Der XIV. Dalai Lama in München
Die Kritiker formieren sich
Leserbrief
von V. & V. Trimondi an verschiedene Zeitungen
Presserklärung
von Victor & Victoria Trimondi
AZ -
Alles fliegt auf den Dalai Lama
AZ -
Ein System, das Frauen verachtet
TZ -
Der Dalai Lama und die Faschisten
TZ -
Das Drama in der Todeswüste
AStA der Uni München- Free Tibet
from the Lamas
AStA
der Uni München- Opium fürs Volk: Jetzt auch bei uns
Forum
Kritische Psychologie (Colin Goldner)
AZ -
Geliebt, geehrt - und gemieden
Deutscher
Freidenker Verband - Spektakel um eine Kultfigur
IDEA -
Nachrichten aus der evangelischen Welt - Der Dalai Lama ist kein Heiliger
Süddeutsche
Zeitung - Streit in der SPD wegen Dalai-Lama-Besuch
Süddeutsche
Zeitung - Das Dalai-Lama-Spektakel
TZ -
München im Dalai Lama Fieber
AZ - Der
Dalai Lama - willkommen in München?
AZ -
Ziemlich lahm: Dalai Lama bei Münchens SPD
SZ -
Ein umstrittener Gast
Süddeutsche
Zeitung - Die Faszination des "Ewig Lächelnden"
Süddeutsche
Zeitung - Eine Frage des Bewusstseins
Bild -
Religion schützt Politiker vor Machtgier
Münchner
Merkur - SPD verdient 100 000 Mark am Besuch des Dalai Lama
Frankfurter
Rundschau - Da lachte der Dalai Lama und knuffte Schily ein wenig
Idea -
Ungewöhnlich viel Kritik beim Deutschlandbesuch des Dalai Lama
Frankfurter Allgemeine Zeitung - Der Entertainer
Haidhauser Nachrichten - Falscher Titel - falsche
Federn
Am 14. Mai 2000 sprach der XIV
Dalai Lama auf Einladung des bayrischen Landesverbandes der SPD und des
deutschen Innenministers Otto Schily in der Münchner Rudi Sedlmayr Halle
zum Thema "Frieden und soziale Gerechtigkeit". Der Auftritt ist
das erste Event einer geplanten Veranstaltungsreihe mit dem Thema
"Perspektiven im neuen Jahrhundert", die von der SPD durchgeführt
wird. Man wolle die "globalen gesellschaftspolitischen Streitpunkte
nicht vergessen" - so Unterbezirkschef Franz Maget. Dass bei dem
Megaereignis nicht viel "gestritten" würde, insbesondere nicht
über die Hintergründe der exiltibetischen Metapolitik, stand von
vorneherein fest. Dennoch gab es außergewöhnlich viele kritische Stimmen
gegenüber dem Religionsführer. Über diese vor allem möchten wir hier eine kleine
Dokumentation zusammenstellen.
Leserbrief an
verschiedene Zeitungen nach den Ereignissen:
Der
bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem
"Blödelfilm" über Tibet im Jahre 1993 von München herumgeblödelt:
"Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer Prophezeiung
des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet werden."
Beinahe wäre es im Jahre 2000, als der Dalai Lama die bayrische Metropole
besuchte, auch dazu gekommen, aber der Zeitgeist ließ andere Töne anschlagen.
Die skeptischen und kritischen Stimmen, die sich im Zusammenhang mit dem
Besuch zu Wort meldeten, waren ein Skandal, denn bisher ist der tibetische
"Gottkönig" fast ungeschoren durch die deutschen Lande gezogen
und jeder seiner Galaauftritte wurde von der Presse zu einem Triumphzug
hochstilisiert. Zweifelsohne ist es ihm auch dieses Mal durch sein
charmantes Lächeln gelungen, viele Politiker, Anhänger und Sympathisanten
zu verzaubern. Der Dalai Lama ist nun mal einer der beliebtesten und
effektivsten Populisten unserer Erde und die Leute liegen ihm buchstäblich
und im übertragenen Sinne zu Füßen oder sie fliegen dem
"Himmlischen" entgegen ("Alles fliegt auf den Dalai
Lama" - AZ). Im Gegensatz zum Alpenländler Jörg Haider aber sagt der
Populist vom Dach der Welt nichts Anrüchiges und Bösartiges: Von Toleranz,
von neuen Werten für das kommende Millennium, von Menschenrechten, von
Naturliebe und Friedfertigkeit ist die Rede, wenn der Dalai Lama spricht.
Ein Populist also, dem man sich ohne Bedenken hingeben kann, den man
endlich anhimmeln darf, der die verschüttete Seele in einem rührt. Weg also
mit allen weiteren Fragen und kopfüber hinein in die Emotionen. Wie
"himmlisch schön" (TZ) ist es doch im ekstatischen Rausch mit dem
"Vorbild an Offenherzigkeit" (TZ) für wenige Augenblicke zu
verschmelzen. Unbeachtet bleiben dann die Mahnungen, das dieses
"charmante Lächeln" nur eine Fassade sein könne, unbeachtet die
Enthüllungen über die politischen und religiösen Machenschaften des
Lamaismus, unbeachtet die sexualmagischen Rituale dieser Religion und die
in ihr praktizierte Ausbeutung der Frau, unbeachtet ihre ideologischen und
personellen Bezüge zum Nationalsozialismus, unbeachtet die Manipulation
durch das hierarchische Gurusystem, unbeachtet die lamaistische Doktrin, der
Welt den Buddhismus aufzuzwingen. So tanzt dieser "Zauberer"
durch unser Land und spielt auf seiner Flöte eine schöne Melodie und alle
folgen ihm - ganz vorne marschieren die "Rationalisten",
"Pragmatiker" "Liberalen" und "Genossen von der
SPD".
Wohin
die Reise des Flötenspielers in der Mönchskutte geht? Seht euch die
Geschichte des Lamaismus und der vergangenen Dalai Lamas an und ihr könnt
euch ein Bild davon machen, was euch da in Zukunft erwartet. Später heißt
es dann, wir haben von nichts gewusst. Eine chronische deutsche Krankheit,
dieses "Nicht-gewußt-haben". Es geht ja auch nicht um
"Wissen", sondern um Hingabe, um dieses grenzenlose Gefühl zu
einer Leitfigur, auf das wir Deutsche doch so lange verzichten mussten. Da
steht sie nun vor uns, diese Führungspersönlichkeit in einem einfachen
Mönchsgewand und "macht München zu einem Wallfahrtsort: Für den
Auftritt des Dalai Lama ... pilgern Anhänger aus der ganzen Republik in die
Isar Metroploe ... Mehr als 6000 Menschen wollen den Führer der Tibeter und
der allermeisten Buddhisten einmal live erleben:" (SZ) Ja, ja -
München, die "heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland"
(AZ) - da kommen einem die Erinnerungen. Es ist ja wie ein Wunder, denn
"der Dalai Lama sprengt die Grenzen!" (AZ) Inhalte spielen bei
dieser "Entgrenzung" keine Rolle mehr. So wurde bisher kaum in
einer Münchner Lokalzeitung über die "Perspektiven des kommenden
Jahrhunderts", die in der Sedlmayerhalle erörtert werden sollten,
berichtet. Ist ja auch nicht so wichtig, denn selbst unser trockener
Innenminister Schily war voller sprachloser Bewunderung und erlag "der
Faszination des Ewig Lächelnden" (SZ), so dass er in den
"zweistündigen Monolog" des Gottkönigs "ab und an ein paar
Stichworte einstreuen konnte". (FR). Kritiker am Dalai Lama sind für
ihn nur "hasserfüllte Menschen. Mit denen will ich mich nicht
abgeben." (AZ)
So
hatte der Hohe Gast aus Tibet allein das Wort in der Sedlmayer Halle und er
weiß ganz genau, wo es lang geht: Die Perspektive für das kommende
Jahrhundert lautet - wie könnte es anders sein - "Dalai Lama",
unser geliebter "Gottkönig" [Standing Ovations], der ja
wiederkommt, um uns erneut mit seinem Lächeln zu beglücken, denn nachdem
der Dalai Lama gestorben ist, erscheint er in einer folgenden Inkarnation
und wenn man die Sedlmayer Halle noch nicht abgebrochen hat, dann wird er
wieder vor unseren eigenen "Inkarnationen" sprechen und das so
lange, bis wir alle uflucht in Buddhas Lehre gefunden haben und erleuchtet
sind. Aber aufgepasst! Auch Kritiker können sich inkarnieren und sie werden
dem Dalai Lama und seinen Wiedergeburten so lange auf den Fersen bleiben,
bis er sein wahres Gesicht gezeigt hat. Vielleicht geschieht dies schon in
diesem Leben, denn in den aktuellen Presseberichten zum Münchner Besuch gab
es schon mehrere "Querflöten", die der süßen Melodie des
tibetischen Populisten unangenehme Misstöne beimischten. So was war früher
ganz und gar undenkbar. Die Kritik formiert sich und München ist nur der
Anfang einer begonnenen kritischen Erleuchtung.
Victor
und Victoria Trimondi: Verfasser der kritischen Kulturstudie: "Der
Schatten des Dalai Lama - Magie, Sexualität und Politik im tibetischen
Buddhismus" - Patmos-Verlag
Presserklärung (V. & V. Trimondi)
Am 14. Mai 2000 spricht der XIV
Dalai Lama auf Einladung des bayrischen Landesverbandes der SPD und des
deutschen Innenministers Otto Schily in der Münchner Rudi Sedlmayr Halle
zum Thema "Frieden und soziale Gerechtigkeit". Der Auftritt ist
das erste Event einer geplanten Veranstaltungsreihe mit dem Thema "Perspektiven
im neuen Jahrhundert", die von der SPD durchgeführt wird. Man wolle
die "globalen gesellschaftspolitischen Streitpunkte nicht
vergessen" - so Unterbezirkschef Franz Maget. Dass bei dem
Megaereignis von den Referenten nicht viel "gestritten" wird,
insbesondere nicht über die problematischen Hintergründe der
exiltibetischen Politik und der lamaistischen Metapolitik, ist jedoch sehr
wahrscheinlich.
Der Dalai Lama kommt nicht nur
nach München, weil die Bayernmetropole schon immer die "geheime Hauptstadt"
(AZ) des deutschen Buddhismus war und ist, sondern weil hier auch seit
Beginn des vorigen Jahrhunderts ein kritischer Geist (Grünwedel, Hoffmann)
weht, der die ethische Problematik des Lamaismus untersucht und
hinterfragt. Diese traditionelle Buddhismuskritik und Aufklärung aus
München hat sich im vorigen Jahr wieder mit Nachdruck zu Wort gemeldet und
hat für rege Diskussionen in der gesamten deutschsprachigen
Medienlandschaft und Öffentlichkeit geführt. Publikationen, die den
historischen Buddhismus kritisch untersuchen, häufen sich. Einige setzen
sich direkt mit der "politischen Theologie" des Dalai Lama
auseinander:
1998 erschien ein Buch der
Engländerin June Campbell Göttinnen, Dakinis und ganz normale Frauen
(THESEUS Verlag) in deutscher Sprache, das
die extreme Frauenfeindlichkeit des Lamaismus aufzeigt. 1999 wurde das Buch
von Brian Victoria Zen, Nationalismus und
Krieg - Eine unheimliche Allianz. (THESEUS Verlag) auf den
Markt gebracht, das die historische und ideologische Verbindung des Zen Buddhismus
mit dem Faschismus zum Thema hat. Eine weitere kritische Studie (Dalai
Lama - Fall eines Gottkönigs) ist ebenfalls im Herbst vorigen
Jahres im ALIBRI Verlag von dem Münchner Autor Colin Goldner erschienen.
Auch wir haben (unter dem Pseudonym Trimondi) die
"Schattenseiten" des Dalai Lama und seiner Religion mit einer
umfangreichen Kulturstudie Der Schatten des Dalai Lama - Sexualität,
Magie und Politik im tibetischen Buddhismus (PATMOS Verlag, März
1999) untersucht. Unser Buch hat die schon begonnene heftige Diskussion
vorangetrieben. Einen Überblick über die zahlreichen Pressestimmen (bis
jetzt 120 Medienberichte) und über den Stand der aktuellen internationalen
Debatte zum Thema können Sie sich über die umfangreiche
Informationshomepage http://www.trimondi.de machen.
Seit 1998 gab es ebenfalls in
deutschen Fernsehstationen kritische Stimmen. Herr Ulrich Wickert hat
mehrmals auf die Geschichtsklitterungen der Exiltibeter hingewiesen. Die
Sendung "PANORAMA" strahlte eine scharfe Kritik am Dalai Lama und
der Geschichte seiner Religion von den Dokumentarfilmern Gräbert und Görtz
aus. Der Journalist Beat Regli vom Schweizer Fernsehen hat die sogenannte
"Shugden Affäre" und die damit verbundene Repression und
Diffamierung religiöser Minderheiten in der tibetischen Gesellschaft durch
den XIV Dalai Lama dokumentiert. Diese "Dalai Lama Kritik" darf
nicht zum Schweigen gebracht werden. Anders als hierzulande ist sie im
angelsächsischen Raum schon seit Jahren (siehe kritische Literaturliste auf
der Homepage: Buddhismusdebatte - deba01)
etabliert.
Der Dalai Lama redet als world
leader für das kommende Millennium. Wenn er dies wirklich ernst meint,
dann sollten folgende Themenkreise im Zusammenhang mit ihm diskutiert
werden:
Undemokratische Strukturen und
autokratische Herrschaftsmuster bei den Exiltibetern
(Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhismus und Demokratie - deba07)
Unterdrückung religiöser
Minderheiten (siehe
hierzu die Shugden Affäre - Homepage: MEDIEN: FRIEDRICH
NAUMANN STIFTUNG - März 1999)
Unterschlagung von
Spendengeldern (siehe
hierzu Buch von Colin Goldner)
Aber- und Geisterglaube im
tibetischen Buddhismus und in der exiltibetischen Regierung (staatspolitische
Entscheidungen werden anhand eines Staatsorakels - ein Medium, durch das
ein Kriegsgott (!) spricht, mit offizieller Einwilligung des XIV Dalai Lama
und der tibetischen Exilregierung getroffen.)
Starke Beeinflussung der Neuen
Rechten und des Neofaschismus durch tibetisch-buddhistische Ideen und
Praktiken. (Siehe
dazu - Homepage: Buddhismusdebatte - deba06:
Buddhismus und Faschismus)
Bewusste Fälschung der Geschichte
Tibets zugunsten eines ausschließlich positiven Bildes (Siehe dazu - Homepage: Mythos und Geschichte/ Ritual und Politik I und II -
deba02 und deba05)
Offene Anstrebung einer
weltweiten Buddhokratie als Alternative zum dekadenten Westen (siehe dazu Robert Thurman in
Homepage: Buddhismusdebatte: Buddhokratie und Weltenherrschaft I und II - deba08 und deba09 und
Günther Nenning in Homepage: Buddhismus und
Sexualität - deba10)
Sexuelle Ausbeutung und
Missachtung der Frau im Ritualwesen des tibetischen Buddhismus (Siehe dazu - Homepage:
Buddhismusdebatte: Buddhismus und Frauenfrage - deba
03)
Repression gegenüber Homosexuellen
(offizielle
Äußerung des Dalai Lama in mehreren Interviews)
Ständige Versuche, den Konflikt
zwischen Tibet und China durch einseitige Informationen zu verschärfen,
anstatt ihn zu mildern
Traditionell im Lamaismus
verankerte fundamentalistische Machtansprüche und die Pflege kriegerischer
Ideologien, Mythen und Meditationspraktiken (Vision vom Shambhala
Weltenkrieg gegen Andersgläubige mit dem Ziel einer weltweiten
Buddhokratie, explizit ausgeführt durch das Ritualwesen des Kalachakra
Tantra. Dieses Ritual wird ständig weltweit in der Form von
Masseninitiationen vom XIV Dalai Lama durchgeführt. Homepage:
Buddhismusdebatte: Buddhokratie und Weltenherrschaft
I und II - deba08 und deba09) Auch im Jahre 2002 ist eine Megainitiation,
auf der 10 000 Buddhisten erwartet werden, in Graz/Österreich geplant.
Ständige Diffamierung von
Kritikern des Systems und Repressionen gegen sie (Morddrohungen gegen Colin
Goldner; siehe Schmähbriefe unter Homepage: Lob und Tadel)
Unehrlich geführter
interreligiöser Dialog (siehe dazu Michael von Brück in Homepage: Buddhismusdebatte: Mythos und Geschichte/Ritual und Politik I - deba 02)
Keine direkte Aufklärung von
westlichen Buddhismusanhängern und Schülern über die genauen Ziele,
Ausrichtungen und Machtkonstellationen innerhalb der Meditationsübungen,
daher geistiger Missbrauch von Schülern. (Siehe die Bücher von Colin Goldner und June
Campbell)
All diese Punkte werden dem
Friedensnobelpreisträger in jüngster Zeit vorgeworfen und die Vorwürfe
werden durch handfestes Beweismaterial weltweit von vielen um Aufklärung
bemühte Intellektuellen untermauert. Für jeden westlichen Politiker würden
solche "Anschuldigungen" hinreichend sein, dass er auf sein Amt
verzichten müsste, aber für einen "Heiligen" sind sie geradezu
untragbar!
Nicht das, was der Dalai Lama
offiziell sagt, ist zu kritisieren, sondern das, was er verschweigt, was
sich hinter dem Vorhang seiner öffentlichen Auftritte und seiner
freundlichen
Maske abspielt, was die eigene
exiltibetische Community spaltet, was die inhumanen Ideologien und Riten
seiner Religion anbelangt. Hier benötigt es eine intensive und offene
Auseinandersetzung. Und nicht solche oberflächlichen und lächerlichen
Anschuldigungen gegen Kritiker, die für Aufklärung und Dialog plädieren,
wie von Herrn Schily, der jegliche Diskussion, da sie seinen politischen
Ambitionen nicht von nutzen ist, mit der Parole abwürgt: "Das sind
hasserfüllte Menschen. Mit denen will ich mich nicht abgeben." (AZ)
Selbst in Kreisen der Anthroposophie, einer Lehre, mit der Schily
sympathisiert, ist Kritik am Lamaismus aufgekommen (siehe unsere Homepage: Novalis - med14)
Die Geschichte hat uns immer
wieder gelehrt, nicht zuletzt am Beispiel des im Westen zu Beginn als
"Heiliger Mann" des Islams verehrten und groß gewordenen
Ayatollah Khomeini, dass "lichtvolle" Gestalten in besonderen
historischen und politischen Situationen in ihr Gegenteil umschlagen und zu
Despoten werden können. Der Grund für ihre "Metamorphose" ist
kein Zufall. Hätten wir uns mit den ideologischen Hintergründen der
"Heiligen Schriften", des Ritualwesens und der Metapolitik
solcher Religionsführer rechtzeitig auseinandergesetzt, dann hätte vieles
vermieden werden können. Hätten die Alliierten Hitlers Mein Kampf
genau studiert und als vorzeitiges Warnsignal ernst genommen, dann wäre es
sicher nicht zum zweiten Weltkrieg und zum Holocaust gekommen.
Da wir seit Jahren mit einem
weltweiten aufsteigenden religiösen Fundamentalismus konfrontiert sind,
haben wir als Bürger einer mit großen Opfern erkämpften westlichen,
liberalen und demokratischen Gesellschaft die Pflicht und das Recht, uns
auch mit kriegerischen, inhumanen, unterdrückenden, sexistischen Inhalten
innerhalb religiöser Traditionen auseinander zusetzen. Wir haben speziell
in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine eminent wichtige
Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit durchgeführt und uns intensiv mit
unseren eigenen "Schattenseiten" konfrontiert. Eine solche
Aufklärung und Analyse sollte ebenfalls mit den außereuropäischen
Religionen und Kulturen möglich sein, die wir an unsere abendländische
"Diskussionstafel" einladen. Sie darf nicht durch eine blinde
Glorifizierung oder naive Schwärmerei, wie das in den letzten 20 Jahren der
Fall war, ersetzt werden. Bis jetzt hat letzteres (mit wenig Ausnahmen) mit
dem tibetischen Buddhismus, der Geschichte Tibets, der tibetischen
Exilregierung und der Person des Dalai Lama nicht genügend stattgefunden.
Das ist jedoch nicht nur legitim, sondern geradezu notwendig , da der
Lamaismus mit ungehinderter Vehemenz in das westliche Kulturgefüge
eindringt und sich als ethische Alternative zu unserer "dekadenten
westlichen Untergangszivilisation" anbietet.
Im Kontext einer
Globalisierungsdebatte müssen auch die "Schattenseiten" der, die
sie führen, zur Sprache kommen. Es wird früher oder später nach hinten
losgehen, wenn sich die SPD, wie hier aus den lokalen Presseberichten zu
entnehmen ist, dem üblichen "Dalai Lama Rausch" hingibt. Die Seriosität
einer kritischen, überkonfessionellen Partei steht auf dem Spiel, wenn aus
politischem Kalkül oder Uninformiertheit und Gutgläubigkeit mit an dem Netz
der Verschleierung und Gegenaufklärung gestrickt wird.
Nein, wir hassen den Dalai Lama
nicht, denn er ist selber Opfer einer Jahrhunderte alten Tradition. Aber
wenn er nicht bereit ist, deren Schattenseiten selbstkritisch zu
durchleuchten und grundsätzlich zu reformieren, Kritik von außen zu
akzeptieren und zu überprüfen, wird er zunehmend zum Täter dieses Systems,
das in vielen Punkten mit europäischen Wertvorstellungen nicht mehr
kompatibel ist.
Victor und Victoria Trimondi
(Herbert und Mariana Röttgen)
Am 28. April schrieb die AZ
einen Bericht:
"Alles fliegt auf den Dalai Lama - Die SPD im siebten Himmel:
Ihr Gast ist der Knüller"
Der Artikel berichtet über die
Aufregung, die der Tibeter bei der Staatspartei ausgelöst hat. "Die
Münchner SPD wird als Gastgeber umbuhlt wie noch nie, alles fliegt auf den
hohen Gast" Das Mega Ereignis soll über Internet in die ganze Welt
gesandt werden, aber die SPD will dies nicht zahlen......
_________________________________________________
Als Antwort auf diesen Artikel
ist in der AZ vom 04. Mai zu lesen:
"Ein System, das Frauen verachtet"
Nein, ich fliege nicht auf den
Dalai Lama. Ich finde es skandalös, dass die Münchner SPD einen
"Gottkönig" hofiert, der ein Religionssystem vertritt, das:
- aus einem abstrusen Geister-
und Dämonenglauben besteht, verbunden mit menschenunwürdigen Unterwerfungsritualen.
- pädophile und
frauenverachtende tantrische Sexualpraktiken propagiert..
- die indischen
Atombombenversuche für gut empfindet
- die Prügel und Todesstrafe
befürwortet
- weltweit freundschaftliche Kontakte
zu rechtsextremen Esoterikern pflegt, beispielsweise zu dem japanischen
Terroristen und Hitler-Verehrer Shoko Asahara
Auch wenn der Dalai Lama sein
reaktionäres Gesicht hinter einer Fassade ständigen Lächelns verbirgt: so
naiv darf die SPD München nicht sein, darauf hereinzufallen.
Rüdiger Kunz
81543 München
Der Dalai Lama und die Faschisten!
Am 6/7 Mai erschien
in der Münchner TZ anlässlich des Dalai Lama Besuches ein Artikel
mit dem Titel "Heinrich Harrer und der Dalai Lama - Eine göttliche Freundschaft".
In diesem Artikel geht es um die Begegnung zwischen dem
"bergnarrischen Eiger Nord Wand Bezwinger" mit dem
"Gottkönig in Tibet". Der Kärnter war in den 40er Jahren der
deutsche Mentor des Dalai Lama, nachdem er aus einem indischen Gefängnis
nach Tibet geflohen war. Die Geschichte ist hinreichend bekannt durch
Harrers Bestseller ("Sieben Jahre Tibet - Mein Leben am Hofe des Dalai
Lama" - übersetzt in 48 Sprachen und 1997 verfilmt mit dem
"Hollywood Schwarm Bratt Pitt in der Hauptrolle"). Der Artikel in
der TZ ist eine Eloge auf "eine Männerfreundschaft, die seit Jahren
überdauert hat".
Nicht erwähnt wird,
dass Harrer zur SS Prominenz zählte und wahrscheinlich von Hitler
persönlich den Auftrag erhielt den Nanga Parbat zu erforschen. Die
Verfilmung von Harrers Leben löste in Amerika, insbesondere innerhalb der
jüdischen Gemeinde, einen starken Protest aus. Der ehemalige SS'ler hatte
dem Regisseur Jean Jacques Arnaud nichts von seiner braunen Vergangenheit
gesagt. Es war der Österreicher Gerald Lehner, der Harrers SS Zugehörigkeit
1998 ans Tageslicht brachte und der dafür einen Journalistenpreis erhielt.
Der "Stern" berichtete ebenfalls ausführlich über diesen Skandal.
Reinhold Messner meinte zur "Harrer Affäre", dieser Mann habe bis
heute nichts dazu gelernt, er vertrete immer noch die Ideale des NS
Alpinismus. Der Artikel in der TZ ist ein journalistischer Skandal, und
wiegt umso mehr, weil Harrer nicht die einzige Person mit faschistischer
Vergangenheit ist und war, zu denen der Dalai Lama intensive Kontakte
pflegt bzw. gepflegt hat.
Aus Harrers
SS-Milieu stammen der Tibetforscher Ernst Schäfer und Bruno Beger. Beide
traf der Dalai Lama mehrmals freundschaftlich und umarmte sie. Schäfer war
kein Geringerer als der wissenschaftliche Leiter (!) von Heinrich Himmlers
berüchtigtem "Ahnenerbe" und Bruno Beger wurde wegen NS
Verbrechen in Auschwitz verurteilt.
Für seine
"Faschistenfreunde" setzte sich der Dalai Lama auch kürzlich in
Chile ein, wo er Vergebung für Augusto Pinochet forderte. In Chile lebt außerdem
eine weitere Prominenz der internationalen Naziszene, der ehemalige
Botschafter und Schriftsteller Miguel Serrano. Serrano ist die Königsfigur
eines globalen okkulten Faschismus. Seine Lehre, die Hitler als eine
göttliche Inkarnation feiert, nennt sich "esoterischer
Hitlerismus", seine Bücher zählen zu den bedeutendsten Kultschriften
des braunen Untergrundes und sind ebenfalls in Deutsch erschienen. Die
Ideen Serranos sind ganz besonders von Vorstellungen des tibetischen
Buddhismus beeinflusst. Serrano war der erste Diplomat, der den Dalai Lama,
als dieser auf seiner Flucht die indische Grenze überschritt, begrüßte und
bekam von ihm als Geschenk einen tibetischen Tempelhund mit dem Namen Tara.
Der Kontakt zu dem Chilenen riss nie ab. Ende der 90er war Serrano am
Flughafen von Santiago de Chile, um den "Gottkönig" zu begrüßen.
Ein begeisterter
Hitlerverehrer war ebenfalls der japanische Sektenführer Shoko Asahara,
dessen Freundschaft mit dem tibetischen Religionsführer und die Bilder, auf
denen er dem Dalai Lama die Hand reicht, für kurze Zeit die
Weltöffentlichkeit zu einer kritischen Haltung gegenüber dem
Friedensnobelpreisträger veranlasste. Auch Asaharas gewalttätige Lehre war
explizit von den rituellen und ideologischen Inhalten des tibetischen Buddhismus
beeinflusst.
Es ist höchst
bedauerlich und unverantwortlich, dass alle diese ambivalenten Begegnungen
des Dalai Lama in der Presse als reiner "Zufall" abgetan werden.
Wer die eminente Prägung, die der okkulte Faschismus von Seiten des
lamaistischen Buddhismus erfahren hat, kennt, den wird diese Naivität
zutiefst beunruhigen, mit der über den "Gottkönig" weiterhin
berichtet wird, obwohl doch in den letzten Jahren immer mehr kritische
Publikationen, Fernseh - und andere Mediensendungen sich weltweit zu Wort
gemeldet haben.
Victor und Victoria
Trimondi (Herbert und Mariana Röttgen) 8. Mai 2000
Das Drama in der Todeswüste
Am 09 Mai bereitet die TZ
ihren Presse Showdown weiter vor mit einem Artikel über den Dalai Lama
Verehrer und Tibetreisenden Bruno Baumann: "Das Drama in der
Todeswüste - Wassermangel, Hitze: Vier Kamele tot, ein Begleiter
wahnsinnig". Der Bericht beschreibt Baumanns beschwerliche
Durchquerung der Wüste Gobi bzw. Takla Makan. Er hatte sich auf die Spuren
Sven Hedins begeben. Die Abenteuerromantik und Erzählkunst des schwedischen
Wissenschaftlers machten diesen zu einer Kultfigur des Nationalsozialismus.
Adolf Hitler und Heinrich Himmler verehrten Hedin sehr und stellten ihn als
ein großes Vorbild für die deutsche Jugend dar. 1942 ließ Himmler das Sven
Hedin Institut für Innerasienforschung gründen. Es handelte sich dabei
um eine Unterabteilung des oben genannten "Ahnenerbes". Leiter
dieses Instituts war Ernst Schäfer, der 1938 die SS-Tibetexpedition
durchführte und der später zu einem "Freund" des Dalai Lama
wurde. Auch in diesem TZ Artikel werden erneut (wie vorher im Fall
"Heinrich Harrer") im Zusammenhang mit dem Dalai Lama Besuch die
braunen Geister der Vergangenheit beschworen, denn Baumann ist die Gobitour
Sven Hedins nachgereist. TZ: "Fotograf Baumann wagte diese Reise aus
einem besonderen Grund: 1896 hatte der Schwede Sven Hedin die Takla Makan
durchquert. Obwohl er seine Karawane in den Untergrund führte, wurde der
Forscher zum Mythos [vor allem unter den Nazis], sein Buch ein Erfolg.
Bruno Baumann: 'Dennoch bleiben viele Rätsel und Widersprüche. Ich wollte
diese historische Expedition wiederholen, um die Hintergründe
aufzudecken."
Die "rätselhaften"
Hintergründe, welche in der Gobi Wüste entdeckt werden sollen, stehen für
buddhistisch eingefasste Esoteriker wie Baumann mit dem Shambhala Mythos in
Kontext. Zahlreiche tibetischen Traditionen gehen davon aus, dass das
Königreich Shambhala in der Wüste Gobi verborgen sei. Eines Tages werde
davon eine buddhistische Armee ausmarschieren, um nach einer
apokalyptischen Endschlacht eine weltweite Buddhokratie zu errichten. Der
Shambhala Mythos übt auf westliche Anhänger des Dalai Lama eine gewaltige
Faszinationskraft aus.
AStA der Uni München
Free Tibet
from the Lamas
"Dalai Lama" ist der tibetische
Ausdruck für "Ozean der Weisheit" oder "Ozean des
Wissens" laut Brockhaus ist der "Dalai Lama" das
"politische.... und geistige Oberhaupt des tibetischen
Lamaismus." Der gegenwärtige "14. Dalai Lama" genießt
weltweit höchste Ansehen; der von ihm vertretene Buddhismus wird mit
absoluter Gewaltfreiheit und Toleranz, mit ökologischem Bewusstsein und
einer schier unendlich gleichmütigen Spiritualität in Verbindung gebracht.
1989 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
Doch was steckt
hinter dieser Fassade?
Die Tatsache, dass der
"Dalai Lama" in allen Gesellschaftsschichten und politischen
Gruppen jeder Couleur verehrt, bewundert, teilweise geradezu vergöttert
wird, verhinderte bisher eine kritische Auseinandersetzung mit dem
"Gottkönig". Die von der Tibet- Unterstützerszene behauptete
Unterdrückung Tibets heute durch die VR China, und der vermeintliche Kampf
für die Verteidigung der Menschenrechte und die Befreiung Tibets durch den
Dalai Lama scheinen auszureichen, ihn unhinterfragt als Symbol des gewaltfreien
Widerstandes, des Friedens und der Toleranz anzurennen.
Tatsache ist:
- der Dalai Lama ist keineswegs
demokratisch legitimiertes Oberhaupt Tibets.
- der Dalai Lama verbirgt in
seiner westlichen Fangemeinde geschickt die menschenunwürdigen Unterdrückungsrituale
des Religionssystems, das er vertritt
- die buddhistischen Mönche in
Tibet werden durch die Chinesen nicht in ihrer Religionsausübung
eingeschränkt oder gar gehindert
- mit der Verklärung des
tibetischen Buddhismus und der Verherrlichung des Dalai Lama, hierzulande
und weltweit muss jetzt Schluss sein!
Unsere Forderung lautet
deshalb:
Den
"Friedensfürsten" Dalai Lama demaskieren!
Beteiligt euch an den Aktionen
am 14. Mai ab 15 Uhr vor der Rudi-Sedlmayer-Halle gegen die
antiaufklärerische Veranstaltung des SPD-Unterbezirks, auf der sich die
beiden Heuchler Otto Schily und Dalai Lama die Hand geben werden und
meinen, zum Thema "Frieden und Gerechtigkeit" etwas sagen zu
müssen.
Asta der Uni München - V. i. S.
d. P. Rudi Oppl, Leopold Strasse 15, 80802 München
AStA
der Uni München
"Opium fürs
Volk: Jetzt auch bei uns"
Münchner AStA
verurteilt Vermischung von Politik und Esoterik
Zunehmend äußert
sich Kritik an dem für das Wochenende geplanten Besuch des Dalai Lama bei
der Münchner SPD und der am Sonntag stattfindenden Diskussion mit
Bundesminister Otto Schily in der Rudi-Sedlmayer Halle. Dass sich die SPD
trotz ihrer atheistischen Wurzeln heute zunehmend der Esoterikwelt öffnet
verurteilt der AStA der Uni München ausdrücklich. Der Dalai Lama unterhält
nach wie vor Kontakte zu Personen mit faschistischer Vergangenheit. Der
bekannteste unter ihnen ist der zur SS-Prominenz zählende Heinrich Harrer.
Aus Harrers SS - Milieu stammen die Tibetforscher Ernst Schäfer und Bruno
Beger. Beide traf der Dalai Lama mehrmals freundschaftlich und umarmte sie.
Schäfer war der wissenschaftliche Leiter (!) von Heinrich Himmlers
berüchtigten "Ahnenerbe" und Bruno Beger wurde wegen
NS-Verbrechen in Auschwitz verurteilt.
Die Freundschaft
des Dalai Lama zu dem begeisterten Hitlerverehrer, Sektenführer und
Terroristen Shoko Asahara hatten die Weltöffentlichkeit für kurze Zeit zu
einer kritischen Haltung gegenüber dem Friedensnobelpreisträger veranlasst.
Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet die SPD sich den angeblichen
"Friedensfürsten" zu sich einlädt.
Das Münchner
"Forum Kritische Psychologie e. V." und der Ortsverband der
"deutschen Freidenker" haben Flugblätter verfasst, auf denen sie
auf die frauenfeindliche und rechtsextremistische Haltung des Dalai Lama
aufmerksam machen.
Mittlerweile regt
sich selbst in der SPD Widerstand gegen die Einladung des Dalai Lama. In
der "SZ" vom 11 Mai wird Corinna Poll vom Landesvorstand der
Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen zitiert. Statt die
politischen, sozialen und ökonomischen Machtverhältnisse zu verändern,
wolle die Sozialdemokratie nun offenbar "das Heil bei einem Gottköng
suchen." Monika Lochner-Fischer, MdL, erklärte: "Es kann nicht
Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin offiziell
zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil sich irgendwelche
Leitenden zu diesen hingezogen fühlen." Der AStA der
Geschwister-Scholl Universität München unterstützt die Proteste gegen die
Einladung des Dalai Lama und schließt sich den Gegenaktionen am Sonntag ab
15 Uhr vor der Rudi-Sedlmayer-Halle an.
Forum Kritische Psychologie
Presseinformation zum Dalai Lama-Besuch in München am
14./15.Mai 2000
Die
SPD hat für den 14. Mai 2000 den Dalai Lama im Rahmen einer Gesprächsreihe
über "Perspektiven im neuen Jahrhundert" eingeladen; er soll über
"Frieden und Gerechtigkeit" reden. Gesprächspartner ist
Bundesinnenminister Otto Schily.
Wir
fragen uns, was ausgerechnet der Dalai Lama, Kultfigur der Esoterikszene,
zur Lösung anstehender Probleme beitragen soll. Seine Positionen -
ungeachtet des Umstandes, dass er in der Öffentlichkeit stets das zu
erzählen weiß, was sein jeweiliges Publikum gerade hören will - erscheinen
wenig geeignet, gerade auf einem SPD-Forum Platz zu finden.
Hier
ein Blick hinter die Kulissen des ewig lächelnden "Gottkönigs".
(Nähere Informationen über das Büro des Forum Kritische Psychologie e.V.)
Nazi-Deutschland
Die
Nationalsozialisten hegten größtes Interesse an Tibet, wo man, basierend
auf den Schriften der Theosophin Helena Blavatsky, den Ursprung der
"nordischen Rassenseele" beheimatet wähnte: man halluzinierte
insofern von einer "okkulten Achse Berlin-Lhasa". Der Dalai Lama,
dessen Regent und persönlicher Tutor Reting Rinpoche im Jahre 1939 eine
SS-Delegation offiziell im Potala empfangen hatte, weigert sich bis heute,
irgendwelche Auskunft zu den damaligen Unterredungen zu geben. Nach seiner
Exilierung pflegte der Dalai Lama regen Kontakt zu ehemaligen Nazi-Figuren:
den letzten Überlebenden der "SS-Expedition Schäfer" etwa, den
1998 verstorbenen SS-Hauptsturmführer Bruno Beger, der 1971 als
NS-Kriegsverbrecher ("Rassenspezialist von Auschwitz") verurteilt
worden war, traf er noch in den 1980er und 1990er Jahren zu persönlichen
Gesprächen, jeweils in herzlichster Atmosphäre.
Heinrich Harrer
Auf
die Frage (in einem Interview von 1997!), ob er von der Verstrickung seines
Freundes Harrer in das verbrecherische Nazi-Regime gewusst habe - Harrer
war als SA-Mann (seit 1933!) und SS-Oberscharführer überzeugter Nazi gewesen
(auch wenn er das heute abstreitet) -, gab der Dalai Lama tiefen Einblick
in seine Art von Geschichtsverständnis: "Natürlich wusste ich, dass
Heinrich Harrer deutscher Abstammung war - und zwar zu einer Zeit, als die
Deutschen wegen des zweiten Weltkrieges weltweit als Buhmänner dastanden.
Aber wir Tibeter haben traditionsgemäß schon immer für Underdogs Partei
ergriffen und meinten deshalb auch, dass die Deutschen gegen Ende der
vierziger Jahre von den Alliierten genügend bestraft und gedemütigt worden
waren".
Miguel Serrano
Auf
seinen ausgedehnte Reisen rund um den Globus traf der Dalai Lama in Chile
auf den Führer der dortigen "Nationalsozialistischen Partei",
einen gewissen Miguel Serrano (*1913). Serrano, ehedem Botschafter Chiles in
Österreich, gilt als Vordenker des sogenannten "Esoterischen
Hitlerismus"; in seinen Publikationen halluziniert er, der
"Führer" sei nach wie vor am Leben und plane von einer
unterirdischen Basis in der Antarktis aus mittels einer gigantischen Flotte
an UFOs die Weltherrschaft zu erringen. Mehre Begegnungen zwischen dem
Dalai Lama und Serrano sind dokumentiert
Shoko Ashara / AUM-Sekte
Der
japanische Terrorist und Hitler-Verehrer Shoko Ashara zählte über Jahre
hinweg zum engeren Freundeskreis des Dalai Lama, in Dharamsala wurde er
stets in allen Ehren willkommen geheißen. Der Dalai Lama stattete ihn mit
zwei hochoffiziellen Empfehlungsschreiben aus, in denen er "Meister
Asahara" als "kompetenten religiösen Lehrer" pries und der
japanischen Regierung empfahl, der AUM Shinri-kyo-Sekte "ihren
wohlverdienten steuerbefreiten Status und die gebührende Anerkennung"
zu gewähren. Durch diese Empfehlungsschreiben trug er wesentlich zum
Aufstieg der AUM-Sekte, zu einer der gefährlichsten Sekten bei, die es
jemals gegeben hat. (Die U-Bahn-Attentate in Tokyo waren nur das Vorspiel
zu einem geplanten Giftgasmord an Millionen Menschen.) Zu einer klaren
Verurteilung Shoko Asaharas und seiner Mörderbande konnte der Dalai Lama
sich bis heute nicht durchringen. AUM-Shinri-kyo ist, trotz der
Inhaftierung Asaharas und seiner Führungsclique, immer noch aktiv.
Friedenspolitik
D.
L.: "Meines Erachtens haben die Atomwaffen in gewisser Weise dazu
beigetragen, einen echten Frieden herbeizuführen. Denn es musste den
Staaten zunehmend klar werden, dass ein Krieg nicht mehr, wie in
vergangenen Zeiten, auf einem begrenzten Gebiet ausgetragen werden kann
(...) Aufgrund dieser Einsichten hat man sich weltweit wirklich Gedanken
darum gemacht, Wege zur Konfliktlösung zu suchen. Ich denke, dass die
heutigen globalen Entwicklungen auch Ausdruck dieses Suchens sind".
Atomtests
Im
Mai 1998 ließ der Dalai Lama sich zu einer skandalösen Befürwortung der
indischen Atomtests herbei: er erteilte der von der ganzen Welt
verurteilten nuklearen Machtdemonstration Delhis ausdrücklich seinen Segen.
Kindesmißbrauch
Um
monastischen Nachwuchs heranzuziehen, wurden und werden kleine Jungen, oft
schon im Alter von zwei bis drei Jahren, ihren Müttern weggenommen (bzw.
von diesen weggegeben, um für sich selbst "spirituellen
Verdienst" zu erlangen); getrennt von ihrer Familie leben die Jungen
hinfort in einer ausschließlich von Männern geprägten, äußerst repressiven
Klosterwelt. Wesentlicher Bestandteil der Ausbildung in den Klöstern ist
die Beschwörung von Dämonen und Totengeistern. Die Kinder werden über
Indoktrination mit horrenden Höllen- und Teufelsvorstellungen, mit gezielt
geschürten Ängsten vor blutrünstigen Monstern, Vampiren und Folterknechten,
an den schieren Wahnsinn herangeführt. Zu den zentralen Instrumenten
monastischer Persönlichkeitsdeformation zählt zudem der Kult völliger
Hingabe an den Lama.
Erziehung
D.L.:
"Liebevolle Eltern (...) werden vielleicht zu harten Worten oder einer
körperlichen Strafe greifen, um ihren Kindern ein Fehlverhalten abzugewöhnen
und mögen deshalb vielleicht oberflächlich erscheinen und den Eindruck
erwecken, dass sie dem Kind Schaden zufügen, wenn sie es schlagen, aber in
Wirklichkeit helfen sie ihm dadurch". Drakonische Strafen, vor allem
Schläge mit Stock oder Peitsche, sind insofern auch integraler Bestandteil
der klösterlichen Erziehung. Laut Abt Tenga Rinpoche sei gerade bei
Kindern, die "negatives Karma aus dem früheren Leben"
mitbrächten, Strenge unabdingbar: "Da geht es nicht anderes, als Zorn
zu zeigen".
Sex
Seinem
Gelübde zufolge muss ein tibetisch-buddhistischer Mönch "strikte
Keuschheit" üben. Allerdings, so der D. L., gebe es "im
tibetischen Buddhismus eine ausgeprägte sexuelle Symbolik, besonders in der
Darstellung der Gottheiten mit ihren Gefährtinnen, woraus oftmals ein
falscher Eindruck entsteht. Das Sexualorgan wird zwar benutzt, aber der
Fluss der Energie wird völlig beherrscht. Die Energie sollte sich niemals
entladen (...) Entscheidend ist die Fähigkeit, sich vor dem Fehler des
Samenergusses zu hüten. Da es sich nicht um einen gewöhnlichen Sexualakt
handelt, kann man die Verbindung zur Enthaltsamkeit herstellen". In
anderen Worten: solange Mönch oder Lama nicht ejakulieren, können - und
sollen! - sie sich durchaus verschiedenster sexueller Aktivitäten befleißigen,
die "Benutzung des Sexualorgans", sofern korrekt vorgenommen, sei
ohne weiteres mit dem Gelübde des Zölibats vereinbar. Derlei sexuelle
Praktiken, so der Dalai Lama spitzfindig, "sind in Wahrheit kein Sex,
auch wenn es so aussieht". Die ständig vorgetragene Behauptung
"Seiner Heiligkeit", er habe sein "ganzes Leben lang im
Zölibat gelebt", erhält unter diesem Gesichtspunkt eine völlig andere
Bedeutung. Für die tantrischen Sexualpraktiken der tibetischen Mönche
werden regelmäßig junge Mädchen und Frauen herangezogen. Die Behauptung,
die jeweiligen Praktiken seien ausschließlich "visualisiert", ist
- wie inzwischen selbst der Dalai Lama einräumen musste - unwahr.
Frauen/Nonnen
Der
Dalai Lama schreibt die abgrundtief frauenfeindliche Haltung des
Vajrayana-Buddhismus, von der die tibetische Gesellschaft seit jeher
durchzogen ist, nach Kräften mit fort: Es ist mithin seiner Halsstarrigkeit
und Ignoranz zuzuschreiben, dass innerhalb der von ihm vertretenen Sekte
der Gelbmützen Nonnen keine volle Ordination erhalten können und auch
ansonsten ihren männlichen Kollegen in sämtlichen Belangen untergeordnet
sind. Im Übrigen, so der "Mystiker" Milarepa, den der
Dalai Lama ständig zitiert, sei "die Frau immer eine Unruhestifterin
(...) die primäre Ursache des Leidens (...) im besten Fall kann sie anderen
dienen, im schlimmsten Fall bringt sie Missgeschick und Unglück". Sie
sei, karmisch bedingt, ein prinzipiell übles und minderwertiges Wesen,
aufgrund ihrer "Neigung zu schlechten Gewohnheiten, die in der Vergangenheit
entstanden ist, (...) in der niederen Form einer Frau geboren".
Todesstrafe/Euthanasie
D.L.
"Wenn jemand sich auf das Verüben von bestimmten Verbrechen festgelegt
hat, durch deren Ausführung negatives Karma geschaffen würde (...) dann
würde eine reine Motivation des Mitgefühls das Töten dieser Person
theoretisch rechtfertigen. Es wäre ein Töten aus Erbarmen". Im selben
Atemzug stellt er das Töten von Behinderten - immer unter dem Blickwinkel
des "Erbarmens" - als durchaus diskussionswürdig hin: "Was
ist denn Ethik, zumindest vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet?
Jede Tat, die gute Resultate hat, die Glück hervorbringt, ist ethisch
vertretbar".
Informationen
aus: Goldner, C.: Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs. Alibri-Verlag,
Aschaffenburg, 1999
V.i.S.d.P.:
R.Kunz, c/o FKP München, Edlingerstr. 21, 81543 München, E.i.S.
Die
AZ bringt am 10. Mai 2000 einen Bericht, der für Kritik offen ist:
Geliebt, geehrt - und gemieden
Der Dalai Lama kommt
nach München: Heiliger oder Ausbeuter? - von Werner Meyer
Der Dalai Lama, eine
Art Popstar unter den Religionsführern
[Auszüge aus dem Artikel]:
Es kommt der 'heitere Heilige
vom Dach der Welt'. So nannte einst der "Spiegel" den Dalai Lama,
das geistige und weltliche Oberhaupt der Tibeter. [......] sicher das erste
Mal, dass ein Mann, der mit "Eure Heiligkeit" angeredet wird, vor
den Sozialdemokraten in München auftritt. [....] Es schlägt ihm
offensichtlich viel Verehrung, auf jeden Fall Neugierde entgegen. München
gilt ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in Deutschland. Was
die Menschen an ihm so bewundern? Er sei das "Bilderbuchexemplar eines
guten Menschen", wie der "Stern" schrieb.
[Es wird die Geschichte von der
Auffindung des Dalai Lama erzählt und seiner Vertreibung aus Tibet sowie
seine Karriere als Friedensnobelpreisträger. Die Anekdote, wo der ehemalige
Außenminister Kinkel sich weigerte, sich einen Schal vom Dalai Lama
umhängen zu lassen. Für Innenminister Schily "ist der Mann aus Tibet
eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte."]
Doch nicht nur Liberale, die
sich mit China gut stellen wollten, gingen auf Distanz - das taten
schließlich auch sehr linke Politiker. Und die Neue Zürcher Zeitung
wunderte sich, dass der "friedfertigste, urbanste, auch witzigste, selbstironischste
aller lebenden Götter hienieden, diese Ikone einer undogmatischen, humanen
Religion, nach Gandhi das Paradestück eines religiösen Weltethos" -
dass dieser Mensch auch Feinde habe.
Einige Bücher sind gegen ihn
geschrieben worden. Warum? Die Radikal-Grüne Jutta Ditfurth und der
Psychologe Colin Goldner fassten dies so zusammen: Die Dalai Lama Verehrung
sei ahnungslose Schwärmerei. Das Hochloben des lamaistischen Feudalismus in
Tibet mit seiner verbrämten Versklavung der Menschen sei Zynismus
ohnegleichen. "Hochloben" klingt noch harmlos im Vergleich zu
anderen Vorwürfen, die in den letzten Jahren laut geworden sind. Wenn die
Autoren Victor und Victoria Trimondi sich jetzt mit dem Dalai Lama
beschäftigen, dann ist von undemokratischen Strukturen, vom Ziel einer
weltweiten Buddhokratie, von sexueller Ausbeutung der Frau die Rede. Die
Neue rechte werde von tibetisch-buddhistischen Ideen beeinflusst. Und gegen
Abtreibung und Homosexuelle sei er auch. Trimondi ist das Pseudonym von
Herbert und Mariana Röttgen. Ein wohlbekannter Name in München. Röttgen hat
hier den Trikont Verlag gegründet und war, wie die AZ schrieb, ein
"Türöffner des Dalai Lama". Röttgen holte ihn sogar zu seinen
Veranstaltungen ins Land. [... im Folgenden geht der Autor auf de Panchen Lama
und eine mögliche Wiedergeburt des Dalai Lama im Westen ein] Literatur: Die
offizielle Autobiografie des Dalai Lama "Das Buch der Freiheit".
Bastei Lübbe Verlag. Das Gegenbuch von Victor und Victoria Trimondi:
"Der Schatten des Dalai Lama".
Leserbriefe aus der
AZ vom 10. - 15. Mai (Auszüge):
"Ich fliege zwar nicht auf
jemanden, aber ich besuche die Veranstaltung mit dem Dalai Lama. Die
buddhistische Lebensauffassung ist eine der tolerantesten und
friedfertigsten gegenüber Andersdenkenden und -glaubenden. Es ist nach
neuesten Erkenntnissen sogar so, dass unser christlicher Jesus seinerseits
bei buddhistischen Mönchen in in Ägypten gerade diese Gläubigkeit erfahre
haben soll. - Kurt Wolfram
"Ich bin zutiefst empört,
dass eine angesehene Zeitung wie die Abendzeitung derartige Beleidigungen
durch einen Leserbriefschreiber veröffentlicht [siehe oben], der ohne
Sachkenntnis und total fanatisiert ist. Würden Sie eine Meinung drucken, in
der ein Leser behauptet: "Kardinal Ratzinger hat einem Ministranten an
die Wäsche gegriffen?" Der Dalai Lama hat die gleiche Rangstellung wie
Papst Johannes Paul VI. Das Oberhaupt der buddhistischen Religion beleidigt
man nicht mit dummen Sprüchen." - Johannes D. Weisshuhn
"Die Besucher des SPD
Spektakels mit dem Dalai Lama am 14. Mai hätten ihr Eintrittgeld besser in
den Kauf des Buches von Colin Goldner "Dalai Lama - Fall eines
Gott-Königs" (Alibri Verlag) investiert. Damit bekämen sie
interessante Informationen auch über die nicht so medienwirksamen Seiten des
Dalai Lama. In den 40 Jahren meiner Mitgliedschaft bei der SPD glaubte ich
einer Partei anzugehören, die mit rationalem politischen Denken,
selbstbestimmten Handeln und Orientierung auf gesellschaftliche Veränderung
verbunden ist.
Nun bin ich ratlos, dass die
Münchner SPD ihr Heil bei einem "Gottkönig" sucht, der die
weltumspannenden Probleme auf mangelnde Spiritualität zurückführt.
Verantwortlich gemacht werden von ihm also nicht politische, soziale,
ökonomische Machtverhältnisse, sondern ganzheitliche, verklärte kosmische
oder übernatürliche Ordnungen. Soll wirklich ein "Gott-König"
Leitfigur für sozialdemokratische Perspektiven im neuen Jahrhundert sein?
Hat die SPD vergessen, das bei aller zu Recht beklagten Unterdrückung
Tibets durch China, die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht,
die noch sehr viel brutaler war? Hubert Schütz
Der Dalai Lama - ein
Ozean der Weisheit oder nur ein Populist?
Der Bericht zum Besuch des
Dalai Lama ist höchst ärgerlich. Zum einen kolportiert er in völlig
unkritischer Manier die Mythen, die der "Gottkönig" über sich und
seine Lebensjahre selbst in Umlauf bringt. Über den
astrologisch-obskurantistischen Prozess der Auffindung des angeblich
reinkarnierten Dalai Lama erfährt der/die LeserIn ebenso wenig wie über die
heute noch übliche Praktik, kleine Jungs im Alter von drei bis vier Jahren
ihren Eltern wegzunehmen und sie in jahre- und jahrzehntelangem
Klosterdrill zu willfährigen Handlangern des (Gelbmützen)systems zu machen.
Auch zum Einmarsch der Chinesen und zur "Flucht" des Dalai Lama
erfährt man schlechterdings nichts; ebenso wenig zur aktuellen Lage in
Tibet. Colin Goldner - 81543 München
Die Äußerung des Herrn Otto
Schily, Kritiker des Dalai Lama seien "hasserfüllte Menschen",
mit denen er sich "nicht abgeben" wollte, finde ich skandalös.
Die buddhistische Lehre, deren oberster, lebender Vertreter der Dalai Lama
darstellt, ist ein durch und durch menschenfeindliches System, das nur ein
Ziel kennt: Leute durch ein ausgeklügeltes System scheinbar logischer
Begründungen und durch psychischen Druck dahin zu bringen, dass sie sich
selbst und ihre Rechte zugunsten anderer aufgeben. Mit anderen Worten,
Menschenrechtsverletzungen sind im Buddhismus nicht nur geduldet, sondern
sogar erwünscht, da man dem Praktizierenden damit hilft, das
"böse" Ich loszuwerden, das angeblich an allem Schlechten in der
Welt schuld sein soll. Dass das Herrn Schily offensichtlich überhaupt nicht
interessiert, finde ich ignorant und mit Blick auf das von ihm ausgeübte
Amt des Bundesinnenministers äußerst verantwortungslos.
G. Wettermann - 80336 München
Hätte es noch eines Beleges
bedurft, welch philosophisch und politisch indiskutables Dünnbier der Dalai
Lama verzapft, in der Rudi Sedlmayer Halle wurden beim Auftritt
"Seiner Heiligkeit" letzte Zweifel beseitigt. Was der "Ozean
der Weisheit" (haha) zu den von Otto Schily brav gelieferten
Stichworten (Was ist Bewusstsein? Gibt’s auch ein Bewusstsein ohne Hirn?
Haben Tote ein Bewusstsein?) abließ, war an Banalität - streckenweise auch
an Wirrsinn - kaum mehr zu unterbieten. Da half auch das gelegentliche
Gekichere des "Gottkönigs" nichts: Die Veranstaltung war eine
einzige Zumutung. Elke Wagemann - 80686 München
Deutscher
Freidenker Verband
Auszug:
Der Dalai Lama bei der SPD - Spektakel um
eine Kultfigur oder politische Perspektive im neuen
Jahrhundert?
Der SPD-Unterbezirk hat für den
14. Mai 2000 als Auftakt einer Veranstaltungsreihe über Perspektiven im
neuen Jahrhundert" den Dalai Lama eingeladen, der über "Frieden
und Gerechtigkeit" reden soll.
Muss sich nun eines
Schlechteren belehren lassen, wer die Sozialdemokratie in ihrer großen
Geschichte mit rationalem politischen Denken, selbstbestimmten Handeln und
Orientierung auf gesellschaftliche Veränderung in Verbindung brachte? Dem
steht nun gegenüber, offenbar das Heil bei einem "Gott-König" zu
suchen, nach dessen Ansicht die weltumspannenden Probleme auf mangelnder
Spiritualität beruhen. Verantwortlich gemacht werden damit nicht
politische, soziale, ökonomische Machtverhältnisse, sondern ganzheitlich
verklärte kosmische oder übernatürlich Ordnungen.
Oder weiß die SPD gar nicht,
welchen Wechselbalg sie sich eingeladen hat?
[.........] Bezeichnend ist
auch, dass Colin Goldner wegen seines Buches einem regelrechten
Psychoterror ausgesetzt ist - keine Spur von Toleranz, rationaler
Auseinandersetzung oder Friedfertigkeit!
Seine wissenschaftliche Studie
wird von der bundesdeutschen Tibet-Unterstützerszene mit dem Nazi
Hetz-Blatt "Der Stürmer" gleichgesetzt.
Dabei ist es der Dalai Lama,
der enge Verbindungen zur rechten Esoterikszene pflegt, der japanische
Terrorist und Hitler-Verehrer Shoko Asahara beispielsweise zählt zu seinen
persönlichen Freunden.
Wir erwarten von der SPD und
den Veranstaltungsteilnehmern, dass sie auf unsere Fragen kritisch Antwort
geben und erhoffen uns eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische und
rationale Politik.
Deutscher Freidenker Verband,
Ortsverband München V. i. S. d. P. Chr. Kröll
IDEA
- Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Der Dalai Lama ist kein Heiliger
Frühere Anhänger des
tibetischen Buddhismus üben scharfe Kritik
M ü n c h e n (idea) – Der
tibetische Buddhismus ist nicht tolerant und menschenfreundlich, und sein
oberster Repräsentant, der Dalai Lama, ist kein Heiliger. Diese Kritik üben
zwei ehemalige Sympathisanten des Friedensnobelpreisträgers und seiner
Lehren. Nach Ansicht der Kulturwissenschaftler Herbert und Mariana Röttgen
(München) ist der Dalai Lama kein ehrlicher Vorkämpfer für das Miteinander
der Religionen, sondern Anführer eines von seinen Lehren her auf
Welteroberung ausgerichteten Religionssystems. Herbert Röttgen gehörte in
den achtziger Jahren zum deutschen Freundeskreis des Dalai Lama und trug
als Verleger sowie durch Organisation mehrerer Großveranstaltungen
wesentlich dazu bei, dass der Dalai Lama in Deutschland populär wurde.
Mariana Röttgen engagierte sich unter anderem im interreligiösen Dialog.
Die intensive Beschäftigung mit dem tibetischen Buddhismus veranlasste die
Röttgens zu einer kritischen Forschung über die Geschichte sowie die
okkulten und politischen Hintergründe dieser Religion. Sie veröffentlichten
ihre Erkenntnisse unter dem Pseudonym Victor und Victoria Trimondi in der
Studie "Der Schatten des Dalai Lama". Die Röttgens befürchten,
dass der Besuch des Dalai Lama am 14. und 15. Mai in München eine
Buddhismus-Euphorie auslösen und die beginnende kritische Diskussion
abbrechen wird. Der Dalai Lama spricht bei einem Empfang von
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), dessen Wahlkreis in München liegt.
1993 bereits war der Dalai Lama ein Hauptredner des Deutschen Evangelischen
Kirchentags in München.
Bewusste Manipulation der
Gläubigen und krasses Feindbilddenken"
In einem Gespräch mit idea
kritisierten Mariana und Herbert Röttgen, dass die SPD den Führer einer
Religion hofiere, ohne sich mit deren inhumanen Inhalten auseinander
zusetzen und darüber aufzuklären. Das vom Dalai Lama bevorzugte Kalachakra
Tantra enthalte "eine bewusste Manipulation der Gläubigen, ein krasses
Feindbilddenken, einen aggressiven Kriegerethos und eine apokalyptische
Endzeitlösung, die im Jahre 2327 eintreten und nach Vernichtung aller
Andersgläubigen zur Errichtung einer globalen Buddhokratie führen
soll". Diese als "Shambhala Mythos" bekannte Vision, die
durch rituelle, magisch-symbolische und meditative Praktiken von den
Gläubigen begleitet wird, stehe in krassem Widerspruch zu der vom Dalai
Lama proklamierten Toleranz und Humanität sowie zum interreligiösen Dialog,
Weltethos und Weltfrieden. Das Kalachakra Tantra habe faschistische und
neofaschistische Kreise sowie den japanischen Giftgasguru Shoka Asahara
inspiriert.
Dämonin des Dalai Lama reitet
durch einen Blut-See
Die Röttgens fordern eine
offene Auseinandersetzung mit dem tibetischen Buddhismus, der auf Magie,
Geisterglaube und Opferritualen beruhe. Eine zentrale Rolle spiele die
Beschwörung von bösen Geistern und Dämonen. So habe der Dalai Lama als
"persönliche Schutzgöttin" eine Dämonin (Palden Lhamo), deren
Aufgabe darin bestehe, die "Feinde der Lehre" zu bekämpfen und zu
vernichten. Sie habe mit eigener Hand ihren Sohn umgebracht, weil dieser
sich nicht dem Buddhismus anschließen wollte, und dem Toten die Haut
abgezogen, um sie als Sattel für ihr Maultier zu benutzen. Auf
ikonographischen Darstellungen reite Palden Lhamo durch einen blutigen See.
"Wie kann ein Heiliger Mann wie der Dalai Lama von religiöser Toleranz
sprechen, wenn er eine solche Schutzgöttin hat?" fragt Mariana Röttgen
in dem idea-Gespräch.
Kirchenführer verharmlosen den
tibetischen Buddhismus
Den Röttgens zufolge ist das
ökumenische Gespräch des Dalai Lama eine Farce, solange die im Ritualwesen
des Kalachakra Tantra enthaltenen Ideologien und geheimen Praktiken nicht
offen diskutiert würden. Prominente Theologen nähmen die tibetischen
Selbstaussagen nicht ernst. Pressemeldungen zufolge habe der
Generalsekretär des Weltkirchenrats, Konrad Raiser (Genf), erklärt, dass
der Buddhismus zur Ausbreitung von Frieden und Gerechtigkeit beitragen
könne. Christen sollten demütig auf die Weisheiten östlicher Religionen
hören. An den Universitäten verharmlosten katholische Theologen wie Prof.
Hans Küng (Tübingen) und der evangelische Missionswissenschaftler Prof.
Michael von Brück (München) den tibetischen Buddhismus. Bei interreligiösen
Veranstaltungen höre man gelegentlich, dass Buddhisten angeblich die
besseren Christen seien.
Kritiker mit dem Tode bedroht
Offizielle Vertreter des
tibetischen Buddhismus und seine westlichen Sympathisanten ließen keine
Kritik an der Politik des Dalai Lama und der Ausbeutung der Frau für
politische und religiöse Machtzwecke zu, so die Röttgens. Kritiker würden
diffamiert und bekämen sogar Morddrohungen, beispielsweise der Münchner
Buchautor Colin Goldner. Mit dem tibetischen Buddhismus würden auch
zahlreiche Skandale im Zusammenhang gebracht, etwa der sexuelle Mißbrauch
von Frauen durch Geistliche. (56/57/2000)
Süddeutsche
Zeitung, Freitag 12. Mai 2000
Streit in der
SPD wegen Dalai-Lama-Besuch
An dem fürs Wochenende
geplanten Besuch des Dalai Lama bei der Münchner SPD und der am Sonntag
stattfindenden Diskussion mit Bundesinnenminister Otto Schily
("Frieden und Gerechtigkeit") wird parteiintern Kritik geübt.
"Es kann nicht Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung
nach außen hin offiziell zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil
sich irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", erklärt die
Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD-Frauen, Monica
Lochner-Fischer. "Parteien bestehen aus Menschen mit unterschiedlichen
Glaubens-Anschauungen, das muss man akzeptieren. Als nächstes werden wir
den Papst zu einem Gespräch über den § 218 einladen!" Diese Ansicht
werde auch vom Vorsitzenden ihres Kreisverbandes II, Wolfgang Schulz, sowie
von mehreren Mitgliedern des Landesvorstandes (wenn auch "leise
murmelnd") geteilt. Mehr noch als die Abweichung "von unserer
Tradition der geistigen Unabhängigkeit" verärgert die Abgeordnete die
Art der Beschlussfassung. "Es hat überhaupt keine Abstimmung
stattgefunden. Als der Vorstand von dem Besuch erfuhr, war alles schon
gebucht. Wir konnten ihn nur mehr zur Kenntnis nehmen".
SÜDDEUTSCHE
ZEITUNG - 13. 05. 2000
Das Dalai-Lama-Spektakel
SPD
erwartet 6000 Besucher in der Rudi-Sedlmayer-Halle
Von Alfred Dürr
Die Münchner SPD in
Hochstimmung: Statt in einer exklusiven Hinterzimmer-Veranstaltung präsentiert
sich die Partei am Sonntag in einer ausverkauften Sporthalle mit mehr als 6
000 Besuchern, statt einer ideologisch verengten Kundgebung gibt es einen
geistig-offenen "Dialog" – und das alles findet seinen
Niederschlag nicht nur in den Lokalteilen der Münchner Zeitungen, sondern
wird überregional bedeutsam und sogar weltweit von 17.30 Uhr an im Internet
übertragen (www.webfreetv.com). Was will man mehr an Werbung für den
Unterbezirk? Die Münchner SPD sonnt sich im Glanz des Dalai Lama, dem
geistigen Oberhaupt der Tibeter, der in der Rudi-Sedlmayer-Halle mit
Bundesinnenminister Otto Schily über "Frieden und Gerechtigkeit"
sprechen wird.
Als Organisatoren sind
Unterbezirkschef Franz Maget und seine Stellvertreterin Brigitte Meier so
stolz auf das Ereignis, dass sie parteiinterne und andere Kritik am
Auftritt des Dalai Lama nicht für besonders wichtig erachten.
Hinweisplakate waren mit einem gelben Streifen überklebt worden, auf dem
steht: "Jetzt auch bei uns: Opium für das Volk". Maget schließt
nicht aus, dass eigene Genossen dafür verantwortlich sind. Aber die
Veranstaltung steht auch für ein neues Marketingkonzept der lokalen SPD.
Maget: "Eine Partei, die immer nur in ihrem eng umgrenzten Umfeld
bleibt und sich ausschließlich an Gleichgesinnte wendet, kann bald den
Laden zusperren." Der Dalai Lama sei eine Persönlichkeit der
Zeitgeschichte, mit dessen Thesen man sich auseinander setzen könne, ohne
sich gleich damit zu identifizieren.
Auch vor diplomatischen
Verwicklungen in die Weltpolitik fürchtet sich die Münchner SPD nicht. Der
Vize-Konsul Chinas ist nämlich schon bei Maget aufgetaucht und hat eine
Protestnote seiner Regierung verlesen. "Ich habe ihm klar zu machen
versucht, dass wir nicht an völkerrechtlichen Auseinandersetzungen und dem
Schüren außenpolitischer Konflikte interessiert sind", sagt Maget.
Wegen des zu erwartenden
Publikumsandrangs appellieren SPD und Polizei, öffentliche Verkehrsmittel
zu benutzen. Autofahrer sollten versuchen, im Bereich der Hansastraße zu
parken. Ob das Besucherinteresse auch bei weiteren geplanten
Veranstaltungen zu globalen gesellschaftlichen Themen so groß sein wird,
muss sich zeigen. Dementiert wurde jedenfalls bereits, dass die SPD für den
Auftritt des neuen Vorsitzenden der österreichischen Sozialdemokraten, Alfred
Gusenbauer, am 9. Juni die Olympiahalle buchen wolle. Auch
Ortsvereinssitzungen sollen künftig nicht ins weltweite Computernetz
eingespeist werden. So weit ist die Münchner SPD nun doch noch nicht.
Bildunterschrift: Dalai Lama und SPD: Nicht Jeder
findet das gut.
Die Süddeutsche
Zeitung schreibt am 12. Mai 2000: "Die Einladung des Dalai Lama durch
die Münchner SPD sorgt für innerparteilichen Wirbel. Der Besuch des
religiösen Oberhaupts Tibets wurde von Bundesinnenminister Otto Schily
eingefädelt, ... . Die SZ fragte Schily nach den Beweggründen für seine
Einladung. .... SZ: Wie stehen Sie selbst zum tibetischen Lamaismus und
zum Buddhismus? Sie kommen ja aus einem anthroposophischen Elternhaus. Schily:
Ich bin kein Buddhist, wenn Sie das meinen. Mein anthroposophisches
Elternhaus sollte man auch nicht mit dem Buddhismus vermengen. Ich selbst
bin auch kein Anthroposoph. Allerdings sind mir die Denkansätze nicht
fremd. Der Buddhismus ist hoch interessant, spannend und bedeutsam. SZ: Der
Buddhismus und der Dalai Lama werden aber auch scharf kritisiert. Schily:
Das sind hasserfüllte Leute, mit denen ich mich nicht abgebe. Sie haben zu
viele Vorurteile. Ich bin sehr dafür, kritische Einstellungen zu bewahren.
Aber wer Hass im Denken hat, kann nicht richtig denken. Diese Leute nehmen
nur Bruchstücke heraus. Es fehlt aber das kritische Fundament. Der Dalai
Lama selbst ist offen für Diskussionen. ... "
Kommentar:
Otto Schily, der mich (Herbert Röttgen/Victor
Trimondi) aus der 68er Bewegung gut kennt, hat unser Buch "Der
Schatten des Dalai Lama" zwei Wochen vor dem Besuch des tibetischen
Religionsführers mit einem 5 Seiten langen Brief erhalten. Er hat es nicht
für wichtig gehalten, darauf zu antworten. Wir hegen keinerlei Hass gegen
den Dalai Lama sondern haben ihm gegenüber Mitgefühl, weil er schon als
Kind das Opfer eines zutiefst inhumanen Systems geworden ist. Schily aber
will - aus welchen Gründen auch immer - die Diskussion über den Lamaismus
verhindern, da sie höchst peinlich ausfallen würde. Deswegen erfindet er
das Bild von den "hasserfüllten Leute(n), mit denen ich mich nicht
abgebe".
TZ 13/14 Mai 2000
München im Dalai Lama Fieber
Auf einer ganzen Seite bringt
die TZ ihre Dalai Lama Vergöttlichung. München wird zum Rom des tibetischen
Buddhismus. So jedenfalls lässt es der Einleitungssatz vermuten. TZ: "Seine
Heiligkeit gibt sich die Ehre - und macht München zu einem Wallfahrtsort:
Für den Auftritt des Dalai Lama an diesem Sonntag pilgern Anhänger
aus der ganzen Republik in die Isar Metropole. Die Rudi Sedlmayer Halle ist
schon seit drei Wochen restlos ausverkauft. Mehr als 6000 Menschen wollen
den Führer der Tibeter und der allermeisten Buddhisten einmal live
erleben: Begeisterung wie um einen internationalen Popstar." - Es
erübrigt sich, diesen Passus zu kommentieren, er spricht die Sprache, mit
der die "liberale" Presse mehr oder weniger unwissend, den
Lamaismus Schritt um Schritt etabliert.
_______________________
Die TZ berichtete berichtet von
Anfang bis Ende ekstatisch: Hier einige Überschriften: "Grüß Gott,
Dalai Lama - Der 'Ozean der Weisheit' spricht vor über 6000 Menschen bei
SPD-Veranstaltung. [...] Bewundert, verehrt, vergöttert von Millionen
Anhängern rund um den Erdball [....] Seine Heiligkeit erobert die Herzen
den Münchner [.....]
Als einzigen
kritischen Beitrag brachte die TZ am 22. (!) Mai 2000 einen Leserbrief
(Auszug):
.... Allerdings hätte der Dalai
Lama für das Gros seiner Anhänger vermutlich auch in Dada Sprache daherplappern
können (was er ohnehin die meiste Zeit tat): der Begeisterung hätte das
keinen Abbruch getan. Es kam offensichtlich gar nicht darauf an, was er
sagte, sondern schlicht, das er da war. Wie das halt bei Religionsführern
so ist. Elke Wagemann - 80686 München
Abendzeitung 13/14 Mai 2000
Der Dalai Lama - willkommen in München?
Auftritt am Sonntag - Kritiker
formieren sich
Er predigt auf der ganzen Welt
Harmonie und Frieden. Am Sonntag auch in München. Doch in die Freude auf
den Besuch des Dalai Lama mischen sich jetzt Misstöne: harte Kritik und
Anfeindungen als Willkommensgruß für den Friedensnobelpreisträger.
Sogar von einer kleinen Gruppe
der SPD, die das geistliche und weltliche Oberhaupt Tibets offiziell
eingeladen hat. Am Sonntag um 17.30 soll der Dalai Lama mit
Bundesinnenminister Otto Schily in der restlos ausverkauften Rudi-Sedlmayer
Halle vor 6000 Menschen diskutieren.
Das passt der SPD
Landtagsabgeordneten Monica Lochner-Fischer nicht. Sie meint, ihre Partei
dürfe sich nicht durch die Veranstaltung zu "einer religiösen Richtung
bekennen". Lochner-Fischer, die auch Landesvorsitzende der SPD Frauen
ist, engagiert sich im "Deutschen Freidenkerverband", der gegen
den Dalai Lama Stimmung macht: Er sei ein "Chamäleon", stehe für
eine Tradition von "Gewalt, Unterdrückung, Frauenfeindlichkeit und
Missbrauch kleiner Kinder" und hege "Verbindungen zur rechten
Esoterikszene". Dazu Bundesinnenminister Otto Schily, der "Seine
Heiligkeit" persönlich einlud, nach München zu kommen: "Das sind
hasserfüllte Menschen!" Mit ihnen will er sich "nicht
abgeben". Münchens SPD-Vorsitzender Franz Maget drückt sich moderater
aus: "Die Kritik geht in Ordnung, aber manche ihrer Formen sind
grotesk. Der Dalai Lama ist ein wichtiger Gast für uns." Und Magets Stellvertreterin
Brigitte Meier, meint: "Irgendjemand hat immer was zu mosern."
Selbst das offizielle China, das Tibet seit 50 Jahren besetzt hält und den
Dalai Lama vertrieb, mischt sich bis nach München ein: Der stellvertretende
chinesische Konsul in München schickte ein Protestnote an die SPD. Und das
Münchner Forum für kritische Psychologie will zusammen mit dem AStA sogar
vor Ort gegen den Gottkönig demonstrieren: An einem Stand vor der Sedlmayer
Halle verteilen sie Flugblätter.
Die AZ verlässt ab Montag den
15. Mai ihre ausgewogene Berichterstattung und gibt sich der Ekstase hin,
der Dalai Lama hatte das richtige Wort gefunden - "In München dem
Himmel nahe" - hatte er gesagt und da war es aus mit den kritischen
Artikeln in der AZ. Und der Himmel war voller Geigen: "Dann nahm er
[der Dalai Lama] OB Christian Ude und seine Frau Edith von Welser Ude fest
bei der Hand und eilte mit ihnen auf den Rathausbalkon. Um den Münchnern zu
winken. Und dem Himmel nahe zu sein." (AZ 16. Mai 2000) In ihrer Abendausgabe
dagegen stimmt die AZ erneut kritische Töne an:
AZ 12. 05. 2000
Ziemlich lahm: Dalai Lama bei Münchens SPD
6000 Zuhörer in der
Sedlmayer-Halle warteten vergebens auf Erleuchtung
Eine Gongschlag wie aus einem
tibetischen Kloster ließ die Lautsprecher in der restlos ausverkauften Rudi
Sedlmayer Halle beben, als der Dalai Lama die Bühne betrat. Und sein
Publikum riss es von den Sitzen: Kaum einer unter den 6000 Zuschauern, die
nicht stehend in Jubel ausbrachen. Dann wurde es sehr still. Kein Räuspern.
Kein Flüstern, bloß zuhören. Nur wenn Seine Heiligkeit gelegentlich
schallend kicherte, und die Riesenleindwand sein sanftes Lächeln in die
letzten Reihen trug, erheiterte er auch seine Fans.
Über "Politik über Grenzen
hinweg" wollte Bundesinnenminister Otto Schily mit dem
Friedensnobelpreisträger reden. Die Münchner SPD hatte dazu eingeladen.
"Die Kritik am Dalai Lama, selbst die teilweise groteske stört uns
nicht", rief Münchens SPD-Vorsitzender Maget ins Mikro. Otto Schily
wollte diesen Unmut seinem Gegenüber auf dem Polstersessel nicht
vorenthalten: "Es gibt äußerst feindselige Stimmen gegen Sie, Sie
ziehen sogar Hass auf sich." Einige von diesen bösen Anti-Lamaisten
standen draußen vor der Halle und verteilten Flugblätter. Drinnen folgte
ein dreiviertelstündiger intellektueller Theoriediskurs über Religion und
buddhistisches Bewusstsein. Vielleicht hätte der Dalai Lama Lebendigeres
erzählen wollen. Nur - Otto Schily fragte meist leblos. Die nächsten
Stunden etwa, ob Computer ein Bewusstsein haben, ob das Internet Religion
fördert, und was er über Materie und Wahrnehmung denkt. Für seine ureigenen
Sache aber, die Befreiung Tibets, konnte der Gast erst zum Schluss werben -
sichtlich leidenschaftlicher. Dann verschwand der Dalai Lama zum Meditieren
in seine Suite im Bayrischen Hof.
Tim Pröse
SZ - 12. Mai 2000
Ein umstrittener Gast
Besuch des Dalai Lama findet
nicht überall Gefallen in der SPD
Von Elisabeth Höfl-Hielscher
An dem fürs Wochenende
geplanten Besuch des Dalai Lama bei den Münchner SPD und der am Sonntag stattfindenden
Diskussion mit Bundesinnenminister Schily ("Frieden und
Gerechtigkeit") wird parteiintern Kritik geübt. "Es kann nicht
Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin
offiziell zu einer religiösen Richtung hin zu bekennen, nur weil sich
irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", erklärte die
Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD-Frauen, Monica Lochner
Fischer. "Parteien bestehen aus Menschen mit unterschiedlichen
Glaubens-Anschauungen, das muss man akzeptieren. Als nächste werden wir den
Papst zu einem Gespräch über den § 218 einladen!" Diese Ansicht werden
auch vom Vorsitzenden ihre Kreisverbandes II, Wolfgang Schulz, sowie von
mehreren Mitgliedern des Landesvorstandes (wenn auch "leise murmelnd")
geteilt.
Mehr noch als die Abweichung
"von unserer Tradition der geistigen Unabhängigkeit" verärgert
die Abgeordnet die Art der Beschlussfassung. "Es hat überhaupt keine
Abstimmung stattgefunden. Als der Vorstand von dem Besuch erfuhr, war alles
schon gebucht. Wir konnten ihn nur mehr zur Kenntnis nehmen." Frau
Lochner Fischer ist seit Jahren im deutschen Freidenker Verband e. V.
aktiv, dem auch Corinna Poll vom Landesverband der Arbeitsgemeinschaft
Sozialdemokratischer Frauen angehört. Frau Poll hat das Thema am vorigen
Freitag bei der Münchner Vorstandssitzung zur Sprache gebracht. Dabei
wiederholte sie die scharfen Vorwürfe, die der Freidenkerverband zuvor zu
einer Presseerklärung geäußert hat.
Statt die politischen, sozialen
und ökonomischen Machtverhältnisse zu verändern, wolle die Sozialdemokratie
nun offenbar "das Heil bei einem 'Gottkönig' suchen." Das
Oberhaupt der Tibet-Buddhisten genieße zu Unrecht den Ruf der Toleranz. Er
pflege enge Verbindungen zur rechten Esoterikszene und zum Gründer der
japanischen AUM-Sekte (den Attentätern gegen die U-Bahn in Tokio), dem
Hitler-Verehrer Shoko Asahara. Die Geschichte des tibetischen Buddhismus
sei geprägt von "Gewalt und Unterdrückung der Bevölkerung,
Dämonenglauben, systematischen Missbrauch kleiner Kinder und frauenverachtenden
Ritualen". Es sei "bezeichnend", dass der Münchner
Psychologe Colin Goldner seit der Veröffentlichung einer kritischen
Biografie über den Dalai Lama "einem regelrechten Psychoterror"
ausgesetzt sei.
Goldner bestätigte dies
gegenüber der SZ. Er berichtete von telefonischen Beschimpfungen und
Morddrohungen, die von der Polizei durchaus ernst genommen würden
SZ. 16. Mai 2000
Die Faszination des "Ewig
Lächelnden"
Der
Dalai Lama erweist sich nicht nur in der Sedlmayer-Halle, sondern auch auf dem
Marienplatz als Publikumsmagnet
Von Susanne Spahn und Astrid
Becker
Es ist "Khadak", was
der Dalai Lama an diesem Vormittag verschenkt. Khadak heißt
"Schleife" und steht für Wertschätzung. Und das ist es auch, was
der Dalai Lama für München zu empfinden scheint. Es ist schon sein dritter
Besuch in der bayerischen Hauptstadt, zum dritten Mal erscheint er im
Rathaus, um sich in das goldene Buch der Stadt einzutragen - und einige der
Anwesenden mit der "Schleife" zu beschenken. Die Stola aus weißer
Seide landet zuerst am Hals des Gastgebers Oberbürgermeister Christian Ude,
dann bei den Bürgermeistern Gertraud Burkert und Hep Monatzeder. Nur bei
einem ist alles anders: bei dem Physiker und Philosophen Carl Friedrich von
Weizsäcker, vom Dalai Lama ehrfurchtsvoll als "mein Lehrer"
angesprochen. Er trägt am Ende die Stola gleich zweimal um den Hals
geschlungen. "Das bedeutet besonders innige Verbundenheit",
erklärt Ude, der vom Dalai Lama sagt, er sei "heiter und
unkompliziert."
Und so gibt sich der Dalai Lama
auch im Rathaus. Er erzählt von seiner Sympathie für Deutschland und lobt
die Sauberkeit und die klare Luft der Stadt – "so ganz anders als in
meinem Exil Indien": "Die Menschen hier müssen glücklich
sein." Diesen Menschen dankt er auch – für den freundlichen Empfang:
"Das verschafft mir neuen Mut."
Dabei hat die von
Bundesinnenminister Otto Schily eingefädelte Gesprächsbegegnung mit dem
Dalai Lama am vergangenen Sonntag nicht nur Freude, sondern auch massive
Kritik hervorgerufen. Einige Organisationen wie das "Forum Kritische
Psychologie" und sogar Mitglieder der SPD (wir berichteten) werfen dem
"Ewig Lächelnden" unter anderem Kontakte zum japanischen
Giftgas-Attentäter Shoko Asahara und zu alten und neuen Nationalsozialisten
vor. Und die
SPD wolle mit dem Erlös der Veranstaltung nur die eigene Partei
finanzieren, hieß es. "Alles Unsinn", sagt Ude dazu, "die
Einnahmen gehen auf Wunsch des Dalai Lama direkt an eine Schule für
behinderte tibetische Kinder in Indien." Die meisten der 6000 Besucher
in der Rudi-Sedlmayerhalle haben das Gespräch zwischen Schily und dem Dalai
Lama wohl dennoch genossen – auch wenn nicht viel Neues zu erfahren war.
Minuten lange Standing Ovations folgten einem knapp zweistündigen
Geplausche über buddhistische Wertvorstellungen, über die Beziehung
zwischen Religion und Politik und dem Verhältnis zur Wissenschaft. Und dass
so viele Menschen ihn sehen wollen, kommentiert der Dalai Lama nur mit den
Worten: "Das ist meine kuriose Persönlichkeit."
Seine Aura und sein Charisma
lockt auch viele Münchner an diesem Montag Vormittag auf den Marienplatz.
"Er strahlt Ruhe und Güte aus. Es tut in so einer hektischen Zeit gut,
ihn zu sehen. Er könnte für viele ein Vorbild sein", sagt Petra M. Für
Josef Frank ist sein Auftritt sogar "verheißungsvoll": "Wie
er sich nicht unterdrücken lässt und seine Offenbarung nach außen
trägt," bewundert er. Für viele ist er ein zweiter Ghandi. "Er
führt einen gewaltlosen Kampf gegen China", sagt Stefan Backes. Gundi
Hofbauer beeindruckt die Toleranz gegenüber anderen Religionen: "Der
Dalai Lama hat Humor und Geist, ist nicht so engstirnig." Daher will
sie ihn "aus nächster Nähe sehen. Doch vergebens. Das Oberhaupt der
Tibeter hat sich eine Viertelstunde früher als angekündigt auf dem
Rathausbalkon der Menge gezeigt. Nur wenige Minuten hat er den Leuten zu
gewunken und ist wieder verschwunden.
Aber manche sind sich auch eine
Stunde später noch sicher, dass er schon noch kommen wird, der Dalai Lama.
"Er ist ein emotionaler Mensch. Auf Emotionen wird bei uns kaum noch
geachtet. Viele suchen die Wahrheit, aber erst wenn man Gefühle hat, kann
man die Wahrheit finden", philosophiert Petra Weule.
Die Buddhistin Karin Adolph hat
den Dalai Lama bereits drei Mal gesehen. Nach Aufenthalten in
buddhistischen Klöstern weiß das Mädchen bestens Bescheid: "Dalai Lama
ist nur aus Mitgefühl weiter auf Erden, um Lehrer zu sein für die, die auch
erleuchtet werden sollen." Sie selber hat "wenig Hoffnung",
erleuchtet zu werden. Nicht zuletzt liege das an der Rolle der Frau im
Buddhismus. Sie beteten und putzten nur. "Von der Meditation sind sie
ausgeschlossen. Aber nur das ist der Weg zur Erleuchtung."
Süddeutsche Zeitung 16. Mai
2000
Eine Frage des Bewusstseins
Der Dalai Lama in
München - umstritten aber heiß begehrt von Astrid Becker
"Haste noch ne
Karte übrig?" - Diese Frage wird am Sonntag Nachmittag laufend
gestellt. Die Fragenden, die sich vor der Rudi-Sedlmayer Halle aufgereiht
haben, haben nur ein Ziel: Endlich einmal den Dalai Lama sehen. Doch
vergebens. Die Veranstaltung der Münchner SPD, bei der sich das Oberhaupt
der Tibeter und Bundesinnenminister Otto Schily zu einem Gespräch begegnen,
ist schon seit Wochen ausverkauft. 6000 Besucher drängen sich an diesem
sonnigen Nachmittag in die abgedunkelte Halle. Otto Schily hatte den
Friedensnobelpreisträger in Bonn getroffen und ihn dort zu einem Gespräch
in München überredet.
Als der Dalai Lama
dann an diesem 14. Mai in rot-gelbem Gewand das Podium besteigt, folgen
minutenlange Standing Ovations. Schily begrüßt seinen Gast als einen
"Mann, der für soziale Fragen aufgeschlossen ist, aber eher eine
Umweltpartei wählen würde." Er sei Repräsentant einer religiösen
Orientierung, die den interkulturellen Dialog suche. Viele Menschen
hierzulande fühlten sich zum Buddhismus hingezogen, es gebe aber auch
Kritik und regelrechten Hass. Mit diesen Worten bezog sich der SPD
Politiker auf die im Vorfeld der Veranstaltung laut gewordene Kritik von
Mitgliedern der Münchner SPD, die sich gegen den Besuch eines Gottkönigs
ausgesprochen hatte - wohl eine Frage des Bewusstseins.
So lautet denn auch
Schilys erste Frage, was denn Bewusstsein sei und wie es entstehen könne.
Eine Frage, die der Dalai Lama zunächst mit einem Lachen quittiert.
"Obwohl wir nicht wissen was Bewusstsein ist, nutzen wir es ständig.
Das sollte doch ausreichen." Schon mit dieser Antwort wird deutlich,
wer sehr rasch die Gesprächsführung übernommen hat. Fragen nach dem
Verhältnis von Geist und Materie oder dem Zusammenspiel von Religion und
Politik will der Dalai Lama nie sofort beantworten. Vielmehr muss Schily
stets eine neue Frage formulieren, um die Antwort auf die vorherige zu
bekommen.
[Es wird noch kurz
berichtet wie der Dalai Lama auf die Tibet Frage eingeht .....] Nach diesen
Worten verneigt sich der Dalai Lama vor seinem Publikum und verlässt das
Podium unter großem Applaus.
Bild 15. Mai 2000
Religion schützt Politiker vor Machtgier - von Karsten Riechers
Bild berichtet
relativ sachlich und emotionslos über die Veranstaltung, wenn auch mit einer
eindeutigen Pro-Dalai Lama Haltung. Es erscheint jedoch in dem Bericht ein
Satz, der auf eine inhaltliche Themenstellung eingeht, die in sonst keinem
anderen Bericht erwähnt wird und der auf den verschwiegenen
"Geisterglauben" der Tibeter zu sprechen kommt: "Nur einmal
wurde deutlich, dass hier der Repräsentant einer sehr anderen Kultur zu
Gast war. Mit großer Selbstverständlichkeit sprach der Dalai Lama von der
'unsichtbaren buddhistischen Geisterwelt', an die er glaubt und berichtete
von dem Staatsorakel, das er gelegentlich befragt."
Münchner Merkur 15. Mai 2000
SPD verdient 100 000 Mark am Besuch des Dalai Lama
Wirbel um Veranstaltung mit
Innenminister Schily
Frieden und Harmonie - seit
Jahren predigt dies der Dalai Lama auf der ganzen Welt. Unruhe und Trubel
herrschten jedoch seinetwegen am Wochenende in München. Der Grund:
Bundesinnenminister Schily (SPD) hatte den tibetanischen
Friedensnobelpreisträger zu einer Diskussion mit dem Thema "Frieden
und soziale Gerechtigkeit" nach München eingeladen.
Vor 6000 Zuschauern
diskutierten der Minister und der Dalai Lama gestern am späten Nachmittag
90 Minuten lang in der Rudi Sedlmayer Halle. [.....]
Die gestrige
Diskussionsveranstaltung erregte vor allem das Missfallen des SPD
Landtagsabgeordneten Monica Lochner Fischer. Die Partei dürfe sich ihrer
Meinung nach "zu keiner religiösen Richtung bekennen." Lochner
Fischer sieht im Dalai Lama ein Chamäleon. Er stünde für eine Tradition von
"Gewalt, Unterdrückung und Frauenfeindlichkeit."
Neben der innerparteilichen
Kritik gab es auch Protest von Seiten Chinas. Der stellvertretende
chinesische Konsul in München schickte eine Protestnote an die SPD. Seit 50
Jahren hält China Tibet besetzt und unterdrückt jegliche
Unabhängigkeitsbestrebungen des kleinen Landes.
Des weiteren bemängelte die
Bildzeitung am Samstag, dass die Münchner SPD mit der Veranstaltung Geld
verdient. Wie der Münchner SPD-Chef Maget bestätigte, streicht die Partei
durch den Verkauf der Eintrittskarten 100 000 Mark ein.
Michael C. Nienamer
Frankfurter
Rundschau, 16. Mai 2000
Da lachte der Dalai Lama und knuffte Schily
ein wenig
Die Münchner SPD wollte mit dem
Mönch diskutieren, doch der Minister blieb der Stichwortgeber von Iris
Hilberth
Hin und wieder zupfte der Mann
an seinem rotgelben Gewand, wiegte den Kopf hin und her und grinste sich
eins. Nicht, dass er die Sache mit Otto Schily (SPD) in der Sedlmayerhalle
nicht ernst nahm. Aber es schien ihm durchaus ein Vergnügen, mit dem
Bundesinnenmister über "Frieden und Gerechtigkeit" zu plaudern.
Manches Mal knuffte er seinen Gastgeber in die Seite und lachte lauthals,
der Dalai Lama. Und vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum man ihn
hierzulande oftmals so sympathisch findet, den Mönch aus Tibet, und man ihm
seinen Gottesstatus nachsieht.
Die Münchner SPD hatte ihn
eingeladen und für den "geistig - offenen" Dialog des Oberhauptes
der Tibeter mit Schily ob der großen Nachfrage von der Zenith-Kulturhalle
in die 6000 Plätze bietende Sporthalle ausweichen müssen. "Wir wollen
über den Tellerrand hinausschauen und offen für andere Kulturen und
Religionen sein", begründete der SPD-Unterbezirkschef Franz Maget die
ungewöhnliche Zusammenkunft. "Eine Partei, die immer nur den eigenen
Kreis anspricht wird uninteressant und überflüssig."
Das sahen vor der Veranstaltung
selbst Leute aus den Reihen der SPD aber anders. "Es kann nicht
Aufgabe der SPD sein, sich durch eine Veranstaltung nach außen hin
offiziell zu einer religiösen Richtung zu bekennen, nur weil sich
irgendwelche Leitenden zu dieser hingezogen fühlen", hatte die
Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der SPD Frauen, Monica - Lochner
Fischer, ermahnt. Auch andere waren vom Auftritt des Dalai Lama in München
wenig begeistert. "Jetzt auch bei uns: Opium fürs Volk." Die
Plakate in der Stadt waren mit gelben Streifen überklebt worden.
Christian Ude, der
Sozialdemokrat und Münchner Oberbürgermeister, kann die Kritik
"überhaupt nicht verstehen." Sie komme von Leuten, die das
Selbstgespräch in Hinterzimmern führten, findet er. "Das ist ja keine
buddhistische Veranstaltung, das ist ein Dialog mit einem
Friedensnobelpreisträger. Wir haben nie behauptet, dass er für uns
Vorbildfunktion hat. Es geht um ein Gespräch über Lösungen für ein
friedliches Zusammenleben."
Mit dem Dialog tat sich der
Dalai Lama allerdings etwas schwer. Er führte vielmehr einen fast
zweistündigen Monolog, in den Schily ab und an ein paar Stichworte
einstreuen konnte, an die der Tibeter allerdings erst dann anknüpfte, wenn
er seine anderen Ausführungen als beendet betrachtete.
Die Gesprächsführung überlässt
er keinem anderen. So erörterte er ausführlich die Frage des Bewusstseins, das
Verhältnis von Geist und Materie im Zusammenspiel, als Schily eigentlich
schon über Politik und Religion reden wollte. Eine Trennung von kirchlichen
und staatlichen Institutionen sei generell erstrebenswert, sagte der Dalai
Lama später irgendwann.
Und zum noch immer währenden
Konflikt Tibets und Chinas: "Eine Autonomie Tibets in religiösen und
kulturellen Fragen kann nur gewaltfrei über einen Dialog mit Peking
erreicht werden." Durch einen Zusammenhalt mit China im
wirtschaftlichen Bereich sehe er hingegen durchaus Chancen für Tibet. Doch
gehen von China eine "Aggression" aus, die derzeit einen Dialog
unmöglich mache. "Ich bitte die internationale Gemeinschaft um
Unterstützung."
Idea
- Evangelische Nachrichtenagentur - Nr. 63 - 2000 - 22. Mai
Ungewöhnlich viel Kritik beim
Deutschlandbesuch des Dalai Lama
In München gab es
Plakate: "Jetzt auch bei uns: Opium fürs Volk"
Berlin/München
(idea) - Der Deutschlandbesuch des buddhistischen Religionsführers Dalai
Lama hat ungewöhnlich viel Kritik ausgelöst. Das geistliche Oberhaupt der
Tibeter sprach Mitte Mai auf Einladung von Bundesinnenminister Otto Schily
(SPD) vor etwa 6000 Besuchern in München und vor der FDP-nahen Friedrich
Naumann Stiftung in Berlin. Nach Ansicht mehrerer Organisatoren
verharmlosten die Veranstalter den vom Dalai Lama repräsentierten
Buddhismus und seine missionarischen Absichten. In München wurden die Einladungsplakate
der SPD mit Proteststreifen: "Jetzt auch bei uns: Opium für's
Volk" überklebt. Auf Flugblättern, bei einer Demonstration und auf
Büchertischen warfen das "Forum Kritische Psychologie", der
Deutsche Freidenker Verband, der Allgemeine Studentenausschuss der
Universität München und Teile der SPD sowie die kritischen Dalai Lama
Autoren Victor und Victoria Trimondi und Colin Goldner dem
Friedensnobelpreisträger menschen- und frauenverachtende Manipulation
seiner Anhänger, sowie Kontakte zum japanischen Giftgasattentäter Shoko
Asahara und zu alten und neuen Nationalsozialisten vor. Die SPD-Mitglieder
kritisierten, dass der "Ewig Lächelnde" die Partei für seine
Religion vereinnahmen wollte. Die "Frankfurter Rundschau" stellte
fest, dass ein Dialog zwischen dem Dalai Lama und Schily nicht zustande
gekommen sei. Der deutsche Politiker habe in den "zweistündigen
Monolog" des "Gottkönigs" "ab und an ein paar
Stichworte einstreuen" dürfen. Auch nach Ansicht der Münchner "TZ"
handelte es sich nicht um eine Dialog Veranstaltung sondern um eine
"Wallfahrt" wie zu einem "internationalen Popstar". Die
"Bild" Zeitung merkte kritisch an, dass die SPD durch den Verkauf
von Eintrittskarten 100.000 Mark eingenommen habe.
NACHTRAG:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2000
Der Entertainer
Deutsche
Szene: Der Dalai Lama unterweist Otto Schily
Der Sonntag ist sonnig und so heiß, dass man Wasser nicht unnütz
verschwendet. Aber die junge Frau schüttete die Neige ihres kühlen Getränks
in den Rinnstein. "Da war", erklärt sie ihrer verwunderten
Freundin, "eine Fliege drin." Wenn man stundenlang auf den Dalai
Lama wartet, dann nützt man die Zeit dazu, keiner Fliege etwas zuleide zu
tun. Die Leute - in München sind es sechstausend - haben eine Vorstellung
davon, was Seine Heiligkeit so denkt, und der Dalai Lama ist erfahren
genug, seine Zuhörer nur im Rahmen des Erwart- und Verstehbaren zu
überraschen.
Der Bundesinnenminister, der seit Amtsantritt alles tut, die Leute gar
nicht zu überraschen, versucht, "ein Gespräch" mit dem Dalai Lama
zu führen. So ist die Veranstaltung der Münchner SPD jedenfalls
angekündigt. Als im Bundestag und auf dem SPD-Parteitag über das Asylrecht
debattiert wurde, war Otto Schily beide Male überraschend verhindert
gewesen. Tibetische Asylbewerber sind freilich in der Bundesrepublik kein
Problem, dem Dalai Lama gibt Schily keinen Korb. Stattdessen will er jetzt
ihn überraschen, und so spricht er von dem "Hass", der Seiner
Heiligkeit auch entgegenschlage, und von kritischen Fragen, die gestellt
werden müssten. Der Dalai Lama hat sich schon ganz andere Dinge angehört,
aber beim Publikum ist Schily damit an die Falschen geraten: Das Publikum
liebt Seine Heiligkeit, einen der größten lebenden Charismatiker, der
Nordrhein-Westfalen für sich gewonnen hätte, hätte er sich nur zur Wahl
gestellt. Das Publikum will dem Dalai Lama lauschen. "One world
religion", sagt Seine Heiligkeit, und das Publikum klatscht
hingerissen. Dann bringt der Dalai Lama den Satz zu Ende: Er sei dagegen,
sagt er und lacht. Er lacht überhaupt sehr viel, er ist das Person
gewordene verschmitzte Lachen. Ein Lachen, das jeden Satz abfedert, der
nicht reine Bejahung ist. Der Buddha, bemerkt er bei Gelegenheit, habe sich
stets auf seine Zuhörer eingestellt. An diesem Sonntag in München preist
der Dalai Lama den Austausch zwischen Religion und Wissenschaft ("very
useful'"), er hat nichts gegen den Computer als solchen ("we need
it"), und auch die Politik ist in Ordnung ("politics itself:
nothing wrong"). Manche Politiker aber seien "dirty", dann
wendet er sich an Schily: "of course, not you", sagt er und
lacht, das Publikum lacht und klatscht.
Schily hat längst aufgegeben. Mitunter blickt er gar gelangweilt drein.
Seine Heiligkeit bemerkt auch das: "to long?" fragt er, nachdem
er ein Viertelstündchen monologisiert hat. Das Publikum klatscht und lacht.
Schily hält sich mit beiden Händen an der Brille fest. West meets East: Der
Dalai Lama muss auch zuhören, immer dann nämlich, wenn seine langen Reden
ins Deutsche übersetzt werden. Dazu wiegt er sich im Oberkörper von einer
Seite auf die andere, oder er stützt sich fest mit beiden Armen auf die
Sessellehnen, verankert in der wallenden Ruhe des knallroten Gewandes, das
er um seine Mitte drapiert hat. Nicht was er sagt, fesselt die Leute, sondern
was er ist. Das weiß er. Wenn der Übersetzer übersetzt, macht er den
Entertainer. Unvermittelt scheint er die gigantische Leinwand zu entdecken,
auf der er zu sehen ist: Er lacht, das Publikum lacht, Schily bringt sich
zu einem Lachen. Abschließend erklärt Seine Heiligkeit in kurzen zwanzig
Minuten, dass sein Volk nicht die Unabhängigkeit, sondern lediglich
Autonomie erstrebe und den Dialog mit China suche, dann rafft er sein
knallrotes Gewand um sich, dass man das leuchtend gelbe Unterhemd nicht mehr
sieht, justiert den Stoffriemen des Mantelsacks auf seiner linken Schulter,
wickelt die Gebetsperlenkette wieder über die metallene Armbanduhr und
wartet ab, dass endlich auch der Übersetzer zu einem Ende komme.
Franziska Augstein
© Haidhauser Nachrichten -
Ausgabe 06/00, 25. Jahrgang, Juni 2000
Der Dalai Lama zu
Gast bei der SPD
Die
"Rudi-Sedlmayer-Halle" ist ein Betonmonster, innen noch
hässlicher als außen. Hierhin hatte die Münchner SPD das Gespräch zwischen
Innenminister Otto Schily und Dalai Lama verlegt, wegen des großen
Andrangs.
Mit einem gewaltigen Gongschlag
erscheint Dalai Lama auf der Bühne, begrüßt von minutenlanger standing
ovation des Publikums. Es mutet merkwürdig an, wenn Franz Maget (SPD)
"Seine Heiligkeit" willkommen heißt. Auf dem Sofa dann ein netter
Kontrast: Der dröge Innenminister neben dem farbenfrohen, gut gelaunten
Dalai Lama, der fleißige Übersetzer am Rande.
"Was ist
Bewusstsein?" eröffnet Schily das Gespräch. Dalai Lama antwortet mit
einem Vortrag über den lamaistischen Buddhismus. Für das Publikum
offensichtlich der erhoffte Glücksfall. Irgendwann kommt auch Politik zur
Sprache. Dalai Lama fordert, dass Politik auch von religiösen Motivationen
getragen sein solle. Nicht von Geld- oder Machtstreben, wie es bei so
vielen Politikern der Fall sei, ausgenommen sein neben ihm sitzender Freund
Schily. So rasch ist bestimmt noch keinem Innenminister, kraft seiner
Funktion meist der bad guy der Regierungsriege, eine moralische Absolution
erteilt worden. Zum Glück für Schilys SPD unterblieben Fragen nach Ethik
oder religiöser Motivation der rigiden Politik gegen Asylbewerber oder die
Rückschiebung von Kriegsflüchtlingen aus dem Kosovo.
Die SPD sonnt sich im Glanz der
Beliebtheit des geladenen Gastes. Da lässt man sich die Freude auch nicht
von der im Vorfeld - auch aus der eigenen Partei - geäußerten Kritik
beirren. "Teilweise bösartig", diese Kritik, davon lasse man sich
nicht abhalten vom Dialog der Kulturen und Religionen.
Die SPD hat es gelernt, solchen
Dialog als Event zu gestalten, mit VIP-Bereich, und reichlich Sponsoring.
Und ein bisschen Etikettenschwindel: Wo blieb das Gespräch über Frieden und
soziale Gerechtigkeit?
Bayrischer Rundfunk - Der Dalai Lama - Friedensapostel? - Hugo
Molter
Unter dem folgenden
Link ist ein Beitrag zum Dalai Lama Besuch im München abgedruckt, der im
Bayrischen Rundfunk gesendet wurde. Von dem Autor Hugo Molter wurde
verlangt, einige Passagen zu korrigieren. Er schreibt hierzu folgendes:
Lieber Leser! Wieder einmal hatten wir mit dem Bayrischen Rundfunk etwas
Ärger. Es wurden Korrekturen angebracht bzw. ganze Passagen gestrichen. Sie
lesen hier das Originalmanuskript. Die gestrichenen Passagen wurden vom
bayrischen Rundfunk gestrichen. Die kursiv gedruckten Passagen
wurden uns vom Bayrischen Rundfunk vorgeschrieben.
Hugo Molter
Die Fundstelle: http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm
Franz
Johannes Litsch (Deutsche Buddhistische Union): "Mitschuldig
am Völkermord!"
Anlässlich des Dalai Lama
Besuches in München veröffentlichte die Zeitschrift "Hier &
Jetzt" unsere Presseerklärung und stellte sie ihren Lesern zur
Diskussion. Der Herausgeber Winfried Richter erhielt daraufhin den folgenden
Brief von Herrn Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen
Buddhistischen Union, auf den wir im einzelnen eingehen:
Samstag, 6. Mai 2000
Sehr geehrter Herr Winfried
Richter,
Seit einiger Zeit bekomme ich
die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift HIER & JETZT - Wege zur
Mitmenschlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob sie etwas mit der
Zeitschrift "Wendekreis" zu tun haben, die mich im vergangenen
Jahr um Unterstützung bei der Herausgabe eines Heftes zum Thema Buddhismus
hatte? Ich hatte mich aber über Ihre Zeitschrift mit dem sehr
buddhistischen Titel HIER & JETZT und der Zielsetzung "Wege zur
Mitmenschlichkeit" aufzuzeigen, sehr gefreut und war gewillt, die
Zeitschrift bei Gelegenheit inhaltlich wie durch Bekanntmachung in
buddhistischen Kreisen meinerseits auch zu unterstützen [......]
Um so mehr schockiert bin ich
über das, was ich heute in Ihrer neuesten Ausgabe von HIER JETZT zur
Kenntnis nehmen musste. Der offene Brief [gemeint ist unsere
Presseerklärung] von Frau und Herr Röttgen (alias Trimondi) ist eine
geradezu bösartige Ungeheuerlichkeit und schlägt Ihrem Anliegen, "Wege
zur Mitmenschlichkeit" zu fördern, frontal ins Gesicht.
Was veranlasst Sie dazu, in
Ihrer Zeitschrift S. H. dem Dalai Lama, dem tibetischen Buddhismus und dem
Buddhismus insgesamt in einer derart diffamierenden und unhaltbaren Weise
entgegenzutreten? Was veranlasst Sie dazu, einen ehemaligen und neuen
Maoisten, der in den 60er Jahren die sog. Mao Bibel in großer Auflage
drucken und verbreiten ließ, für seine im Dienste der chinesischen
Kommunisten stehende Hetz- und Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama,
den tibetischen Buddhismus und das tibetische Volk alle Türen zu öffnen?
Wollen sie sich als Humanist oder Christ (oder was auch immer?) mitschuldig
machen an einem neuen Religions- und Völkermord?
Trimondi:
Zu den stereotypen
Anschuldigungen gegenüber Kritikern des Dalai Lama und seines
Religionssystems zählt, dass diese automatisch als Handlanger der Chinesen
denunziert werden. Dies gilt sowohl für die Kritik, die von innen - aus den
Reihen der Exiltibeter -, wie für die Kritik, die von außen kommt. "So
werden Kritiker, die von der Meinung der exiltibetischen Regierung
abweichen, schnell als pro-chinesische Propagandisten abgestempelt..."
- schreibt sogar der Ethnologe und praktizierende Buddhist Martin Brauen.
Es stimmt zwar, dass ich
(Victor Trimondi/Herbert Röttgen) in den späten 60ern die sogenannte Mao
Bibel über meinen damaligen Verlag (Trikont-Verlag) habe vertreiben lassen.
Es stimmt aber nicht, dass ich sie habe drucken lassen. Maoist bin ich
deswegen niemals gewesen, ebenso wenig wie die Hunderten von Buchhändlern,
die in dieser Zeit die Mao Bibel verkauft haben, Maoisten gewesen sind,
ebenso wenig wie die Tausenden von Lesern dieses Büchleins. Ich gehörte zu
jenem linksorientierten (Sponti)Milieu, aus dem unser aktueller
Außenminister Joschka Fischer und Innenminister Otto Schliy ebenfalls
stammen.
Was Herr Litsch bewusst
verschweigt, ist die Tatsache, dass ich in den 80er Jahren Bücher des Dalai
Lama, über ihn und über den tibetischen Buddhismus habe drucken und
vertreiben lassen. Ebenso erwähnt er nicht, dass ich drei viel beachtete
Großveranstaltungen mit dem tibetischen Religionsführer organisiert habe.
Ebenso wenig wie ich vorher Maoist geworden bin, weil ich die Mao Bibel
vertrieben habe, ebenso wenig bin ich später Buddhist geworden, weil ich
Bücher über den Dalai Lama publiziert habe.
Von chinesischer Seite haben
wir bisher (August 2000) noch keinerlei Reaktion auf unser Buch Der
Schatten des Dalai Lama erhalten, geschweige denn finanzielle
Unterstützung und das aus zwei einfachen Gründen:
1. - Unser Buch ist keineswegs
"chinafreundlich"
2. - Unser Buch beinhaltet eine
ausführliche und scharfe Kritik Mao Tse Tungs
Der zweite, perfide Vorwurf,
der von pro-lamaistischer Seite ständig gegenüber Kritikern gemacht wird,
lautet, sie beteiligten sich am Völkermord, den die Chinesen an den
Tibetern begehen. Dass man von einer gesellschaftlichen Repression in China
sprechen kann, ist sicher richtig, aber jeder, der sich ehrlich über die
aktuellen Fakten in Tibet informiert, weiß, dass dort kein
"Völkermord" und kein "Religionsmord" stattfindet. Im
Gegenteil - die Chinesen versuchen - was hier im Westen wenig bekannt ist -
einen prochinesischen Lamaismus zu etablieren. Sie bauen deswegen die alten
Klöster wieder auf und binden die tibetische Lamas in die wirtschaftlichen
Schaltstellen des Landes ein.
In den letzten zwei Jahren
(seit 1998) besteht der Hauptkonflikt in Tibet nicht einmal zwischen dem
tibetischen Klerus auf der einen und dem chinesischen Staat auf der anderen
Seite, sondern zwischen den verschiedenen Mönchsfraktionen selber (Shugden
versus Dalai Lama versus Panchen Lama). Dieser innerlamaistische Konflikt
wird sicher von den Chinesen politisch zu ihren Gunsten ausgenutzt, wurde
aber nicht von ihnen, sondern vom Dalai Lama verursacht, der auch unter den
Exiltibetern die Shugden Anhänger aufs heftigste bekämpft.
Litsch:
Alles an diesem Brief ist grobe
Verleumdung und absichtliche Verdrehung der Wirklichkeit und kann von jedem
halbwegs informierten kritischen Beobachter mühelos widerlegt werden. Das
beginnt bereits am ersten Absatz und zieht sich durch sämtliche Aussagen
hindurch. So ist zum Beispiel der Besuch des Dalai Lama in München natürlich
nicht sein einziger öffentlicher Auftritt und der Hintergrund seiner
Deutschlandreise im Mai, sondern er ist hier um an einer internationalen
Tibet-Solidaritäts-Konferenz teilzunehmen, die vom 11. - 14. Mai in Berlin
stattfindet und von der Friedrich Naumann Stiftung (FDP) organisiert wird.
Am 14. Mai gibt der Dalai Lama auch einen öffentlichen Vortrag im Haus der
Kulturen der Welt in Berlin.
Trimondi:
Wir schreiben in unserer
Presseerklärung wörtlich: "Nach unseren Informationen [!] ist dieser
Auftritt der einzige, den der Dalai Lama in Deutschland im Mai 2000
durchführt." Da wir nicht in der Deutschen Buddhistischen Union sitzen
und keinen anderen Hinweis in den Medien über einen sonstigen
Deutschlandaufenthalt des Dalai Lama finden konnten, hatten wir nun einmal
keine anderen Informationen. Im Übrigen war der Dalai Lama - nach unseren
jetzigen Informationen - erst am 13. Mai in Berlin und nicht am 11., wie es
Herr Litsch in seinem Brief suggeriert.
Litsch:
Dass München die "geheime
Hauptstadt" des deutschen Buddhismus sei, ist pure und gemeine
Erfindung mit dem Zweck, diesen in die Nähe des Nationalsozialismus zu
rücken, für die München die "Hauptstadt der Bewegung" war. Wie
unsinnig dieser Vorwurf ist, zeigt sich schon daran, dass der Dalai Lama in
München keinerlei buddhistisches Zentrum besuchen und kein Zusammentreffen
mit Vertretern des deutschen Buddhismus haben wird. Dieses entspricht
seiner Grundhaltung, die davon geprägt ist, im Bereich anderer religiöser
Traditionen nicht religiös zu missionieren sondern den Wert der jeweils
vorhandenen spirituellen Überlieferung zu betonen und gar von einer (aus
Enttäuschung geborenen) Konversion zum Buddhismus abzuraten.
Trimondi:
München soll nach einem Bericht
im Focus die meisten Buddhisten Deutschlands haben. Der Satz
"München gilt ohnedies als heimliche Hauptstadt des Buddhismus in
Deutschland" - stammt nicht von uns, sondern aus der Münchner AZ vom
10. Mai 2000. Der bayrische Cineast Herbert Achternbusch hatte in seinem
"Blödelfilm" über Tibet schon im Jahre 1993 von München
herumgejuxt: "Nun wird aber gerade der tibetischen Kultur nach einer
Prophezeiung des Nostradamus in unserer Stadt ein Triumphzug bereitet
werden." Im Übrigen war unter den Nazis die "geheime Hauptstadt
des Reiches" nicht München, sondern Nürnberg. München wurde von den
Nazis "Hauptstadt der Bewegung" genannt.
Den zweiten Satz verstehen wir
einfach nicht? Was hat ein Treffen mit Vertretern des deutschen Buddhismus
in München mit dem Missionierungsauftrag des Dalai Lama zu schaffen? Der Dalai
Lama, der einer Religion angehört, die seit Jahrhunderten sehr erfolgreich
in Innerasien missioniert hat, weiß nur zu genau, wie man das heute im
Westen am effektivsten macht, nämlich durch den Einsatz des double bind.
Gerade weil er den Menschen abrät, ihre traditionelle Religion zu wechseln,
gerade deswegen laufen ihm die Leute in Scharen zu. Im Übrigen haben wir
gar nichts gegen "missionieren", wenn die Missionsinhalte die
humanistischen Werte achten und offen und ehrlich dargestellt werden. Dies
ist jedoch beim Lamaismus nicht der Fall. Wir haben es hier mit einer
patriarchalen Tradition zu tun, die auf Geheimriten, Initiationen und
sexualmagischen Praktiken aufbaut, welche in der Öffentlichkeit nicht
diskutiert werden dürfen.
Litsch:
Dass München auch "seit
Beginn des vorigen Jahrhunderts" der Hort "traditioneller
Buddhismuskritik und Aufklärung" sei, ist eine weitere absolut
groteske Erfindung. Da bis vor wenigen Jahrzehnten über die authentische
Lehre und Praxis des Buddhas in Deutschland und München so gut wie nichts
bekannt war, konnte es eine solche Tradition überhaupt nicht geben. Es sei
denn, man mache jetzt aus den zahlreichen rassistischen und
kolonialistischen Verleumdungen, die ohne Zweifel schon seit Jahrhunderten
in Deutschland (und gerade auch im erzkatholischen München) gegen alle
nicht-christlichen Religionen gab, erneut wieder ernst zunehmende
Aufklärungsschriften. Der Geist, auf den sich die Trimondis hier berufen,
offenbart in aller Deutlichkeit, woher der Wind weht.
Trimondi:
Wir rekurrieren hier vor allem
auf die beiden Münchner Orientalisten Albert Grünwedel und Helmut Hoffmann.
Grünwedel hat schon am Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen das
Kalachakra Tantra, den bedeutendsten Ritualtext des tibetischen Buddhismus,
ins Deutsche zu übersetzen. Er hat als Sprachforscher für die damalige Zeit
eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber er stand auch dem Kalachakra
Tantra sehr kritisch gegenüber und hat inständigst davor gewarnt, dass es
sich hierbei um ein magisches Ritual handele, welches die westliche Kultur
bedrohen könne. Sein Schüler Helmut Hoffmann hat die Kalachakra Studien
Grünwedels weitergeführt. Von ihm stammt ein hervorragendes aufgeklärtes
Buch über Tibet: Religionen Tibets. Bon und Lamaismus in ihrer
geschichtlichen Entwicklung (Freiburg - 1956). Hoffmann beschreibt sehr
detailliert die blutige Historie des Lamaismus von seinen Anfängen bis hin
zur Neuzeit. Eine Lektüre dieser Schrift würde viele Anhänger des Dalai
Lama ernüchtern.
Uns als Erzkatholiken hinzustellen,
wo wir einige Sätze vorher noch Erzmaoisten waren zeigt nur die
Hilflosigkeit des Autors, der nicht über Inhalte debattieren möchte,
sondern glaubt, den Buddhismus durch Plattitüden und Schimpfereien
verteidigen zu können.
Litsch:
Dass die Röttgens dabei in
permanenter und penetranter Selbstüberhöhung ihre eigene Bedeutung als
Vorkämpfer der Wahrheit über den tibetischen Buddhismus betonen, passt nur
zu gut zu dem Größenwahn, mit dem sie sich auch mit ihrem Namen schmücken.
Victor Trimondi heißt nämlich wörtlich übersetzt "Sieger der drei
Welten", eine traditionelle Bezeichnung des tibetischen Buddhismus
allein für den Buddha selbst, der die Welten von Gier, Hass und Verblendung
überwunden hat.
Trimondi:
Über die Wahl unseres
Pseudonyms haben wir uns unter biograph.html
ausführlich ausgelassen, was wir hier nicht mehr wiederholen wollen. Im
übrigen kann doch auch Herr Litsch nichts dagegen haben, dass man sich zum
Ziel setzt, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden.
Litsch:
Die Lügenkonstruktion geht
weiter, in dem sie auf das Buch von June Campbell hingewiesen wird. Der
Schlampigkeit ihrer Recherche, die auch ihr Buch durch und durch prägt,
entspricht, dass Frau Campbell hier zur Engländerin wird. Aber wichtiger: sie
verschweigen mit Absicht, dass Frau Campbell selbst Buddhistin war und dass
das Buch in einem buddhistischen Verlag (Theseus) erschienen ist. Darüber
hinaus wird die darin vorgebrachte Kritik an durchaus zutreffenden
Fehlentwicklungen des tibetischen Buddhismus schon längst in westlichen
buddhistischen Kreisen diskutiert und gerade vom Dalai Lama
leidenschaftlich unterstützt. Dass der tibetische Buddhismus jedoch
"extrem frauenfeindlich" sei, kann schon von daher kaum
zutreffen, da im Westen heute besonders von kritischen und selbstbewussten
Frauen gelehrt und praktiziert wird (siehe die buddhistische
Frauenkonferenz, die mit 1200 Teilnehmerinnen und großem Erfolg vor kurzem
in Köln stattfand)
Trimondi:
Frau June Campbell, mit der wir
in Korrespondenz stehen, fühlt sich persönlich als Schottin ist aber immer
noch Engländerin, da die Volksabstimmung der Schotten letzten Jahres (1999)
keine Unabhängigkeit von Großbritannien bewirkte. Sie lebt und lehrt in
Edinburgh/England. Mit welcher Feindlichkeit ihr Buch in buddhistischen
Kreisen diskutiert wurde und wie sie ständig Verleumdungen ausgesetzt war,
darüber berichtet sie sicher selber am besten. Sie hat sich mittlerweile
vom Buddhismus völlig abgewandt. Im Übrigen greift sie das lamaistische
System nicht nur wegen seiner Fehlentwicklungen an (wie einige Tibetologen
und Feministinnen), sondern erkennt im Lamaismus eine grundsätzlich
"frauenfeindliche" Tradition.
Die Anzahl von Frauen, die sich
an patriarchale Systeme hingeben, gibt keine Auskunft darüber, ob diese
Systeme "frauenfreundlich" sind oder nicht. Ansonsten müsste man
dies auch von fundamentalistischen islamischen Bewegungen behaupten, für
die Hunderttausende verschleierte Frauen auf die Strasse gehen, um für ihre
eigene Entmündigung zu demonstrieren. Wir haben in unserem Buch Der
Schatten des Dalai Lama gezeigt, wie raffiniert die Methoden des
tantrischen Buddhismus sind, um sich der Zustimmung von Frauen zu
bemächtigen.
Litsch:
Das gleiche verfälschende
Verschweigen betrifft das Buch von Brian Victoria. Der Autor ist selber
namhafter buddhistischer Zen Lehrer und der Verlag der gleiche
buddhistische Verlag wie der obige. So war es auch sein Anliegen, den Zen
Buddhismus an seinen ursprünglichen Geist zu erinnern, nicht ihn zu
beschuldigen oder zu schädigen.
Trimondi:
Wir möchten hiermit dem Theseus
Verlag unseren Dank aussprechen, dass er so mutig war, die beiden
kritischen Bücher von June Campbell und Brian Victoria zu publizieren. Auch
haben wir nicht die geringsten Probleme damit, dass es ernsthaft kritische
Diskussionen in buddhistischen Kreisen und von Buddhisten gibt. Im
Gegenteil - wir können diese nur begrüßen und freuen uns darüber. Das
Problem liegt vielmehr darin, dass es sie nur sehr selten gibt und
dass sich die deutschen Buddhisten bisher (August 2000) strikt weigern, mit
Kritikern außerhalb ihrer eigenen Reihen zu debattieren. Anstatt einen
konstruktiven Dialog mit ihnen zu führen, verleumden, bedrohen und
behindern sie diese. Der Brief des Herrn Litsch ist ein typisches Beispiel
hierfür. Anders im angelsächsischen Raum, dort wird zum Beispiel unsere
Dalai Lama Kritik von Zen-Buddhisten mit in die Diskussion einbezogen.
Diese starre Ablehnung einer
Debatte wird man sehr bald bereuen, denn die Kritik am Buddhismus
verbreitet sich immer mehr in Milieus außerhalb der liberalen Szene, die
die Kritik am Lamaismus bedenkenlos auf alle anderen buddhistische
Schulrichtungen übertragen und zu pauschalen Verurteilungen neigen.
Litsch:
Was dagegen die "kritische
Studie" des fanatischen Religionsgegners Colin Goldner betrifft, so
handelt es sich hier um ein Machwerk, dass derart von hasserfüllten
Anschuldigungen, Konstruktionen und Unterstellungen geprägt ist, dass sich
selbst die ursprüngliche Mitautorin Jutta Ditfurth vor seinem Erscheinen
davon distanziert hat. Auch das Buch der Trimondis erntet seinerseits dort
nur Häme.
Trimondi:
Goldner hat wichtiges
Faktenmaterial geliefert, das diskussionswürdig ist. Dass Jutta Ditfurth
sich mit Colin Golder wegen inhaltlicher (!) Probleme überworfen haben soll,
ist uns und Herrn Goldner unbekannt. Außerdem stand sie schon lange auf der
schwarzen Liste der Dalai Lama Anhänger und wurde noch vor unserem und
Goldners Buch von buddhistischer Seite beschimpft. Andererseits gibt es von
ihr weit schärfere Verbalattacken gegen den Dalai Lama, als wir sie in
Goldners Buch gefunden hätten. Zum Beispiel: "In der gegenwärtigen
Kampagne des reinkarnierten Häuptlings der Gelbmützensekte, dem 'Dalai
Lama', geht es um machtpolitische Interessen: Er will das Mandat der Welt(regierungen),
alleiniger Vertreter des tibetischen Volkes zu sein, 'geistiges und
weltliches Oberhaupt' von in religiösem Wahn und in feudaler Indoktrination
planvoll ungebildet gehaltenen Menschen. ... der ständig grinsende, ach so
gewaltlose Gelbmützen Häuptling, der es schafft, seinen deutschen Fans
mehrstündige Vorträge über Nichts zu halten, ohne dass sie ihre Leere im
Kopf spüren, ist der Führer einer repressiven, äußerst gewaltvoll
herrschenden Clique." (Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei,
Hamburg, 1997, p. 119)
Goldner greift unseren Text vor
allem deswegen an, weil wir eine Reformierung des Buddhismus für möglich
halten. Das hat ihn sehr aufgeregt! Und außerdem attackiert er uns scharf,
weil wir früher den Dalai Lama unterstützt haben. Aber er hält sich an die
Spielregeln einer demokratisch offenen Gesellschaft, das heißt er
diskutiert mit uns, was für die deutsche buddhistische Szene nur in ganz
wenigen Ausnahmen gilt. Diese polemisiert in den meisten Fällen gegen uns
und Goldner mit solchen Briefen wie dem vorliegenden von Litsch, anstatt
für die Kritik dankbar zu sein, weil sie ihr helfen könnte, die eigenen
Schwachstellen zu erkennen und entsprechende Reformen einzuleiten.
Litsch:
Den Gipfel stellen die mehrfach
wiederholten (um es nach mehr aussehen zu lassen) Anspielungen auf die von
den Trimondis genannte "Shugden Affäre dar. Hier zeigt sich ganz
offen, dass den beiden nicht im Entferntesten an Humanität, Offenheit,
Demokratie und Aufklärung geht, sondern dass ihnen einfach jedes Mittel und
Argument recht ist, um den Dalai Lama ins Zwielicht zu setzen, auch wenn
die tatsächlichen Vorgänge alle ihre Anschuldigungen unmittelbar
widerlegen. Hier geht es nämlich darum, dass der Dalai Lama - der von den
Röttgens ja als fundamentalistischer Despot und Geisterverehrer hingestellt
wird - sich öffentlich und entschieden genau gegen solche bedenklichen
historischen Fehlentwicklungen und Fundamentalismen des tibetischen
Buddhismus gewandt hat und unter den Tibetern für ihre Abschaffung kämpft.
Im Dorje Shugden Kult handelt es sich nämlich um einen vorbuddhistischen
schamanistischen Dämonenkult, der sich im altertümlichen Tibet über die
Jahrhunderte hinweg erhalten konnte, in der modernen Welt aber seine
Aufrechterhaltung und Rechtfertigung verloren hat. Die Trimondis und ihre
chinesischen Hinterleute versuchen nun ausgerechnet dies zu einer
"Unterdrückung religiöser Freiheit und Minderheit" um zu münzen,
um damit das Ansehen des Dalai Lama im Westen zu zerstören und den
tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie zu zwingen.
Trimondi:
Es ist ein erschreckendes
Beispiel der Manipulation, wie von offizieller exiltibetischer Seite die
"Shugden Affäre" dargestellt wird und jeder Buddhist sollte sich
schämen, wie hier von Anhängern des Shakyamuni Buddha mit der Wahrheit
umgesprungen wird. Auskunft darüber gibt Ihnen gerne der langjährige,
ehemalige Übersetzer des Dalai Lama und buddhistische Mönch - Helmut
Gassner.
Der Shugden-Kult ist keineswegs
"vor-buddhistisch", sondern entstand im 17. Jh. zur Zeit des V
Dalai Lama. Er ist auch nur begrenzt schamanistisch, da die Gelugpas, die
Gelbmützen, die den Shugden Kult ins Leben riefen, dem Schamanismus der
anderen Schulen äußerst ablehnend gegenüberstanden und -stehen. Es handelt
sich auch nicht um einen "Dämonenkult", denn die Wesenheit, die
durch das Shugden Orakel spricht ist der ehemalige Gelbmützen- Lama Drakpa
Gyaltsen, Abt des mächtigen Drepung Klosters, der eine Rebellion gegen den
V Dalai Lam organisierte. Man sollte weiterhin erwähnen, dass der XIV Dalai
Lama selber in den Shugden Kult von seinem Lehrer Trijang Rinpoche
initiiert wurde.
Dagegen weiß jeder, der eine
Biographie des Dalai Lama (gleich welche) gelesen hat, dass dieser selber
einen "echten" Dämon, den mongolischen Kriegsgott (!) Pehar,
durch ein Medium, das Nechung Orakel, anruft, damit dieses ihm politische
Entscheidungen abnimmt. Nur in der Person des Orakelgottes, nicht aber in
der Sache unterscheidet sich das Orakelwesen des Dalai Lama von dem der
Shugden Sekte. Die gesamte atavistische Seite des Lamaismus wird in der
öffentlichen Diskussion von Buddhisten aller Schulrichtungen ebenso
ausgespart wie seine magisch-tantrischen Wurzeln, obgleich sich der Dalai
Lama selber dazu bekennt. Stattdessen sollen wir uns ausschließlich an den
ethischen Erbauungsbüchern und -sprüchen des Dalai Lama orientieren und nur
nicht seine Ritualpolitik hinterfragen.
Ein weiteres Beispiel: Es soll
kein Geisterglaube sein, wenn dem Dalai Lama die
"vorbuddhistische" Dämonin Palden Lhamo als höchste Schutzgöttin
zugeordnet ist? Palden Lhamo tötete - der Überlieferung nach - ihren Sohn,
weil er nicht zum buddhistischen Glauben konvertieren wollte und zog ihm
eigenhändig die Haut ab, um diese als Sattel für ihr Maultier zu benutzen.
Sie gilt als die Schutzgöttin, welche die Feinde des Dharma bekämpft und
vernichtet. Solche Mythen und Bilder sind zu überprüfen, weil sie in der
Geschichte Tibets schon verhängnisvolle Auswirkungen gehabt haben und nicht
im Geringsten mit den humanistischen Werten von Toleranz und Interreligiösität,
die der Dalai Lama weltweit predigt, übereinstimmen.
Litsch:
Während die Röttgens sich also
inhaltlich immer wieder mit rassistischen oder dämonisch-magischen
Positionen solidarisieren, unterstellen sie genau solche Handlungen dem Dalai
Lama und dem tibetischen Buddhismus im Westen. Ja, sie versteigen sich gar
zu der absurden Behauptung, jener wolle die gewaltsame Weltherrschaft
erringen und die globale "Buddhokratie" errichten. Oder die
Buddhisten bekämen "keinen direkte Aufklärung über die genauen Ziele,
Ausrichtungen und Machtkonstellationen innerhalb der
Meditationsübungen". Solcher hanebüchene Unsinn übertrifft noch die
Horrorgeschichten, die seit dem 19. Jahrhundert von zahlreichen Rettern des
christlichen Abendlandes über die "gelbe Gefahr" verbreitet
wurden. (Schon Kaiser Wilhelm hatte mit der "Gelben Gefahr" vor
allem den Buddha gemeint). In ihrem blinden Hass setzen sie schließlich den
Dalai Lama - ausgerechnet jenen religiösen Vertreter, der wie kein anderer
in der heutigen Welt unermüdlich immer wieder für bedingungslose
Gewaltfreiheit und Mitgefühl auch mit dem Gegner eintritt - Adolf Hitler
und dessen Politik gleich.
Trimondi:
An keiner Stelle in unserem
Buch oder in unserer Presseerklärung solidarisieren wir uns mit rassistisch
oder dämonisch-magischen Positionen, sondern zeigen, wie diese dem
lamaistischen System inhärent sind beziehungsweise von westlichen
Okkultisten mit eigenen Vorstellungen verbunden werden. Ebenso wenig ist
irgendwo etwas bei uns über die Gleichung Adolf Hitler = Dalai Lama zu
lesen. Wir verweisen dagegen auf den eminenten Einfluss, den der tibetische
Buddhismus auf den Neofaschismus ausübt und ausgeübt hat. Das Streben nach
Buddhokratie ist nicht unsere Erfindung sondern Inhalt des lamaistischen Ritualwesens
und Dogmas, insbesondere des Kalachakra Tantra und explizit im Buddhokratie
Programm von Robert A. Thurman, dem "Sprachrohr des Dalai Lama in den
USA", ausgedrückt.
Selbstverständlich werden die
Schüler nicht über die metapolitischen Ziele des Lamaismus aufgeklärt. Der
Text des Kalachakra Tantra zum Beispiel, in das der Dalai Lama schon
Hunderttausende initiiert hat, ist nur teilweise in eine europäische
Sprache übersetzt. Menschen, die in dieses Tantra eingeweiht wurden, sind
Opfer einer Bewusstseinsmanipulation, weil sie keine Ahnung haben, was sich
in den Kalachakra Mysterien abspielt. Das Kalachakra Tantra wird zum
Beispiel vom Dalai Lama als Friedensritual ausgegeben, hat aber extrem
aggressive und kriegerische Aspekte. Es prophezeit einen blutigen
Endzeitkrieg und bereitet sich und seine Anhänger spirituell und meditativ
darauf vor. In dieser apokalyptischen Schlacht stehen sich Buddhisten und
"Feinde der Lehre" (vor allem Anhänger des Islam) als
unversöhnliche Gegner gegenüber. Ziel des Ganzen: die Errichtung einer
weltweiten, patriarchalen Buddhokratie. Hier tut grundsätzliche Aufklärung
not.
Litsch:
Es gab immer schon einen Weg,
die Wahrheit festzustellen, nämlich indem man sie selbst prüft. Wer wissen
will, was S. H. der Dalai Lama denkt und lehrt und wofür er eintritt, der
kann seine Bücher lesen. Gerade ist seit vielen Jahren wieder eines
erschienen, das nicht nur über ihn oder aus Gesprächen mit ihm sondern von
ihm selbst stammt. Es heißt "Das Buch der Menschlichkeit - eine neue Ethik
für unsere Zeit" und ist erschienen im Lübbe Verlag.
Trimondi:
Mit dem, was der Dalai Lama
sagt, sind wir und die meisten seiner Kritiker ja einverstanden, nicht aber
mit dem, was er verschweigt. Gerade, was in den offiziellen Statements
nicht zu lesen ist, bedarf der Untersuchung und Wertung. Die geheimen
Riten, die metapolitische Magie, die buddhokratischen Entwürfe, und die
verschwiegene Geschichte des Lamaismus, die politische Entmündigung unter
den Exiltibetern ....... verlangen eine Diskussion, der sich Buddhisten
(aus eigenem Interesse) nicht verschließen sollten.
Litsch:
Ich möchte Sie, Herr Richter
bitten, mit dort eine einzige Stelle zu zeigen, die die von Ihnen
veröffentlichten Anschuldigungen bestätigt. Wenn sie diese nicht finden,
dann möchte ich Sie bitten, sich in aller Form in Ihrer Zeitschrift von
diesem Brief zu distanzieren und sich dafür gegenüber den Buddhisten in
Deutschland zu entschuldigen.
Trimondi:
Die buddhistische Szene, die
Jahrelang das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung
hatte, reagiert jetzt auf die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose,
teilweise mit Panik. Warum eigentlich, wenn sie wirklich die besseren
Argumente hat? Sollte sie dann gerade nicht die Kritik begrüßen, um den
eigenen Standpunkt zu festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine
Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und
hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher der Trimondis und Goldners
nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen, Ludmilla Tüting). Wovor
hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein gerichtliches Verbotsverfahren
gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn diese voller Lügen und
Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief macht ein Mitglied der
DBU massiven Druck auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine
Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird auch
zunehmend in der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die
dabei ist, aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen.
Litsch:
Wir Mitarbeiter der deutschen
Buddhistischen Union bemühen uns seit Jahren in zahllosen Begegnungen,
Kontakten, Vorträgen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen Beiträge zu
leisten zu einer neuen, tieferen Verankerung des Bewusstseins der
untrennbaren Verbundenheit aller lebenden Wesen auf diesem Planeten und
unserer besonderen Verantwortung als Menschen dafür. Mitmenschlichkeit bzw.
Mitweltlichkeit ist der entscheidende Schlüssel für eine heilsame Umkehr in
der derzeit enorm bedrohlichen, globalen, geistige, gesellschaftlichen,
ökologischen Entwicklung.
Trimondi:
Wenn diese buddhistischen
Prämissen von Herrn Litsch und der DBU wirklich ernst gemeint sind, so
dürften sie nicht die offene Diskussion mit den Kritikern versperren.
Vielmehr sollten sie die Kritiker, und damit auch uns, in diese
"Verbundenheit" mit einbeziehen, immerhin sind wir ebenfalls
"lebende Wesen", die sich aktiv für die Humanisierung von
Gesellschaft und Religion eingesetzt haben und dies weiterhin tun.
Sie, Herr Richter haben mit
Ihrer Veröffentlichung diesem Geist der Mitmenschlichkeit schweren Schaden
zugefügt. Sie werden wohl nirgendwo von Seiten der Buddhisten eine
Erklärung finden, die andere Menschen, Weltanschauungen oder Religionen auf
derart ungerechtfertigte und verletzende Weise angreift. Ich möchte Ihnen
unterstellen, dass sie nicht ausreichend über die Hintergründe informiert
waren. Sie haben die Möglichkeit, dies rückgängig zu machen.
Mit herzlichem Gruß
Franz Johannes Litsch
Trimondi:
Zum Abschluß als globale
Antwort an Herrn Litsch und darüber hinaus an die DBU ein Buddha Wort! Der
historische Buddha lehrt uns, das Kritik etwas Wertvolles ist. So
nachzulesen im Anguttara Nikaya (I,174), wo er einem zweifelnden Schüler
sagt:
"Deine Zweifel
sind begründet, Sohn des Kesha. Höre meine Weisung: Glaube nichts auf
bloßes Hörensagen hin; glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und
durch viele Generationen bis auf uns gekommen sind; glaube nichts aufgrund
von Gerüchten oder weil Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß weil man
Dir das geschriebene Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube nie
etwas, weil Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit
dich verleitet, es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße
Autorität deiner Lehrer und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und
Untersuchung mit Deiner Vernunft übereinstimmt und Deinem Wohl und Heil wie
dem aller anderen Wesen dient, das nimm als Wahrheit und lebe danach."
In diesem buddhistischen Geiste
haben wir unser Buch "Der Schatten des Dalai Lama" geschrieben.
© Victor und Victoria Trimondi
V. & V. Trimondi
- Verfasser des Buches "Der Schatten des Dalai Lama - Sexualtät Magie
und Politik im tibetischen Buddhismus" - Patmos Verlag
Protestnote gegen einen Brief von Herrn Franz Johannes Litsch
(Deutsche Buddhistische Union)
Die Zeitschrift "Hier
& Jetzt" veröffentlichte die Presseerklärung von V. & V.
Trimondi (H. u. M. Röttgen) zum "Dalai Lama Besuch in München"
(Mai 2000) und stellte sie ihren Lesern zur Diskussion. Der Herausgeber der
Zeitschrift, Winfried Richter, erhielt daraufhin einen Brief von Herrn
Franz Johannes Litsch - Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen
Union - in dem die Autoren des Buches "Der Schatten des Dalai
Lama" beleidigt, verleumdet und beschimpft werden.
München, 20. August 2000
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir wissen nicht ob Herr Franz
Johannes Litsch, den obigen Brief, der sich gegen unsere Arbeit und unsere
Person richtet, im Namen der Deutschen Buddhistischen Union verfasst und
verschickt hat. Auf jeden Fall tritt er als Mitglied des Rates der DBU an
die Öffentlichkeit, um seiner Argumentation Gewicht zu verleihen. Er hat im
Juli 2000 eine regelrechte Kampagne gegen uns gestartet und zahlreiche Vertreter
des Buddhismus über die Schändlichkeit "dieses Machwerkes", wie
er unser Buch bezeichnet, "aufgeklärt".
Herr Litsch polemisiert in
höchst un-buddhistischer Art gegen uns und andere Kritiker des Lamaismus -
durch Unterstellungen, Verzerrungen und bewußte Lügen. Er bezichtigt uns
des "hanebüchenen Unsinns" - der Verbreitung von
"Horrorgeschichten" - des "blinden Hasses" - wir
wollten, "den tibetischen Buddhismus endgültig in die Knie
zwingen" - des "Maoismus" - des "Katholizismus" -
des "verfälschenden Verschweigens" - der "Schlampigkeit der
Recherche" - der "penetranten Selbsterhöhung" - der
"Verdrehung der Wirklichkeit" - einer "Hetz- und
Vernichtungskampagne gegen den Dalai Lama" - einer "bösartigen
Ungeheuerlichkeit" - der "Solidarisierung mit rassistischen und
dämonisch-magischen Positionen". Zumindest für den letzten Fall wird
die Sache strafrechtlich relevant und von uns in dieser Richtung hin
überprüft. Wie leicht Litschs Vorwürfe von der Hand zu weisen sind, können
Sie auf unserer Homepage unter http://www.trimondi.de/med18 nachschlagen,
wo wir auf seinen Brief antworten. Herr Litschs Polemik ist
wissenschaftlich unseriös, politisch verantwortungslos, publizistisch
dürftig und menschlich bedauernswert.
Die buddhistische Szene, die
Jahre lang im Westen das Privileg ungestörter Selbstdarstellung und
Selbstverherrlichung hatte, reagiert jetzt im deutschsprachigen Raum auf
die sich ausweitende Kritik mit einer Neurose, teilweise mit Panik. Warum
eigentlich, wenn sie wirklich die besseren Argumente haben sollte? Sollte
sie gerade dann nicht die Kritik begrüßen, um den eigenen Standpunkt zu
festigen? Weshalb führt man mit den Kritikern keine offene und ehrliche
Debatte? Stattdessen arbeitet man mit Verleumdungen, Drohungen und
hilflosen Boykottaufrufen, die kritischen Bücher von V. & V. Trimondi
und Colin Goldner nicht zu kaufen und nicht zu lesen (Martin Brauen,
Ludmilla Tüting). Wovor hat man denn Angst? Warum wurde bisher kein
gerichtliches Verbotsverfahren gegen die besagten Texte eingeleitet, wenn
diese voller Lügen und Unterstellungen sein sollen? Auch in diesem Brief
macht ein Mitglied der DBU massiven Druck ("Vorwurf der Beteiligung am
Völkermord") auf einen Verleger, der es gewagt hat, der Kritik eine
Plattform zu geben. Ein solch undemokratisches Verhalten wird zunehmend in
der "liberalen" Öffentlichkeit wahrgenommen, die dabei ist, aus
ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Buddhismus aufzuwachen. (Siehe hier zu
unsere Dokumentation "Der Dalai Lama in München" unter http://www.trimondi.de/med18
Wir protestieren
energisch gegen die Aktivitäten, die Herr Litsch gegen uns eingeleitet hat
und fortsetzt und fordern die DBU auf, sich davon öffentlich zu
distanzieren und Herrn Litsch zu veranlassen, sich nicht mehr in seiner
Funktion als Ratsmitglied der DBU zu äußern und sich bei uns zu
entschuldigen.
Hochachtungsvoll
Victor & Victoria Trimondi
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