürfe von der Hand zu weisen sind, können Sie auf unserer Homepage unter http://www.trimondi.de/med18 nachschlagen, wo wir auf seinen Brief antworten. Herr Litschs Polemik ist wissenschaftlich unseriös, politisch verantwortungslos, publizistisch dürftig und menschlich bedauernswert.

Die buddhistische Szene, die Jahre lang im Westen das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung hatte, reagiert jetzt im deutschsprachigen Raum auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente haben sollte? Sollte sie gerade dann nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine offene und ehrliche Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher von V. & V. Trimondi und Colin Goldner nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief macht ein Mitglied der DBU massiven Druck ("Vorwurf der Beteiligung am Völkermord") auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen. (Siehe hier zu unsere Dokumentation "Der Dalai Lama in München" unter http://www.trimondi.de/med18

Wir protestieren energisch gegen die Aktivitäten, die Herr Litsch gegen uns eingeleitet hat und fortsetzt und fordern die DBU auf, sich davon öffentlich zu distanzieren und Herrn Litsch zu veranlassen, sich nicht mehr in seiner Funktion als Ratsmitglied der DBU zu äußern und sich bei uns zu entschuldigen.

Hochachtungsvoll

Victor & Victoria Trimondi

 

 

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